Nein, das wird nicht geschehen - auch wenn die Überschrift "Deutsche missbraucht bei Wiener Sängerknaben" einen Kommentar für sich wert wäre. Die Wiener Sängerknaben snd zwar eine weltliche einrichtung, sie stehen aber im allgemeinen Bewußtsein doch direkt neben den Regensburger Domspatzen, so daß man das, was dort geschieht, getrost dem Papst in die Schuhe schieben kann.Ewald Mrnka hat geschrieben:Die Opfergesellschaft:
http://www.abendblatt.de/vermischtes/ar ... aucht.html
Das Top-Thema wird sich nach und nach bis auf Kaninchen-und Anglervereinsebene durchfressen - und es ist geeignet von richtigen Problemen wundervoll abzulenken.
Stutzig macht mich aber etwas anderes: Wer genau hinhört, sieht, daß der Deutsche Fuballbund ja auch seine Missbrauchsaffäre hat. Sie ist zwar in der Sache nicht wirklich vergleichbar, dort wurden keine Kinder mißbraucht, sondern ein hoher Schiedsrichterfunktionär hat sich unter Androhung von Nachteilen und Versprechung von Vorteilen junge Erwachsene aus dem Schiedsrichternachwuchs ins Bett geholt. Das ist wohl nun so eindeutig homosexuell, daß man trotz des strafbaren Sachverhaltes der Ausnutzung von Abhängigkeit lieber kein Drama draus macht.
Dabei fällt nun folgendes auf: Während Pater Mertes für seine Alarmrufe bezüglich der Vergangenheit hohes Lob erhielt, wird Fußballerpräsident Zwanziger (im übrigen wohl ein rechter Unsympath) heftig dafür getadelt, daß er die höchst gegenwärtige Angelegenheit nicht diskreter behandelt und die Sache an die Öffentlichkeit gegeben hat. Und ganz offen wird darüber gesprochen, daß die Whistle-Blower, die gegen den erpresserischen Oberschiedsrichter als Zeugen aufgetreten sind, ihre berufliche Zukunft vergessen können.
Wie schon am Fall Polanski zeigt sich also auch hier, daß der Politik, den Medien und auch dem größtenteil des Publikums die gegenüber der Kirche reklamierten moralischen Maßstäbe (samt der Beschwörungen wissenschaftlicher Hilfserkenntnisse) in der Sache völlig wurscht sind. Das alles wird nur in Dienst genommen, wo es darum geht, dem einzug verbliebenen potentiellen Gegner der Diktatur des Relativismus die Glaubwürdigkeit zu entziehen.
Dazu passt, daß der DLF heute dieses Kalenderblatt präsentierte: "Vor 1 Jahren: Als erster Papst legt Johannes Paul II. ein umfassendes Schuld-bekenntnis zu den Verfehlungen der katholischen Kirche ab". Das macht Appetit auf mehr.