Natürlich lehnen sich die betroffenen Mitarbeiterinnen gegen die Entscheidungen zur Schließung von Regionalstellen auf, Bischof Mussinghoff hat zur Zeit keinen leichten Stand.
Im Wust der Protestaktionen habe ich diesen Beitrag gefunden:
Aachener Nachrichten hat geschrieben:
Rodheudt wider eine «Protestantisierung»
Herzogenrath. Er trägt als katholischer Priester statt Krawatte den «römischen Kragen» und zeigt damit, dass er trotz junger Jahre «vom alten Schlag» ist: Pfarrer Guido Rodheudt aus Herzogenrath. Der 39-jährige Doktor der Philosophie hat das «Netzwerk Katholischer Priester» gegründet, das bundesweit «glaubenstreue katholische Geistliche» sammeln will.
Im AN-Gespräch nimmt er kein Blatt vor den Mund - zur Situation der katholischen Kirche und der Schließung der Regionalstellen im Bistum. Das Interview, geführt von unserem Redakteur Willi Erdweg, versteht sich als Beitrag zu einer kontroversen, pluralistischen Diskussion.
Herr Pfarrer Dr. Rodheudt, seit wann gibt es das Netzwerk Katholischer Priester, und was hat man sich darunter vorzustellen?
Rodheudt: Das Netzwerk ist keine eigene Vereinigung innerhalb der katholischen Kirche, sondern eine Gesinnungsgemeinschaft von Priestern, die sich austauschen und gegenseitig stärken wollen. Ich habe im Oktober 2001 in Frankfurt mit Mitbrüdern die Initiative ergriffen als Versuch einer organisierten Selbsthilfe von Priestern, die ihren Dienst und ihr Weihegelübde ernst nehmen.
Was sind Ihre Leitlinien?
Rodheudt: Wir haben drei Punkte als Signale nach außen formuliert. Der Laie hat ein Recht auf diese drei Dinge, die ihm oft vorenthalten werden. Es sind dies: 1. Die ordnungsgemäße Sakramentenspendung. 2. Die unverkürzte Verkündigung der kirchlichen Lehre. 3. Die treue Beachtung der liturgischen Vorschriften bei der Feier der heiligen Messe.
Und damit liegt es heute in der katholischen Kirche im Argen?
Rodheudt: Ein katholischer Priester, der nichts weiter als katholisch sein will, gerät heute oft mit der konkreten Gestalt der deutschen Kirche in Konflikt. Das ist im Vatikan wohl bekannt. Wegen der Zuständigkeit der Ortsbischöfe nickt man in Rom bei Anfragen aus Deutschland zwar verständnisvoll, verweist aber auf den Ortsbischof, so dass wir allein gelassen werden.
Können Sie Beispiele nennen für Konflikte?
Rodheudt: Es haben sich viele Missbräuche in Deutschland etabliert. Zwischen den lieben Gott und das Kirchenvolk an der Basis hat sich eine merkwürdige Funktionärsmembran geschoben, die sehr undurchlässig ist und oft ein eigentliches katholisches Leben verhindert. Ein Priester, der das Messbuch beachtet, kommt oft in Konflikt mit Pfarrgemeinderäten und Liturgiekreisen. Liturgie wird nicht gemacht, sondern zelebriert. Dazu braucht es den geweihten Amtsträger, der Christus in der Kirche gegenwärtig setzt.
Können Sie noch deutlicher machen, wo Sie Fehlentwicklungen sehen?
Rodheudt: Nehmen Sie den Wortgottesdienst. Es gibt einen ständig schwebenden Konflikt zwischen Priestern und hauptamtlichen Laien im pastoralen Dienst, die genauso oder ähnlich ausgebildet sind, denen aber die Weihe fehlt und die den Wortgottesdienst für ihre Berufsgruppe beanspruchen. Im Bistum Aachen hat sich der Wortgottesdienst immer mehr als Platzhalter für die heilige Messe etabliert, auch da, wo keine Notsituation vorhanden ist. Es ist ein unhaltbarer Zustand, dass Wortgottesdienst und Messe im Rollverfahren angeboten werden. Das läuft auf Gleichberechtigung beider und damit auf ein protestantisches Kirchenbild hinaus. Wir als katholische Christen leben aus der Eucharistie. Der Sonntag wird von der heiligen Messe gekrönt.
Nach Ihrer Ansicht droht also eine «Protestantisierung» der katholischen Kirche?
Rodheudt: Sie ist schon weit vorangeschritten, so dass es zu wachsendem Unverständnis für konfessionelle Unterschiede im gottesdienstlichen Bereich kommt. Es steht auf der Tüte «römisch-katholisch» drauf, aber drin ist das Ergebnis einer Reformation auf kaltem Wege. Weitere Beispiele sind der Predigtdienst durch Laien oder die faktische Wahl des Pfarrers durch den Pfarrgemeinderat, der Bischof ernennt nur offiziell.
Sie sind seit dem Jahr 2000 Pfarrer von St. Marien Herzogenrath, seit 2002 zusätzlich von St. Gertrud Herzogenrath und St. Antonius Niederbardenberg. Wie ist die Situation in Ihren Pfarren?
Rodheudt: Ich habe die Wortgottesdienste komplett abgeschafft, weil keine Notsituation besteht.
Wie kommt ein Pfarrer mit Ihrer Einstellung mit seinen «Schäfchen» klar?
Rodheudt: Ich lebe und arbeite hier gut und gern, weil die Leute hier sehr katholisch sind. Die Menschen schätzen Seelsorge auf sakramentaler Basis. Daher habe ich auch eine große Zahl von guten haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern.
Wie stehen Sie zu der Schließung der Regionalstellen im Bistum?
Rodheudt: Die Finanznot im Bistum Aachen bietet die Chance, die Spreu vom Weizen zu trennen. Ich habe die Regionalstellen in 15 Jahren für nichts gebraucht. Es hat sich dort eine mittlere Ebene etabliert, die ich besonders in Zeiten großer Finanznot als unnötigen Kropf empfunden habe, so leid es mir für die von der Entlassung betroffenen Mitarbeiter tut. Die Kostenexplosion ist übrigens in der Ära Hemmerle entstanden, der nicht Nein sagen konnte. So wie die Regionalstellen bisher gearbeitet haben, war das kontraproduktiv, am Wesen des Katholischen vorbeigehend.
Was sagen Sie zu den öffentlichen Protesten?
Rodheudt: Die Mitarbeiter der Regionalstellen sind gut organisiert und treten öffentlichkeitswirksam auf, denken Sie an die Aktion mit dem peinlichen Hemmerle-Bild vor dem Priesterhaus Maria Rast. Was aber ist an der Basis in den Pfarrgemeinden mit den nicht organisierten Sekretärinnen, Küstern, Organisten, die ebenfalls von Einsparungen betroffen sind und sich nicht so in der Öffentlichkeit darstellen können?
Wie Sie sehen die Situation der Kirche allgemein, wenn immer mehr das Geld ausgeht?
Rodheudt: Das Finanzielle ist nicht das Hauptproblem, sondern die Verdunstung des Katholischen, die unmerklich geschieht. Die Leute werden schleichend dem Katholischen entfremdet. Dabei haben wir durch Jahrhunderte erprobte Mittel der Seelsorge und den unschätzbaren Wert der Sakramente. Wir sind keine humanistische Gewerkschaft, sondern die Kirche ist der fortlebende Christus. Wenn wir das ernst nehmen, dann stoßen wir gerade in heutiger Zeit in eine Marktlücke, die im Augenblick von Esoterikern und anderen falschen Propheten besetzt wird.