Fasten und Abstinenz

Allgemein Katholisches.

Achtet Ihr die Fast- und Abstinenzgebote an Aschermittwoch und Karfreitag?

Ja, uneingeschränkt
29
48%
Ja, mit Einschränkung
14
23%
Ja, strenger als vorgeschrieben
12
20%
Nein
3
5%
Die Fast- und Abstinenzvorschriften sind mir unbekannt
2
3%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 60

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anneke6
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Re: Fasten und Abstinenz

Beitrag von anneke6 »

Im Bezug auf die (aktuellen) Gebote mußte ich letzten Sonntag auch einige Leute aufklären — viele Leute glauben hier, das Abstinenzgebot gelte ab der Erstkommunion.
Ist natürlich nicht verkehrt, schon in jüngeren Jahren damit anzufangen, aber es macht Sinn, zu wissen, wie es geschrieben steht. Ich habe mit 18 angefangen…war fast schon ein Schock, als mir klar wurde, ups, das gilt jetzt auch für dich. Aber dann habe ich mir gedacht: Naja, wenn man auch sonst die Privilegien der Volljährigkeit in Anspruch nehmen will. :breitgrins:
Die meisten Gläubigen, die ich kenne, geben das Fasten übrigens auch nicht auf, wenn sie älter als 60 sind.
???

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Chiara
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Re: Fasten und Abstinenz

Beitrag von Chiara »

iustus hat geschrieben:Abstinenz und Fasten sind zu halten am Aschermittwoch, an den Freitagen und Samstagen der Fastenzeit, an den Quatembertagen und an den Vigiltagen von Pfingsten Allerheiligen, Unbefleckte Empfängnis Mariens und Weihnachten.
Kommt nicht in Frage! Geburtstag wird [Punkt]
;D
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lifestylekatholik
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Re: Fasten und Abstinenz

Beitrag von lifestylekatholik »

Raimund Josef H. hat geschrieben:Ich würde einfach schlicht und ergreifend dem Gast sagen, daß heute Aschermittwoch ist und aufgrund der Fastengebote keine Fleischspeisen aufgetischt werden. Wo liegt das Problem?
Diss hab ick doch jesacht, oder? :hae?:

Das "tue so" war nicht so gemeint, dass dem Gast nun ein Märchen aufzutischen sei, sondern einfach "handle so", "sei mal für einen Tag".
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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anneke6
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Re: Fasten und Abstinenz

Beitrag von anneke6 »

Chiara hat geschrieben:
iustus hat geschrieben:Abstinenz und Fasten sind zu halten am Aschermittwoch, an den Freitagen und Samstagen der Fastenzeit, an den Quatembertagen und an den Vigiltagen von Pfingsten Allerheiligen, Unbefleckte Empfängnis Mariens und Weihnachten.
Kommt nicht in Frage! Geburtstag wird [Punkt]
;D
Heiligabend war bis 2003 in Polen auch Fasten- (nicht Abstinenz-) Tag…die Aufhebung hat einen mittleren Bürgerkrieg ausgelöst.
???

sofaklecks
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Mit Verlaub

Beitrag von sofaklecks »

Einmal mehr, mit Verlaub gesagt:

Die Fastengebote erinnern mich in vielerlei Hinsicht an die Gewohnheiten langjährig verheirateter Ehefrauen, die darauf achten, dass bestimmte Regeln eingehalten werden. Am Valentinstag gibt's Blumen. Dito Muttertag. Hochzeitstag ebenfalls.

Das ist ungemein vorteilhaft für uns Männer. Anstatt uns das ganze Jahr (oder Leben, wie undenkbar) bemühen zu müssen, genügen wir unseren Pflichtübungen an den vorgeschriebenen Tagen und werden geliebt. Wie praktisch.

Aber wehe, wenn wir nicht funktionieren.

Ich gestehe, dass mich immer wieder die Lust anwandelt, diese Regeln ad absurdum zu führen. Sachte natürlich.

Wenn ich Gäste am Aschermittwoch hätte, würde ich sie, da offenbar unvermeidlich, aufs köstlichste bewirten. Ohne Fleisch. Man lese Simmels "Es muss nicht immer Kaviar sein", wo der eingefleischte Vegetarier mit einem Pilzschnitzel bewirtet wird, das er zunächst mit einem Wiener Schnitzel verwechselt und gekränkt ist. Spaghetti mit Hummerschwänzchen sind doch sicher eine Fastenspeise, oder nicht?

