Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
maliems
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von maliems »

ar26 hat geschrieben:@ maliems
Das ist eh klar. Die Frage ist, wie man eine weitere Expansion nicht nur der FSSPX, sondern auch der anderen Gemeinschaften regeln will. Priester gibt es bei den Tradis ja genug, so daß immer Möglichkeiten zu einem Engagement bestehen. Nur die Beton-Bischöfe weigern sich.
Das ist seelsorgerisch sicher ein Problem, ekklesiologisch aber mit Betracht der biologschen Lösung kein Problem.

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Niels
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Niels »

Wenn die FSSPX eines Tages "innerhalb der Kirche" steht - welchen "gerechten Grund" soll es für die Bischöfe dann noch geben, sie abzulehnen (leider lehnen die deutschen Bischöfe die Legionäre Christi noch immer als für die Pfarrseelsorge ab - mit welcher Berechtigung) ?
"Zu katholisch" zieht dann wohl nicht mehr.
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ad_hoc
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von ad_hoc »

Es scheint sich um eine ansteckende Virenerkrankung zu handeln, wenn ich mir die sich immerzu wiederholenden Aussagen zum Thema einiger Mitglieder der DBK, insbesondere des Zollitsch und natürlich von Leuten vom Zuschnitt einiger Pfarrer, Dechanten, Gemeindereferenten und sonstiger kirchlicher Hilfen, und natürlich auch von Leuten wie Aletheia betrachte.

Hier ist nicht logisches Denken Pate gewesen, auch nicht die erwünschte Einigkeit mit dem Papst, schon gar nicht christliches Verhalten, sondern eher das sture Festhalten an einmal getroffenen Denk- und Vorstellungsschablonen, unter Abwehr jeglicher vermeintlicher Rückkehr hinter einmal erkämpften - eingebildeten - Positionen, notfalls auch entgegen den päpstliche Entscheidungen.
Mir erscheinen solche Leute mit einem derartigen Verhalten zutiefst dubios und ich bezweifle sogar, ob sie imstande sind, sich der endgültig vom Papst getroffenen Entscheidung unterwerfen können, die in jedem Fall nicht so ausfallen wird, wie sie es sich erwarten - eher so, wie sie es insgeheim befürchten.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

maliems
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von maliems »

naja Niels, du fragst nach einem gerechten Grund. Das ist sicher eine richtig Frage, aber gerade deshalb, weil es keinen gerechten Grund gibt, wirst du keine ehrliche Antwort erhalten.

Nein, mein Posting (Sanierung) möchte ich so verstanden wissen: Wenn die Piusbrüder erst einmal saniert sind, werden wirklich die meisten Bischöfe mauern (kein Bedarf... anderes Seelsorgekonzept...), das ist aber deshalb nur ein geringes Problem, weil die öffentliche Seelsorge dann zwar an die sanierten Standorte gebunden ist, aber die private Seelsorge natürlich mittels Auto viel enger ist.

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Niels
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Niels »

maliems hat geschrieben:naja Niels, du fragst nach einem gerechten Grund..
Ich frage nicht Dich, sondern die BIschöfe...
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Leguan
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Leguan »

Niels hat geschrieben:Wenn die FSSPX eines Tages "innerhalb der Kirche" steht - welchen "gerechten Grund" soll es für die Bischöfe dann noch geben, sie abzulehnen (leider lehnen die deutschen Bischöfe die Legionäre Christi noch immer als für die Pfarrseelsorge ab - mit welcher Berechtigung) ?
Die Legionäre Christi lehnen selber die Pfarrselsorge ab. Das steht sogar in deren Statuten. Es gibt zwar eine Ausnahmeregelung, aber prinzipiell stehen die LC dafür nicht zur Verfügung.
If any stupid priest or bishop in Nigeria feels he wants to copy the American model, then there is something wrong with his head. --Olubunmi Anthony Kardinal Okogie

maliems
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von maliems »

das würde die fsspx nicht tun. sie wissen, dass das pfarrsystem unheilbar krank ist, aber sie glauben an punktuelle ansantzpunkte zur heilung.

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Jacinta
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Jacinta »

maliems hat geschrieben:das würde die fsspx nicht tun. sie wissen, dass das pfarrsystem unheilbar krank ist, aber sie glauben an punktuelle ansantzpunkte zur heilung.
Da gibt es genügend freie Pfarreien... :kugel: :kugel: :kugel:
"In necessariis unitas, in non-necessariis libertas, in utrisque caritas."
"Man muss sich aber klarmachen, dass Krisenzeiten des Zölibats auch immer Krisenzeiten der Ehe sind." BXVI.

