Nietenolaf hat geschrieben:Man muß dazu vielleicht noch etwas mehr sagen; es ist ja nicht der Thomismus, gegen den Palamas und jene mit ihm antraten, sondern es war v.a. der Humanismus, den Barlaam von Kalabrien aus Italien mitbrachte. Dieser äußerte sich in der Leugnung des ungeschaffenen Charakters des Thaborlichts und jenes Lichts, das die Heiligen im Gebet wahrnehmen, sowie in der Ablehnung der "psychosomatischen" (so bei Meyendorff) Methode des Betens, speziell des Jesusgebets: Barlaam lehnte es komplett ab, daß der Körper des Menschen irgendeinen Teil am Gebet und damit an den von Gott herabgesandten Gnaden hat.
Nachdem ich mir in diesem Zusammemhang bei Thomas gelesen habe, denke ich auch das hier kein wirklicher Gegensatz besteht, schreibt er doch:
(zum Nichterkennen des Wesens Gottes) "Weder christ noch Heide erkennt das Wesen Gottes, wie es in sich selber ist" "Die göttliche Wesenheit übersteigt kraft ihrer Unermeßlichkeit jegliche Form, an die unser erkennender Geist hinanreicht"
Er glaubt nur an das Erkennen dessen was Gott nicht Ist "Gott vermögen wir in diesem Leben nicht vollkommen zu erkennen, so daß wir von ihm wüßten, was er sei; doch können wir von ihm erkennen was er nicht sei"
Nietenolaf hat geschrieben:Woher Barlaam das hat, ist ebenso klar: die lateinische Kirche hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon so ziemlich der griechischen Philosophie verschrieben. Es klingt paradox, aber die griechische heidnische Philosophie fand ausgerechnet bei den Lateinern ihre Renaissance, sie gebar ja erst die Scholastik; Barlaam war einer von jenen, welche den griechischen Philosophen der Antike als "von Gott erleuchtet" huldigten (was, nebenbei beimerkt, die Gnade Gottes zu einer Art Naturtalent werden läßt) und sie gegen den asketischen Weg der Vereinigung mit Gott ausspielten. In der Ostkirche wurden die antiken griechischen Philosophen direkt anathematisiert, das heißt, ihre Lehren wurden verdammt. Es existiert freilich eine Klausel, die es erlaubt, sich mit den antiken Philosophen zu beschäftigen; es wird dabei deutlich unterschieden zwischen Leuten, die sich nur des Kennenlernens wegen in die Erforschung des Hellenismus begeben, und solchen, die die "unsinnigen Meinungen" der Philosophen annehmen (sehr schön nachzulesen im Synodikon des Sonntags der Orthodoxie, welcher uns derzeit unmittelbar bevorsteht: das ist ein Kompendium an Anathematismen, die jährlich am ersten Sonntag der Großen Fastenzeit verlesen werden).
Da gab es zur Zeit von Thomas ja einen Aristotelesgelehrten namens Averroes der die Philosophie geradezu vergöttlichte. ich zitiere dazu mal Josef Pieper: "Das Entscheidende ist das der Averroismus den Zusammenhang zwischen Glauben und Wissen radikal durchschnitt; daß er die völlige Unabhängigkeit des philosophischen Denkens gegenüber den Glauben und der Theologie vertrat....während Thomas sagt: der christ könne keine Weisheit finden und suchen außer in Christus" Weiter schreibt Pieper " Man sieht das der lateinische Averroismus in dieser entschiedenen Verweltlichung des Denkens durchaus der Vorfahre der Renaissance ist"
Gegen den Palamismus seinerseits wurde von katholischen Theologen ja der Vorwurf des Platonismus gemacht (Hervorgang der Vielheit aus der Einheit). Ich glaube aber auch das stimmt nicht, da die Energien Gottes ja gerade nicht als Schöpfung gesehen werden sondern sind Teil Gottes. Fazit: Viel Mißverständnis und für mich da immer noch die Frage ob hier nicht doch etwas ähnliches gemeint ist. Meint Thomas wenn er schreibt "Weil die Seele unmittelbar von Gott geschaffen ist, darum wird sie nicht glückselig zu sein vermögen, wenn sie nicht unmittelbar Gott schaut" die Schau Gottes in seinem Wesen oder nicht? Wie dieses Schauen in der Ewigkeit dann aussieht können wir ja nicht wissen. Einig kann man sich ja doch sein das unser Ziel die Vergottung ist. Gemäß Petr 2 1,4 erhalten wir ja Anteil an Gott "damit ihr...an der göttlichen Natur Anteil erhaltet"
Nietenolaf hat geschrieben:Die Festschreibung einer Unterscheidung zwischen dem göttlichen Wesen und den göttlichen Energien ist im Grunde ein Vorstoß, der nicht weniger bedeutend ist als der Vorstoß der Kirchenväter in den trinitarischen Querelen des 4. Jahrhunderts, wo die Unterscheidung zwischen dem göttlichen Wesen und den göttlichen Personen (Hypostasen) festgeschrieben wurde. Beides ist die Antwort auf de facto heidnische Lehren. Die Lateinische Kirche hat Barlaam nach dessen Verurteilung in Konstantinopel ja aufgenommen und ihn zum Bischof einer unierten griechischen Diözese gemacht. Ich schließe daraus, daß der Humanismus im Westen nicht verurteilt wurde: und so erst konnte das entstehen, was man heute allenthalben erblickt. Die Lehre, die Barlaam vertrat, war der Anfang der Säkularisierung, welche in der Theologie mit der Scholastik, in Bereichen der Kultur mit der "Aufklärung" und Humanismus startete.
Dem stimme ich zu. Die Frage ist ob Humanismus und Aufklärung im ganzen gegen die christliche Botschaft steht und zwar habe ich auch eine Menge Kritik an der Verweltlichung meiner Kirche, denke aber das man das nicht alles über einen Kamm scheren kann. Überzeugt bin ich das die Kirche besonders in Deutschland wieder geistlicher werden sollte.
Gruß Julius