Fasten hat etwas mit einer inneren Haltung zu tun. Mit einem Überlegen. Das tut man für sich. Ganz sicher, das kann man sehr sinnvollerweise mit einem Versprechen sich selbst gegenüber verbinden, etwas zu unterlassen, wonach es einem sehr gelüstet.
Sofaklecks also könnte mal das Lästern lassen. Das würde ihm ungleich viel mehr Opfer abverlangen als der Verzicht auf Fleisch oder Wein. Immerhin steht er stets unter dem Verdikt des Psalm 1. Bank der Spötter.

Aber Weihnachten als Fasttag? Das ist wie eine mit Recht eifersüchtige Ehefrau, die das Geld in die Ehe mitgebracht hat und deren einzige Bestrebung es ist, ihre Macht den Ehemann spüren zu lassen.

sofaklecks

sofaklecks

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cantus planus
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Re: Mit Verlaub

Beitrag von cantus planus »

sofaklecks hat geschrieben:Wenn ich Gäste am Aschermittwoch hätte, würde ich sie, da offenbar unvermeidlich, aufs köstlichste bewirten. Ohne Fleisch. Man lese Simmels "Es muss nicht immer Kaviar sein", wo der eingefleischte Vegetarier mit einem Pilzschnitzel bewirtet wird, das er zunächst mit einem Wiener Schnitzel verwechselt und gekränkt ist. Spaghetti mit Hummerschwänzchen sind doch sicher eine Fastenspeise, oder nicht?

Fasten hat etwas mit einer inneren Haltung zu tun. Mit einem Überlegen. Das tut man für sich. Ganz sicher, das kann man sehr sinnvollerweise mit einem Versprechen sich selbst gegenüber verbinden, etwas zu unterlassen, wonach es einem sehr gelüstet.
Sofaklecks also könnte mal das Lästern lassen. Das würde ihm ungleich viel mehr Opfer abverlangen als der Verzicht auf Fleisch oder Wein. Immerhin steht er stets unter dem Verdikt des Psalm 1. Bank der Spötter.
Du hast es richtig erfasst: es geht um ein bewußtes Opfer, nicht um Pflichterfüllung. Genau dieses Paradox erlebte Österreich nach dem II. Weltkrieg: dort wurde am Aschermittwoch als "Fastenessen" Fisch serviert - der damals schwer aufzutreiben und nahezu unbezahlbar war. Das führte das Fasten natürlich ad absurdum.
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Kilianus
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Re: Mit Verlaub

Beitrag von Kilianus »

sofaklecks hat geschrieben:Aber Weihnachten als Fasttag? Das ist wie eine mit Recht eifersüchtige Ehefrau, die das Geld in die Ehe mitgebracht hat und deren einzige Bestrebung es ist, ihre Macht den Ehemann spüren zu lassen.
Ich unterstelle jetzt einfach mal, mit "Heiligabend" war der 24. Dezember gemeint. Und da ist nicht Weihnachten. Weihnachten ist am 25. Dezember, der allerdings kirchlich-kalendarisch am Abend des 24. mit der Ersten Vesper beginnt. So gesehen kein Grund zur Aufregung. Auch nicht für geplagte Ehemänner.

sofaklecks
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Gut zu wissen

Beitrag von sofaklecks »

Ach, mein Bester,

das war doch jetzt wieder hübsch.

Na klar unterscheidet der sorgfältige Gläubige zwischen Heiligabend und Weihnachten.

Aber erst, wenn er älter als zehn ist.

Aber gut, du hast Recht.

Da darf ich dann zum Trost für unseren Gastgeber die Dame meines Herzens zitieren, die an dieser Stelle einen Satz aus "Ein Fressen für die Geier" aufsagen würde, der da heisst: "In dringenden Fällen erteilt die Heilige Mutter Kirche Dispens." Weiblich, die Heilige Mutter Kirche, was manche ihrer Verhaltensweisen erklärt.

sofaklecks

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Chiara
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Re: Fasten und Abstinenz

Beitrag von Chiara »

