Griechenland: Kirchenbann gegen Erzbischof Christodoulos
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Der Streit zwischen dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., und dem Erzbischof von Athen und ganz Griechenland, Christodoulos ist eskaliert: Das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Bartholomaios, hat eben in Istanbul den Athener Erzbischof von jeglicher kirchlichen und sonstigen Gemeinschaft ausgeschlossen. Das ist mehr als eine Exkommunikation, das entspricht dem alten Kirchenbann und der Reichsacht des Mittelalters, mit denen die Betroffenen für vogelfrei erklärt wurden. Konstantinopel hat eine so strenge Kirchenstrafe seit Menschengedenken nicht mehr verhängt.
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Das sollte allen eine Warnung sein, die auch in der katholischen Kirche immer wieder eigenwilliges Handeln gegen ROM fordern!
Ach ja eine Frage an die Orthodoxen Brüder im Forum wie darf ich in diesem Zusammenhang das Wort "vogelfrei" verstehen?
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- Nietenolaf
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Grundsätzlich ja, jedoch ist die „Kirche von Griechenland“ seit Gründung des griechischen Nationalstaats der Neuzeit faktisch weitestgehend selbständig. Die erstrebte Autokephalie wird zwar immer wieder behauptet, ist jedoch eigentlich von den andern orthodoxen Kirchen nicht wirklich anerkannt, insbesondere nicht von Constantinopel.Juergen hat geschrieben:Gehört Athen denn nicht zum Pariarchat von Konstantinopel?![]()
Der gegenwärtige Streit rührt wohl daher, daß der Athener Metropolit die faktisch der Autokephalie gleichkommende Unabhängigkeit der „Kirche von Griechenland“ nun auch auf diejenigen griechischen Diözesen auszudehnen versucht – um sie seiner Jurisdiktion zu unterstellen –, die bislang immer noch dem Patriarchen von Constantinopel unterstehen.
Daß nur ein Teil der Diözesen des heutigen griechischen Staatsgebiets Athen untersteht, liegt meines Wissens daran, daß bei Ausrufung des griechischen Nationalstaats dessen Staatsgebiet zunächst kleiner war. Nur auf dieses ursprünglich Staatsgebiet erstreckt sich – wenn ich nicht irre – die „Kirche von Griechenland“.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
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Ich denke doch, die Aufkündigung der Kirchengemeinschaft ist eine (letzte) Möglichkeit. Hier erst recht, weil Athen ja letztlich doch zum Patriarchat von Constantinopel gehört. Es wird darauf ankommen, wie die andern orthodoxen Patriarchate sich dazu verhalten, namentlich Alexandrien, Antiochien und Jerusalem, aber aufgrund des faktischen Einflusses natürlich auch Moskau.Nietenolaf hat geschrieben:Konstantinopel hat gar kein Recht, einen Bann gegen den griechischen Erzbischof von Athen zu sprechen. Bartholomaios ist kein Papst, auch wenn er da mitunter ähnliche Ambitionen zu hegen scheint. Ich schaue mich erstmal um...
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Ich denke, die Sache ist nicht ganz so einfach. Schließlich hat Konstantinopel 1850 die Autokephalie der "Orthodoxen Kirche von Griechenland" anerkannt. Nach dieser Anerkennung kann der Patriarch von Konstantinopel nicht einfach dort eingreifen.
Gruß Jürgen
Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Re: Griechenland: Kirchenbann gegen Erzbischof Christodoulos
Amenotto hat geschrieben:Das sollte allen eine Warnung sein, die auch in der katholischen Kirche immer wieder eigenwilliges Handeln gegen ROM fordern!
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Es geht um Episkopate im Norden Griechenlands, die sogenannten "Neuen Territorien", die 1912 von der Türkei abgefallen sind. Bis zu diesem Jahr standen sie unter der Jurisdiktion des Patriarchen von Konstantinopel. Gemäß einer Absprache von 1928 zwischen dem Patriarchat von Konstantinopel und der Griechischen Kirche (...von Hellas), sind diese Bistümer (36 Stück) gewissermaßen unter der Jurisdiktion beider Kirchen: formell unter der Konstantinopels, faktisch unter der Athens. Athen ernennt Bischöfe, die von Konstantinopel bestätigt werden. Faktisch haben diese Bistümer keinen besonderen Status innerhalb der Griechischen Kirche gehabt.
