Den Glauben anbieten in der heutigen Gesellschaft

Allgemein Katholisches.
Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Ralf hat geschrieben:
Das Problem sehe ich auch nicht in den niederschwelligen Angeboten. Überhaupt nicht.

.
Da ist auch keines. Wir haben hier in Ffm;-Liebfrauen in den vergangenen zwei Jahren während des Techno-Monumentalgetöses "Sound of Frankfurt" als Gegenwicht in der gleichen "Sound of Silence" angeboten (gregorianische Gesänge, Wasserharfe). Mit unerwartet grossem Zuspruch seitens der Jugendlichen.
Und was ist mit der "Nacht der Kirchen"?
So abwegig finde ich Wise Guys Spinnereien auch wieder nicht. Wahrscheinlich hindert manche Katholiken nur die eigene Feigheit daran, so was mal in die Tat umzusetzen. Denn hier geht es nicht um Events innerhalb der Liturgie oder Gottesdienste, sondern um Alltag. Und da seh ich weit und breit keine Präsenz von den laut tönenden Bewahrern der reinen katholischen Lehre.
Vielleicht sollten die mal von Tür zu Tür gehen und Klinkenputzen statt abzuwarten, ob jemand den Weg zu ihnen findet.

Geronimo :motz:

Ralf

Beitrag von Ralf »

Ja, Geronimo, hier in Düsseldorf gab es auch bereits zweimal eine Nacht der Kirchen, beide Male mit viel Zuspruch. Aber das war mehr was Stilles. Die meisten niederschwelligen Angebote, die ich kenne, strotzen geradezu vor Logorrhoe.

Und bei den Jugendlichen darf man auch immer fragen, ob da jenseits des "cool" oder "krass", jenseits der absoluten Oberfläche etwas rübergekommen ist - und zwar bei denen, die nicht "eh schon katholisch" sind, wie man hier so sagt.

Bei Jugendlichen erreicht man meiner Erfahrung nach nur etwas, wenn man sie aus der Gruppe rausholt und diese sich wirklich öffnen.

Roberts Vision halte ich für die beste, aber angesichts des patchwork-Lebensstilesl mit Lebensabschnittsinteressen in jeglicher Hinsicht (das merken Partner ebenso wie Vereine, Parteien und NGOs) ist das "auf Dauer" der Knackpunkt.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Geronimo hat geschrieben:»Vielleicht sollten die mal von Tür zu Tür gehen und Klinkenputzen statt abzuwarten, ob jemand den Weg zu ihnen findet.«
Habe ich nicht neulich erst berichtet, wie wir das gemacht haben?
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Jojo
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Beitrag von Jojo »

Ralf hat geschrieben: Roberts Vision halte ich für die beste,


Meine ich auch!
aber angesichts des patchwork-Lebensstilesl mit Lebensabschnittsinteressen in jeglicher Hinsicht (das merken Partner ebenso wie Vereine, Parteien und NGOs) ist das "auf Dauer" der Knackpunkt.
Ja, das ist ein wichtiger Knackpunkt. Andererseits glaube ich aber auch, man darf ihn nicht überschätzen. Ich staune immer wieder, wie viel "dranzusetzen" viele Menschen auch hierzulande immer wieder bereit sind, wenn das von Robert beschriebene "Klima" vorhanden ist, also Vertrauen, ein Ort wo sich Geistliches in wahrer Tiefe entfalten kann, wo auch ihre Sorgen Platz haben, wo man Gott sucht und reden lässt. jedenfalls beobachte ich es hier im freikirchlichen Raum, wo die Mitglieder eigentlich relativ stark eingebunden sind, wesentlich mehr bereit sind, zu investieren an Zeit, Geld und persönlichem Einsatz als dies in einer durchschnittlichen katholischen Pfarrgemeinden der Fall ist. Aber eben, das eine geht nicht ohne das Entscheidende.
Dein beeindruckendes Beispiel aus Spanien im Pastoral-Thread zeigt sehr plastisch, wie der Weg ist. Es gibt keinen anderen, davon bin ich überzeugt.
Es scheint aber ungeheuer schwer zu sein, das in die Köpfe vieler pastoral Verantwortlichen hineinzubekommen. Das Beispiel aus Spanien würde üblicherweise so aufgezogen werden: man plant ganz viele Gruppen, man denkt sich ganz viele Projekte aus und dann wundert man sich, warum das keinen interessiert. Daraufhin werden einige spektakuläre Aktionen veranstaltet um die Leute zu begeistern mitzumachen, man klopft sich ermuntert auf die Schulter, weil evtl. daraufhin ein kleines Strohfeiuer entstanden ist. Dass es dann wieder ausgeht, hindert nicht, es beim nächsten "Projekt" wieder zu probieren. Am besten noch origineller (und mit McKinseys Hilfe) ;) :mrgreen: :mrgreen:
Zuletzt geändert von Jojo am Freitag 12. März 2004, 14:15, insgesamt 2-mal geändert.