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ottaviani
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von ottaviani »

Aletheia hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
Niels hat geschrieben:"Der Papst meint es ehrlich mit uns"- Gespräch mit dem deutschen Distriktoberen Schmidberger
http://www.welt.de/welt_print/article34 ... t-uns.html
Auf die Gefahr hin, mich hier zu wiederholen:

Das sind genau die Aussagen, die ich als Katholik von unseren Bischöfen erwarten würde. In Inhalt und Deutlichkeit. Schmidberger steht damit auf jeden Fall fester auf dem Boden des II. Vatikanums als fast alle deutschen Bischöfe. Sollte seine Haltung exemplarisch für die der gesamten FSSPX sein, dürften die Gespräche mit der Glaubenskongregation ohne fundamentalen Dissens verlaufen können. Ich würde es der ganzen katholischen Kirche sehr wünschen.
Ich kann ja verstehen, dass er sich äußert und Stellung beziehen will - aber eine Ausdifferenzierung von Papst und Bischöfe wird es nicht geben - daher wird das auch alles in einer einvernehmlichen Stellungnahme erfolgen - ob es die deutschen oder die französischen oder welche auch immer sein werden. Da Schmidberger aber in Deutschland wirkt, muss er sich auch um die DBK bemühen.
Entscheidend wird das gemeinsame "Protokoll" sein - und da wird er von seinen Positionen herunter kommen und das werden dann wieder diplomatische Formulierungen sein - also nichts Eindeutiges.
Es wird nur mit dem Vatikan verhandelt nicht mit den Bischofskonferenzen
es wird mit Zolitsch &Co keine Protokolle geben das fehlte grade noch

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ottaviani
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von ottaviani »

Aletheia hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
Aletheia hat geschrieben:Da Schmidberger aber in Deutschland wirkt, muss er sich auch um die DBK bemühen.
Entscheidend wird das gemeinsame "Protokoll" sein - und da wird er von seinen Positionen herunter kommen und das werden dann wieder diplomatische Formulierungen sein - also nichts Eindeutiges.
Schmidberger hat sich schon wiederholt um die DBK bemüht, aber die will das überhaupt nicht, weil die Sache angeblich zuerst in Rom entschieden werden müsse.

Und das gemeinsame Protokoll wird eines zwischen dem Heiligen Stuhl und der FSSPX sein - die DBK wird da sicher NICHT beteiligt sein. Weil sie in keiner Weise zuständig dafür ist und sich mit der Sache gar nicht befassen will - s. o.
Die DBK kann sich erst auf die Bruderschaft in Deutschland in Person des Distriktoberen einlassen, wenn der rechtliche Status geklärt ist. Dann erst wird sich die DBK auch mit der Bruderschaft befassen und zwar konkret in den Diözesen.

Nein - natürlich wird die DBK nicht daran beteiligt sein, am Gespräch und am Protokoll - genauso wie Schmidberger nicht dabei sitzen wird. Das erklärt ja auch, weshalb er gerne jetzt schon mal verkünden will, wie er die Sache sieht.

Aber die DBK hat natürlich auch verschiedene Möglichkeiten sich in die Gespräche einzumischen - allerdings wird das nicht durch Interviews in der Welt-online bekannt werden.
Schmidberger wird dabei sitzen glaube mir er ist einer der wichtigsten Männer der Bruderschaft ohne ihn und Mgr Tissier geht gar nix Gottseidank

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ottaviani
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von ottaviani »

Jacinta hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben: Und das gemeinsame Protokoll wird eines zwischen dem Heiligen Stuhl und der FSSPX sein - die DBK wird da sicher NICHT beteiligt sein. Weil sie in keiner Weise zuständig dafür ist und sich mit der Sache gar nicht befassen will - s. o.
Leider wird die DBK dann auch das Verhandlungsergebnis nicht nur ignorieren, sondern seine Umsetzung mit Sicherheit wieder gezielt torpedieren. :regel:
daher muß die Bruderschaft unabhängig von den Ortsbischöfen bleiben das ist kirchenrechtlich kein Problem

burgensis
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Re: Bischof Williamson wird schweigen!

Beitrag von burgensis »

Bischof Williamson wird, wie er auf seinem Blog angekündigt hat, im Sinne des Generaloberen der Piusbruderschaft der Öffentlichkeit fern bleiben und schweigen:

http://dinoscopus.blogspot.com/2009/03/dont-cry.html

Eine schnelle Übersetzung:

http://exsultet.net/mb/?p=124

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platon
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von platon »

Ich glaube, die meisten Theologen kennen nur unzureichend die Konzilstexte aus früheren Konzilien, und dies gilt selbst des II Vatikanischen Konzil, geschweige denn die vom Trienter Konzil. Ich vermute, die meisten kennen die Texte wohl nur aus der Sekundärliteratur.

