sofaklecks hat geschrieben:Was Kardinal Schönborn angeht, so hat mich sein Leben und seine Persönlichkeit schon aus geschichtlichen Gründen interessiert. Immerhin gehört Bruchsal zu meinem Landgerichtsbezirk, wo der wohl bedeutendste Schönborn (nach Aussage des Herrn Kardinals, der es wissen muss) residierte, wenngleich nicht der reichste oder mächtigste.
Ich kenne seine Herkunft, seine Familie, seine Brüder, sein Kloster und ich höre ihm gerne zu, wenn etwas von ihm übertragen wird.
Ich weiss. Ich stamme auch aus der Gegend. Allerdings nicht aus "Brusel".
sofaklecks hat geschrieben:Deshalb kennt ihn auch die Dame meines Herzens. Und die Feststellung, dass das ein kluger und sympathischer Mann sei, dem aber eine gewisse Ausstrahlung fehle, stammt von ihr. Da hat sie das bessere Feeling, wie die meisten Frauen. Vielleicht hast du mal meinen Beitrag zur Wahl von Benedikt XVI. zum Papst gelesen. Eine kluge Frau hat mir das in den siebziger Jahren prophezeit, als sie die Übertragung seiner Einholung nach München im Fensehen verfolgte. Das sei ein Mann, hat sie damals gesagt, und das erkenne sich auch dann, wenn sie ihn nur im Fernsehen sehe und man ihn bunt vekleidet habe (sie mochte die Heilige Mutter Kirche nicht sehr); und sie wisse nicht, was man in meinem Verein noch alles werden könne, aber eines wisse sie sicher, der (sie meinte Joseph Ratzinger), der werde es.
Frauen haben einen sechsten Sinn für sowas.
Ich meine richtige Frauen, nicht Hühner.
Dass eine solche Einschaetzungsgabe am Geschlecht liegt halte ich fuer unwahrscheinlich. Im Uebrigen wuerde es dann auch keiner Frau passieren dass sie sich fuer den falschen Partner entscheidet, was aber zig-millionenmal am Tag geschieht. Ich hab als ich mich vor ca. 15 Jahren fuer das Thema Kirche zu interessieren begann auch gesagt dass der Ratzinger sicher mal Papst wird. Spaetestens als Praefekt der Glaubenskongregation wurde klar dass er "das Zeug" dazu hat und zwar weil er zwei Eigenschaften hat, die prinzipiell jeder Chef haben sollte, aber in besonderen Masse auch ein Kirchenfuehrer (sei er nun Bischof oder Papst), denn neben der theologischen Kompetenz muss er mit Menschen umgehen koennen (was auch heisst sie einschaetzen zu koennen)
und eine gewisse Kaltschnaeuzigkeit. Das ist eine Mischung, die im ausgewogenen Mass sehr selten anzutreffen ist und nur grosse Fuehrungspersoenlichkeiten auszeichnet. Meist ueberwiegt entweder das eine oder das andere. Einem Bischof z.B. der menschlich unglaublich lieb ist aber eben nur das wird das Domkapitel auf der Nase unter Garantie herumtanzen. Ein solcher Bischof ist sicher z.B. Gerhard Fuerst von Rottenburg-Stuttgart. Jedem, der ein Gespraechstermin mit ihm moechte sagt er zu, wenn man dann mit seinem Sekretaer spricht erfaehrt man, dass er am liebsten allen zusagen wuerde, die ihn um einen Termin bitten, aber es ginge einfach nicht. Das ist natuerlich fuer denjenigen der sich darauf gefreut hat sehr schade.
Gegenbeispiel: Gestern telefonierte ich mit meinem Bruder ueber dieses Thema und im speziellen ueber die Moeglichkeit, ob GeLuMue Erzbischof von Muenchen werden koennte. Mein Bruder laesst sich bei den meisten Dingen eher von der Intuition leiten (er ist in seiner Ehe eigentlich auch die Frau), er fand den Bischof Mueller in Regensburg beim Papstbesuch ganz furchtbar und schrecklich, menschlich kalt und abweisend. Da ich weiss dass zu seinem Freundeskreis auch eine nicht gerade kirchentreue Pastoralreferentin gehoert und er wie gesagt durch die intuitive und nicht intellektuelle Denkweise hochgradig beeinflussbar ist, hat mich das nicht ueberrascht. Natuerlich hat er auch in Regensburg nicht mit ihm gesprochen. Ich jedoch hatte die Gelegenheit dazu und meine wirklich, dass er kaltschnaeuzig genug waere fuer ein solches Amt, auch mit der Menschenkenntnis stimmt es unter Garantie. Aber eben nicht damit, dass man den Eindruck hat er sei einfach nur ein lieber Kerl. Vielleicht stimmt da auch was nicht mit unserem Bischofsbild und generell mit dem Bild von Fuehrungspersoenlichkeiten. Denn von einem, von dem ich mit Recht verlangen kann dass er mir sagt wo es lang geht muss ich nicht unbedingt auch erwarten dass er mich alle fuenf Minuten in den Arm nimmt. Das macht er auch und sollte es auch koennen, aber dosiert. Der Bischof muss auch kein "Papaersatz" sein fuer die intimen Streicheleinheits-Beduerfnisse des vegetativen Nervensystems, sondern er ist vorrangig ein Hirte, im optimalen Sinn, ein guter Chef, der sich auch um seine Leute kuemmert (aber sie nicht "betuettelt"!). Er ist fuer einen anderen Bereich zustaendig als fuer denjenigen in unserem Berufsleben (es sei denn man arbeitet bei der Kirche). Wenn ich also die Wahl haette zwischen einem Typ "Fuerst" und einem "Mueller", wuerd ich mich sonnenklar fuer den letzteren entscheiden. So lieb der andere auch sein mag, aber die Gewissheit dass "der Laden laeuft", hab ich eher bei ihm. Und dass er nun den Pfarrgemeinderaeten und Dioezesan- und Dekanatsraeten gesagt hat, dass sie halt nur beratende und nicht entscheidende Kompetenz haben - du lieber Himmel, jeder Theologe der einigermassen studiert hat weiss wieso das so ist. Das muss man sich halt auch mal erklaeren lassen (und das sollten die pastoralen Mitarbeiter wirklich tun!), ich wuerde mir auch nie anmassen irgendwo etwas ueber Quantenphysik zu sagen, sondern mich an einen Physiker wenden. Das ganze Schlamassel liegt aber natuerlich auch an einer voellig falsch verstandenen Idee von Demokratie.
Gruss, Yeti