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spectator
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Beitrag von spectator »

Geronimo hat geschrieben:So abwegig finde ich Wise Guys Spinnereien auch wieder nicht.
Geronimo :motz:
sie sind nicht abwegig, sie sind sinnlos (auf die Dauer).
Solange im deutschen Katholikenvolk die Liturgie (als zentrales „Ereignis“ im Leben der Kirche) nicht "repariert" wird und solange keine normale Katechese stattfindet, in der das Evangelium Christi in demselben Geiste weitergegeben wird, in dem es von Christus selbst verkündet war, hat die Kirche in Deutschland keine Chancen.
Beispiel:
Immer und immer wieder finden sich Schulmeister, die meinen besser zu wissen, als der Herr selbst, wie das Evangelium vom kommenden Sonntag zu interpretieren ist, wo in klarer Logik und klarer Sprache Christus zeigt, dass die Gerechtigkeit Gottes nicht kleiner ist, als Seine Barmherzigkeit. Leider wird das Evangelium immer und immer wieder im deutschen Christentum so ausgelegt, als ob letztendlich die Barmherzigkeit Gottes seine Gerechtigkeit ersetzen wird.
Schickt eure jämmerlichen Exegeten zum Teufel, erst dann könnt ihr in eurer Kirche etwas ändern.

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Erich_D
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Beitrag von Erich_D »

spectator hat geschrieben:Leider wird das Evangelium immer und immer wieder im deutschen Christentum so ausgelegt, als ob letztendlich die Barmherzigkeit Gottes seine Gerechtigkeit ersetzen wird.
Schickt eure jämmerlichen Exegeten zum Teufel, erst dann könnt ihr in eurer Kirche etwas ändern.
Die Barmherzigkeit Gottes ist seine Gerechtigkeit, seine Gerechtigkeit seine Barmherzigkeit. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben. Hört doch auf danach zu schielen, was dem Bruder oder der Schwester neben Euch an Lohn vom Herrn zugebilligt wird. Das ist alleine Sache des Herrn, nicht Eure! Es wird das Eure nicht geschmälert durch das, was er anderen aus seiner Gerechtigkeit an Barmherzigkeit erweist. Ginge es beim Reich Gottes um Gerechtigkeit, wäre jeder verdammt.

Röm 3,10 wie es in der Schrift heißt: Es gibt keinen, der gerecht ist, auch nicht einen.
Zuletzt geändert von Erich_D am Freitag 12. März 2004, 09:46, insgesamt 3-mal geändert.
"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern sing nicht ihre Lieder. Geh doch in die Oberstadt mach´s wie deine Brüder", so sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor."

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spectator
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Beitrag von spectator »

Erich Dumfarth hat geschrieben:Hört doch auf danach zu schielen, was dem Bruder oder der Schwester neben Euch an Lohn vom Herrn zugebilligt wird. Das ist alleine Sache des Herrn, nicht Eure! Es wird das Eure nicht geschmälert durch das, was er anderen aus seiner Gerechtigkeit an Barmherzigkeit erweist.
wie ich schon sagte, schickt derartige Exegese zum Teufel, erst dann kann die Gnade Gottes etwas bewirken.
Zuletzt geändert von spectator am Freitag 12. März 2004, 10:18, insgesamt 1-mal geändert.

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Erich_D
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Beitrag von Erich_D »

selber leereditiert
"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern sing nicht ihre Lieder. Geh doch in die Oberstadt mach´s wie deine Brüder", so sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor."

Stefan

Beitrag von Stefan »