@ sofaklecks
Bei dem Heiligabend-Fasten geht es tatsächlich um die Vigil, also den Vorabend von Weihnachten. In meinem Elternhaus wird das bis heute so gehalten - trotz der Aufhebung des Gebots vor einigen Jahren. Tagsüber gibt es keine Mahlzeit (außer für die Kinder, die Erwachsenen begnügen sich mit der "kleinen Stärkung"), am Abend beginnt mit dem feierlichen Abendessen/Abendmahl die Feier des Weihnachtsfestes. Allerdings gibt es trotz der Feierlichkeit kein Fleisch, nur gebratenen Karpfen, und einige andere traditionelle Gerichte, die außer an diesem Abend nicht bzw. nicht in dieser Zusammensetzung auf den Tisch kommen.
Das Fasten habe ich seit der Kindheit als sehr bereichernd erlebt: körperlich gesehen mundet einem das Abendessen dann doppelt so gut, in geistlicher Hinsicht ist die damit verbundene Einkehr eine gute Vorbereitung auf das Oblatenteilen vor dem Essen, was stets mit der gegenseitigen Verzeihung dessen verbunden sein soll, was man sich während des letzten Jahres gegenseitig so alles angetan hat. - Darum halte ich es auch ein, seitdem ich alleine wohne und keiner merken würde, wenn ich schummelte...
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songul
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Re: Fasten und Abstinenz

Beitrag von songul »

anneke6 hat geschrieben:
Chiara hat geschrieben:
iustus hat geschrieben:Abstinenz und Fasten sind zu halten am Aschermittwoch, an den Freitagen und Samstagen der Fastenzeit, an den Quatembertagen und an den Vigiltagen von Pfingsten Allerheiligen, Unbefleckte Empfängnis Mariens und Weihnachten.
Kommt nicht in Frage! Geburtstag wird [Punkt]
;D
Heiligabend war bis 2003 in Polen auch Fasten- (nicht Abstinenz-) Tag…die Aufhebung hat einen mittleren Bürgerkrieg ausgelöst.
In lateinischen Ländern ist das nach wie vor traditionell ein Fastentag; wie es auch selbst in unseren Breiten in strengeren Klöstern noch Brauch ist das Adventsfasten einzuhalten.

Ohnehin schon traurig, wenn das Fasten vor Ostern gerade auch von vielen Christen als gute Gelegenheit gesehen wird, Essenssünden abzubauen aber das Geistliche nebensächlich ist.

LG Songul

sofaklecks
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Sinnvoll

Beitrag von sofaklecks »

Mit dem Fasten ist es wie mit dem Leben: Es muss einen Sinn haben.

Wenn eine Familie das so zelebriert, wie von Dir beschrieben, dann hat es Sinn und es ist ganz sicher besser als das, pardon, Fressen um des Feiertags willen. Mir sind die Christmetten bis heute in unangenehmer Erinnerung, als auf der "Bordkirche", also der Empore, wo die Männer ihren Platz hatten, kaum mehr einer nüchtern war.

Keine Frage: Wo das Fasten als bewusste Vorbereitung auf ein Hochfest gehalten wird, da überzeugt es.

Nur: Das muss freiwillig, gefördert aus einer guten Tradition heraus geschehen. Es darf keine verordnete Pflichtübung sein. Eher eine Empfehlung zu sinnvollem Tun.

sofaklecks

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Juergen
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Re: Fasten und Abstinenz

Beitrag von Juergen »

Natürlich halte ich die beiden Fast-und-Abstinenztage Aschermittwoch und Karfreitag ein. Zusätzlich verzichte ich in der gesamten Fastenzeit (auch an vielleicht anfallenden Hochfesten, wie etwa 19. März) auf Fleisch, was mir als bekennendem Fleischesser äußerst schwer fällt. Die erste Zeit geht's ja noch, aber am Ende der Fastenzeit kann ich es dann kaum erwarten, daß Ostern wieder Fleisch auf den Tisch kommt.
:)

Ansonsten gibt's bei mir Freitags kein Fleisch - außer es ist vielleicht ein Hochfest.


[Ketzermodus ein]
An Fasttagen darf es ja nur eine einmalige Sättigung sein und zu den anderen beiden Tischzeiten darf es nur eine kleine Stärkung sein.
Ergo: man ist sich nie satt, so darf man den ganzen Tag über futtern.