So kommt es vor, daß sich viele Theologen gar nicht bewußt sind, wie sehr die Texte des II Vatikanischen Konzils auf frühere Konzilien ruht, sich auf sie beruft. Ich vermute, wenn etwa ultraliberale Theologen wie Küng das genauer lesen würde, dann würden sie auch das II Vatikanische Konzil ablehnen.
Fides quaerens intellectum
(Anselm von Canterbury)

conscientia
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von conscientia »

platon hat geschrieben:Ich glaube, die meisten Theologen kennen nur unzureichend die Konzilstexte aus früheren Konzilien, und dies gilt selbst des II Vatikanischen Konzil, geschweige denn die vom Trienter Konzil. Ich vermute, die meisten kennen die Texte wohl nur aus der Sekundärliteratur.
Ist richtig.
platon hat geschrieben:So kommt es vor, daß sich viele Theologen gar nicht bewußt sind, wie sehr die Texte des II Vatikanischen Konzils auf frühere Konzilien ruht, sich auf sie beruft. Ich vermute, wenn etwa ultraliberale Theologen wie Küng das genauer lesen würde, dann würden sie auch das II Vatikanische Konzil ablehnen.
In Bezug auf "viele Theologen" (Geistliche und Laien): ist richtig.
Die Vermutung in Bezug auf Küng halte ich für falsch. Küng hat als Absolvent der Gregoriana und neuscholastisch ausgebildeter Dogmatiker die Konzilien vor dem II. Vatikanum studiert, auch Passagen, die nicht in Denzingers Dogmenhandbuch "Enchiridion symbolorum" etc. auftauchen. Wenn ich Küngs wissenschaftliche Publikationen im Ganzen recht verstanden habe, ist die eigentliche Frage, die in an sich und im Tiefsten umtreibt, die, wie wir von einer historisch-kritisch gewonnenen biblischen Theologie aus intellektuell redlich zu dogmatisierten Lehraussagen in Bezug auf dies und das kommen können. (Das halte ich für eine ernstzunehmende Frage. Wenn ich recht sehe, wird selbst die vorkonziliare Apologetik römischer Schule von dieser Frage umgetrieben.) Dass Küngs öffentliche Äußerungen in den Medien etwas anderes vermuten lassen, ist ein anderes Paar Schuhe.

Im Allgemeinen zum II. Vatikanum: Die Texte sind in sich nicht eindeutig, weder in der konservativen noch in der progressiven Richtung. Darum ist die Interpretation des II. Vatikanums eine Wissenschaft für sich und dürfte nicht allzu schnell abgeschlossen werden können.
(Übrigens sind auch die Beschlüsse des Tridentinums etwa bei weitem nicht so eindeutig, wie manche gerne tun - besonders wenn sie vor dem Hintergrund ihres Entstehungskontextes gelesen werden. In Bezug auf die Gnadenlehre etwa haben sich die Väter von Trient mit Fleiß darum bemüht, sich möglichst nicht festzulegen.)

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ottaviani
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Re: Bischof Williamson wird schweigen!

Beitrag von ottaviani »

burgensis hat geschrieben:Bischof Williamson wird, wie er auf seinem Blog angekündigt hat, im Sinne des Generaloberen der Piusbruderschaft der Öffentlichkeit fern bleiben und schweigen:

http://dinoscopus.blogspot.com/2009/03/dont-cry.html

Eine schnelle Übersetzung:

http://exsultet.net/mb/?p=124
er verliert nicht seinen humor das ist sehr gut vielleicht kommt seine Stunde noch..

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Robert Ketelhohn
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

conscientia hat geschrieben:Im Allgemeinen zum II. Vatikanum: Die Texte sind in sich nicht eindeutig, weder in der konservativen noch in der progressiven Richtung. Darum ist die Interpretation des II. Vatikanums eine Wissenschaft für sich und dürfte nicht allzu schnell abgeschlossen werden können.
Na ja. Es könnte ganz schnell gehen. Abhaken. Denn es kommt ohnedies nichts
heraus, was zu Ausschlüssen o. ä. führen könnte. Historiker können sich da noch
betätigen, und aus.

Derweil könnten Theologie und Lehramt wieder Maß nehmen am Eigentlichen.
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Maurus
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Maurus »

platon hat geschrieben:Ich glaube, die meisten Theologen kennen nur unzureichend die Konzilstexte aus früheren Konzilien, und dies gilt selbst des II Vatikanischen Konzil, geschweige denn die vom Trienter Konzil. Ich vermute, die meisten kennen die Texte wohl nur aus der Sekundärliteratur.