Hallo Wise Guy,

ich spinne auch mal :) Nur mal als Feedback, was mir durch den Kopf geht...
Wise Guy hat geschrieben:
- eine Einführung ins Gebet im Fittnesstudio
Wozu? Im Fitneßstudio will ich fit werden, in der Kirche beten. Am Ende kommt ein Fitneßlehrer auf die Idee, den Spieß umzudrehen und in der Kirche eine Einführung ins Fitwerden anzubieten. Ich würde auf Unterscheidung wert legen - und eben nicht omnipräsent sein wollen, sondern den Platz und die Berechtigung des anderen respektieren.
- eine Andacht zum Ladenschluss in einer Einkaufspassage
Die Läden sind zugepflastert mit Werbung. Warum nicht einen Aushang mit einem Kurzgebet aushängen, mit Einladung zu kirchlichem Angebot; sowas läßt sich billig herstellen.
- Raum der Stille bei einem Festival einrichten
Wozu? Es muß nicht überall still sein, besonders nicht dort, wo es laut sein soll. Festivals sind gut, Kirchen auch. Alles an seinem Ort.
- mit Schützen (Glaube, Sitte, Heimat :) ) vor dem Vogelschuss für den Frieden in der Welt beten
Stattdessen wieder das Selbstverständnis der Schützen erklären, nämlich Verteidiger des Glaubens zu sein (und nicht Saufvereine). Friedenspredigten würde ich, wenn ich Schütze wäre, als Unterstellung auffassen, gewaltbereit zu sein. Nein, Wertschätzung und Bezug zum Glauben: Wir brauchen Euch und wir sind froh, daß ihr da seid. Schützt die Kirche mit der Waffe des Glaubens.(Als Botschaft).
- in der Schule eine AG anbieten, wie ich auf dem Schulhof mit der Bergpredigt klarkomme
Stattdessen private Fahrten zu religiösen Stätten durchführen: Von Protestanten, Orthodoxen, Juden, Moslems Religiosität kennenlernen, mit Andersdenkenden umzugehen lernen, den eigenen Glauben kennenlernen und (positiv) den eigenen Standpunkt verteidigen lernen.
- in einer Kantine ein Fastenessen organisieren
Fastenlernen ohne zu essen. Fasten statt Diät. Parallelen zu anderen Glaubensrichtungen aufzeigen (Ramadan, jüdische Gebote) und urchristlichen Pfeffer aufzeigen, wie gefastet wurde.

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spectator
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Beitrag von spectator »

Stefan hat geschrieben:Hallo Wise Guy,
Wise Guy hat geschrieben:] - in einer Kantine ein Fastenessen organisieren
Fastenlernen ohne zu essen. Fasten statt Diät. Parallelen zu anderen Glaubensrichtungen aufzeigen (Ramadan, jüdische Gebote) und urchristlichen Pfeffer aufzeigen, wie gefastet wurde.
- wozu? jeder Freitag ist ein gebotener Fastentag - hat das die Kirche in Deutschland vergessen? - anscheinend ja, wenn am Freitag Grillfeste für die Gemeinde veranstaltet werden.

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Was mir auffällt:
Es werden sich unheimlich viel Gedanken gemacht, was sinnvoll ist, was dem wahren Glauben entspricht, was wie ankommt usw. Dabei wird dies und jenes kritisiert, als unbrauchbar verworfen usw.

Ich kann mir vorstellen, dass da eigentlich keine Freude aufkommt. Irgendwie wirkt das alles letzten Endes ratlos und griesgrämig auf mich (tut mir leid, ist aber so).

Ich denke, es ist sehr wichtig, bei jeder Handlung, ganz egal welcher, wie die Handelnden dahinter stehen. Ob sie es aus Verpflichtung und Theorie machen, oder aus Freude und Überzeugung.

Mit Freude und Überzeugung werden die verrücktesten Aktionen und Ideen die Menschen ansprechen, mit Verpflichtungsgefühl und theoretischen Überlegungen wird sich gähnende Langeweile breit machen.

Warum soll nicht jeder auf seine Weise wirken, so wie er es für gut hält, so wie er die Kraft und Freude dazu in sich spürt. Genau das ist es doch, was Kirche (auf allen Ebenen) von einem Industriebetrieb unterscheidet. Dass es zuerst um die Freude am Glauben geht und an zweiter Stelle dann erst um die Erfolgsziffern.

In der Freude am Glauben ist meiner Ansicht nach der Hl. Geist anwesend.
Alles weitere wird sich zeigen.

Julia
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

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spectator
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Beitrag von spectator »

Julia Wolf hat geschrieben:Ich kann mir vorstellen, dass da eigentlich keine Freude aufkommt.
im Glauben geht es nicht um Freude – hier geht es um Leben (bei Gott) oder Tod (ohne Ihn) – erst wenn das geklärt wird, kann Freude die Beziehung zu Gott entfalten - wann kapiert man das eigentlich?
Julia Wolf hat geschrieben:Irgendwie wirkt das alles letzten Endes ratlos und griesgrämig auf mich (tut mir leid, ist aber so).
so ist das, wenn man nur und immer Trost erwartet.
Julia Wolf hat geschrieben:mit Verpflichtungsgefühl und theoretischen Überlegungen wird sich gähnende Langeweile breit machen.
Verpflichtung resultiert nicht aus theoretischen Überlegungen, sondern aus dem Auftrag, den wir bekommen haben und aus dem Gedenken an Christus, der sagte: „Tut dies zu meinem Gedächtnis...“, „Geht hinaus in alle Welt...“
Julia Wolf hat geschrieben:Warum soll nicht jeder auf seine Weise wirken, so wie er es für gut hält...
das tun viele (Sektierer), was daraus entstanden ist, ist ein Sammelsurium an Gottesbildern, Meinungen... u.a. Mumpitz.
Julia Wolf hat geschrieben:Genau das ist es doch, was Kirche (auf allen Ebenen) von einem Industriebetrieb unterscheidet.
Du sprichst nicht von Kirche, Du sprichst von einer.... Karnevalgesellschaft.
Julia Wolf hat geschrieben:Dass es zuerst um die Freude am Glauben geht und an zweiter Stelle dann erst um die Erfolgsziffern.
Nein! Zu erst geht es um Gott allein, dann um unsere Erlösung und erst dann um alles andere.

