Romuald hat geschrieben:...
Das hört sich gut an. Aber wie ist dann Mt 15, 3 ff. zu verstehen, wo Jesus das AT zu bestätigen scheint, wonach mit dem Tod zu bestrafen sei, wer Vater oder Mutter verflucht? Die Kirche lässt dieses Jahr am 5. August das Evangelium nach Mt 15, 1 ff. lesen, überspringt aber die oben zitierte Stelle, so als ob auch sie nicht recht weiss, was sie damit anfanfgen soll.
Gott spricht! – Warum also sollte man da etwas anderes verstehen, als das, was dem Wortlaut jenes Gebotes zu entnehmen ist? Etwa, weil man nicht hören wollte, wie damals am Berg als man sich die Ohren zuhielt, als Er sprach?
Wir sollen aber die Ohren aufmachen und hören: „Warum missachtet denn ihr Gottes Gebot um eurer Überlieferung willen?“
| Mt 15,3 ff | Mit seiner Frage liefert Jesus bereits die Antwort:
Um eurer Überlieferung willen missachtet ihr Gottes Gebot.
Die Kritik richtet sich also gegen Personen, die eine eigene Überlieferung derart instrumentalisiert um sich straffrei über Gottes Gebot hinwegsetzen zu können – als ob Gottes Gebot eine Erfindung der Menschen und damit dem beliebigen Wandel unterworfen sei. Mit der Prioritätenverschiebung einer untergeordneten Regel über Gottes übergeordnetes Gebot wird die Ordnung Gottes diabolisch auf den Kopf gestellt. Eine gewisse Weise theologischer Spitzfindigkeit neutralisiert Gottes Gebot und versperrt hier den Weg zum Himmel.
Jesus stellt die Beziehung Gott-Mensch an der Schnittstelle zwischen AT und NT wieder ins rechte Verhältnis, will heissen, daß jene „gewisse Weise theologischer Spitzfindigkeit“ nicht nur im Altertum sondern auch in der Jetztzeit Gottes Gebot zu neutralisieren und den einzigen Weg zum Himmel zu versperren vermag.
Mit der Klarstellung bezüglich der wahren Reinheit am Beispiel des kultischen Händewaschens will uns Jesus nicht nur im übertragenen Sinne in die Freiheit, mithin in den Himmel führen.
Was also macht wirklich unrein? Alles, was aus dem Herzen kommt, macht unrein: böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugenaussagen und Verleumdungen.
Was also hält wirklich rein? Gottes Gebot halten, hält rein - um am bezogenen Beispiel zu bleiben: Ehre Vater und Mutter...! - So ist Mt 15, 3 ff zu verstehen.