Jesus Christus und das heliozentrische Weltbild

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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Simon
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Beitrag von Simon »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Simon hat geschrieben:man meint damit lediglich, dass die Erde die Sonne und nicht die Sonne die Erde umrundet
Was ja auch nicht stimmt ;), siehe oben Walters Replik.
Simon hat geschrieben:Das war also eine Zeit, in der die einen für das alte geozentrische Modell eintraten, während andere aber aufgrund von Beobachtungen längst erkannt hatten, dass das heliozentrische Modell der Wahrheit am nächsten kommt.
Ist dir eigentlich klar, daß man ein geozentrisches Modell mathematisch in ein heliozentrisches transponieren kann? – Wenn das eine die Phänomene erklärt, dann auch das andere.

Im übrigen lies zum Thema Galilei & Co., wenn Du möchtest, doch einmal meine diesbezügliche kleine Abhandlung.

Walter hat geschrieben:Weder naturwissenschaftliche noch (neue) theologische Erkenntnisse gewinnt man dagegen aus der Lehre von einem unspezifizierten "intelligenten Design(er)". Hier sollten Schönborn und Konsorten sehen, dass sie nicht erneut den Fehler machen, aus Naturwissenschaft und Theologie eine pseudowissenschaftliche Kompromisstheorie zu erschaffen, die den Anforderungen beider Fakultäten nicht genügen kann.
Hier urteilst du meines Erachtens allzu vorschnell. Vor allem scheint mir, du habest nicht ganz begriffen, worauf der Begriff vom „intelligenten Planer“ eigentlich abzielt. Er soll nämlich keineswegs die naturwissenschaftliche Forschung in ihrem Eigenbereich ersetzen oder korrigieren. Im Gegenteil, er regt und spornt sie an und will sie auch ganz ausdrücklich beflügeln.

Die Theorie vom „intelligenten Planer“ ist selbst ebensowenig unmittelbares Resultat naturwissenschaftlicher Forschung wie die Evolutionstheorie in ihren diversen Varianten. Beide haben außerwissenschaftliche Voraussetzungen. Der formale Unterschied zwischen beiden – abgesehen also von der Frage, welche Theorie die Phänomene besser erkläre – scheint mir zu sein, daß die Vertreter der Theorie vom „intelligenten Planer“ sich über beider Voraussetzungen und die ganze erkenntnistheoretische Problematik im klaren sind und diese reflektieren.

Ich empfehle übrigens wärmstens dies:

Bild
Wenn man bedenkt, dass auch heute im Zeitalter des PCs noch „Doppelentdeckungen“ passieren, dann ist es kein Wunder und schon gar kein Delikt, wenn in Zeiten ohne PC, ohne Telefon, mit Pferden als schnellste Reisemöglichkeit etc. auch derartige Dinge passiert sind.
Das Periodensystem wurde gleichzeitig und unabhängig voneinander vom Deutschen Lothar Maier und dem Russen Mendelejew entwickelt. Bei diesen beiden kam niemals jemand auf einen Plagiats- oder Schwindelvorwurf, wohl weil in diesem Fall keiner das Bewusstsein hatte, sich reinwaschen zu müssen.
Auch anderen Naturwissenschaften kann man Irrtümer nachweisen, deshalb kamen sie aber doch höchst selten zu einem kirchlichen Strafverfahren.

Für Recht oder Unrecht kann nur relevant sein, ob dem Verurteilten ein Unrecht nachgewiesen werden kann und ob ein Gericht tatsächlich das Recht in der Sache zu richten besitzt oder sich dieses Recht nur anmaßt.

Die Aussagen Galileis bezüglich des heliozentrischen Modells beziehen sich keineswegs auf die religiösen Glaubensinhalte und die Morallehre, daher ist die Kirche überhaupt nicht zuständig. Dass die Aussagen falsch waren, war zudem auch nicht nachweisbar.