Nun ist es so, daß es seit letztem Jahr diverse Vakanzen in diesen Bischofssitzen gibt, und die griechische Kirche hat ihre Kandidaten dafür erst nicht von Konstantinopel bestätigen lassen. Die Absprache von 1928 sei damals nicht von der Fülle der griechischen Kirche getragen worden, habe keinerlei kanonische Grundlagen und verstoße gegen griechisches Staatsrecht. Im Februar d.J. wurde Konstantinopel aber, wenn auch nachträglich, in den Prozeß der Kandidatenauswahl einbezogen und ausführlich informiert (Synode der Kirche von Hellas vom 01. März 2004). Darin wurde der Status quo der "neuen Territorien" erneut bekräftigt, Listen mit den Kandidaten für vakante Bistümer nach Konstantinopel übersandt (es betrifft die Bistümer von Thessaloniki, Eleftheroupolis und Kozani).
Ungeachtet dessen gab die gestrige Synode des Patriarchates von Konstantinopel (keine gesamtkirchliche, aber eine "große Synode der Bischöfe der Hauptstadt" (Μείζων Ενδημούσα Σύνοδος) folgendes bekannt:
Quellen: www.rnn.gr und www.pravoslavie.ru
Nun ist es so, daß es seit letztem Jahr diverse Vakanzen in diesen Bischofssitzen gibt, und die griechische Kirche hat ihre Kandidaten dafür erst nicht von Konstantinopel bestätigen lassen. Die Absprache von 1928 sei damals nicht von der Fülle der griechischen Kirche getragen worden, habe keinerlei kanonische Grundlagen und verstoße gegen griechisches Staatsrecht. Im Februar d.J. wurde Konstantinopel aber, wenn auch nachträglich, in den Prozeß der Kandidatenauswahl einbezogen und ausführlich informiert (Synode der Kirche von Hellas vom 01. März 2004). Darin wurde der Status quo der "neuen Territorien" erneut bekräftigt, Listen mit den Kandidaten für vakante Bistümer nach Konstantinopel übersandt (es betrifft die Bistümer von Thessaloniki, Eleftheroupolis und Kozani).
Ungeachtet dessen gab die gestrige Synode des Patriarchates von Konstantinopel (keine gesamtkirchliche, aber eine "große Synode der Bischöfe der Hauptstadt" (Μείζων Ενδημούσα Σύνοδος) folgendes bekannt:
Alles in allem ist das schlecht, aber kein "Anathema", kein "vogelfrei" und keine "Spaltung der Orthodoxie". Radio Vatikan ist bei seinen Nachrichten (wie ich schon auf die Meldung von Ralf bemerkte) ziemlich tendentiell und von papalem Denken durchdrungen. Es gibt kein "Oberhaupt der Weltorthodoxie" außer Jesus Christus.Μείζων Ενδημούσα Σύνοδος hat geschrieben:1. Die Erwählungen der neuen Mitropoliten für die cathedrae von Thessalonike, Eleftheroupolis und Kozani sind als ungültig zu betrachten.
2. Mit Erzbischof Christodoulos von Athen ist jede liturgische und administrative Beziehung zu beenden.
3. Den Mitropoliten, die unkanonisch gewählt wurden, wird empfohlen, die Leitung der Bistümer nicht zu übernehmen, sonst werden auch mit ihnen die Beziehungen beendet.
4. Die griechische Regierung wird gebeten, keine entsprechenden "Anweisungen des Präsidenten" auszustellen, die üblicherweise bei der Wahl neuer Mitropoliten ausgestellt werden.
5. Es wird dem Mißfallen und dem Kummer über jene Ausdruck verliehen, die an der Chirotonie der neu gewählten Mitropoliten beteiligt waren.
6. Es wird gewarnt, daß, sollte die "kanonische Anomalie" andauern, das Patriarchat von Konstantinopel die Absprache von 1928 für ungültig erklärt.
