Kirche lässt Pfarrer hängen

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Irenaeus
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Kirche lässt Pfarrer hängen

Beitrag von Irenaeus »

"Kirche lässt Pfarrer hängen
Sparmassnahme: Rick van den Berg ist Deutschlands erster arbeitsloser Pfarrer. Der Niederländer lebt von Spenden. Die Gemeinde will ihren Seelsorger unbedingt behalten.

Der Abschied von Pfarrer Rick van den Berg war bewegend. Foto: W. Horrmann
Düren. „Ich glaube, ich bin Deutschlands erster und einziger arbeitsloser Pfarrer“ erklärt der 47-jährige Rick van den Berg mit trauriger Stimme unserer Zeitung. Der katholische Pastor der Gemeinde Niederzier war sieben Jahre lang in dem kleinen Dorf am Rande des Braunkohle-Tagebaus tätig, er betreute die Gemeinden St. Cäcilia Niederzier, St. Martin Oberzier und St. Antonius Hambach.

Das Bistum in Aachen hatte den Holländer aus Roermond seinerzeit nach Deutschland geholt, ihm aber den Vertrag zum Ende vergangenen Jahres gekündigt, obwohl die 10000 Gemeindemitglieder um ihn gekämpft haben wie die Löwen. Als die Versetzung des Priesters bekannt geworden war, hatte es Fackelzüge und Menschenketten gegeben, um das Bistum umzustimmen.

Die Begründung von Bischof Heinrich Mussinghoff, der vor einigen Wochen mit Pfiffen und Buh-Rufen von den Gemeindemitgliedern aus Niederzier empfangen wurde: „Sie werden in Holland im Bistum Roermond gebraucht, dort herrscht großer Priestermangel.“ Angeblich sollte er in Slenaken/Mechelen zum 1.Februar eine neue Stelle bekommen. „Ich habe vom Bistum in Roermond nichts mehr gehört. So groß kann der Priestermangel nicht sein“, sagt der Pastor. Van den Berg blickt in eine ungewisse Zukunft: „Ich weiß nicht, wo ich hin soll. Ich brauche auch dringend eine Ernennungsurkunde, die bis heute nicht bei mir eingetroffen ist. Ich weiß auch nicht, wo ich wohnen soll. Soll ich vielleicht auf der Straße schlafen...?“

„Die Kirche predigt Nächstenliebe, was hier passiert, ist das Gegenteil“
Der arbeitslose Pastor bekommt vom Bistum Aachen kein Gehalt mehr, aus Holland auch nicht. „Liebe Menschen aus der Gemeinde bringen mir Geldspenden und etwas zu essen, dafür bin ich dankbar, aber so kann es doch nicht weiter gehen“, so der Pastor. Noch darf er im Pfarrheim wohnen – nur wie lange? Er ist verzweifelt. „Ich kann nur hoffen, dass der liebe Gott mir bald hilft.“

Dieter Ludwig vom Pfarrgemeinderat in Niederzier: „Wir hier in der Gemeinde wollten unseren Pfarrer behalten, weil er alte und junge Menschen gleichermaßen begeistern konnte. Rick war hier glücklich, er wollte bei uns bleiben. Warum hat das Bistum in Aachen ihn nicht fest angestellt? Die Kirche predigt doch immer Nächstenliebe und Menschlichkeit, was mit unserem Pastor derzeit passiert, ist genau das Gegenteil. Hier sind alle unendlich traurig.“

Das Aachener Bistum fühlt sich nicht mehr zuständig
In einem bewegenden Dankgottesdienst verabschiedete sich der Pastor von seinen Schäfchen. Rick van den Berg appellierte an seine drei Gemeinden, der Kirche nicht den Rücken zu kehren. Vielmehr verglich er die Kirche mit einer Mutter, die man niemals im Stich lasse.

Seit rund zwei Monaten hat er nichts mehr von seinen Vorgesetzten gehört. Das letzte Signal aus Roermond war eine Freigabe des dortigen Bischofs. Die gelte nicht nur für Niederzier, sondern auch für Köln, wo er sich zwischenzeitlich beworben habe, sagte der Pastor den „Aachener Nachrichten.“ Für das Bistum Aachen scheint auch die Freigabe nicht ausreichend zu sein. Diese sei seitens der Niederländer mit einer sofortigen Inkardination – also mit einer Festanstellung verbunden. Das sei praktisch unmöglich, heißt es.