Und nun zum Vorwurf des Atomismus. Im Prinzip handelt es sich dabei um eine Naturphilosophie. Natürlich konnte sie der kirchlichen Lehre gefährlich werden, wenn man sie etwa auf die Eucharistie anwandte.
Die Frage ist nur, woher die Kirche das Recht ableitete, Menschen mit Gedanken, die von ihr als häretisch eingestuft werden, notfalls zur Erreichung eines Geständnisses zu foltern und anschließend unsanft ins Jenseits zu befördern.
Wenn die heutige Kirchenleitung nach wie vor sich dieses Recht anmaßt, es aber „leider“ mangels ausreichender Macht nur nicht mehr durchführen kann, dann müsste sie anderen Religionsvertretern, die noch Macht ausüben können, das Recht, Andersdenkende hinzurichten, ebenfalls zubilligen.
Was spricht dann gegen das Verhalten der Moslems, die ja auch nur Allah dienen und die Menschen vor dem Abfall bewahren wollen?

Wenn der Papst sich aus der Gefahr, abgesetzt zu werden, dadurch rettete, dass er zwar Galilei nicht wegen seiner Naturphilosophie hinrichten, dafür aber für sein naturwissenschaftliches Wissen lebenslang einsperren ließ, dann kann ich darin kein nachahmenswertes Verhalten erblicken.

Und man wird vielen Menschen einen Käfig nicht so bequem und luxuriös ausstatten können, dass sie ihn freiwillig bis ans Lebensende bewohnen würden. Den Hinweis auf die Qualität des Käfigs finde ich geschmacklos.

Herzliche Grüße
Simon
Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht.
Zitat von Albert Schweitzer

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Simon
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Beitrag von Simon »

Von folgender Quelle kann wohl niemand behaupten, sie sei darauf aus, wahrheitswidrig der Kirche etwas an zu dichten.

http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Ga ... lilei.html

Dieses Augenmaß in der Gestaltung des Textes kann man an Roberts Werk nicht erkennen. In seinem Werk werden bewusst menschliche Fehler Galileis zusammen getragen, um damit das Fehlurteil gegen Galielei in milderem Licht erscheinen zu lassen.

Dabei ist das alles nicht nötig. Niemand wird heute noch annehmen, die kirchlichen Entscheidungen im Zusammenhang mit Galilei seien unfehlbar gewesen. Die zuständigen Stellen maßten sich eine Zuständigkeit an, die sie nicht besaßen. Und nicht einmal ein Konzil könnte die Natur durch Konzilsbeschlüsse verändern. Der Kampf gegen die astronomischen Erkenntnisse war einfach Unfug, und das kann man auch zugeben.
Da diese astronomischen Kenntnisse nicht heilsrelevant sind, ist es auch völlig gleichgültig, wenn man nach Galilei feststellen musste, dass in biblische Texte auch das Weltbild der Autoren einfloss, dass man also Aussagen über die Natur nicht wörtlich annehmen muss.

Warum fällt diese Erkenntnis so schwer?

Freundliche Grüße
Simon
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Zitat von Albert Schweitzer

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holzi
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Beitrag von holzi »

Simon hat geschrieben:Von folgender Quelle kann wohl niemand behaupten, sie sei darauf aus, wahrheitswidrig der Kirche etwas an zu dichten.

http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Ga ... lilei.html
Wieso sollte diese Quelle wahrheitsliebender sein? Das ist der 1:1 Wikipedia-Abschrieb - steht übrigens auch gaaaaaanz ganz unten in kleiner Fitzelschrift.

