Hintergründe? Warum wollte Bischof Basilios sich dem Konstaniopolitanischen Patriarchen unterstellen?
http://www.oecumene.radiovaticana.org/t ... sp?c=78983
Bischof der russisch-orthodoxen Kirche in London abgesetzt
- Robert Ketelhohn
- Beiträge: 26021
- Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
- Wohnort: Velten in der Mark
- Kontaktdaten:
Wenn ich’s recht imterpretiere, dann handelt es sich um einen russisch-
orthodoxen Weihbischof amerikanischer Herkunft (Basil Osborne, von
protestantischen Eltern in Alexandrien geboren), der nach dem Tod des
ordentlichen Bischofs Anton als Diözesanadministrator fungierte.
Der nun vom Patriarchen entsandte Bischof Innokentij ist, wenn ich’s
recht sehe, das Oberhaupt der Pariser Diözese des Moskauer Patriar-
chats.
orthodoxen Weihbischof amerikanischer Herkunft (Basil Osborne, von
protestantischen Eltern in Alexandrien geboren), der nach dem Tod des
ordentlichen Bischofs Anton als Diözesanadministrator fungierte.
Der nun vom Patriarchen entsandte Bischof Innokentij ist, wenn ich’s
recht sehe, das Oberhaupt der Pariser Diözese des Moskauer Patriar-
chats.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
- Nietenolaf
- Beiträge: 3053
- Registriert: Donnerstag 23. Oktober 2003, 14:26
- Wohnort: Blasegast
Kurz & grob gesagt: Bischof Basilios kam mit der in den letzten Jahren durch zunehmende Emigration verstärkte "Russifizierung" seiner Diözese nicht klar; er betrachtete das Erbe des Mitropoliten Antonij seligen Andenkens, also die von diesem gegründete Diözese von Sourozh, als eine Art genuin britische Struktur - d.h. er sah sie scheinbar als eher locker verbunden mit der Russischen Kirche. Als die Zahl der Russischsprachigen in den letzten Jahren deutlich stieg, schien das auf ihn einen gewissen Druck auszuüben, und er wollte die Notbremse ziehen:
Er wandte sich an den Patriarchen mit der Bitte, ihn und seine Diözese ins Ökumenische Patriarchat zu entlassen. Ohne die freilich negative, allerdings im brüderlichen Ton abgefaßte Antwort des Patriarchen zu lesen, verkündete er am 7. Mai nach der Göttlichen Liturgie seinem Volk, daß er vorhabe, zum Ökumenischen Patriarchat überzuwechseln und auch schon eine entsprechende Petition an den Ökumenischen Patriarchen gerichtet habe, und zwar, wie sich später herausstellte, noch bevor er dem Patriarchen sein Vorhaben mitteilte. Dieses sein Schreiben an sich nahm unkanonische Wege, da es am Patriarchen und am Synod vorbeilief; Bischof Basilios bekam Gelegenheit, die Sache rückgängig zu machen, und da er das nicht tat, wurde er von der Leitung der Diözese von Sourozh befreit.
Von einer Reaktion des Ökumenischen Patriarchats ist nichts bekannt. Allerdings sind das hier recht "normale", will ich mal sagen, kanonische Maßnahmen. Die Antwort des Patriarchen war m.E. auch ziemlich entgegenkommend, da er z.B. auf die Geschichte der Orthodoxen Kirche von Amerika hinwies (welche 1970 ihre Autokephalie von der Russischen Kirche erhielt), sowie auch auf seine Bemühungen, alle orthodoxen Gemeinden russischer Tradition in Europa in einer Metropolie zu einen (das wäre auch die Antwort auf Roberts Frage nach dem Sprengel des Erzbischof Mark von der Auslandskirche -- in diesem Sinne kaum verwunderlich, daß dieser Erzbischof Mark vom Patriarchen mit in die Kommission zur Lösung des vorliegenden Problems berufen wurde), das heißt, Bischof Basilios bekam Perspektiven durchaus nach seinem Anliegen, wurde allerdings angehalten, die Sache sozusagen organisch und die Einheit der Kirche bewahrend anzugehen. Leider hat er diese Perspektive scheinbar nicht zu schätzen gewußt.
Wer Lust und Muße hat, kann sich den ganzen Vorgang hier zu Gemüte führen.