Quellen: www.rnn.gr und www.pravoslavie.ru
Dem ist nicht so.Robert hat geschrieben:…Athen (gehört) ja letztlich doch zum Patriarchat von Constantinopel…
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Mir ist düster in Erinnerung, daß die Autokephalie da doch nicht vollständig gewährt worden sei, sondern durch irgendeine Formel von der weiterbestehenden Oberhoheit des Patriarchen von Constantinopel zumindest theoretisch ein gewisser Vorbehalt geblieben sei.Jürgen hat geschrieben:»Schließlich hat Konstantinopel 1850 die Autokephalie der "Orthodoxen Kirche von Griechenland" anerkannt.«
Na ja, vielleicht hab’ ich mich getäuscht.Nietenolaf hat geschrieben:»Dem ist nicht so.«
Schon die Gleichsetzung von „Kirchenbann“ und „Reichsacht“ im Bericht der Radiovaticana ist, gelinde gesagt, Unfug. – Eine schismatische Situation bahnt sich aber leider wohl doch zumindest an.Nietenolaf hat geschrieben:»Alles in allem ist das schlecht, aber kein "Anathema", kein "vogelfrei" und keine "Spaltung der Orthodoxie".«
Das ist in diesem Zusammenhang schlicht Blödsinn. Allerdings ausgesprochen unfreundlicher Blödsinn.Otto hat geschrieben:»Ach ja eine Frage an die Orthodoxen Brüder im Forum wie darf ich in diesem Zusammenhang das Wort "vogelfrei" verstehen?«
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Genau... Abwarten und Tee trinken. Ich ahne fast einen gewissen Widerstand gegen Konstantinopel, weil Bartholomaios I. so kompromisslos und herrisch auftritt, während Christodoulos bis zuletzt nachgegeben hat.Robert Ketelhohn hat geschrieben:Es wird darauf ankommen, wie die andern orthodoxen Patriarchate sich dazu verhalten, namentlich Alexandrien, Antiochien und Jerusalem, aber aufgrund des faktischen Einflusses natürlich auch Moskau.
- Robert Ketelhohn
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Wobei man auch vermuten könnte, daß Bartholomæus nicht so gehandelt hätte, wenn er sich nicht zuvor bei andern Patriarchen rückversichert hätte. Aber das ist auch bloß Spekulation.
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Das heißt die Situation ist verworren, unklar und die Gefahr eines Schismas ist durchaus im Bereich des Möglichen, aber die Meldung von Radio Vatikan ist etwas zu drastisch und überspitzt formuliert?
Also es gibt noch Hoffnung, auf eine Lösung in Brüderlichkeit?
Also es gibt noch Hoffnung, auf eine Lösung in Brüderlichkeit?
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Mir scheint eher, daß das Wort "Weltorhtodoxie" ein schlechter Scherz ist.Nietenolaf hat geschrieben:Es gibt kein "Oberhaupt der Weltorthodoxie" außer Jesus Christus.
Gruß Jürgen
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Genau, denn erstens ist es eine im papalen Denken verhaftete Erfindung der Katholiken, und zweitens sollte man das Theta korrekt transkribieren.Juergen hat geschrieben:Mir scheint eher, daß das Wort "Weltorhtodoxie" ein schlechter Scherz ist.
Inzwischen gibt es eine Reaktion des Patriarchates von Alexandria (hier), die man aber nicht wirklich als Stellungnahme bezeichnen kann.
Sicher. Immerhin trifft die Einstellung der Kirchengemeinschaft seitens Konstantinopel "nur" den Erzbischof von Athen (und nicht etwa die gesamte Kirche Griechenlands); für die neuerwählten Metropoliten von Thessaloniki, Eleftheroupolis, sowie Servia und Kozani ist sie bisher nur angedroht. So oder so kann man nur abwarten...otto hat geschrieben:Also es gibt noch Hoffnung, auf eine Lösung in Brüderlichkeit?

