

Darum ermahne ich euch, meine teuersten Mitmenschen und meine Nächsten, und mich selbst mit euch: Eilen wir, so schnell wir können, das zu tun, wozu Gott uns durch seine Weisheit ermaht. Lieben wir nicht die Welt; denn es ist "alles, was in der Welt ist, nur Fleischeslust und Augenlust und Streben nach vergänglichem Ruhm" (vgl. 1Joh 2,15f). Lieben wir nicht das Verderben und das Verdorbenwerden durch die Fleischeslust, damit wir nicht jenem viel jammervolleren Verderben der Schmerzen und Qualen verfallen. Lieben wir nicht die Streitkämpfe; wir können sonst in die Gewalt jener Engel geraten, die sich an solchen ergötzen und darauf aus sind, uns zu demütigen, zu fesseln und zu verprügeln. Und lieben wir nicht das nur äußerlich sichtbare Theater. Wir könnten sonst von der Wahrheit selbst abirren, uns in Schatten verlieben und in die Fintersnis stürzen (vgl. Mt 25,30).
Hüten wir uns vor einer Religion, die nur in usneren Einbildungen existiert. Besser nähmlich ist jedes beliebige Wahre als alles nach Belieben Erdichtete.
Es binde uns also die Religion an den einen allmächtigen Gott; denn zwischen unserem Geist, durch den wir ihn als den Vater erkennen, und der Wahrheit, das heißt dem inneren Licht, durch das wir ihn erkennen, steht kein anderes Geschöpf. Laßt uns deshalb auch die Wahrheit selbst als ihm in keiner Hinsicht unähnlich in ihm und mit ihm verehren. Sie ist die Form von allem, was vom Einen geschaffen wurde und zum Einen zurückstrebt. Den geistliche gestimmten Seelen ist es daher ganz klar, daß durch diese Form alles geschaffen ist und daß nur sie in Fülle hat, wonach sich alles sehnt. Dennoch entstünde all dies nicht vom Vater durch den Sohn, um innerhalb seiner natürlichen Grenzen zu gedeihen, wäre Gott nicht in allerhöchstem Maße gut. Dieser hat einerseits keiner Natur vorenthalten, von ihm her gut sein zu können, andererseits die einen, soweit sie wollen, und die anderen, soweit sie können, im Guten verweilen lassen. Deshalb schickt es sich, daß wir mit dem Vater und dem Sohn auch die gleichermaßen unwandelbare Gabe Gottes verehren und sie bewahren, die Trinität, die eines Wesens ist. Sie ist der eine Gott, von dem, durch den und in dem wir sind (vgl. Röm 11,36). Von ihm sind wir abgewichen, ihm sind wir unähnlich geworden. Er ließ jedoch nicht zu, daß wir zugrunde gehen. Er ist der Ursprung, zu dem wir zurückkehren, die Form, an der wir uns orientieren, die Gnade, durch die wir uns versöhnen lassen. Er ist der Eine, duch dessen Urheberschaft wir ins Dasein gerufen sind; er ist dessen Ebenbild, durch das wir zu einer Einheit geformt sind; er ist der Friede, durch den wir dieser Einheit anhangen. Er ist der Gott, der sprach "es werde" (Gen 1,2), das Wort, durch das alles geschaffen ist (vgl. Joh 1,3), was als Substanz und Natur existiert, und die Gabe seiner Güte, durch die es dem Schöpfer gefiel, den Menschen mit sich zu versöhnen, daß nicht zugrunde gehe, was er durch das Wort schuf. Er ist der eine Gott. Durch ihn, den Schöpfer, leben wir. Durch ihn erneurt, leben wir weise, ihn liebend und kostend - glücklich. Er ist der eine Gott. Aus ihm, durch ihn und in ihm ist alles. Ihm gebührt Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit (vgl. Röm 11,36). Amen.

Der Autor dürfte bekannt sein, denn in dem Stil schreibt nur einer.