Er wandte sich an den Patriarchen mit der Bitte, ihn und seine Diözese ins Ökumenische Patriarchat zu entlassen. Ohne die freilich negative, allerdings im brüderlichen Ton abgefaßte Antwort des Patriarchen zu lesen, verkündete er am 7. Mai nach der Göttlichen Liturgie seinem Volk, daß er vorhabe, zum Ökumenischen Patriarchat überzuwechseln und auch schon eine entsprechende Petition an den Ökumenischen Patriarchen gerichtet habe, und zwar, wie sich später herausstellte, noch bevor er dem Patriarchen sein Vorhaben mitteilte. Dieses sein Schreiben an sich nahm unkanonische Wege, da es am Patriarchen und am Synod vorbeilief; Bischof Basilios bekam Gelegenheit, die Sache rückgängig zu machen, und da er das nicht tat, wurde er von der Leitung der Diözese von Sourozh befreit.
Von einer Reaktion des Ökumenischen Patriarchats ist nichts bekannt. Allerdings sind das hier recht "normale", will ich mal sagen, kanonische Maßnahmen. Die Antwort des Patriarchen war m.E. auch ziemlich entgegenkommend, da er z.B. auf die Geschichte der Orthodoxen Kirche von Amerika hinwies (welche 1970 ihre Autokephalie von der Russischen Kirche erhielt), sowie auch auf seine Bemühungen, alle orthodoxen Gemeinden russischer Tradition in Europa in einer Metropolie zu einen (das wäre auch die Antwort auf Roberts Frage nach dem Sprengel des Erzbischof Mark von der Auslandskirche -- in diesem Sinne kaum verwunderlich, daß dieser Erzbischof Mark vom Patriarchen mit in die Kommission zur Lösung des vorliegenden Problems berufen wurde), das heißt, Bischof Basilios bekam Perspektiven durchaus nach seinem Anliegen, wurde allerdings angehalten, die Sache sozusagen organisch und die Einheit der Kirche bewahrend anzugehen. Leider hat er diese Perspektive scheinbar nicht zu schätzen gewußt.
Wer Lust und Muße hat, kann sich den ganzen Vorgang hier zu Gemüte führen.
ἐὰν γὰρ ἀποϑάνῃ ἄνϑρωπος, ζήσεται συντελέσας ἡμέρας τοῦ βίου αὐτοῦ· ὑπομενῶ, ἕως ἂν πάλιν γένωμαι.
aus: "Über Gott und Menschen. Alphabetische Kapitel"Hl. Nikolaj (Velimirović), Bischof von Žiča (1880-1956) hat geschrieben: Geistliche Führer unserer Generation schreiten wie in einem Schneesturm einher. Sie müssen gleichzeitig sowohl die Augen schließen, damit sie nicht mit Schnee vollgestopft werden, als auch ihren Blick anspannen – damit sie sehen, wo der Weg ist.
Kreuz.net hat jetzt auch wieder was drüber gebracht: http://www.kreuz.net/article.3599.html
-
- Beiträge: 5449
- Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28
Die Kommentare von Kreuz.net sind mal wieder putzig. Einerseits werden die britischen Orthodoxen als Kirche bezeichnet, in die viele Anglikaner übergetreten seien, andererseits wird unterstellt, die Diözese sei "anglikanisiert". Ja, was denn nun? Die übergetretenen Anglikaner werden wohl nicht orthodox geworden sein, um dort den Anglikanismus einzuführen...holzi hat geschrieben:Kreuz.net hat jetzt auch wieder was drüber gebracht: http://www.kreuz.net/article.3599.html
Ich glaube, das Problem liegt weitaus tiefer, als der Artikel in Kreuznet erkennen läßt. Hier kommen kulturelle Konflikte zum Vorschein, die nicht nur die Orthodoxen lange herausgezögert oder negiert haben. Die Sache wird gewiß nicht dadurch gelöst, daß man einen neuen Bischof einsetzt, der sich treu dem Moskauer Patriarchat unterstellt.
Gruß
SD
Dem kann man nur zustimmen. Wer sich etwas näher informieren will, kann das unter Diocese of Sourozh und Sourozh.info tun.Stephen Dedalus hat geschrieben:Ich glaube, das Problem liegt weitaus tiefer, als der Artikel in Kreuznet erkennen läßt.
Finde ich auch! Genau deshalb hab ich die Nachricht auch kommentarlos reingestellt.lStephen Dedalus hat geschrieben:Die Kommentare von Kreuz.net sind mal wieder putzig.holzi hat geschrieben:Kreuz.net hat jetzt auch wieder was drüber gebracht: http://www.kreuz.net/article.3599.html
- Nietenolaf
- Beiträge: 3053
- Registriert: Donnerstag 23. Oktober 2003, 14:26
- Wohnort: Blasegast
Ob das "Probleme" sind, sei einmal dahingestellt. Ich halte es nicht für ein Problem, wenn die Orthodoxie in Großbritannien eine spezifische Couleur annimmt. Letzten Endes ist es allen, auch dem suspendierten Bischof Basil, klar, was mittel- und langfristig in Westeuropa passieren soll: namentlich die Herausbildung einer eigenen kirchlichen Struktur (Metropolie) für die orthodoxen Gemeinden russischer Tradition. Bezeichnend dafür ist die Zusammensetzung der Kommission, welche das aktuelle Geschehen in England untersucht: in diese ist auch Erzbischof Mark von der Auslandskirche bestellt worden.
