Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ja, das ist wahr. Ich bin da insgesamt leider eher pessimistisch. Wo zu
Hause der Glaube nicht vermittelt und gelebt wird, da werden sich Re-
ligionslehrer fast immer vergeblich mühen. Aus demselben Grund ist
übrigens auch die „Jugendkirchen“-Masche für die Katz.
Volle Zustimmung! Ich finde es immer wieder erschreckend, dass bei Jugendlichen heute überhaupt keine Kenntnisse über den Glauben mehr vorhanden sind. Ich würde mich für viele Dinge auch als Nichtgläubiger schon aus Gründen der Allgemeinbildung interessieren...
Ich frage mich, gerade auch bei der Wiener Variante der Jugendkirche, wie Jugendliche den Glauben kennenlernen sollen, wenn ihnen eine speziell auf sie zugeschnittene Show geboten wird, und ihnen niemand die "Normalform" (auch mit allen Schwächen) erklärt, bzw. diese sogar von einigen besonders Eifrigen schlechtgemacht wird?
Aber ich will hier nicht wieder die Jugendkirchendebatte lostreten...
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Die Kindheit und Jugend wird so heute für die meisten noch Getauften
zu einer verlorenen Zeit. Erst wenn der „Ernst des Lebens“ beginnt,
dann wird ein kleinerer Teil – voller Wunden und Verletzungen – wie-
der ansprechbar für die Frage nach dem Sinn und nach Gott.
Ja, für diese Gruppe Jugendliche sollte es viel konkretere Angebote geben. Dinge wie Alpha-Kurse oder Cursillos etc. werden leider kaum beworben. Pfarrliche Jugendgruppen kommen oft nicht über ein Beisammenhock-und-Plauder-Niveau hinaus.
Wenn man aber in der Pfarrei (oder auch in einer geistl. Gemeinschaft) Priester, Ordensleute oder kompetente Laien hat, die unmittelbar ansprechbar und überzeugend sind, sieht man sehr schnell, dass sich etwas entwickelt.
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Der einzige Weg – da stimme ich dir zu – könnte darin bestehen, über
die Kinder die Eltern anzusprechen. Aber auch das ist ein hartes Brot.
Diesen Weg sind wir in meiner Dienstpfarrei gegangen. Es hat fast fünf Jahre gedauert, bis wir ca. fünf Mütter nach der Erstkommunion ihrer Kinder zum weiteren Mitwirken in der Gemeinde ermuntern konnten. Aber jetzt geht es laaaaangsam und noch nicht wirklich sicher bergauf.
Dieser Weg ist mühsam und fordert unglaublich viele Nerven und Geduld. Die feste Überzeugung, dass man manche Früchte erst viel später sieht, hat da sehr geholfen.
Prinzipiell sehe ich das Problem in der religiösen Gleichgültigkeit vieler Eltern. Viele vermitteln ihren Kindern keinerlei Grundwissen mehr, mit der bequemen Begründung, das Kind solle sich später selbst entscheiden. Entscheiden wofür? Für etwas, dass es nie kennengelernt hat?
Ich bekomme immer wieder zu hören, dass viele Schüler nur den Unterricht besuchen, weil man dort ständig Filme sieht, und die Schüler hier in Wien bei regelmäßiger Anwesenheit nicht schlechter als "gut" benotet werden dürfen(!). Ein Fach, um das Zeugnis aufzubessern.
Leider bringt das die engagierten Relilehrer in Verruf, die sich redlich um einen sinnvollen Unterricht bemühen.
(Die kriegen dann oft genug Probleme von "oben". Oha, jetzt darf ich mich nicht weiter aus dem Fenster hängen.)