Was ist das Wesentliche der Religion?

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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Robert Ketelhohn
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Was ist das Wesentliche der Religion?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

»Was ist das Wesentliche der Religion?«

Zum Begriff der „Religion“ habe ich hier schon des öfteren geschrieben. Heute laßt mich das Thema mal anders angehen. Ich gebe den Versuch einer neuen Definition – als Antwort auf die oben gestellte Frage – und bitte euch um Stellungnahmen. – Hier die Definition:

  1. Das Wesentliche und der Zweck der Religion ist, für jeden den höchstmöglichen Entwicklungszustand zu erreichen. Dies sollte in einer guten und schmerzlosen Weise vonstatten gehen, und nicht durch Leiden.
  2. Das angestrebte Ziel, der höchste Grad (je, nachdem wie viel Arbeit eine Person mit sich selbst verwirklicht hat) ist eine Möglichkeit, die in unserer Welt real existiert.
  3. Religion wurde uns nicht im Sinne von Vergnügen und Gewinn gegeben. Sie ist vielmehr ein Leitfaden, uns Wege für eine Verbesserung unseres Selbst aufzuzeigen.
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rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Piko
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Beitrag von Piko »

Religion als Selbstzweck?
Was ist denn das unwesentliche an Religion?
Wie kann denn Religion (Glauben) ohne Schmerzen vor sich gehen?
Das bedeutet Religion als Schutz vor dem Schmerz?

Mir scheint die Definition ( der Versuch ) als sehr eingeengt und abgetrennt von dem Eigentlichen.
Religion zu definieren ist sehr schwierig z.B:

Zitat:Als Religion wird oftmals ein in größeren Bevölkerungsgruppen verankertes System von Vorstellungen über die Existenz von Gegebenheiten jenseits des sinnlich Erfahrbaren bezeichnet. Religiöse Menschen richten ihr Leben nach einem sinngebenden Ganzen."

Quelle :http://de.wikipedia.org/wiki/Religion

Als Einstieg in eine Definition geeigent.

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Deine Definition ist natürlich sehr allgemein gehalten und noch interpretationsfähig. Aber das ist ja nicht unbedingt verkehrt.

Punkt eins ist sicher richtig.
Was den zweiten deiner drei Punkte angeht, scheint das m.E. aber doch irgendwie mit der christlichen Lehre nicht ganz konform zu gehen, oder? Den höchsten Zustand können wir in dieser Welt doch gerade nicht erreichen?
Punkt drei kann ich sicher für mich sofort unterschreiben. Auch wenn das vielleicht jetzt gerade insbesondere für die christliche Religion gilt. Ich könnte mir vorstellen, dass es auch Religionen geben könnte, die ohne irgendwelche Beschränkungen und Entbehrungen nur dem persönlichen Gewinn dienen. Aber das würde wohl dann Punkt eins widersprechen, da ein maximales Gewinnstreben jedes einzelnen meist nur Leid verursacht.

Die Frage, die ich mir stelle ist: Will man eine Defintion auf christlicher Basis erstellen, also sozusagen festlegen, was das Wesentliche unserer Religion ist, oder allgemein bleiben?
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Piko
Beiträge: 2
Registriert: Samstag 8. Juli 2006, 12:09

Beitrag von Piko »

Auch zu Punkt eins bin ich der Meinung, das auch hier die Frage nach dem Schmerz auf das Christentum nicht so fest gemacht werden kann. Schmerz nicht als erstrebenswerter oder einziger Weg, doch als Teil des Weges, nicht vorhersehbar, aber doch begleitend

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Samuel
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Beitrag von Samuel »

Robert, wenn du den Religionsbegriff so fassen willst, dass das Christentum damit auch gemeint ist, dann halte ich deine Definition für wenig geeignet: Viel zu individualistisch!

Petra
Beiträge: 6157
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 19:30

Beitrag von Petra »

Damit ist unser Glaube nicht gemeint. (Robert ist schon sehr christlich und helle.) Sondern "Religion", was immer man darunter verstehen mag.

