Stefan hat geschrieben:So einfach ist das nicht.
Es muss jemanden geben, der Verträge rechtsgültig abschließen darf, in der Regel ist das nicht der Bischof, sondern der Vermögensverwaltungsrat.
Es gibt dazu klare Regelungen, da die Kirche diesbezüglich eine Anstalt des öffentlichen Rechts ist.
Entweder wusste der Verwaltungsrat mehr, oder es wurde unbefugt Verträge abgeschlossen.
Wenn im Verwaltungsrat wirklich Professoren oder Wirtschaftsprüfer sitzen, dann wissen sie sehr genau, was zu tun ist.
Ich gewinne mehr und mehr den Eindruck, dass wir noch lange nicht alles wissen!
Ich glaube kaum, daß der Vermögensverwaltungsrat jeden Vertrag über den Einbau einer Spüle abschließt. Er ist wohl - wie im Namen zum Ausdruck kommt - beratend tätig. Federführend für die Bauarbeiten dürfte der sog. "Diözesanbaumeister",
hier ein Interview über die Arbeiten am Diözesanen Zentrum St. Nikolaus. Bemerkenswert ist, daß der Herr Diözesanbaumeister Anfang Juli 2013 von einem Zwischenstand der Kosten iHv 9,85 Mio € ausging - die Formulierung entspricht der bischöflichen Strategie, alles im unklaren zu lassen und trotzdem Zahlen in den Raum zu stellen:
Aktuell beläuft sich das Kostenvolumen für die in die historischer Substanz eingebundenen Teilprojekte "Alte Vikarie" aus dem 15. Jahrhundert mit angrenzenden Räumen für Verwaltung, die Teile der mittelalterlichen Stadtmauer und das ehemalige Küsterhaus von 1904 auf knapp unter 10 Millionen Euro. Der derzeitige Zwischenstand von 9,85 Millionen Euro ist eine Zwischensumme der Abschlagsrechnungen für diese Einzelprojekte. Doch vor dem endgültigen Abschluss der Rechnungsstellung der Einzelgewerke sind keine Kostenangaben möglich."
Gleiches gilt im übrigen auch für den Vermögensverwaltungsrat. Wann hat der Bischof ihn eingerichtet? Welche Befugnisse hat er? Wie oft hat er getagt? Welche Beschlüsse konnte er fassen?
Alles unklar - entsprechende Veröffentlichungen auf der Internet-Seite des Bistums - Fehlanzeige!
Und das, obwohl auch in der Kirche klare Regelungen gelten (sollten)!
Maurus hat geschrieben:
Zurücktreten, was denn sonst. Wen mich jemand zum Verwalter eines Stiftungsvermögens bestellt, ohne dass ich Einblicke in die Finanzen erhalte, obwohl ich weiß, dass gerade erhebliche Mittel dieser Stiftung für ein Großprojekt aufgewendet werden, was verwalte ich dann eigentlich? Nichts! Folglich bin ich in dem Amt überflüssig und gehe einfach wieder.
Wenn ich mir die obige Stellungnahme des Herrn Diözesanbaumeisters durchlese, kann ich mir die Vertröstungen schon vorstellen:
"Die Rechnungen sind noch nicht vollständig." "Wir arbeiten an der Aufstellung." "Der Herr Bischof hat noch keine Zeit gehabt zu prüfen." usw. usf.
Natürlich ist der Rücktritt eine Option. Aber vermutlich wird der Bischof bei der Auswahl der Personen schon darauf geachtet haben, daß sie dieser Versuchung nicht zu leicht erliegen und wir wissen auch nicht, seit wann der Vermögensverwaltungsrat damit befaßt ist, wie oft er überhaupt zusammenkam, wer ihn einberufen konnte usw.
Vielleicht wurde er auch nur mit Behauptungen und Teilwahrheiten abgespeist - die Formulierung, daß man erst jetzt über die Höhe der Kosten informiert wurde und "durch den Bischof von Limburg hinter das Licht geführt worden“ ist, könnte man so auslegen. Die Wortwahl ist schon sehr bemerkenswert und wäre mE nicht so erfolgt, wenn im Vermögensverwaltungsrat nicht eine ganz große Enttäuschung über das bischöfliche Verhalten herrschen würde.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß sich drei - gesellschaftlich hoch angesehene - Personen so äußern würden, wenn ihre Aussagen einfach zu widerlegen wären. Es handelt sich ja nicht um "Kirchenkritiker" oder "Kirchenhasser" - wie man teilweise den Redakteuren der Presse unterstellt (hat).