Im gestrigen Hymnus zum Marien-Fest, wie er vom kleinen Stundenbuch vorgesehen war, hieß es in der ersten Strophe:
Den Erde, Meer und Firmament,
verehren, loben, beten an,
der die drei Reiche trägt und lenkt,
ihn birgt Mariens reiner Schoß.
Was ist denn da mit "die drei Reiche" gemeint? Ich hatte nicht das Gefühl, dass sich das auf "Erde, Meer und Firmament" bezieht. Aber es kann ja auch kaum Himmel, Erde und Unterwelt gemeint sein.
Ich denke mal von der petrinische Symbolik (Tiara, Papstkreuz) her über die drei Reiche über die Petrus Schlüsselgewalt besitzt.
- Welt (Lehrgewalt)
- Kirche (Hirtengewalt)
- Himmel (Priesterliche Gewalt)
LG
Fiore
Einer ist Gesetzgeber und Richter, er, der die Macht hat, zu retten oder zu verderben. Wer aber bist du, daß du den Nächsten richtest? (Jak4,12)
In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas
Adalbert Schulte: Die Hymnen des Breviers nebst den Sequenzen des Missale übersetzt und kurz erklärt, Paderborn (3)1916
findet sich zu dieser Strophe des Hymnus "Quem terra, pontus, sidera" folgende Erklärung (S. 128f):
Fraglich ist, welcher Gedanke mit dem Ausdruck "trina machina" ausgedrückt werden soll. Daß damit gerade die in dem ersten Verse aufgezählten drei Gegenstände der Schöpfung gemeint seien, ist nicht gut anzunehmen; entsprechender scheint es, gemäß der Stelle Phil 2, 10: "ut in nomine Jesu omne genu flectatur caelestium, terrestrium et infernorum" an das dreifache Reich (machina = ein geordnetes Ganze, Kunsteinrichtung) Gottes: Himmel, Erde, Unterwelt zu denken.
Das in den "drei Reichen" Himmel und Erde enthalten sind, scheint mir plausibel.
Aber "Unterwelt" als Drittes? "Unterwelt" im Sinne von Hölle?
Was die Interpretation als "Kirche" angeht, stellt sich ja dann die Frage, ob diese "Reiche" institutionell oder territorial zu verstehen sind. Damit stellt sich auch die Frage, ob "Reiche" eine passende Übersetzung des lateinischen Originals ist. Denn das würde ich doch eher territorial verstehen. Vielleicht kann da jemand noch was zu sagen.
HeGe hat geschrieben:Das in den "drei Reichen" Himmel und Erde enthalten sind, scheint mir plausibel.
Aber "Unterwelt" als Drittes? "Unterwelt" im Sinne von Hölle?
Was die Interpretation als "Kirche" angeht, stellt sich ja dann die Frage, ob diese "Reiche" institutionell oder territorial zu verstehen sind. Damit stellt sich auch die Frage, ob "Reiche" eine passende Übersetzung des lateinischen Originals ist. Denn das würde ich doch eher territorial verstehen. Vielleicht kann da jemand noch was zu sagen.
Wieso? Man redet ja vom "Himmelreich" und "Totenreich", und beiden sind keine Territorien. Ebenso redet man z.B. vom "Reich der Sinne".
Ich denke auch, daß die Unterwelt damit gemeint ist (also Himmel, Erde und Unterwelt bzw. Hölle).
Cheers,
John
Der Beweis, dass Gott einen Sinn für Humor hat: Er hat die Menschheit geschaffen.
[ Alt-Katholisch/Anglikanisch in Hannover ]
Hallo, hallo, schminkt euch mal die „Reiche“ ab, die kommen im Original nicht vor. Es geht um das „dreifache Werk“, nämlich die Welt, die Ordnung der geschaffenen Dinge.
In ähnlichen Texten in von der trina mundi machina oder trina rerum machina die Rede. Gemeint ist immer die Welt als dreifaches, dreifaltiges oder in drei Ebenen gegliedertes oder gestuftes Werk.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
Gott, ist ja Herr des ganzen Universums, also auch der Hölle. Bloß geht er dort nicht (mehr) hin, denn dort sitzen ja die Leute die mit Ihm nix mehr zu tun haben wollen. Das akzeptiert Er auch, auch wenns Ihn schmerzt.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Hallo, hallo, schminkt euch mal die „Reiche“ ab, die kommen im Original nicht vor. Es geht um das „dreifache Werk“, nämlich die Welt, die Ordnung der geschaffenen Dinge.
In ähnlichen Texten in von der trina mundi machina oder trina rerum machina die Rede. Gemeint ist immer die Welt als dreifaches, dreifaltiges oder in drei Ebenen gegliedertes oder gestuftes Werk.
Jaaaaa, beruhige Dich, ich wollte nur klar machen, daß das Wort Reich nicht so weit weg vom Thema ist.
Cheers,
John
Der Beweis, dass Gott einen Sinn für Humor hat: Er hat die Menschheit geschaffen.
[ Alt-Katholisch/Anglikanisch in Hannover ]
Ok, ok … – Übrigens dürfte die Vorstellung vom „dreifaltigen“ Schöpfungswerk ursprünglich auf Platos Timæus zurückgehen. Noch deutlicher finden sich die Formulierungen unserer Hymnen vielleicht – ich rate, weil ich’s nicht zur Hand habe – im Timæus-Kommentar des Chalcidius. Falls ihn einer hat, schaue er bitte mal nach.
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