Alternativ: man isst grundsätzlich am "fremden Tisch". Dafür ist es ratsam sich jeweils den Tisch vom Nachbarn auszuleihen.
[/Ketzermodus aus]
Gruß Jürgen

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Raimund J.
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Re: Sinnvoll

Beitrag von Raimund J. »

sofaklecks hat geschrieben: Mir sind die Christmetten bis heute in unangenehmer Erinnerung, als auf der "Bordkirche", also der Empore, wo die Männer ihren Platz hatten, kaum mehr einer nüchtern war.
Oh je! Wo gibts denn sowas?

Bei uns auf dem Land wurde seit je her um den Heiligabend kein besonder grosses Aufhebens gemacht. Der Tag war mehr oder weniger ganz normaler Werktag, die Männer gingen ihren Beschäftigungen auf dem Bauernhof nach, wir Kinder schmückten nachmittags mit der Mutter den Christbaum. Der Tag bis zur Mette wurde als Abstinenztag gehalten, also gabs Mittags Nudeln, Kartoffelpuffer oder so etwas in der Art. So um 17.00 oder eher 18.00 Uhr herum Bescherung. Vorbereitung zum Gang zur Christmette und dann Christmette. Danach Lebkuchen, Plätzchen und für die Erwachsenen Wein.
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
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Raimund J.
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Re: Fasten und Abstinenz

Beitrag von Raimund J. »

lifestylekatholik hat geschrieben:
Raimund Josef H. hat geschrieben:Ich würde einfach schlicht und ergreifend dem Gast sagen, daß heute Aschermittwoch ist und aufgrund der Fastengebote keine Fleischspeisen aufgetischt werden. Wo liegt das Problem?
Diss hab ick doch jesacht, oder? :hae?:

Das "tue so" war nicht so gemeint, dass dem Gast nun ein Märchen aufzutischen sei, sondern einfach "handle so", "sei mal für einen Tag".
Ja, war auch nicht "tadelnd" gemeint! ;)

Ich hatte schon öfter das "Glück", daß mein Geburtstag auf den Karfreitag gefallen ist. Entweder wurde die Feier verschoben oder wenn mich trotzdem gute Freunde besuchten, haben wir in einer Wirtschaft gegessen, die für ihre Forellen berühmt sind.
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LaudaSion
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Re: Fasten und Abstinenz

Beitrag von LaudaSion »

Raimund Josef H. hat geschrieben:
Ich hatte schon öfter das "Glück", daß mein Geburtstag auf den Karfreitag gefallen ist. Entweder wurde die Feier verschoben oder wenn mich trotzdem gute Freunde besuchten, haben wir in einer Wirtschaft gegessen, die für ihre Forellen berühmt sind.
Mhm, kenne ich gut! Auch ich habe nächstes Jahr einmal wieder am Karfreitag Geburtstag (dieses Jahr immerhin vor Palmsonntag), so dass mein Geburtstag nächstes Jahr einmal wieder ausfällt oder aber "entsprechend den liturgischen Regeln" verlegt wird ;)

Im übrigen frage ich mich jedes Jahr (da ja für die Sonntage das Fastgebot nicht gilt, insbesondere wahrscheinlich nicht für Laetare), ob ich sie trotzdem fastend verbringe, oder aber konsequenterweise (um eben das Fasten inhaltlich gefüllt zu betreiben) jeden Sonntag als kleines Osterfest gestalte.....

Interssant fand ich übrigens die Hinseise auf das Fasten vor wichtigen Hochfesten.... :hmm:
Domine, labia mea aperies,
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iustus
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Re: Fasten und Abstinenz

Beitrag von iustus »

LaudaSion hat geschrieben: Interssant fand ich übrigens die Hinweise auf das Fasten vor wichtigen Hochfesten.... :hmm:
Allerdings gibt es schon seit 1962 keine Vigilien vor Allerheiligen und Mariä Empfängnis mehr.

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Maurus
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Re: Fasten und Abstinenz

Beitrag von Maurus »

iustus hat geschrieben:Für die, die es etwas härter mögen, hier die Fastenordnung nach dem Kirchenrecht vor 1983:

„Das Abstinenzgebot verpflichtet zur Enthaltung von Fleischspeisen und Fleischbrühe. Verboten ist nur der Genuß des Fleisches warmblütiger, auf dem Lande lebender Tiere, nicht des von Fischen. Erlaubt sind Eier, Milchspeisen und Speisewürzen jeder Art, auch mit Tierfett (Canon 1250 [von 1917]).