Für mich hören sich die Vorgaben so an, als wäre "Religion" definiert als eine Mischung aus Pfadfindertum, Psychoanalyse und Knigge. Kann mich aber auch irren. :roll:
Zuletzt geändert von Petra am Samstag 8. Juli 2006, 23:57, insgesamt 1-mal geändert.

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Walter
Moderator
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Registriert: Mittwoch 25. Januar 2006, 13:56

Beitrag von Walter »

Ich würde das, was Robert "Religion" nennt, als "Selbstverwirklichung" bezeichnen. Weil dabei jedoch der Dienst am Nächsten, der Gemeinschaft und am Höchsten fehlt, kann z.B. das Pfadfindertum keine Zutat dieser Mischung sein. Vielleicht eher umgekehrt.
γενηθήτω το θέλημά σου·

Petra
Beiträge: 6157
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 19:30

Beitrag von Petra »

Keine Ahnung, was Robert meint. Ich interessiere mich auch nicht für Religion. Ich bin Christ.

Petra
Beiträge: 6157
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 19:30

Beitrag von Petra »

Vielleicht sind die Definitionen ja von einem Buddhisten geschrieben worden, der zur Freimaurerei konvertierte. Oder umgekehrt.

Nur eine Vermutung. Habe von beidem wenig Ahnung.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Petra hat geschrieben:Keine Ahnung, was Robert meint. Ich interessiere mich auch nicht für Religion. Ich bin Christ.
:kiss: :ikb_hug: 8)
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Na, dann will ich mal zugeben, woher obige „Definition“ stammt. Un-
sere maurerischen Besucher hatten in letzter Zeit auffällige Affinität zur
Kabbala zu erkennen gegeben, was man ja ohnehin auch von der Sym-
bolwelt der Freimaurer kennt.

Da sie diesbezüglich leider keine erhellenden Antworten zu geben be-
reit waren, habe ich mich selbst einmal bei entsprechenden Internet-
quellen umgetan, insbesondere auf kabbala.info, deren Meister der
russisch-jüdische, jetzt in Palästina lebende Rabbiner und Kabbalist
Michail Lajtman (Михаил Лайтман) ist.

Von dorther stammt also das Zitat. – Aber gehen wir einen Schritt wei-
ter. „Religion“ ist nicht das Ziel des Kabbalisten. Dazu ein Zitat von
Chaim Ratz, einem Jünger Lajtmans:
kabbala.info hat geschrieben:Kabbala ist keine Religion, sie ist eine Wissenschaft. Sie ist
eine Wissenschaft, die ganz exakt die Entwicklung einer
Seele beschreibt und wie diese sich mit dem Schöpfer ver-
binden kann. Ein Mensch kann jeder möglichen Religion
angehören und ein Kabbalist sein. Der große Kabbalist Ba'al
Hasulam sagt in seinem Aufsatz "Dor Aharon", daß, wenn
der Messias kommt, jeder Mensch in Verbindung mit dem
Schöpfer stehen wird, unabhängig von der Religion, in der
er geboren ist. Niemand braucht, seine Religion zu ändern,
denn während Religion den Körper und den Verstand be-
schäftigt, befaßt sich die Kabbala ausschließlich mit der Seele.
Ist das nicht schön?
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Ewald Mrnka
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Registriert: Dienstag 30. November 2004, 11:06

Beitrag von Ewald Mrnka »

Das könnte auch von Johannes Paul II stammen.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

Petra
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Beitrag von Petra »

Ewald Mrnka hat geschrieben:Das könnte auch von Johannes Paul II ... stammen
Hat er sich denn auch mal zur Kabbala geäußert?

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Ich meinte, daß die von Robert Ketelhohn vorgestellte Definition gut ins Assisi-Konzept paßt. Assisi war doch eine Herzenangelegeheit des künftigen Seligen.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

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