Jojo
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Beitrag von Jojo »

spectator hat geschrieben:
Julia Wolf hat geschrieben:Dass es zuerst um die Freude am Glauben geht und an zweiter Stelle dann erst um die Erfolgsziffern.
Nein! Zu erst geht es um Gott allein, dann um unsere Erlösung und erst dann um alles andere.
Erst Gott
daraus das Feuer
und daraus alles andere.

Umgekehrt geht [Punkt]

Wise Guy
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Beitrag von Wise Guy »

Hier haben ein paar Leute wohl eine schlechte Nacht hinter sich,
wenn man sich so das Evangelium und die Barmherzigkeit Gottes um die Ohren haut :/

@ Spectator: deine "mitteilungen" empfinde ich als a) unverschämt und b) nicht hilfreich :sauer:

warum muß es eigentlich die EINE Strategie geben?
die Leute sind so unterschiedlich geworden, und darauf müssen wir Rücksicht nehmen, wenn wir die Menschen für das Evangelium gewinnen wollen und es nicht nur darum geht Recht zu haben.

ich glaube die Kirche muß zu den Menschen gehen, auf die Marktplätze, wie Paulus damals und darf nicht darauf waren, dass alle zu ihr kommen,
kirchliche Ghettos haben wir schon genug

Wise Guy
Es ist nicht so wichtig etwas über Gott zu wissen, sondern ihn zu kennen. (Rahner)

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

spectator hat geschrieben:
Julia Wolf hat geschrieben:Ich kann mir vorstellen, dass da eigentlich keine Freude aufkommt.
im Glauben geht es nicht um Freude – hier geht es um Leben (bei Gott) oder Tod (ohne Ihn) – erst wenn das geklärt wird, kann Freude die Beziehung zu Gott entfalten - wann kapiert man das eigentlich?

Ich spreche von der Freude, wenn das geklärt ist. Die kann aber ansteckend wirken, so dass auch andere Menschen ihr Verhältnis zu Gott klären oder überhaupt erst mal entdecken wollen.

Gehst Du davon aus, dass gläubige Menschen diese Freude nicht kennen?
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Wise Guy hat geschrieben:»- eine Andacht zum Ladenschluß in einer Einkaufspassage«
Nee, geh zur Stoßzeit in die Einkaufspassage und lade die Leute dort zu einer Glaubensverkündigung (Katechese) in die Kirche ein.
Wise Guy hat geschrieben:»- in der Schule eine AG anbieten, wie ich auf dem Schulhof mit der Bergpredigt klarkomme«
Um Gottes willen, an ’ner Überdosis Moralin ist schon mancher eingegangen. Laß es!
Wise Guy hat geschrieben:»- in einer Kantine ein Fastenessen organisieren«
Willst du die Kollegen vergewaltigen? Nee, das wird bei vielen gar nicht gut ankommen.
Wise Guy hat geschrieben:»- Raum der Stille bei einem Festival einrichten«
Ich habe schon meinen „Raum der Stille“:

Bild
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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Darum gehen viele jetzt eben zu dem, der sonst da sitzt (ohne Deinen speziellen Unterbau) - weil sie dort mehr finden, was sie ernsthaft suchen, und was für Dich nur zu verspotten ist. Der Dalai Lama ist sehr hart in seinen moralischen Forderungen und spricht häufig von der Hölle. Außerdem lebt er zölibatär.
Zuletzt geändert von Julia Wolf am Freitag 12. März 2004, 12:55, insgesamt 2-mal geändert.
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spectator
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Beitrag von spectator »

Julia Wolf hat geschrieben: - weil sie dort mehr finden, was sie ernsthaft suchen,
das beweist, dass sie nicht Gott gesucht haben, weil es im Buddhismus keinen gibt. Was sie suchten ist immer der gleiche Schwachsinn - die tröstliche Nähe der (anderen) Menschen.

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

spectator, ich hab immer wieder meine Zweifel, ob Du das wirklich alles so meinst. Ich glaub fast eher Du bist ein Troll (gab mal einen thread dazu, was Trolle im Internet sind). Denn Deine Antwort auf Wise Guy ist nur noch provozierend und hat nicht mal mehr wirklich was mit dem zu tun, was er geschrieben hat (Nachtrag: dieser Beitrag wurde von Ralf gelöscht).