Nicht einmal der nicht wegzudiskutierende Priestermangel konnte die Verantwortlichen umstimmen. Franz Josef Kretschmann, Sprecher des Bistums in Aachen, erklärte auf Anfrage lapidar: „Wir sind für Rick van den Berg nicht mehr zuständig, er muss sich an sein Heimatbistum in Roermond wenden...“



Das Bistum Aachen
Fakten Das Bistum Aachen mit einer Fläche von rund 3938 Quadratkilometern liegt im Westen von Deutschland und erstreckt sich von Mechernich in der Nordeifel bis nach Krefeld am Niederrhein. Die rund 1,2Millionen Katholiken (Gesamtbevölkerung zwei Millionen) leben in 540 Pfarrgemeinden.

Geschichte Das Bistum wurde 1802 auf Betreiben Napoleons errichtet, die Wiedererrichtung erfolgte 1930.

Priestermangel Derzeit gibt es 430Priester im Bistum Aachen, davon sind rund 350 noch im aktiven Dienst. Im Jahre 2012 werden es voraussichtlich noch 270 Aktive sein. Der Altersschnitt bei den Pfarrern liegt bei 58 Jahren.

Sparmassnahmen Das Bistum Aachen hatte 2003 einen Prozess der wirtschaftlichen Sanierung eingeleitet mit dem Ziel, die Ausgaben um 65 Millionen Euro jährlich zu reduzieren und die Diözese in den wichtigsten kirchlichen Handlungsfeldern zukunftsfähig zu gestalten. Der konsequente Sparkurs soll auch weiter eingehalten werden. Man rechnet damit, dass die rückläufige Zahl der Katholiken und anstehende Steuerreformen ab 2009 noch weitere Sparmaßnahmen erforderlich machen.

Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff wurde am 29. Oktober 1940 in Osterwick geboren. Am 29. Juni 1968 wurde er zum Priester geweiht, Bischof von Aachen ist er seit dem 12. Dezember 1994.

04.03.2008
Von Wilfried Horrmann"
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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Das Problem haben nicht nur Priester. Ich bin heilfroh, dass ich nicht im Bistum Aachen arbeite. Fast wäre es passiert.

Es ist nicht so schlimm wie im Erzbistum Berlin, aber tragisch genug ist es auch.
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Irenaeus
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Beitrag von Irenaeus »

cantus planus hat geschrieben:Das Problem haben nicht nur Priester. Ich bin heilfroh, dass ich nicht im Bistum Aachen arbeite. Fast wäre es passiert.

Es ist nicht so schlimm wie im Erzbistum Berlin, aber tragisch genug ist es auch.
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ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Heinrich Mussinghoff gehört meines Erachtens zu den Bischöfen, welche die Welt nicht braucht. Und ich meine dies genau so, wie ich es geschrieben habe. Anstatt seinen Aufgaben nachzukommen tut er alles, um ganz im Sinn der immer noch real existierenden Lehmann-Kirche das zu tun, was dem Papst als dem Obersten Hirten der Kirche nicht recht sein kann.

Aber es muß auch gesagt werden, dass ich das Verhalten des niederländischen Pfarrers beim besten Willen nicht verstehe. Der Vertrag ist jedenfalls vom Aachener Bistum gekündigt worden und das naheliegendste wäre gewesen, dass der Pfarrer seinen nun wieder für ihn zuständigen Bischof in Roermund aufsucht, und sich ihm zur Verfügung stellt. So viel Demut und Sinn für Ordnung muß einfach sein, auch dann, wenn sich das Aachener Bistum einschl. seines Bischofs zehnmal falsch verhalten haben sollte.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Nicht nur aus dem Bistum Aachen habe ich gehört, dass es schon einigen, die inkardiniert werden wollten, so gegangen ist, dass man ihnen wörtlich gesagt habe: Wir brauchen hier keine Priester; suchen Sie sich ein anderes Bistum...
Ein guter Bekannter von mir war Ordensmann und möchte raus und hat einen Antrag gestellt. Sie wollten ihn in "seinem" Bistum nicht (der Mann ist echt gut! Der gehört in eine schwierige Pfarrei, da würde er hingehören!) und er versuchte es dann in Aachen. Und ihm wurde auch gesagt: Wir brauchen keine Priester... :/ :shock:
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Hier ist noch ein weiterer Zeitungsartikel dazu:
[...]Er sollte bis zum 1. Februar eine neue Stelle im Bistum Roermond angetreten haben.