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Simon
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Beitrag von Simon »

holzi hat geschrieben:
Simon hat geschrieben:Von folgender Quelle kann wohl niemand behaupten, sie sei darauf aus, wahrheitswidrig der Kirche etwas an zu dichten.

http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Ga ... lilei.html
Wieso sollte diese Quelle wahrheitsliebender sein? Das ist der 1:1 Wikipedia-Abschrieb - steht übrigens auch gaaaaaanz ganz unten in kleiner Fitzelschrift.
Der Artikel enthält eine Aufzählung von Fakten, die man bei Internetrecherche jederzeit durch andere Quellen bestätigt bekommt. Dass sich bisher nur lügende Kirchenfeinde mit diesem Thema beschäftigt haben, kann mir keiner einreden. Schon deshalb wäre es dann an der Zeit, dass sich endlich jemand aus kirchlichen Kreisen dieser unehrenhaften Vorgänge annimmt, weil diese in vielen Diskussionen als Argument dafür angeführt werden, warum man der Kirche nicht vertrauen kann. Wenn die Kirche sich ernsthaft bemühen will, auch bisher fernstehende Mitmenschen anzusprechen, wird sie an die Aufarbeitung historischer Störfaktoren nicht herum kommen.
Ich meine natürlich keine wie weiter oben verlinkte Arbeit, in der man durch Auflisten menschlicher Fehler Galileis, die aber mit den beiden Prozessen nichts zu tun haben, dieses Fehlurteil in einem besseren Licht erscheinen lassen will.

Es geht darum, dass die Kirche sich das Recht anmaßte, Andersdenkende bei fehlendem Geständnis einer Folter zu unterwerfen und anschließend ins Jenseits zu befördern. Diese Handlungsweise ist wohl nicht mit dem Auftrag Jesu zur Deckung zu bringen und war verwerflich.
Einerseits hat die Kirche sicher dazu gelernt, der heutige Papst würde derartige Fehler nicht nur deshalb nicht begehen, weil er die Macht dazu nicht mehr hat, sondern weil er weiß, dass diese historischen Taten von kirchlichen Stellen zutiefst unchristlich waren und aus heutiger Sicht auch einen Amtsmissbrauch darstellten.

Auch weiß die Kirche heute um die Notwendigeit der Interpretation von Bibeltexten, weil diese kein göttliches Diktat darstellen und daher auch kulturelle Aspekte und die Weltanschauung u.a. der Autoren in die Texte einflossen.

Man kann hier ruhig den Vergleich ziehen mit den leidigen sexuellen Verstößen einer Minderheit von Priestern. Zwar hat schon Papst Johannes Paul II darauf gedrungen, dass Täter nicht mehr so ohne weiteres straflos davonkommen dürfen und dass Opfern geholfen werden muss, aber praktisch wurde zumindest noch vor ein paar Jahren kräftig vertuscht, ein Bischof verdächtigte sogar ein Opfer vor laufender Fernsehkammer, dass es an den Vorgängen nicht unschuldig gewesen sei.

Wenn man die seelsorgliche Betreuung der Gläubigen ernst nimmt, genügt es nicht, sie zum Empfang des Sakramentes der Buße auf zu fordern, dann muss man selbst auch dazu bereit sein, Fehler in den eigenen Reihen einzubekennen und nicht zu verdrängen. Alles andere nimmt Glaubwürdigkeit, gerade die Kirche in Österreich hat viele Katholiken durch Austritt verloren, weil man den Eindruck gewann, den Gläubigen Predigt man Wasser und selbst tut man sich am Wein gütlich.

Herzliche Grüße
Simon
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Zitat von Albert Schweitzer

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overkott
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Beitrag von overkott »

Simon hat geschrieben:
holzi hat geschrieben:
Simon hat geschrieben:Von folgender Quelle kann wohl niemand behaupten, sie sei darauf aus, wahrheitswidrig der Kirche etwas an zu dichten.

http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Ga ... lilei.html
Wieso sollte diese Quelle wahrheitsliebender sein? Das ist der 1:1 Wikipedia-Abschrieb - steht übrigens auch gaaaaaanz ganz unten in kleiner Fitzelschrift.
Der Artikel enthält eine Aufzählung von Fakten, die man bei Internetrecherche jederzeit durch andere Quellen bestätigt bekommt.
Deshalb sind sie ja auch ziemlich langweilig. Viel interessanter ist da die Frage, warum das Bonaventura zugeschriebene Hexaemeron bereits das heliozentrische Weltbild referiert und auf Christus hin interpretiert.