Ansonsten habe ich das Gefühl, dass Du sehr viel Trost gebrauchen könntest, aber dass Du aus irgendwelchen schlechten Erfahrungen heraus niemanden an Dich heranläßt, vielleicht nicht einmal Gott in seiner tröstenden Gestalt (dass es andere und schreckliche Gestalten Gottes gibt, ist mir klar).
Zuletzt geändert von Julia Wolf am Freitag 12. März 2004, 14:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Biggi
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Beitrag von Biggi »

Wise Guy hat geschrieben:ich glaube die Kirche muß zu den Menschen gehen, auf die Marktplätze, wie Paulus damals und darf nicht darauf waren, dass alle zu ihr kommen,
kirchliche Ghettos haben wir schon genug
"Die Kirche" - das sind wir alle. Und wenn wir unser Christsein wirklich ernstnehmen (und dazu gehört eben auch die apostolische Strahlkraft!), dann braucht die Kirche nicht mehr auf die Marktplätze zu gehen, weil sie da nämlich längst ist - gerade durch uns Laien. Deswegen - wie in verschiedensten Threads schon mehrfach betont - ist die entscheidende "Strategie" zur Evangelisierung eben nicht die Veränderung von Strukturen, sondern die Verlebendigung der Christusbeziehung bei den einzelnen Christen. Der Rest ergibt sich dann (fast) von allein, oder zumindest rückt er dahin, wo er hingehört: an die zweite/dritte/vierte Stelle.

Wie diese Verlebendigung zu erreichen bzw. zusätzlich zur Gnade Gottes zu unterstützen ist, das lohnt das Nachdenken. Aber vor allem das Beten. Und nicht zu vergessen: Bei sich selbst anzufangen ist immer eine gute Idee... ;D

LG
Biggi

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Beitrag von spectator »

Julia Wolf hat geschrieben:Ansonsten habe ich das Gefühl, dass Du sehr viel Trost gebrauchen könntest, aber dass Du aus irgendwelchen schlechten Erfahrungen heraus niemanden an Dich heranläßt...
Du kannst Dir dieses Klagen ersparen. Diejenigen, die mich schon länger kennen, wissen, dass ich meine Erfahrungen in einer römisch-katholischen Muster-Kirche sammelte, die für die deutsche Verhältnisse unmöglich scheint.
Julia Wolf hat geschrieben:vielleicht nicht einmal Gott in seiner tröstenden Gestalt...
das ist die Hauptgestallt in der deutschen Trinitätslehre.
Julia Wolf hat geschrieben:(dass es andere und schreckliche Gestalten Gottes gibt, ist mir klar).
es gibt keine schrecklichen Gottesgestallten. Schrecklich sind sie für diejenigen, die etwas zu beführten haben. Euer Gott-Vertrauen ist haltlos.

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Naja, wenns so ist, sehe ich mich nicht in der Lage was daran zu ändern. Ich vertraue trotzdem. Bin halt unverbesserlich.
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
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Jojo
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Beitrag von Jojo »

Wise Guy hat geschrieben:warum muß es eigentlich die EINE Strategie geben?
die Leute sind so unterschiedlich geworden, und darauf müssen wir Rücksicht nehmen, wenn wir die Menschen für das Evangelium gewinnen wollen und es nicht nur darum geht Recht zu haben.
Und, mit welchen Strategien gewinnst du sie?

Stefan

Beitrag von Stefan »

Wise Guy hat geschrieben:@ Spectator: deine "mitteilungen" empfinde ich als a) unverschämt und b) nicht hilfreich :sauer:
Stimme ich vollinhaltlich zu.
Wer sich gestört fühlt, möge ihn schlicht ignorieren.

Stefan

Beitrag von Stefan »

Wise Guy,

einen Aspekt finde ich in dem Zusammenhang auch wichtig. Was kann man eigentlich tun, Leute, die offiziell zu Kirche gehören (egal ob aktiv oder inaktiv) in der Kirche zu halten (oder zu reaktivieren)?
Ich meine, ist das nicht der erste Schritt in einem Land mit durchschnittlich 4% Kirchgängern, bevor man an sich Aussenstehende wendet?

Die EKD z.B. hat die Initiative "Aus gutem Grund evangelisch" ins Leben gerufen mit Vortragsreihen und Diskussionsreihen, um das evangelische Profil in den eigenen Reihen zu schärfen. Viele Protestanten wissen gar nicht mehr, was sie glauben. Darin sind wir mit ihnen (glaube ich) einig...

Wise Guy
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Beitrag von Wise Guy »

@ stefan:

Ja, du hast Recht, das ist auch wichtig sich um die Leute zu "kümmern" (wobei ich ja kein "Kümmerer" bin :) ), die sich noch zur Kirche bekennen und mehr oder regelmäßig auch zum Gottesdienst am Sonntag kommen. Ich denke dass ist auch das was Biggi und ein paar andere meinen, wenn sie schreiben, dass sich erst die Christen bekehren müssen, bevor sie auf andere zugehen.