Doch er ist immer noch da. Offenbar wird er im niederländischen Bistum nun doch nicht so dringend benötigt. Unterdessen gehen in Niederzier die Spekulationen weiter, warum van den Berg trotz massiven Widerstandes der Gläubigen gehen muss.

Am Donnerstag äußerte sich der Priester erstmals selbst zum Konflikt zwischen den Bistümern Aachen und Roermond und den Gemeindemitgliedern in Niederzier. «Ich habe hier die sieben glücklichsten Jahre meines Lebens verbracht», so der Geistliche.

«Ich bin unendlich traurig, dass ich nicht hier bleiben kann.» Dass er zurück nach Holland wechseln soll, ist für den Priester immer noch unverständlich. Mehrfach habe ihm der Bischof in Roermond versichert, dass er in Deutschland bleiben könne. Van den Berg: «Die Kernfrage lautet: Habe ich die Freigabe nun, oder nicht?»

Und dies gelte nicht nur für Niederzier, sondern auch für Köln, wo sich Rick van den Berg zwischenzeitlich beworben hatte. Mal habe es eine Zusage gegeben, dann wieder einen Rückzug. Das ständige Hin- und Her sei unerträglich gewesen. Van den Berg: «Da sitzen doch erwachsene Leute, die alle studiert haben. Die müssen doch in der Lage sein, miteinander zu sprechen.» Der Priester hatte zu Jahresbeginn eine vierwöchige «Auszeit» genommen, um Abstand zu gewinnen.

Doch seit sieben Wochen hat er nichts mehr von seinen Vorgesetzten gehört. «Ich weiß nicht wohin. Ich kann doch nicht mein Zelt auf der Straße aufschlagen», so der 47-Jährige. Dass van den Berg in Niederzier immer noch beliebt ist, wird auch daran deutlich, dass unlängst ein Paar anfragte, das von ihm getraut werden möchte.

[...]
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Kirche läßt Pfarrer hängen


:ikb_hang:

???
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overkott
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Beitrag von overkott »

Ich habe diesen Pfarrer mal im Rahmen einer Hochzeitsmesse kennengelernt und noch ein umfassendes Video davon.

Es war eine wunderschöne hl. Messe mit einer wunderschönen Predigt.

Deshalb kann ich die Pfarrgemeinde, die sich für ihren Pfarrer einsetzt, schon gut verstehen.

Also muss es wohl noch andere Gründe um dieses Hin und Her geben.

Mögen die Bistümer eine christliche Lösung finden.

michaelis
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Beitrag von michaelis »

overkott hat geschrieben:Es war eine wunderschöne hl. Messe mit einer wunderschönen Predigt.
Vielleich ist genau das der Grund für die Zurückhaltung auf holländischer Seite. :sauer:

Wenn man sich den Zustand des größten Teils der holländischen Kirche anschaut (soweit man das von Deutschland aus beurteilen kann), könnte ich mir durchaus vorstellen, daß man ihn dort nicht unbedingt "zurückhaben" will.

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Samuel
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Beitrag von Samuel »

Bei uns im Erzbistum München-Freising werden ausländische Priester inzwischen auch nicht mehr inkardiniert. Sie bekommen Sechs-Jahres-Verträge und müssen dann in ihre Heimat zurück.

Dem Bistum Aachen kann man vermutlich keinen Vorwurf machen. Aber merkwürdig ist, dass sich sein Heimatbistum (wo er doch inkardiniert ist) nicht zuständig fühlt.
Wer einen Menschen verurteilt, kann irren. Wer ihm verzeiht, irrt nie. (Heinrich Waggerl)

Nueva
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Beitrag von Nueva »

Ecce Homo hat geschrieben:Nicht nur aus dem Bistum Aachen habe ich gehört, dass es schon einigen, die inkardiniert werden wollten, so gegangen ist, dass man ihnen wörtlich gesagt habe: Wir brauchen hier keine Priester; suchen Sie sich ein anderes Bistum...
Ein guter Bekannter von mir war Ordensmann und möchte raus und hat einen Antrag gestellt. Sie wollten ihn in "seinem" Bistum nicht (der Mann ist echt gut! Der gehört in eine schwierige Pfarrei, da würde er hingehören!) und er versuchte es dann in Aachen. Und ihm wurde auch gesagt: Wir brauchen keine Priester... :/ :shock:
Ist ja interessant, ass die Bistümer keine Priester mehr brauchen. Dann kann man getrost aufhören für Priesterberufungen zu beten- Aus Kostengründen könnten sie dann ja auch noch die Referate "Berufe der Kirche " schließen...