PS:
- der neue Metropolit von Thessaloniki, Anthimos
- die neuen Metropoliten von Eleftheroupolis, Chrysostomos, sowie von Servia und Kozani, Paulos (auf dem Bild hinter Christodoulos, dem Erzbischof von Athen)
- der Erzbischof von Athen, Christodoulos, mit Papst Johannes Paulus II
Was heißt denn der erste Teil deiner Signatur auf Deutsch?Ralf hat geschrieben:Wat sachter denn so auf Deutsch?Nietenolaf hat geschrieben:Inzwischen gibt es eine Reaktion des Patriarchates von Alexandria (hier), die man aber nicht wirklich als Stellungnahme bezeichnen kann.

- Robert Ketelhohn
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Reicht Dir Englisch? Über Nacht kam die Übersetzung rein.Ralf hat geschrieben:Wat sachter denn so auf Deutsch?
Inzwischen sind Abgesandte des Phanars in Athen, aber nicht etwa bei der Synode der griechischen Kirche, sondern bei der griechischen Regierung, die (nach griechischem Recht) die neuen Metropoliten noch bestätigen muß. Konstantinopel versucht das zu verhindern. Sehr krass irgendwie. (Quelle, ebenso in der Engelszunge, hier).
Im Editorial des selben Blattes ("He Kathimerini") findet sich dieser Kommentar. Das einzige kurze Zitat von Erzbischof Christodoulos ist Gold wert.
Die Entscheidung über die Aufhebung der Kirchengemeinschaft mit dem Erzbischof von Athen war synodal, der Patriarch allein hat diesbezüglich nur eine Meinung, aber kein Weisungsrecht. Offenbar steht das komplette Ökumenische Patriarchat dahinter...ottaviani hat geschrieben:soweit ich das mitbekommen habe hat sich der Patriarch sein vorgehn von etlichen bischöfen bestätigen lassen
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Auf welcher "Seite"? Ja, damit hast Du nicht unrecht, denn es handelt sich hier um reine Politik. Eine der schlimmsten Versuchungen, die die Kirche seit ihrem Bestehen immer wieder heimsucht. Ganze antike Landeskirchen sind ihr zum Opfer gefallen. Zu diskutieren, was in diesem politischen Geplänkel dann die Hybris ist und wo sie losgeht, ist müßig. Der Spruch von Christodoulos ist genau deshalb Gold wert, weil er herausstellt, daß es einen Unterschied zu geben hat zwischen einem "spiritual leader" und einem politischen Machthaber.
Naja, wenn ich mir Christodoulos' politische versuchte Macht und Einflussnahme ansehe (Beispiele: Erwähnung des rel. Bekenntnisses im Pass, gegen Wiedervereinigung Zyperns), dann spricht er gegen sich selbst.
Bartholomaios I. ist mir der weitaus sympathischste aller Patriarchen, das gebe ich offen zu.
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Wie die Reformation und der Protestantismus und die Kirchenaustritte eindeutig beweisen. Aber das ist Off Topic, Jürgen. Im gegebenen Streitpunkt kann davon keine Rede sein, sofern es nicht um Politik geht. Und diese ist überall und in allen Zeiten der selbe Quatsch.Juergen hat geschrieben:Mir fällt zu der ganzen Geshichte zur Mt 12,25 ein.