Vor dem ganzen Galilei-Prozess war Bonaventura bereits heilig gesprochen und zum Kirchenlehrer erhoben worden.

Welchen Einfluss hatte das Buch vor dem Prozess, im Verfahren und nach dem Verfahren?

Ab wann stand es bereits auf der Liste der Bonaventura-Werke? Seit Salimbene oder erst später?

Das wäre doch mal etwas Neues.

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Simon
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Beitrag von Simon »

overkott hat geschrieben:
Simon hat geschrieben:
holzi hat geschrieben:
Simon hat geschrieben:Von folgender Quelle kann wohl niemand behaupten, sie sei darauf aus, wahrheitswidrig der Kirche etwas an zu dichten.

http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Ga ... lilei.html
Wieso sollte diese Quelle wahrheitsliebender sein? Das ist der 1:1 Wikipedia-Abschrieb - steht übrigens auch gaaaaaanz ganz unten in kleiner Fitzelschrift.
Der Artikel enthält eine Aufzählung von Fakten, die man bei Internetrecherche jederzeit durch andere Quellen bestätigt bekommt.
Deshalb sind sie ja auch ziemlich langweilig. Viel interessanter ist da die Frage, warum das Bonaventura zugeschriebene Hexaemeron bereits das heliozentrische Weltbild referiert und auf Christus hin interpretiert.

Vor dem ganzen Galilei-Prozess war Bonaventura bereits heilig gesprochen und zum Kirchenlehrer erhoben worden.

Welchen Einfluss hatte das Buch vor dem Prozess, im Verfahren und nach dem Verfahren?

Ab wann stand es bereits auf der Liste der Bonaventura-Werke? Seit Salimbene oder erst später?

Das wäre doch mal etwas Neues.
Was du schreibst ist richtig. Allerdings müsste jemand, der sich dazu fundiert äußern will, bereits ein gehöriges Vorwissen aufweisen oder dazu in der Lage sein, beliebig viel Zeit in die Aufarbeitung des Problems zu investieren. Da meine Zeit zum Großteil für andere draufgeht, muss ich passen. Die Erfordernisse des Lebens haben den Vorrang gegenüber der Beantwortung theoretischer Fragen.
Vielleicht stillst du meinen Wissenshunger, indem du deine Meinung zu den von dir angerissenen Gesichtspunkten postest. Du würdest mir eine sehr große Freude bereiten.

Herzliche Grüße
Simon
Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

overkott hat geschrieben:Viel interessanter ist da die Frage, warum das Bonaventura zugeschriebene Hexaemeron bereits das heliozentrische Weltbild referiert und auf Christus hin interpretiert.
So überraschend finde ich das gar nicht. Die unbedingte Geltung, die Ptolemæus später gewann, hatte er zur Zeit Bonaventuras noch nicht. Sie wuchs ihm allmählich im Zuge der Aristotelisierung des Wissenschaftsbetriebs zu.

Ältere heliozentrische Vorschläge, wie etwa Aristarchs, wahrscheinlich auch – durch arabische Vermittlung – ähnliche Modelle indischer Astronomen, dürften nicht unbekannt gewesen sein.

Besonders an der „Schule von Chartres“ beschäftigte man sich mit solchen Dingen. Wilhelm von Conches etwa vertrat eine Heliozentrik mindestens für die inneren Planeten. Ich vermute – ohne das Thema eingehend studiert zu haben –, daß man bei entsprechender Suche noch einiges mehr in dieser Richtung wird finden können.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Viel interessanter ist da die Frage, warum das Bonaventura zugeschriebene Hexaemeron bereits das heliozentrische Weltbild referiert und auf Christus hin interpretiert.
So überraschend finde ich das gar nicht. Die unbedingte Geltung, die Ptolemæus später gewann, hatte er zur Zeit Bonaventuras noch nicht. Sie wuchs ihm allmählich im Zuge der Aristotelisierung des Wissenschaftsbetriebs zu.