Ich denke dass eine Tun, heißt nicht das andere zu lassen.

Und in meinem Ex-Fitnesstudio treffe ich wahrscheinlich eine ganze Menge Katholiken, von denen ein Teil an einem Body & Mind Kurs teilnehmen. Warum macht irgendein Sportlehrer so was?


Ich habe eben in meiner Post einen Brief vom "Missionarischen Zentrum" bekommen, ein Haus der ev. Kirche in Norddeutschland für Ferienfreizeiten und Konfi-Kurse usw.
Der Brief beginnt mit einem Zitat aus einer Einweihungsrede des Hauss von 1979: "Das eigentliche missionarische Zentrum ist das Kreuz",
hat mich beeindruckt ...

jemand hat mich nach meiner Strategie gefragt:
ich mache ehrenamtlich in der Notfallseelsorge mit, da begegnet mir so manches moderne Kreuz ...

sind so Gedankensplitter, noch nicht ganz geordnet,
muß also nicht zerpflückt werden

nachdenklich von Wise Guy
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Jojo
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Beitrag von Jojo »

Stefan hat geschrieben:.Was kann man eigentlich tun, Leute, die offiziell zu Kirche gehören (egal ob aktiv oder inaktiv) in der Kirche zu halten (oder zu reaktivieren)?
ich weiß es :-). Hat aber nichts mit Fitnesstudios, Festivals und Kantinen zu tun. :-)

- Zunächst diese Frage einfach vergessen ("was können wir tun, um zu aktivieren")! So denkt die gesamte pastorale Szene landauf landab. Das Ergebnis kennen wir.

- die erste und einzig wichtige Frage ist diese: Geht es dir wirklich um Gott? Oder suchst du nur ein möglichst originelles Betätigungsfeld? Oder um was geht es dir eigentlich? Ich weiß, alles total banal. Aber wer hier sofort schreit: aber natürlich geht es mir nur um Gott!, der hat noch nie ernsthaft und auch nur ansatzweise um diese Frage gerungen!

- Wir haben immer noch die Frage von oben vergessen!

- Jetzt wird es noch viel banaler! Uns geht es also wirklich nur um Gott? Gut! Dann suchen wir ihn doch!

Ach Leute, es ist das Allernächstliegende! zunächst: suchst du ihn im Gebet? Bist du ein Hörender? Sodann: Besuchst du die Kranken? Tröstest du die Trauernden? Hörst du den Verzweifelten zu? Da wären auch noch die Alten, die Gefangenen, die Entmutigten, die zu kurz Gekommenen,.......

Mensch, was glaubt Ihr, warum die Leute in Massen sämtliche Klostertüren einrennen? Weil sie da beides finden! Geistliche Nahrung und jemand, der ihnen zuhört. Warum glaubt ihr, rennen die Leute in Massen den Psychotherapeuten die Türen ein? Auch dort gibt es ein tiefes Glaubensbekenntnis! Dort erwartet sie nicht der Glaube an den dreifaltigen Gott, dafür aber das nicht minder inbrünstige Glaubensbekenntnis an die Gottväter S. Freud et al. !

Wenn wir mal wieder wirklich das tun würden, was uns aufgetragen ist, nämlich zuerst das Reich Gottes zu suchen, nämlich in einer ernsthaft betriebenen geistlichen Suche in Gebet und Gottesdienst und sodann in einer ernsthaft betriebenen wirklichen Seelsorge, die auch diesen Namen verdient, dann würden wir vielleicht auch mal wieder den zweiten Teil dieser Prophezeiung erleben, nämlich dass uns der Rest dazugegeben wird. Dann sitzen eben plötzlich 40.000 Jugendliche auf einem Hügel in Burgund. Niemand hat sich da irgendwie vorher gefragt, wie man die denn aktivieren oder reaktivieren könnte.

Und man sollte sich bloß nicht einreden, oben aufgezähltes biblisches Klientel gäbs so nicht mehr. Und obs die gibt! Es sind Abertausende. Und wir sollten uns vielleicht auch jene Bibelstelle mehr zu Herzen nehmen, in der es heißt, doch bitteschön den Staub von den Füßen zu schütteln, wo man nicht aufgenommen wird. Und wo man garantiert nicht sonderlich willkommen ist (jetzt schließt sich der Kreis), nicht weil Menschen böse, sondern halt grad anderweitig beschäftigt, das sind Fitnesstudios, Festivals und Kantinen. Dann macht man sich schlimmstenfalls, wie Robert schon sagte, zum Affen, bestenfalls gibt es szenenapplaus für eine gelungene performance. Und das ist nicht der Auftrag ;-)

Stefan

Beitrag von Stefan »

[bible]Matthaeus 28:19-20[/bible]