Dahinein kann man seine Energie stecken. Bischof Basil und einige seiner Kleriker versuchen stattdessen auf unkanonische Weise, von der russischen Mutterkirche unabhängig zu werden. Das "Problem", das hier vorliegt, ist also so alt wie die Kirche und nichts neues. Kanones werden mißachtet und gebrochen. Entsprechend hat Bischof Basil, der kanonisch immer noch ein Bischof des Patriarchats Moskau ist, ein Zelebrationsverbot erteilt bekommen. Mißachtet er dies (und das ist wahrscheinlich), verstrickt er sich in noch schlimmere Probleme, da das unkanonische Zelebrieren eines suspendierten Priesters einer Gotteslästerung gleichkommt.
Und das ist ja auch nicht Sinn dessen, was gerade passiert. Bischof Innokentij ist kein Moskauer Dummy, das wird sehr deutlich, wenn man sich die Geschichte des Zerwürfnisses ansieht. Das Verhalten des Bischofs Basil ist kanonisch klar zu verurteilen, aber natürlich muß man die "Russen" immer mal wieder daran erinnern, daß der Phyletismus eine verurteilte Häresie ist.
Dahinein kann man seine Energie stecken. Bischof Basil und einige seiner Kleriker versuchen stattdessen auf unkanonische Weise, von der russischen Mutterkirche unabhängig zu werden. Das "Problem", das hier vorliegt, ist also so alt wie die Kirche und nichts neues. Kanones werden mißachtet und gebrochen. Entsprechend hat Bischof Basil, der kanonisch immer noch ein Bischof des Patriarchats Moskau ist, ein Zelebrationsverbot erteilt bekommen. Mißachtet er dies (und das ist wahrscheinlich), verstrickt er sich in noch schlimmere Probleme, da das unkanonische Zelebrieren eines suspendierten Priesters einer Gotteslästerung gleichkommt.
Stephen hat geschrieben:Die Sache wird gewiß nicht dadurch gelöst, daß man einen neuen Bischof einsetzt, der sich treu dem Moskauer Patriarchat unterstellt.
Und das ist ja auch nicht Sinn dessen, was gerade passiert. Bischof Innokentij ist kein Moskauer Dummy, das wird sehr deutlich, wenn man sich die Geschichte des Zerwürfnisses ansieht. Das Verhalten des Bischofs Basil ist kanonisch klar zu verurteilen, aber natürlich muß man die "Russen" immer mal wieder daran erinnern, daß der Phyletismus eine verurteilte Häresie ist.
ἐὰν γὰρ ἀποϑάνῃ ἄνϑρωπος, ζήσεται συντελέσας ἡμέρας τοῦ βίου αὐτοῦ· ὑπομενῶ, ἕως ἂν πάλιν γένωμαι.
- Nietenolaf
- Beiträge: 3053
- Registriert: Donnerstag 23. Oktober 2003, 14:26
- Wohnort: Blasegast
Re: Bischof der russisch-orthodoxen Kirche in London abgesetzt
Bischof Basil (Osborne) wurde offenbar auf eigenen Wunsch vom Oec. Patr. in den Laienzustand versetzt und ist aus dem Mönchsstand ausgeschieden.
http://www.mospat.ru/en/21/2/24/news13591/
http://www.mospat.ru/en/21/2/24/news13591/
ἐὰν γὰρ ἀποϑάνῃ ἄνϑρωπος, ζήσεται συντελέσας ἡμέρας τοῦ βίου αὐτοῦ· ὑπομενῶ, ἕως ἂν πάλιν γένωμαι.
-
- Beiträge: 5449
- Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28
Re: Bischof der russisch-orthodoxen Kirche in London abgesetzt
Mit 72 Jahren möchte er nochmal heiraten.Nietenolaf hat geschrieben:Bischof Basil (Osborne) wurde offenbar auf eigenen Wunsch vom Oec. Patr. in den Laienzustand versetzt und ist aus dem Mönchsstand ausgeschieden.
http://www.mospat.ru/en/21/2/24/news13591/
Was wird aus den wenigen Gemeinden, die ihm noch unterstanden?
If only closed minds came with closed mouths.