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Samuel hat geschrieben:Bei uns im Erzbistum München-Freising werden ausländische Priester inzwischen auch nicht mehr inkardiniert. Sie bekommen Sechs-Jahres-Verträge und müssen dann in ihre Heimat zurück.
Warum ist das eigentlich so? :hmm:
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Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Ecce Homo hat geschrieben:
Samuel hat geschrieben:Bei uns im Erzbistum München-Freising werden ausländische Priester inzwischen auch nicht mehr inkardiniert. Sie bekommen Sechs-Jahres-Verträge und müssen dann in ihre Heimat zurück.
Warum ist das eigentlich so? :hmm:
Als ich als mein Anerkennungsjahr zur Gemeindeassistentin im Bistum Augsburg gemacht habe (1991) hat mal ein indischer Ordenspriester mir sein Herz ausgeschüttet. Unter anderem erzählte er mir, dass der damalige Personalreferent (ist glaube ich, heute auch noch zuständig: Josef H.) zu ihm so ungefähr gesagt, dass er doch nur in Deutschland wäre um genügend Geld zu schäffeln.... :shock:
Na ja, in anderen Ländern werden die Priester nicht so gut bezahlt. - Höchstens in der Schweiz noch besser.....

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Ich kann zum Thema "ausländische Priester" nur sagen: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste! Ich war selber in einer Pfarrei tätig, die eine internationale Pfarrbesatzung hatte, und kenne darüber hinaus auch andere Pfarreien, bei denen die Situation so war.

Man sollte die unterschiedlichen Mentalitäten und Glaubensauffassungen nicht unterschätzen! Auch die Schwierigkeiten mit der Sprache nicht.

Ausländische Priester zur Seelsorge einzusetzen kann gutgehen, muss es aber nicht.

Ein Patentrezept ist es auf keinen Fall.
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Samuel
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Beitrag von Samuel »

Ecce Homo hat geschrieben:
Samuel hat geschrieben:Bei uns im Erzbistum München-Freising werden ausländische Priester inzwischen auch nicht mehr inkardiniert. Sie bekommen Sechs-Jahres-Verträge und müssen dann in ihre Heimat zurück.
Warum ist das eigentlich so? :hmm:
Im Bistum München sind wir unserem früheren Finanzdirektor, Dr. Fahr sehr dankbar, dass er all die Jahre über einen gesunden Kurs gefahren ist, sodass wir nun finanziell relativ gut dastehen.
Aber trotzdem können wir nicht auf Dauer mehr ausgeben als wir einnehmen - und inkardinierte Priester, die bis an ihr Lebensende versorgt werden müssen, kosten natürlich mehr als Priester mit Sechs-Jahres-Verträgen.
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angelus72
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Beitrag von angelus72 »

Das ist ja schon der Hammer, es gibt Gemeinden wo die Priester nicht mehr wissen wohin mit der Arbeit,und dann hört man so etwas.Da kann ich nur mit den Kopf schütteln :/ :/ :/

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Samuel hat geschrieben:
Ecce Homo hat geschrieben:
Samuel hat geschrieben:Bei uns im Erzbistum München-Freising werden ausländische Priester inzwischen auch nicht mehr inkardiniert. Sie bekommen Sechs-Jahres-Verträge und müssen dann in ihre Heimat zurück.
Warum ist das eigentlich so? :hmm:
Im Bistum München sind wir unserem früheren Finanzdirektor, Dr. Fahr sehr dankbar, dass er all die Jahre über einen gesunden Kurs gefahren ist, sodass wir nun finanziell relativ gut dastehen.
Aber trotzdem können wir nicht auf Dauer mehr ausgeben als wir einnehmen - und inkardinierte Priester, die bis an ihr Lebensende versorgt werden müssen, kosten natürlich mehr als Priester mit Sechs-Jahres-Verträgen.
Du, aber das heißt doch letztlich, dass wir als Gläubige, die sich nach der Eucharistie (als "Quelle und Höhepunkt"!) sehnen, nicht mehr wirklich um Priester beten sollen - weil es sich keiner leisten kann, sie auf Dauer anzustellen... :shock:
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Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Ecce Homo hat geschrieben: Du, aber das heißt doch letztlich, dass wir als Gläubige, die sich nach der Eucharistie (als "Quelle und Höhepunkt"!) sehnen, nicht mehr wirklich um Priester beten sollen - weil es sich keiner leisten kann, sie auf Dauer anzustellen... :shock:
Nun ja, nicht jeder Priester ist zum Ordenspriester berufen und nicht jeder Priester zum Diözesanpriester.