Das Fastengebot fordert, sich mit einer einmaligen täglichen Sättigung zu begnügen; eine kleine Stärkung des Morgens und des Abends ist gestattet, wobei das örtliche Herkommen hinsichtlich Art und Maß der Speisen zu beachten ist. Es ist nicht verboten, Fisch- und Fleischspeisen bei derselben Mahlzeit zu genießen oder die Hauptmahlzeit am Abend statt zu Mittag zu nehmen (Canon 1251 [von 1917]).
Irgendwie scheint da ein mir unbekanntes Verständnis von Sättigung zu existieren. Würde ich täglich mehrmals das machen, was ich als Sattessen bezeichnen würde, so wöge ich mindestens 180 kg. Eine größere Mahlzeit nehme ich grundsätzlich nur abends ein, nicht nur in der Fastenzeit. Eine einmalige Sättigung ist bei mir also an der Tagesordnung :).

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Linus
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Re: Fasten und Abstinenz

Beitrag von Linus »

Naja im bäuerlichen Umfeld sind bis zu 5 Mahlzeiten drin (keine kleinen).

Erst hier, auf dem Lande habe ich Unmengen zu essen gelernt. ("Wos erst zwaa Schnitzln, nimm no aans, sonst foist vom Fleisch.")
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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Maurus
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Re: Fasten und Abstinenz

Beitrag von Maurus »

Ich mach' ja auch keine Feldarbeit. Dann müsste ich natürlich öfter essen.

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monsieur moi
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Re: Fasten und Abstinenz

Beitrag von monsieur moi »

Raimund Josef H. hat geschrieben:
monsieur moi hat geschrieben:Im Übrigen:
Zur Abstimmung. Ich habe angekreuzt: "ja, strenger, als vorgeschrieben", weil ich Aschermittwoch und Karfreitag bis jetzt immer gut ohne Essen ausgekommen bin.
Trinken muss schon sein.
Solange Du das nicht irgendwann von Aschermittwoch bis Karfreitag ausdehnst... ;)
:breitgrins:
Passt nur auf. Ich geh euch noch unter die (männlichen) Magermodels.
Haschem ro'i lo echzar.

new
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Re: Fasten und Abstinenz

Beitrag von new »

Zu früheren Zeiten (als die Fastenzeit noch Fastenzeit hiess weil man fasten musste) galt an allen Tagen der Fastenzeit, des Advents, der Quatembertage, dem Allerseelentag und natürlich der Freitage (alles ausser an 1. Klasse Festen und ausser an Sonntagen) das "Fastengebot". Eben jenes, was heute nur noch Aschermittwoch und Karfreitag verpflichtend ist.
Und wenn man nun also korrekterweise ließt, dass eine nur einmalige Sättigung und sonst zwei kleine Stärkungen gestattet sind dann erkennt man, dass das "Fasten" durchaus lebbar war (und gesund noch dazu).
Insofern ... es ist gar nicht verboten für sich persönlich weiterzugehen als es das heutige Kirchenrecht fordert und natürlich ist man auch zur einmaligen Sättigung und weiteren Stärkungen nicht verpflichtet. Das muss jeder für sich selbst wissen.

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Jacinta
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Re: Mit Verlaub

Beitrag von Jacinta »

sofaklecks hat geschrieben:Einmal mehr, mit Verlaub gesagt:

Die Fastengebote erinnern mich in vielerlei Hinsicht an die Gewohnheiten langjährig verheirateter Ehefrauen, die darauf achten, dass bestimmte Regeln eingehalten werden. Am Valentinstag gibt's Blumen. Dito Muttertag. Hochzeitstag ebenfalls.

Das ist ungemein vorteilhaft für uns Männer. Anstatt uns das ganze Jahr (oder Leben, wie undenkbar) bemühen zu müssen, genügen wir unseren Pflichtübungen an den vorgeschriebenen Tagen und werden geliebt. Wie praktisch.