Petra
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Beitrag von Petra »

Petra hat geschrieben: Neben dem Sprechen über unsere Hoffnung gibt es viele andere Möglichkeiten, z.B. Diakonie (bedauerlich, dass so viel aus der Gemeinde herausgenommen und den Profis überlassen wurde, auch dass gemeindeinterne Diakonie selten der Gemeinde „vorgestellt“ wird). Im Übrigen wird zu viel gebabbelt, man sollte mehr „tun“.
8)

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Beitrag von spectator »

Stefan hat geschrieben:
Wise Guy hat geschrieben:@ Spectator: deine "mitteilungen" empfinde ich als a) unverschämt und b) nicht hilfreich :sauer:
Stimme ich vollinhaltlich zu.
Wer sich gestört fühlt, möge ihn schlicht ignorieren.
...und als Moderator/Administrator seine ignorierten Beiträge einfach löschen. ;)



Jojo hat geschrieben:Zunächst diese Frage einfach vergessen ("was können wir tun, um zu aktivieren")! So denkt die gesamte pastorale Szene landauf landab. Das Ergebnis kennen wir.
- die erste und einzig wichtige Frage ist diese: Geht es dir wirklich um Gott? Oder suchst du nur ein möglichst originelles Betätigungsfeld? Oder um was geht es dir eigentlich?
mit der Sorge um den Nächsten rechtfertigt die gesamte pastorale Szene (wie Du das treffend nanntest) den ganzen Laienaktivismus. Ob dieser Aktivismus Gott zu verherrlichen versucht, spielt keine Rolle.
Jojo hat geschrieben:Mensch, was glaubt Ihr, warum die Leute in Massen sämtliche Klostertüren einrennen? Weil sie da beides finden!
auch wenn sie es nicht finden, glauben sie weiter an die Existenz (hinter der Klostermauer) dessen, was sie in der, auf die Welt geöffneten (der weltzugewandten), Kirche nicht mehr gefunden haben und nicht mehr zu finden glauben.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Jojos obigem Beitrag schließe ich mich ganz an. – Wise Guy, laß mich dir noch einmal ernsthafter antworten (obgleich mein letzter Beitrag oben auch bloß scheinbar scherzhaft oder spöttisch war). Von Gott reden kannst du natürlich überall, sogar – oder vielleicht gerade – an den scheinbar gottverlassensten Orten. Doch da kommt es auf die Gelegenheit an. Solche Gelegenheiten schenkt Gott, das kannst du schlecht planen. Oft versäumt man solche Gelegenheiten aber, aus Gedankenlosigkeit oder Feigheit. Gott sei Dank, wenn man’s wenigstens hinterher merkt.

Irgendwo, an ungewöhnlichem Ort, ein Spektakel aufzuziehen, das führt im besten Falle zu nichts. Denn du ziehst dein Spektakel durch – und gehst wieder. Aus die Maus. Mehr passiert nicht. Was sollte auch geschehen? »Die haben’s aber nötig«, werden sich zufällige Zeugen günstigstenfalls denken. Wenn tatsächlich einer eine – vielleicht kaum recht bewußte – Sehnsucht nach Gott hat, was bringt ihm dein Spektakel? Sehr wahrscheinlich wird es ihn überhaupt nicht interessieren. Denn er sucht das Leben, kein Spektakel. Sollte ihn aber doch eine Ahnung ankommen, daß dahinter etwas steht, was ihm das Leben geben könnte – dann bist du weg, und er steht wieder allein da. Und von alleine wird er sich nicht mehr zu dir bewegen.

Ganz anders sieht darum die Sache aus, wenn du in einer Pfarrei Veranstaltungen anbietest – aber bitte keine Eintagsfliegen, sondern eine Folge von Treffen, wenigstens über ein paar Wochen hin – und dazu auch öffentlich einlädst. Wir halten seitens des Neokatechumenats zum Beispiel Katechesen, andere bieten „Alpha-Kurse“ an oder was auch immer. Klar, da kannst du in die Einkaufszeile gehen. Vielleicht auch mal in Lokale, Läden, Kaufhäuser – wenn du zuvor die Erlaubnis des Besitzers oder der Geschäftsleitung einholst.

Wir haben auf der Straße die Leute angesprochen, gesungen und musiziert, Einladungen verteilt, lange und kurze Gespräche geführt, Beschimpfungen und Schlimmeres eingesteckt. Wir sind von Haus zu Haus gezogen, Block für Block, Wohnung für Wohnung, das Gebiet ganzer Pfarreien – wo es einen Pfarrer gab, der sich traute. Manchmal wurden wir sogar eingelassen, und ich erinnere mich ein einige gute, tiefe Gespräche, an Verzweifelte und Verbitterte, denen wir ein Wort des Trostes oder der Liebe sagen konnten. Meist, allzumeist öffneten sich die Türen freilich nicht. Und wenn, dann nur, um uns fortzujagen, zu bedrohen oder sogar wirklich den Hund loszulassen.