Mir ist ein Fall aus der Diozese Münster bekannt. Der - damals junge Mann - war schon zum Diakon geweiht, da hat auf Grund seines "Verhaltens" die Diözese gemerkt, dass dies nie gut gehen würde, wenn er zum Priester geweiht wird und dies daher nicht gemacht. Er ist dann ins Kloster gegangen, wo er sehr gut wirkte, sogar Novizenmeister wurde.

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Du hast mich nicht verstanden -
wir beten hier immer um Priesternachwuchs etc. weil wir riesige Gemeinden haben--- und es immer schwerer wird, um Sakramente zu bitten, weil keiner da ist, der sie spendet...
Und Samuel sagt letzten Endes, dass kein Geld da ist, um Priester anzustellen...
:/
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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Ich sage nach wie vor: Geld dürfte in der deutschsprachigen katholischen Kirche das Letzte sein, das fehlt. Die Gründe sind andernorts zu suchen.

Für diverse überflüssige Veranstaltungen, Gremien und Projekte ist ja Geld im Überfluss da. Erstaunlicherweise.
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maliems
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Beitrag von maliems »

Ecce Homo hat geschrieben:wir beten hier immer um Priesternachwuchs etc. weil wir riesige Gemeinden haben--- und es immer schwerer wird, um Sakramente zu bitten, weil keiner da ist, der sie spendet... :/

mein Tip: die Tradis bitten. Die kommen immer.

das ist die zukunft der kirche in deutschland: wenn die reichen diözesen sich keine priester mehr leisten können, müssen die armen tradis ran. vielleicht will es der liebe gott so.

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Leguan
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Beitrag von Leguan »

Es ist interessant:
Die Situation ist exakt dieselbe wie damals in Fulda mit den SJM-Priestern: Der beliebte Pfarrer wird gegen den Willen der Gemeinde weggeschickt.
Interessant ist allerdings der Vergleich zwischen den Reaktionen der Medien in beiden Fällen.

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Edi
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Beitrag von Edi »

cantus planus hat geschrieben:Ich sage nach wie vor: Geld dürfte in der deutschsprachigen katholischen Kirche das Letzte sein, das fehlt. Die Gründe sind andernorts zu suchen.

Für diverse überflüssige Veranstaltungen, Gremien und Projekte ist ja Geld im Überfluss da. Erstaunlicherweise.
Die Diözesanverwaltungen, die alles bestimmen, sorgen eben nur für ihre eigenen Beschäftigungen, seien sie auch für die Katz.

Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Ecce Homo hat geschrieben:Du hast mich nicht verstanden -
wir beten hier immer um Priesternachwuchs etc. weil wir riesige Gemeinden haben--- und es immer schwerer wird, um Sakramente zu bitten, weil keiner da ist, der sie spendet...
Und Samuel sagt letzten Endes, dass kein Geld da ist, um Priester anzustellen...
:/
Frag mal in Klöstern, wieviel der Mönche vom Bistum bezahlt werden. - So gut wie keine! Selbst dann, wenn das Kloster gleichzeitig als Pfarrkirche gilt. - Dann wird lange nachgerechnet ob ein ganzer Priester bezahlt wird.
Hier im Erzbistum haben sie angefangen, bei den Gehältern der Priester zu sparen, indem es kein Weihnachtsgeld mehr gibt.
Und ich frage mich, wieviel junge Männer Priester werden würden, wenn der Gehalt nicht so toll geregelt wäre.

Vielleicht muss dafür gebetet werden, dass junge Männer bereit sind, in einer armen Kirche Priester zu werden und arm zu leben...