Aber wehe, wenn wir nicht funktionieren.
Also weder das eine noch das andere sollten zu Pflichtübungen verkommen. Fasten zu "müssen" tut sicher vielen Menschen gut, da sie so sonst wohl kaum über ihren Lebensstil nachdenken würden. Ebenso ist das mit den Ehemännern, die sollen ruhig mal dazu verdonnert werden, ihren Frauen was Gutes zu tun. An dem, was dabei herauskommt, kann eine Frau dann sehr vieles ablesen... Viele Frauen würden sonst wohl niemals Blumen von ihrem Ehemann geschenkt bekommen.
Ich gestehe, dass mich immer wieder die Lust anwandelt, diese Regeln ad absurdum zu führen. Sachte natürlich.
Der Mensch ist schwach und wird stark durch Regeln. ---> Ist ein Thema für sich.
Wenn ich Gäste am Aschermittwoch hätte, würde ich sie, da offenbar unvermeidlich, aufs köstlichste bewirten. Ohne Fleisch. Man lese Simmels "Es muss nicht immer Kaviar sein", wo der eingefleischte Vegetarier mit einem Pilzschnitzel bewirtet wird, das er zunächst mit einem Wiener Schnitzel verwechselt und gekränkt ist. Spaghetti mit Hummerschwänzchen sind doch sicher eine Fastenspeise, oder nicht?
Damit hast Du aber den Sinn des Fastens nicht erfaßt und klebst nur an den Buchstaben der Regel. Ich will mich ja überhaupt nicht damit rühmen, dass ich heute bis auf eine Tasse schwarzen Tee am Morgen und zwei Gläsern Wasser noch nichts zu mir genommen habe. Jetzt gleich werde ich Brot und Tee essen, da ich eine gewisse Unterzuckerung verspüre. (Mir ist schwindelig.) Abend gibt es dann noch auswärts ein Käsebrötchen. Ich bin sehr froh, dass ich weiss, dass es dort, wo ich hingehen werde, wenigstens Käsebrötchen (neben solchen mit Wurst und Schinken) gibt. Vielleicht gibt es ja auch wieder welche mit Ei... :hmm:
Aber Weihnachten als Fasttag?
Der Advent ist traditionell die zweite Fastenzeit im Jahr. Leider ist das inzwischen völlig unbekannt. Gibt es da eigentlich noch irgendwelche Fastenrregeln? Wie hat man das früher gehandhabt?
Das ist wie eine mit Recht eifersüchtige Ehefrau, die das Geld in die Ehe mitgebracht hat und deren einzige Bestrebung es ist, ihre Macht den Ehemann spüren zu lassen.

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Selbst schuld, wenn er seine Frau nur wegen ihres Geldes geheiratet hat. :P
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overkott
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Re: Fasten und Abstinenz

Beitrag von overkott »

Bei mir ist mal ganz normales Fasten angesagt: abnehmen. Ostern Normalgewicht?

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songul
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Re: Fasten und Abstinenz

Beitrag von songul »

overkott hat geschrieben:Bei mir ist mal ganz normales Fasten angesagt: abnehmen. Ostern Normalgewicht?
Und was heisst das bei Dir?

Weight Watchers, Hollywood Diät oder Trennkost oder was....?

LG Songul

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Linus
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Re: Fasten und Abstinenz

Beitrag von Linus »

Mh. ich hab heute beim Nach Wien fahren (Taxi war meine Schwägerin) Radio gehört. Die Beiträge verwechselten permanent "Aschermittwoch und Fasten" mit "Abnehmen und Diät" :achselzuck: :hae?: :traurigtaps:
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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overkott
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Re: Fasten und Abstinenz

Beitrag von overkott »

songul hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Bei mir ist mal ganz normales Fasten angesagt: abnehmen. Ostern Normalgewicht?
Und was heisst das bei Dir?

Weight Watchers, Hollywood Diät oder Trennkost oder was....?

LG Songul
Wenig essen, viel fettarme Milch trinken.

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Juergen
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Re: Mit Verlaub

Beitrag von Juergen »

Jacinta hat geschrieben:Der Advent ist traditionell die zweite Fastenzeit im Jahr. Leider ist das inzwischen völlig unbekannt. Gibt es da eigentlich noch irgendwelche Fastenrregeln? Wie hat man das früher gehandhabt?
Der Advent als Fastenzeit hat sich in der Westkirche nie recht durchgesetzt.
Im Osten gibt es das Weihnachtsfasten, das am 15. November (Philippusfasten) beginnt und 40 Tage bis zum Hl. Abend dauert.
Gruß Jürgen

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overkott
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Re: Mit Verlaub

Beitrag von overkott »

Juergen hat geschrieben:
Jacinta hat geschrieben:Der Advent ist traditionell die zweite Fastenzeit im Jahr. Leider ist das inzwischen völlig unbekannt. Gibt es da eigentlich noch irgendwelche Fastenrregeln? Wie hat man das früher gehandhabt?
Der Advent als Fastenzeit hat sich in der Westkirche nie recht durchgesetzt.
Im Osten gibt es das Weihnachtsfasten, das am 15. November (Philippusfasten) beginnt und 40 Tage bis zum Hl. Abend dauert.
Der Aquinate hat ja weniger gefastet. Wahrscheinlich ist er an einem Herzinfarkt gestorben.

