Eucharistie und Sünde

Allgemein Katholisches.

Mal ehrlich, geht ihr nur dann zur Kommunion, wenn ihr frei von Sünde seid?

Ja, ich gehe immer vorher zur Beichte.
6
25%
Ist schonmal vorgekommen, ich versuche aber vorher an die Beichte zu denken.
8
33%
Was Sünde ist mache ich ohnehin nur mit mir und meinem Gewissen aus.
9
38%
Ich weiß, dass ich das nicht darf, aber ich möchte nicht dadurch auffallen, dass ich nicht zur Kommunion gehe.
1
4%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 24

Edith
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Beitrag von Edith »

HeGe hat geschrieben: Dann hätte ich jetzt nochmal eine Frage: zu Beginn der Messe werden doch die lässlichen Sünden vergeben. Gilt das auch für die schweren lässlichen Sünden, die vom Kommunionempfang ausschließen? Kann ich mir ja eigentlich nicht vorstellen, dann könnte man die Beichte ja ganz abschaffen, Todsünder gehen wohl nicht mehr jeden Sonntag zur Messe.

HeGe
Leute... daß Ihr immer so persönliche Fragen stellt..... das ist individuell sehr schwer zu beurteilen.
Grundsätzlich sage ich: dann geh beichten. Denn wenn Dich etwas von der Kommunion=Vereinigung mit Gott trennt, dann muß ja was gewesen sein, was bereinigt gehört, oder?

Aber:
Sagen wir mal so, das kommt auf das Maß Deiner Reue an.

Selbst wenn Du gebeichtet hättest und die Lossprechung empfangen hättest.... aber nicht bereust.... so kannst Dus knicken.

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Ermi
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Titel

Beitrag von Ermi »

Wenn Henry von Polemik schreibt, würde ich das nicht so sehen. Ich würde das eher als eine sich gegenseitige befruchtende Apologetik bezeichnen.

Wenn Eugen Biser den liebenden Gott, liebenden Jesus hervorhebt, dann ist das eine Betrachtungsweise, die wichtig ist. Aber ich muß Gott, wie auch Christus von verschiedenen Seiten betrachten. Da gibt es nun einmal auch einen zornigen Jesus, warum nicht auch einen zornigen Gott. Das hat mit weniger Liebe nichts zu tun.

Ein Beispiel: Wenn ein kleines Kind in Gefahr gerät, weil es auf die Gleise hinauflaufen will und den herannahende Zug nicht bemerkt, wird da die Mutter mit leiser, lieblicher Stimme sagen: „Ach Kind, komm zurück, es kommt ein Zug“ oder wird die Mutter nicht auch laut, mit zornigen Worten schreien, weil das Kind nicht hört: Zurück, bleib stehn! Liebt jetzt da die Mutter ihr Kind deshalb weniger, weil es im Zorn auf eine tödliche Gefahr hinweisen mußte?

Die Frage von Angelika, war schon eine wichtige Frage: „Kann ein Mensch der Gott liebt eine Todsünde begehen?“ Nehmen wir nochmals das Beispiel von oben. Das Kind liebt von ganzen Herzen ihre Mutter, aber es erkennt nicht die Gefahr, in der sie sich befindet. Sind wir nicht auch oft in einer solchen tödlichen Gefahr, wie dieses Kind, weil wir den Keim der Todsünde nicht erkennen können? Ich nehme an, dass wir alle, die an diesem Forum teilnehmen, Gott lieben, dass wir in einer Kommunio mit Jesus und seiner Kirche verwurzelt sind.
Es ist also kein Widerspruch, wenn die Bibel, aber auch die Kirche mit kräftigen Worten, uns vor der tödlichen Gefahr der Sünde aufmerksam machen muß. Danke Angelika, weil Du uns eine so wichtige Frage geschenkt hast. :)


Eine kleine Anmerkung, betreffs des Fegfeuers, wie es Edith sieht. Über das Fegfeuer als solches, gibt es eine kirchliche Aussage: siehe KKK Nr. 1030 – 1032. Die Ausschmückung des Fegfeuers entspringt natürlich einer starken Volksfrömmigkeit. Wie wär’s mit einem Schweinsbraten und der zünftigen Blasmusik? (Nur für Insider) ;D
Gott ist mittendrin!