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Ich bin gegenüber Bartholomæus durchaus distanziert, doch doch sehe ich die bei weitem größeren politischen Ambitionen (im profanen Sinne des Worts „Politik“) eindeutig bei Christodulos, nicht bei Bartholomæus. Den Begriff „spiritueller Führerschaft“ halte ich dagegen für ausgesprochen problematisch, zumal angesichts der heute üblichen esoterischen Verwendung des Begriffs der Spiritualität. Ein Bischof ist kein spiritueller Guru, Verzeihung: Führer, sondern Hirte seiner Herde, von Jesus Christus mit apostolischer Vollmacht ausgestattet.Nietenolaf hat geschrieben:»Auf welcher "Seite"? Ja, damit hast Du nicht unrecht, denn es handelt sich hier um reine Politik. Eine der schlimmsten Versuchungen, die die Kirche seit ihrem Bestehen immer wieder heimsucht. Ganze antike Landeskirchen sind ihr zum Opfer gefallen. Zu diskutieren, was in diesem politischen Geplänkel dann die Hybris ist und wo sie losgeht, ist müßig. Der Spruch von Christodoulos ist genau deshalb Gold wert, weil er herausstellt, daß es einen Unterschied zu geben hat zwischen einem "spiritual leader" und einem politischen Machthaber.«
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Mir, ebenso offen gesagt, absolut nicht. Ich mag ihn nicht. Dennoch neige ich im gegenwärtigen Streit eher zu seiner Seite, was aber mit der Person nichts zu tun hat.Ralf hat geschrieben:»Bartholomaios I. ist mir der weitaus sympathischste aller Patriarchen, das gebe ich offen zu.«
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Ich schätze, das war eine Anspielung auf den in nicht-orthodoxen Quellen üblichen Titel "spiritual leader of world orthodoxy". Ich habe "spiritual" nicht übersetzt; hätte ich es getan, stünde da "geistlich". Von "spirituell" im profanen (esoterischen) Sinn war gar keine Rede.Robert Ketelhohn hat geschrieben:Den Begriff „spiritueller Führerschaft“ halte ich dagegen für ausgesprochen problematisch, zumal angesichts der heute üblichen esoterischen Verwendung des Begriffs der Spiritualität. Ein Bischof ist kein spiritueller Guru, Verzeihung: Führer, sondern Hirte seiner Herde, von Jesus Christus mit apostolischer Vollmacht ausgestattet.
Andererseits muß ich mich wundern, wieso Du bei Christodoulos die größeren politischen Ambitionen siehst. War Dir das Problem mit dem schismatischen "Kiewer Patriarchat" bekannt? Bartholomaios wollte die durch Anerkennung schlucken, sah aber letztlich davon ab. Ähnlich ist die Situation in Estland, wo durch nationalen politischen Druck ein Erzbischof des ökumenischen Patriarchates installiert wurde. Bartholomaios hat den überwiegenden Großteil seiner Herde in Übersee; aus historischen Gründen versucht das Ökumenische Patriarchat überall da, wo es (noch) keine historische orthodoxe Landeskirche gibt, seine Strukturen aufzubauen. Das ist nur teilweise legitim. Dort nämlich, wo es wie in der Ukraine und in Estland zu parallelen Strukturen kommt, ist es Politik, oder es reitet auf politischer Welle. Ich glaube, es war 1997, da hat der Patriarch von Moskau und ganz Rußland bei seinen Liturgien eine Zeitlang nicht mehr des ökumenischen Patriarchen gedacht. Grund waren diese politischen Ambitionen des Ökumenischen Patriarchates; die Situation war nicht viel einfacher, als die heutige zwischen Griechland und Konstantinopel. Christodoulos kann solche Ambitionen gar nicht haben, denn er hat eine Heimat, und noch dazu verbietet die ihm nicht, sich in der Öffentlichkeit in Soutane zu zeigen. Vielleicht ist der Titel "Ökumenisches Patriarchat" mißverständlich; ja, spätestens seit dem Auftauchen Ökumenismus scheint das so zu sein. Aber "politische Ambitionen" sind politische Ambitionen, meine Herren; die Eintragung der Religionszugehörigkeit im Pass ist dagegen fast schon eine pastorale Notwendigkeit.
Was willst Du damit sagen: alles nicht so schlimm! oder wie?Robert Ketelhohn hat geschrieben:Die ganze Geschichte der Kirche ist voll von solchen „ganzen Geschichten“, Jürgen.Jürgen hat geschrieben:»Mir fällt zu der ganzen Geschichte zur Mt 12,25 ein.«

Aber ehrlich gesagt ist es mir ziemlich wurscht, wie sehr sich die Schismatiker untereinander bekriegen.