Ein anderes Mal besuchten wir auch alle abständigen Katholiken. Die Erfahrungen waren ähnlich. Kann schon sein, daß du Tausende einlädst, und fünf oder sechs kommen dann – von denen einer bleibt. Oder niemand. – Was will ich damit sagen? Den „Erfolg“ der Neuevangelisierung können wir nicht machen. Was draus wächst, liegt allein beim Herrn. Wir können ein wenig Samen streuen. Uns auflösen im Boden dieses Landes, wie das Salz in der Suppe. Was sich nach menschlichen Kriterien als Erfolg buchen ließe, das erwarte nicht. Vielleicht, wenn wirklich wieder das Blut neuer Märtyrer diesen heidnischen Boden düngt. Aber auch das wissen wir nicht.

Ich bin trotzdem froh um all diese Erfahrungen, die ich angedeutet habe. Mag also unter tausend, wie wir angesprochen haben, einer sein, der bleibt. Vielleicht ist weitere Saat aufgegangen, von der ich nichts ahne. Aber die übergroße Masse will das Wort nicht hören. Sie verweigert sich bewußt und willentlich. Das ist die Wirklichkeit, der wir ins Auge sehen müssen. Aber verkündigen müssen wir. Caritas Christi urget nos – die Liebe Christi drängt uns. Eine Kirche, die nicht mehr verkündigt, kann bloß steril werden und absterben. Bloß dürfen wir uns von aller Verkündigung keinen menschlichen Erfolg erhoffen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Ralf hat geschrieben:Ja, Geronimo, hier in Düsseldorf gab es auch bereits zweimal eine Nacht der Kirchen, beide Male mit viel Zuspruch. Aber das war mehr was Stilles. Die meisten niederschwelligen Angebote, die ich kenne, strotzen geradezu vor Logorrhoe.

Und bei den Jugendlichen darf man auch immer fragen, ob da jenseits des "cool" oder "krass", jenseits der absoluten Oberfläche etwas rübergekommen ist - und zwar bei denen, die nicht "eh schon katholisch" sind, wie man hier so sagt.

Bei Jugendlichen erreicht man meiner Erfahrung nach nur etwas, wenn man sie aus der Gruppe rausholt und diese sich wirklich öffnen.

Roberts Vision halte ich für die beste, aber angesichts des patchwork-Lebensstilesl mit Lebensabschnittsinteressen in jeglicher Hinsicht (das merken Partner ebenso wie Vereine, Parteien und NGOs) ist das "auf Dauer" der Knackpunkt.
Die "Nacht der Kirchen" ist ja einfach eine kulturelle Veranstaltung. Was "Sound of Silence" betrifft, wurde nichts Neues dafür konzipiert, sondern aus dem vorhandenen musikalischen geschöpft; es war also nur ein "zeitlicher" Aufwand für die Choralschola und den Wasserharfenspieler. Wer Frankfurt kennt, weiß, dass die Techno-Veranstaltung nur ein paar Meter neben dieser besagten Kirche stattfindet. Hier geht es vor allem darum, am Leben der Stadt teilzunehmen, sich nicht abschieben zu lassen in eine fromme Ecke, sondern präsent zu sein.

Was die niederschwelligen Angebote angeht, handelt es sich dabei nicht um besonders naiv gestrickte Events oder nach der Zielgruppe gerichtete Einstiegsveranstaltungen (was ich ganz furchtbar fände). Der Begriff bedeutet einfach nur "Dasein" oder "Hingehen" - keine Vorgaben machen. Wenn der andere nicht will, okay. Veranstaltungen sind damit gar nicht gemeint. Die Erfahrung z.B. der Turmzimmergespräche und des ständigen Beichtangebotes bei uns zeigt, dass das "Hier bin ich, ich höre dir zu" das wichtigste ist.

Es wurde hier auch schon angeschnitten - wie wir Christen uns untereinander verhalten. Wann redet denn die Gemeinde von Gott, außer im Gottesdienst? Im Pfarrsaal oder in den Ausschüssen wird nur Organisatorisches beredet. Bei Frühschoppen bestimmt auch nicht ... Wie war das mit der Ausstrahlung nach außen? "Seht, wie sehr sie sich lieben" - das war ehedem mal ein Anreiz und ein Stein des Anstosses für die Umwelt, sich für Christen zu interessieren. Es geht wirklich nicht nur um die Hauptamtlichen und deren Strategien, sondern um jeden einzelnen von uns.

@Robert - mit dem Klinkenputzen habe ich nicht dich gemeint, sondern andere, die sich in der Anonymität verschanzen und alles besser wissen ... :roll:

Geronimo

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