Ältere heliozentrische Vorschläge, wie etwa Aristarchs, wahrscheinlich auch – durch arabische Vermittlung – ähnliche Modelle indischer Astronomen, dürften nicht unbekannt gewesen sein.

Besonders an der „Schule von Chartres“ beschäftigte man sich mit solchen Dingen. Wilhelm von Conches etwa vertrat eine Heliozentrik mindestens für die inneren Planeten. Ich vermute – ohne das Thema eingehend studiert zu haben –, daß man bei entsprechender Suche noch einiges mehr in dieser Richtung wird finden können.
Um das Hexaemeron richtig zu verstehen, muss man es natürlich theologisch lesen: Die Schöpfung theologisch zu lesen, heißt sie biblisch zu lesen. Biblisch zu lesen, heißt sie nicht unvernünftig zu lesen. Vernünftig zu lesen, heißt das Unverständliche symbolisch zu deuten auf Christus und die Kirche hin.

Im Hexaemeron kommt dem Thema "Mitte" große Bedeutung zu. Im Anschluss an Aristoteles gilt "Mitte" im Hexaemeron als ein Wesensmerkmal der Tugend. Der Autor spricht auch von "lenkender Mitte". Gleichzeitig spricht er von vielen "Mitten". Die Sonne gilt als "Mitte" des Makrokosmos, das Herz als "Mitte" des Mikrokosmos. Auch die Erde ist eine "Mitte". Der Unterschiedlichkeit der Worte "medium" und "centrum" kommt insofern eine Bedeutung zu, als dass "centrum" als Zeichen der Demut interpretiert wird: "Terra enim plane centrum est, et ideo infima et ideo modica; et quia infima et modica, ideo suscipit omnes influentias caelestes, et ideo facit mirabiles pullulationes." Demgegenüber ist "medium" ist ein Symbolwort für die Sonne und für Christus.

So wie es im Buch mehrere "Mitten" gibt, gibt es auch mehrere symbolische Bedeutungen für "Sonne" gleichzeitig. Die Sonne wird als Lebensspender betrachtet. Theologisch wird sie als Symbol für die Dreifaltigkeit im Allgemeinen und eben auch für Christus im Besonderen gedeutet.

Das eigentlich Bedeutende des Hexaemeron für die Frage nach "dem" heliozentrischen Weltbild oder insbesondere auch der Frage nach der Entstehung der Welt ist die relative Entkopplung von Naturwissenschaft und Theologie. Hilfswissenschaftlich werden naturwissenschaftliche Zusammenhänge zur Kenntnis genommen und im Sinne der triplex intelligentia spiritualis als theologische Bilder verstanden.

Raphael

Beitrag von Raphael »

Zur Lektüre empfohlen: ;)
Vom Wiederauffinden der Mitte

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overkott
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Beitrag von overkott »

Wo ist da jetzt der Bezug?

Raphael

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:Wo ist da jetzt der Bezug?
Der Weg vom heliozentrischen Weltbild zum einem christozentrisch geprägtem Glauben ist nicht sehr weit, wie Du ja auch in Deinem vorigen Statement dargestellt hattest. In diesem Zusammenhang möchte ich nur an den alten Titel erinnern, der JESUS CHRISTUS als die »Sonne der Gerechtigkeit« bezeichnet .............

In dem genannten Buch geht es um eine erneute Sicht auf JESUS CHRISTUS als die Mitte des christlichen Lebens, die wie eine Sonne Licht und Wärme spendet! :)

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