Ich würde vermuten, dass dies ein vielfach mißdeuteter Begriff ist. Wenn wir von Reform der Kirche sprechen, meinen wir sehr gerne "die anderen". Katholisch ist - nach meiner Überzeugung - ein Verständnis, dass bei sich selber beginnt. Das Vorbild schlechthin in dieser Frage ist der Heilige Franziskus, ein einfacher Laie. Die Kirche bedarf einer Reform? Wohlan! Wie kann ich mein Leben ändern? So lautet die katholische Antwort.cathol01 hat geschrieben:Der Begriff ecclesia semper reformanda wird in kirchlichen Dokumenten nicht benutzt, weil er protestantischer Herkunft ist, doch die Idee an sich wird mitgetragen. Kirche muss sich immer wieder erneuern, sich immer wieder in der Gesellschaft situieren und positionnieren, und sich dabei auch von dieser in Frage stellen lassen.
Zugegeben: eine verflixt unbequeme Antwort, weil nunmehr nicht mehr "die" etwas tun müssen, Rom, der Vatikan, der Klerus, die Bischöfe, die Priester, die ... eben "die", aber nun nicht mehr sie, sondern ich. Kirche beginnt ganz nah: bei jedem von uns. Warum zum Reformieren in die Ferne schweifen? Der Stoff zum Reformieren ist ganz nah. Beginn bei Dir.
Am Aschermittwoch zeichnete mir unser Erzbischof mit Daumen und Zeigefinger ein Aschenkreuz auf die Stirn. Dabei sagte er zu mir: "Kehr um und glaub an das Evangelium." Nähme ich mir diese Worte zu Herzen, nähmen wir uns nur alle diese Worte zu Herzen, kehrten wir wirklich um und glaubten dem Evangelium, wo stünde die Kirche dann?
Aber zu unser aller Glück und Seelenfrieden haben wir ja "die": die in Rom, die im Vatikan, die im Klerus, die bei den Bischöfen, die bei den Priestern, wir haben "die". Also kann ich mir die eigene Umkehr ersparen, das reuige Klopfen an die eigene Brust. Und statt die ganze Hand zur Faust zu ballen, die auf das eigene schuldige Herz einschlägt, strecke ich den Zeigefinger spitz vor, weise anklagend auf "die". Und kann mir die eigene Reform sparen. ecclesia semper reformanda: Wohlan! Dann fangt ihr anderen mal damit an!