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Leguan
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Beitrag von Leguan »

Raphaela hat geschrieben:Frag mal in Klöstern, wieviel der Mönche vom Bistum bezahlt werden. - So gut wie keine! Selbst dann, wenn das Kloster gleichzeitig als Pfarrkirche gilt. - Dann wird lange nachgerechnet ob ein ganzer Priester bezahlt wird.
Hier im Erzbistum haben sie angefangen, bei den Gehältern der Priester zu sparen, indem es kein Weihnachtsgeld mehr gibt.
Und ich frage mich, wieviel junge Männer Priester werden würden, wenn der Gehalt nicht so toll geregelt wäre.

Vielleicht muss dafür gebetet werden, dass junge Männer bereit sind, in einer armen Kirche Priester zu werden und arm zu leben...
Ich glaube nicht, daß Geld das prinzipielle Problem ist. Bei der Petrusbruderschaft müssen sie sich ihre Ausbildung selbst finanzieren und können sich auf ein Leben am oder unter dem Existenzminimum gefaßt machen, und es gibt trotzdem Nachwuchs.
Es kann zwar sein, daß aufgrund der Situation in den Diözesen das Geld für manche tatsächlich ein Anreiz ist, aber das wäre dann doch eher ein Armutszeugnis für Diözese und Priester.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Leguan hat geschrieben:
Raphaela hat geschrieben:Frag mal in Klöstern, wieviel der Mönche vom Bistum bezahlt werden. - So gut wie keine! Selbst dann, wenn das Kloster gleichzeitig als Pfarrkirche gilt. - Dann wird lange nachgerechnet ob ein ganzer Priester bezahlt wird.
Hier im Erzbistum haben sie angefangen, bei den Gehältern der Priester zu sparen, indem es kein Weihnachtsgeld mehr gibt.
Und ich frage mich, wieviel junge Männer Priester werden würden, wenn der Gehalt nicht so toll geregelt wäre.

Vielleicht muss dafür gebetet werden, dass junge Männer bereit sind, in einer armen Kirche Priester zu werden und arm zu leben...
Ich glaube nicht, daß Geld das prinzipielle Problem ist. Bei der Petrusbruderschaft müssen sie sich ihre Ausbildung selbst finanzieren und können sich auf ein Leben am oder unter dem Existenzminimum gefaßt machen, und es gibt trotzdem Nachwuchs.
Es kann zwar sein, daß aufgrund der Situation in den Diözesen das Geld für manche tatsächlich ein Anreiz ist, aber das wäre dann doch eher ein Armutszeugnis für Diözese und Priester.
Ich denke, Jesus hat die Finanzfragen Judas überlassen. Insgesamt haben die Apostel, glaube ich, mit relativ wenig angefangen. Aber es sind im Laufe der Zeit wohl doch noch zwei oder drei Priester hinzugekommen.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ecce Homo hat geschrieben:Du hast mich nicht verstanden -
wir beten hier immer um Priesternachwuchs etc. weil wir riesige Gemeinden haben--- und es immer schwerer wird, um Sakramente zu bitten, weil keiner da ist, der sie spendet...
Und Samuel sagt letzten Endes, dass kein Geld da ist, um Priester anzustellen...
:/
Schau einfach, wofür alles noch Geld ausgegeben wird. Du könntest vier Fünftel des Etats streichen, und es wäre immer noch genug Geld für mehr, nicht weniger Priester da.
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Linus
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Beitrag von Linus »

Leguan hat geschrieben:Ich glaube nicht, daß Geld das prinzipielle Problem ist. Bei der Petrusbruderschaft müssen sie sich ihre Ausbildung selbst finanzieren und können sich auf ein Leben am oder unter dem Existenzminimum gefaßt machen, und es gibt trotzdem Nachwuchs.
Es kann zwar sein, daß aufgrund der Situation in den Diözesen das Geld für manche tatsächlich ein Anreiz ist, aber das wäre dann doch eher ein Armutszeugnis für Diözese und Priester.
Das ist eine zu pekuniärwinkelige Sicht der dinge. In Afrika ist der Priesterberuf auch eine arg hoch angesehene Tätigkeit- mit entsprechendem Berufsprestige. Die meisten Seminaristen werden deswegen aus dem Seminar komplimentiert. Nicht weil sie Freundin oder sonstiges hätten.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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Irenaeus
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Beitrag von Irenaeus »

Samuel hat geschrieben:Bei uns im Erzbistum München-Freising werden ausländische Priester inzwischen auch nicht mehr inkardiniert. Sie bekommen Sechs-Jahres-Verträge und müssen dann in ihre Heimat zurück.

