Clemens hat geschrieben:
weißt Du, Peregrin, genaueres über die falschen Voraussetzungen, bzw. Folgerungen aus dieser Studie?
Was man da alles findet, wenn die Zypfel wieder einmal umorganisiert werden. Die Frage hatte ich doch glatt übersehen.
Zur Studie: Ich weiß nur, was im Originalartikel stand, den ich durchgelesen habe, nachdem ich die Zeitungsnotiz entdeckt hatte. Von der Amygdalaaktivität verstehe ich nichts, den Teil konnte ich nicht beurteilen, außer daß sie da halt auch irgendwelche Unterschiede gefunden haben wollen.
Beurteilen kann ich hingegen, daß die Stichproben mit je 20 Homosexuellen und 25 Heterosexuellen nicht gerade groß waren. Woher diese Gruppen kommen, erklären die Autoren nicht - da aber eine Zufallsgruppe kaum aus 4/9 Homosexuellen bestehen wird, stellt sich halt sehr die Frage, wo die hergekommen sind. Wenn hier zB die Besatzung eines Schwulenklubs oder einer Streetparade einer typischen Studentengruppe gegenübergestellt wurde, könnte es ja auch einen Haufen anderer Erklärungen für Unterschiede in Hirnstruktur und -aktivität geben. Die Autoren lassen das aber im Dunkeln. Dazu kommt die Frage, woran die "homo" oder "hetero" überhaupt festgemacht haben. Offenbar gehen sie davon aus, daß diese Einteilung glasklar feststeht. Aber in einer Studie, die physiologische Unterschiede fesstellen will, die Annahme solcher Unterschiede bereits in die Gestaltung der Stichproben einfließen zu lassen, scheint mir ein bißchen seltsam.
Zweitens ist festzuhalten, daß die individuelle Schwankungsbreite meistens größer war als der Unterschied zwischen den Gruppen. Zumindest für die Asymmetrie in der Größe der Hirnhälften galt das. Der groß hertrompetete Unterschied würde einem mit Blick auf die Daten überhaupt nicht auffallen, erst ein statistischer Test fördert den angeblich signifikant zutage. Das gilt nicht für die Hirngrößen der Homofrauen, die tatsächlich auffällig kleiner sind als die der Heterofrauen. Aber gerade diesen Punkt ignorieren die Autoren seltsamerweise völlig.
Schlußendlich scheint mir also diese "Spiegelbildlichkeit" eher Wunschdenken zu sein als valide Folgerung. Bei den Männerhirnen sind sich beide Gruppen sehr ähnlich, bis auf diese relativ kleine, aber merkbare Asymmetrie im Stichprobenmittel, die aber wiederum deutlich kleiner ist als der Unterschied zwischen zwei einzelnen Männergehirnen. Dagegen unterscheiden sich die Frauengehirne in den beiden Gruppen zunächst einmal auffällig in der Größe, und die Homofrauenasymmetrie erahnt man nur mehr mit viel Phantasie, sie ist noch deutlich kleiner als bei den Männern, und die Schwankungsbreite ist, wie erwähnt, beträchtlich.