Edith
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Re: Titel

Beitrag von Edith »

Ermi hat geschrieben:Eine kleine Anmerkung, betreffs des Fegfeuers, wie es Edith sieht. Über das Fegfeuer als solches, gibt es eine kirchliche Aussage: siehe KKK Nr. 1030 – 1032. Die Ausschmückung des Fegfeuers entspringt natürlich einer starken Volksfrömmigkeit. Wie wär’s mit einem Schweinsbraten und der zünftigen Blasmusik? (Nur für Insider) ;D
Gerne. Über offenem Fegfeuer gebraten. :D

Für den "anderen Ort" ist mir der Vergleich mit einer "Waschküche" lieber.
Da reinige ich üblicherweise schmutzig Gewordenes. 8)

Biggi
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Beitrag von Biggi »

HeGe hat geschrieben: Ich frage mich nur, woher dann historisch gesehen die klassischen sieben Todsünden kommen.
Da verwechselst du was (wobei diese Verwechslung allerdings sehr verbreitet ist - gibt mildernde Umstände und ist damit allenfalls lässliche Sünde ;) ;D ): Die Tradition kennt die "klassischen sieben Hauptsünden" - manchmal auch "Wurzelsünden" genannt. Im KKK ist in Punkt 1866 von ihnen die Rede, wo auch der hl. Johannes Cassian und der hl. Gregor der Große als Urheber dieser Kategorisierung genannt werden. Gemeint ist damit, dass diese Sünden weitere Sünden und Laster notwendigerweise im Schlepptau haben. Zu Todsünden werden sie erst, wenn die üblichen - hier bis zum Überdruss wiederholten - Bedingungen dazu kommen.

LG
Biggi
Das Christentum nimmt den Menschen, wie er ist, und macht ihn zu dem, was er sein soll.
(Adolph Kolping, Patron des XX. Weltjugendtags 2005)

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Robert Ketelhohn
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Re: Titel

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Edith hat geschrieben:
Ermi hat geschrieben:Eine kleine Anmerkung, betreffs des Fegfeuers, wie es Edith sieht. Über das Fegfeuer als solches, gibt es eine kirchliche Aussage: siehe KKK Nr. 1030 – 1032. Die Ausschmückung des Fegfeuers entspringt natürlich einer starken Volksfrömmigkeit. Wie wär’s mit einem Schweinsbraten und der zünftigen Blasmusik? (Nur für Insider) ;D
Gerne. Über offenem Fegfeuer gebraten. :D

Für den "anderen Ort" ist mir der Vergleich mit einer "Waschküche" lieber.
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Du bist ein Goldstück, Schatz. Gold aber läutert man nicht in der Waschküche. Sondern …?
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Biggi hat geschrieben:»Die Tradition kennt die "klassischen sieben Hauptsünden" - manchmal auch "Wurzelsünden" genannt. Im KKK ist in Punkt 1866 von ihnen die Rede, wo auch der hl. Johannes Cassian und der hl. Gregor der Große als Urheber dieser Kategorisierung genannt werden. Gemeint ist damit, dass diese Sünden weitere Sünden und Laster notwendigerweise im Schlepptau haben. Zu Todsünden werden sie erst, wenn die üblichen - hier bis zum Überdruss wiederholten - Bedingungen dazu kommen.«
Noch genauer gesagt, ist im Falle der „Hauptsünden“ der Begriff „Sünde“ sozusagen uneigentlich zu verstehen. Sie sind vielmehr in jedem Menschen als Potenz vorhanden: die direkte Folge der Erbsünde und der von ihr herrührenden, auch nach der Taufe verbleibenden Neigung zum Bösen. Wenn diese „Potenzen“ sich nun aber in actu ausleben – im Wollen, Tun und Lassen –, dann und erst dann liegt konkrete Sünde vor; und wenn es eine schwere ist, die von Gott trennt, dann nennt der kirchliche Sprachgebrauch das eine Todsünde.
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Edith
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Re: Titel

Beitrag von Edith »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Für den "anderen Ort" ist mir der Vergleich mit einer "Waschküche" lieber.
Da reinige ich üblicherweise schmutzig Gewordenes. 8)
Du bist ein Goldstück, Schatz. Gold aber läutert man nicht in der Waschküche. Sondern …?
:herz: Ach Robert..... so geht der Tag schon gut an! *froi*

Dennoch "erwärmt" sich mein Herz eher bei dem Gedanken, an Gott den Herrn, der mich eines (möglicherweise längeren) Baby-Bades unterzieht. Außerdem liebe ich Wasser.... :ja:

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Biggi hat geschrieben:»Die Tradition kennt die "klassischen sieben Hauptsünden" - manchmal auch "Wurzelsünden" genannt. Im KKK ist in Punkt 1866 von ihnen die Rede, wo auch der hl. Johannes Cassian und der hl. Gregor der Große als Urheber dieser Kategorisierung genannt werden. Gemeint ist damit, dass diese Sünden weitere Sünden und Laster notwendigerweise im Schlepptau haben. Zu Todsünden werden sie erst, wenn die üblichen - hier bis zum Überdruss wiederholten - Bedingungen dazu kommen.«
Noch genauer gesagt, ist im Falle der „Hauptsünden“ der Begriff „Sünde“ sozusagen uneigentlich zu verstehen. Sie sind vielmehr in jedem Menschen als Potenz vorhanden: die direkte Folge der Erbsünde und der von ihr herrührenden, auch nach der Taufe verbleibenden Neigung zum Bösen. Wenn diese „Potenzen“ sich nun aber in actu ausleben – im Wollen, Tun und Lassen –, dann und erst dann liegt konkrete Sünde vor; und wenn es eine schwere ist, die von Gott trennt, dann nennt der kirchliche Sprachgebrauch das eine Todsünde.
Aha, d.h. also, dass diese 7 Hauptsünden im Prinzip nur so eine Art von Kategorisierung darstellen, aus welchen Gründen sündhaftes Handeln entsteht?

Und aus diesen Sünden können aber wiederum lässliche und Todsünden entspringen... :kratz:

Ist das kompliziert. :shock:

Bis hierin habe ich das als Ergebnis so verstanden: es gibt also lässliche Sünden des Alltags, schwere Sünden, die auch vom Kommunionempfang ausschließen und eben Todsünden, die absichtlich und frei gegen Gott gerichtet sind. Letztere beiden werden durch die Beichte vergeben (selbstverständlich nur, wenn es ernst gemeint ist!).

Soviel zur Lehre der Kirche. Aber wie sieht es mit der Frage aus, ob ein gläubiger Christ eine solche Todsünde begehen kann? Ich würde sagen, dass kann er und zwar zu irgendeinem Zeitpunkt seiner Entfernung vom Glauben, nämlich dann, wenn er sich sozusagen innerlich sagt: so, jetzt glaube ich nicht mehr. Im Prinzip kann man also eine solche Todsünde als gläubiger Christ nur einmal begehen, weil man danach unweigerlich von Gott getrennt ist (jedenfalls bis man irgendwann wieder gläubig wird).

HeGe

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Ermi
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Beitrag von Ermi »

Zum Glück trennt Gott sich nicht von uns!
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babavaria
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Re: Eucharistie und Sünde

Beitrag von babavaria »

...dann müsste quasi, wer täglich die Eucharistie mitfeiert (also z. B. Ordensleute) auch täglich beichten???

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cantus planus
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Re: Eucharistie und Sünde

Beitrag von cantus planus »

babavaria hat geschrieben:...dann müsste quasi, wer täglich die Eucharistie mitfeiert (also z. B. Ordensleute) auch täglich beichten???
Nein, nur wenn man sich schwerer Sünden bewusst ist.
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Ecce Homo
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Re: Eucharistie und Sünde

Beitrag von Ecce Homo »

cantus planus hat geschrieben:
babavaria hat geschrieben:...dann müsste quasi, wer täglich die Eucharistie mitfeiert (also z. B. Ordensleute) auch täglich beichten???
Nein, nur wenn man sich schwerer Sünden bewusst ist.
Und wenn man täglich kommunizierte. Ich kenn auch viele, die täglich zum heiligen Messopfer gehen, aber nicht jedesmal kommunizieren...
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Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

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Linus
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Re: Eucharistie und Sünde

Beitrag von Linus »

Wobei ich mit den Kriterien zur Definition schwerer Sünden (Freiwilligkeit, Materie, Bewußtsein) nach wie vor ein Problem hab. was wirklich genügend Graviditätbesitzt, damit man mit der materie auch schwanger geht, das ist mir nach wie vor ein zum Teil nicht geklärtes Problem.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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Ecce Homo
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Re: Eucharistie und Sünde

Beitrag von Ecce Homo »

Linus hat geschrieben:Wobei ich mit den Kriterien zur Definition schwerer Sünden (Freiwilligkeit, Materie, Bewußtsein) nach wie vor ein Problem hab. was wirklich genügend Graviditätbesitzt, damit man mit der materie auch schwanger geht, das ist mir nach wie vor ein zum Teil nicht geklärtes Problem.
Ich glaub, die Grenzen kann/sollte/muss jeder für sich setzen/finden - in Begleitung mit einem guten Beichtvater... das kann man echt schwer beurteilen...
Persönlich tu ich mír auch schwer mit dem beruteilen, was ist "schwer", was nicht... Mittlerweile halte ich es so, dass ich, wenn der Gedanken aufkommt von wegen - das könnte schwer sein - dass ich dann im Zweifelsfall direkt zur heiligen Beichte geh.

(Auch, wenn ich manchmal nicht in der Haut meines Beichtpriesters stecken möchte - der macht mit mir schon einiges mit... 8) )
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