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Meine Kritik hatte ja nicht dir gegolten, sondern jenem Kommentar, auf den du hingewiesen hattest.Nietenolaf hat geschrieben:»Ich schätze, das war eine Anspielung auf den in nicht-orthodoxen Quellen üblichen Titel "spiritual leader of world orthodoxy". Ich habe "spiritual" nicht übersetzt; hätte ich es getan, stünde da "geistlich". Von "spirituell" im profanen (esoterischen) Sinn war gar keine Rede.«
Die Situation in Estland und in der Ukraine ist mir bekannt. In Estland ging die Initiative freilich, wie du ja auch andeutest, von der dortigen nationalen Strömung aus. Bartholomæus ist auf diesen Zug aufgesprungen – eine meines Erachtens durchaus unangemessene Maßnahme, die ihm – zumal im offenen Gegensatz zum „zuständigen“ Moskauer Patriarchat – kaum zukam.Nietenolaf hat geschrieben:»Andererseits muß ich mich wundern, wieso Du bei Christodoulos die größeren politischen Ambitionen siehst. War Dir das Problem mit dem schismatischen "Kiewer Patriarchat" bekannt? Bartholomaios wollte die durch Anerkennung schlucken, sah aber letztlich davon ab. Ähnlich ist die Situation in Estland, wo durch nationalen politischen Druck ein Erzbischof des ökumenischen Patriarchates installiert wurde …«
In der Ukraine ist mir ein vergleichbar offenes Eingreifen des Constantinopolitaner Patriarchen nicht bekannt. Wenn ich mich täusche, dann korrigiere mich bitte.
Übrigens ist die ukrainische Lage ja noch komplexer. Neben dem „Kiewer Patriarchat“ unter Filaret, das nach meinem Eindruck von nationalen Motiven – wie bei den „griechisch-katholischen“ Ukrainern – ebenso getragen ist wie von gewissen persönlichen Ambitionen, gibt es ja noch die „autokephalen Ukrainer“ unter Metropolit Methodius Kudrjakow: ein mit viel Geld und geheimdienstlicher Logistik aus der amerikanisch-kanadischen Diaspora eingeflogenes Kuckucksei, das sich allerdings in allerlei Affairen zunehmend auflöst, zumal seit Metropolit Methodius sich Filarets Patriarchat anzunähern versuchte und dabei offenbar amerikanische Interessen nicht hinreichend wahrte, worauf US-U-Boot Erzbischof Igor Isitschenko seinen Metropoliten Methodius zu torpedieren begann.
Aber ich wüßte nicht, daß Bartholomæus mit Filaret oder Methodius oder gar Igor Kirchengemeinschaft pflegte. Wohl aber hat er besagte amerikanisch-kanadische Diaspora unter seinen Fittichen, und insofern gewiß auch seine Finger irgendwie im Spiel. Das will ich gar nicht bestreiten.
Wenn ich oben behauptete, Christodulos habe im gegenwärtigen Konflikt die größeren politischen Ambitionen, dann dachte ich an sein Bestreben, eine einheitliche griechische „Nationalkirche“ zu schaffen, natürlich unter seiner Führung. Das ist meines Erachtens durchaus den nationalen Bestrebungen der orthodoxen Esten und der Ukrainer von Filarets Patriarchat vergleichbar. Diesmal ist Bartholomæus in der Defensive.
Wohl gemerkt: Ich halte das Bestreben von Christodulos keineswegs für völlig unberechtigt. Auch nicht das der Esten, Ukrainer oder Mazedonier. Auch Pec, Ohrid oder Moskau wurden ja irgendwann einmal errichtet. Aber eine Zeit nationaler Aufgeregtheit wie in Estland oder in der Ukraine ist ein ungünstiger Zeitpunkt, und die ein Schisma heraufbeschwörende Konfrontation mit dem zuständigen Patriarchen kann auch kaum der rechte Weg sein.
Im gegenwärtigen griechischen Streit ist meines Erachtens die Situation des Ökumenischen Patriarchen seit dem Fall Constantinopels und besonders seit den Christenverfolgungen und -vertreibungen unter Atatürk und unter Ecevits erstem Regime zu berücksichtigen. Und wie weit sollen die griechischen Ambitionen eigentlich gehen? Bis nach Imbroz und Kreta? Und ist Bartholomæus nicht auch Grieche? Ist er nicht eigentlich der Patriarch der Griechen – vielmehr denn „Oberhaupt der Weltorthodoxie“? Oder will Christodulos selber den Patriarchentitel? Translatio patriarchatus ad occidentem, sc. Athenas?
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