Raimund J.
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Re: Fasten und Abstinenz

Beitrag von Raimund J. »

Wer "nur" abnehmen will, braucht übrigens gar nicht fasten. Es reicht sich mehr zu bewegen.
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Pelikan
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Re: Fasten und Abstinenz

Beitrag von Pelikan »

LaudaSion hat geschrieben:(da ja für die Sonntage das Fastgebot nicht gilt, insbesondere wahrscheinlich nicht für Laetare), ob ich sie trotzdem fastend verbringe, oder aber konsequenterweise (um eben das Fasten inhaltlich gefüllt zu betreiben) jeden Sonntag als kleines Osterfest gestalte.....
Es gibt im geltenden Gesetz übrigens keine Ausnahme für Sonntage. Sie sind normaler Teil der Bußzeit, und ihre Ausgestaltung ist so frei wie die aller Bußtage.

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overkott
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Re: Fasten und Abstinenz

Beitrag von overkott »

Pelikan hat geschrieben:
LaudaSion hat geschrieben:(da ja für die Sonntage das Fastgebot nicht gilt, insbesondere wahrscheinlich nicht für Laetare), ob ich sie trotzdem fastend verbringe, oder aber konsequenterweise (um eben das Fasten inhaltlich gefüllt zu betreiben) jeden Sonntag als kleines Osterfest gestalte.....
Es gibt im geltenden Gesetz übrigens keine Ausnahme für Sonntage. Sie sind normaler Teil der Bußzeit, und ihre Ausgestaltung ist so frei wie die aller Bußtage.
Das nennt man Säkularisierung: Verzicht auf die Unterscheidung von sakral und profan.

sofaklecks
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Lästern verboten

Beitrag von sofaklecks »

@Jacinta

Ich darf in der Fastenzeit nicht lästern. Deshalb also:

Ich empfinde das Fastengebot ebenso wie meisten Gebote als sehr sinnvollen Vorschlag zur richtigen Lebensführung. Ich würde aber das Fastengebot weiter sehen und denke, man sollte durchaus von Zeit zu Zeit ganz bewusst einen Fasttag zum Nachdenken einlegen, eben nicht nur am Aschermittwoch oder Karfreitag.

Deshalb würde ich andererseits, wenn ich Gäste hätte, diese an meinen eigenen Fastengewohnheiten nicht beteiligen, höchstens in Form eines verschmitzten Hinweises. Da handle ich ebenso wie der, der am Karfreitag in das für seine Forellen berühmte Lokal geht. Natürlich sind Pilzschnitzel und Hummerschwänzchen keine Fastenspeise. Und ausser einem Stück Brot, einem Ei und zwei Joghurt hab ich heute auch noch nichts gegessen, komme aber gerade von meiner Radtour; hier bei uns wird es langsam Frühling. Die ersten Schneeglöckchen sind da.

Ich für mein Teil habe meine Ansichten. Ich finde diese Gebräuche richtig, sich auf bestimmte Festtage bewusst vorzubereiten, gerade auch durch einen Fasttag. Nur anderen vorschreiben würde ich sie nicht und seien diese Regeln noch so wohlüberlegt. Das ist genau dasselbe wie mit der Andacht im Anschluss an den Gründonnerstagsgottesdienst, in die mit sanfter Gewalt gedrängt wird. Manchem ist das ein Bedürfnis, anderen nicht. Das darf man aber nicht erzwingen mit der Begründung, die Betrachtung der Passion habe noch keinem geschadet.

Ganz anders wiederum ist das zu sehen bei Menschen, die sich in einem geistlichen Beruf ganz Christus hingeben wollen. Da sind die alten Fastenregeln sicher sinnvoll.

sofaklecks

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