Dem Bistum Aachen kann man vermutlich keinen Vorwurf machen. Aber merkwürdig ist, dass sich sein Heimatbistum (wo er doch inkardiniert ist) nicht zuständig fühlt.
Pfarrer van den Berg hat auch nicht immer im Sinne von Bischof M. gesprochen und gedacht.... das spielt da noch mit hinein, und die finanzielle Sache: das Bistum Aachen ist schon lange pleite - das ist auch kein Geheimnis.

Wahrscheinlich kann man dem Bistum formal keinen Vorwurf machen, sein Vertrag ist eben abgelaufen, aber man hätte die Sache doch etwas anders lösen müssen, denn den (von seiner Pfarrei heißgeliebten) Pfarrer einfach zum Arbeitslosen zu erklären, ist keine Art. Aber so kenne ich das in unserem lieben Bistum.

Andererseits hätte Pfarrer van den Berg die Chance ergreifen können, und sich selbständig machen können: Rent-a-Pope... das ist noch ne Marktlücke :mrgreen: .....

OK, war eine böse,böse Idee und leider ja auch in unserer Mutter Kirche unmöglich, aber eigentlich keine schlechte Idee, wenns denn ginge :-)
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Chiara
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Beitrag von Chiara »

Raphaela hat geschrieben:Hier im Erzbistum haben sie angefangen, bei den Gehältern der Priester zu sparen, indem es kein Weihnachtsgeld mehr gibt.
Und ich frage mich, wieviel junge Männer Priester werden würden, wenn der Gehalt nicht so toll geregelt wäre.
Nur der Vollständigkeit halber: der Vorschlag kam meines Wissens aus dem Priesterrat selbst.
Und was die Gehälter angeht... In der freien Wirtschaft wäre weit mehr zu verdienen (allerdings u.U. auch zu verlieren). Und die ganze Kirchengeschichte lang schon hat es finanziell besser oder schlechter versorgte Priester gegeben - entweder vom Familienvermögen oder vom guten oder bösen Willen der Pfarrei abhängig. Da finde ich die Sustentation nach "Tarif" irgendwie gerechter - und unanfälliger für Simonie o.ä. ...

Übrigens - auch wenn der "Priesterjob" (das ist jetzt bitte ironisch gemeint) als krisensicher gilt - habe ich bisher noch keinen einzigen Jugendlichen getroffen, der mit eben dem Gedanken (berufliche Sicherheit, gute Bezahlung) sich dazu hätte "überreden" lassen wollen, Priester zu werden. Auf einer unbewussten Ebene verstehen selbst die Unbelecktesten von ihnen, dass Priestersein eben mehr und anders als einfach nur Beruf ist...
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Linus
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Beitrag von Linus »

Mh. Unser Dorfpfarrer sagte - als er noch in Wien Pfarrer war - zu meiner mutter, er habe den Job gewählt, weil er krisensicher sei (er ist Militärgeistlicher) ua einer der Gründe warum wir aus seinem Pfarrgebiet zogen, damals.,
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taddeo
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Beitrag von taddeo »

Ecce Homo hat geschrieben:Du, aber das heißt doch letztlich, dass wir als Gläubige, die sich nach der Eucharistie (als "Quelle und Höhepunkt"!) sehnen, nicht mehr wirklich um Priester beten sollen - weil es sich keiner leisten kann, sie auf Dauer anzustellen... :shock:
Das wird Dir offiziell keiner so bestätigen, aber hinter vorgehaltener Hand habe ich das auch schon so ähnlich erfahren. Ich habe mal mit einem Priester über den ständigen Diakonat in unserer Diözese gesprochen, und warum es kaum hauptamtliche Diakone bei uns gibt. Die Antwort: "Weil für die nicht genügend Geld da wäre!" Ich darauf: "Das heißt aber, wenn unser Bistum die Zahl an Neupriestern hätte, die es bräuchte, dann wäre für die auch nicht genügend Geld da?" Antwort: :floet: :ikb_no: :ikb_shutup:

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