Ursprünglich hatte Haiduk diese Diskussion in
diesem Beitrag begonnen. Es ging da um Markus 13, 32 und die Frage der Allwissenheit Christi. Inzwischen leugnet Haiduk hier zwar schon die Allgegenwart Gottes (vielleicht kann die Moderation das als neuen Strang auslagern), dennoch will ich zu seiner Leugnung der Allwissenheit Christi noch ein paar Zitate bringen, einleitend ein paar Schriftstellen, die bisher noch nicht angeführt wurden, und anschließend zwei Zitate wirklicher orthodoxer Kirchenmänner:
Johannes 3, 34 hat geschrieben:Denn der, den Gott gesandt hat, verkündet die Worte Gottes; denn er gibt den Geist unbegrenzt.
Johannes 16, 30 hat geschrieben:Jetzt wissen wir, dass du alles weißt und von niemand gefragt zu werden brauchst.
Johannes 21, 17 hat geschrieben:Zum dritten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Hast du mich lieb? Er gab ihm zu Antwort: Herr, du weißt alles
Kolosser 2, 3 hat geschrieben:In [Christo] sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen.
Johannes von Damaskus (Genaue Darlegung des orthodoxen Glaubens, 2. Buch, 22. Kapitel) hat geschrieben:Da nun Gott schlechthin alles weiß, so geht er nicht mit sich zu Rate. Aber auch bei der Seele des Herrn reden wir von keiner Beratung oder Wahl. Sie war ja frei von Unwissenheit. Denn hatte sie auch eine [menschliche] Natur, die das Künftige nicht wußte, so besaß sie gleichwohl, da sie mit dem Gott-Logos hypostatisch geeint war, die Kenntnis von allem nicht aus Gnade, sondern, wie gesagt, wegen der hypostatischen Union. Ein und derselbe war nämlich sowohl Gott als Mensch.
Gregor der Große (Brief an den Patriarchen Eulogius von Alexandria) hat geschrieben:Was Ihr z. B. vom Feigenbaum gesagt habt, spricht der hl. Augustinus ganz eigentümlich in gleichem Sinne aus, dass man nämlich aus der Bemerkung des Evangelisten: »Denn es war noch nicht die Zeit der Feigen« – deutlich ersehe, dass der Herr unter dem Bilde der Feige eine Frucht an der Synagoge gesucht hatte, welche zwar die Blätter des Gesetzes besaß, aber keine Frucht in guten Werken hervorgebracht hatte. Denn dem Schöpfer aller Dinge konnte es doch nicht unbekannt sein, dass der Feigenbaum keine Frucht besaß; alle aber konnten wissen, dass damals noch nicht die Feigenzeit war. Wenn aber geschrieben steht: »Den Tag und die Stunde weiß weder der Sohn noch die Engel,« so hat Ew. Heiligkeit richtig geurteilt, dass dies ganz gewiss nicht auf den Sohn, insofern er das Haupt aller Dinge ist, sondern auf seinen Leib, welcher wir sind, zu beziehen sei. Derselbe hl. Augustin macht an vielen Stellen von dieser Deutung Gebrauch. Er bemerkt noch etwas anderes, was ebenso auf diesen Sohn angewendet werden kann, dass nämlich der allmächtige Gott bisweilen nach menschlicher Weise spreche, wir er zu Abraham gesagt hat: »Jetzt weiß ich, dass du Gott fürchtest,« nicht als ob Gott erst damals erfahren habe, dass man ihn fürchte, sondern weil er damals den Abraham seine Gottesfurcht erkennen ließ. Wie also auch wir von einem fröhlichen Tag sprechen, nicht als ob der Tag selbst fröhlich sei, sondern weil er uns fröhlich macht, so sagt auch der allmächtige Sohn, er wisse den Tag nicht, den er nicht wissen lässt, nicht als ob er selbst diesen Tag nicht wüsste, sondern weil er durchaus nicht gestattet, dass man ihn wisse. Darum heißt es auch, dass der Vater allein ihn wisse, weil der ihm wesensgleiche Sohn vermöge seiner über die Engel erhabenen Natur allerdings wissen kann, was die Engel nicht wissen.
Man kann aber auch die Sache noch tiefer fassen: Der menschgewordene Eingeborene, der für uns vollkommener Mensch geworden ist, wusste allerdings in seiner menschlichen Natur den Tag und die Stunde des Gerichtes, aber er wusste es doch nicht kraft seiner menschlichen Natur. Was er also in ihr wusste, das wusste er nicht durch sie, weil der menschgewordene Gott den Tag und die Stunde des Gerichtes durch die Kraft seiner Gottheit erkennt. So antwortete er auch auf der Hochzeit, als die jungfräuliche Mutter ihm sagte, dass es an Wein gebreche: »Was geht das mich und dich an, o Weib? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.« Der Herr der Engel, der, wie er alles erschaffen hat, auch die Zeiten und Stunden gemacht hatte, konnte nicht von einer Stunde abhängig sein. Da aber die jungfräuliche Mutter wünschte, dass bei dem Mangel des Weines ein Wunder von ihm geschehe, bekam sie sogleich die Antwort: »Was geht das mich und dich an, o Weib?« Er wollte sagen: Dass ich Wunder wirken kann, das habe ich vom Vater, nicht von der Mutter. Von der Mutter stammte es, das er sterben konnte, von der Natur des Vaters die Wunderkraft. Als er darum am Kreuze hing, erkannte er sterbend seine Mutter und empfahl sie seinem Jünger mit den Worten: »Siehe da deine Mutter!« Er sagte also: »Was geht dies mich und dich an, o Weib? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.« Das heißt: In Bezug auf das Wunderwirken habe ich Nichts von deiner Natur, da kenne ich dich nicht Wenn die Todesstunde kommen wird, dann erkenne ich dich als Mutter; denn von dir stammt es, dass ich sterben kann. Darum erklärte er, ein Wissen nicht zu haben, das er vermöge der menschlichen Natur nicht besaß, wie es auch die übrigen Geschöpfe und selbst die Engel nicht besitzen. Den Tag und die Stunde des Gerichtes weiß also der Gottmensch, aber deshalb, weil er Gott und Mensch zugleich ist. Offenbar aber kann niemand Agnoite sein, ohne zugleich Nestorianer zu sein. Denn wer zugibt, dass die Weisheit Gottes Fleisch angenommen habe, mit welcher Stirne kann er sagen, es gebe etwas, was die Weisheit Gottes nicht wisse? Es steht geschrieben: »Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht worden.« Wenn alles, dann ohne Zweifel auch der Tag und die Stunde des Gerichtes. Wer sollte nun so töricht sein, um den Ausspruch zu wagen, das Wort des Vaters habe etwas gemacht das es nicht kennt? Es steht auch geschrieben: »Jesus wusste, dass der Vater ihm alles in die Hände gegeben hatte.« Wenn alles, so gewiss auch den Tag und die Stunde des Gerichtes. Wer ist also so töricht, dass er sagen möchte, der Sohn habe in die Hände bekommen, was er gar nicht kannte?
Die Sekte der Agnoeten ist lange verurteilt. Ich wundere mich, dass sie hier wieder ihr Haupt erhebt.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«