So kommt es vor, daß sich viele Theologen gar nicht bewußt sind, wie sehr die Texte des II Vatikanischen Konzils auf frühere Konzilien ruht, sich auf sie beruft. Ich vermute, wenn etwa ultraliberale Theologen wie Küng das genauer lesen würde, dann würden sie auch das II Vatikanische Konzil ablehnen.
Küng lehnt ja bekanntlich die Unfehlbarkeit des Papstes ab. In Lumen Gentium 18 heißt es aber: "Damit aber der Episkopat selbst einer und ungeteilt sei, hat er den heiligen Petrus an die Spitze der übrigen Apostel gestellt und in ihm ein immerwährendes und sichtbares Prinzip und Fundament der Glaubenseinheit und der Gemeinschaft eingesetzt37. Diese Lehre über Einrichtung, Dauer, Gewalt und Sinn des dem Bischof von Rom zukommenden heiligen Primates sowie über dessen unfehlbares Lehramt legt die Heilige Synode abermals allen Gläubigen fest zu glauben vor."

Küng kann niemandem weismachen, diese Passage nicht zu kennen. Was also kann man von Küngs Bekenntnissen zum Zweiten Vatikanum halten? Und was ist Küngs Vorwurf wert, der Papst wolle das II. Vatikanum untergraben?

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ar26
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von ar26 »

Das Bekenntnis zum Konzil ist das Bekenntnis zum Ereignis Konzil. Die Texte oder gar eine traditionstreue Interpretation derselben spielen da gar keine Rolle. Der Vatikan, insbesondere Paul VI. haben es schlicht und einfach versäumt oder waren gar nicht in der Lage, vom Episkopat und den Gläubigen eine authentische Interpretation einzufordern. Das klingt insoweit seltsam, als daß er zur gleichen Zeit in der Lage war, die Liturgiereform im Tyrannenstil durchzuboxen. Womöglich haben sich einige Herren bei der Reform sogar noch auf die Schulter geklopft, weil man sich einbilden konnte, die Zügel noch fest in der Hand zu halten, obwohl die Rezeption des Konzils oder Humanae Vitae das Gegenteil beweisen.

Jetzt geht es in der Tat schlicht und einfach darum, zu konstatieren, daß das Konzil traditionstreu interpretiert werden kann. Danach ist es abzuhaken. Es gibt wichtigere Dinge als dieses Konzil und seine Papierberge. Letztlich zeigt sich, daß diejenigen, die ein Konzil für überflüssig oder gar kontraproduktiv hielten, recht behalten sollten. Das Motto eines Papstes sollte eben nicht sein: Wenn Du nicht mehr weiter weißt, dann gründe einen Arbeitskreis.
...bis nach allem Kampf und Streit wir dich schaun in Ewigkeit!

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taddeo
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von taddeo »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
conscientia hat geschrieben:Im Allgemeinen zum II. Vatikanum: Die Texte sind in sich nicht eindeutig, weder in der konservativen noch in der progressiven Richtung. Darum ist die Interpretation des II. Vatikanums eine Wissenschaft für sich und dürfte nicht allzu schnell abgeschlossen werden können.
Na ja. Es könnte ganz schnell gehen. Abhaken. Denn es kommt ohnedies nichts
heraus, was zu Ausschlüssen o. ä. führen könnte. Historiker können sich da noch
betätigen, und aus.

Derweil könnten Theologie und Lehramt wieder Maß nehmen am Eigentlichen.
Ja und nein.

Ich persönlich glaube und hoffe inständig, daß die Gespräche zwischen der FSSPX und der Glaubenskongregation - so sie denn hoffentlich bald beginnen - zu dem führen, was auch in anderen Fällen des Zweifels üblich ist und was mit Sicherheit auch im Sinne von Papst Benedikt sein dürfte: zu einer interpretatio authentica der umstrittenen Konzilsaussagen im Lichte der kirchlichen Überlieferung. Das wäre die normale theologische und lehramtliche Vorgehensweise (und hier möchte ich Dich korrigieren, lieber ar26, eine authentische Interpretation ist niemals Aufgabe der Bischöfe oder der Gläubigen, sondern immer des Heiligen Stuhls. Diese Pflicht hat er seit vierzig Jahren sträflich vernachlässigt.).

Schon jetzt ist freilich absehbar, daß so eine authentische Interpretation mit Sicherheit nicht im Sinne des deutschsprachigen Nationalkatholizismus sein wird und deshalb von allen (un)maßgeblichen Institutionen von der DBK bis zu WsK und IKvU hintertrieben, ignoriert oder bekämpft werden wird. Aber zumindest wird sich dann keiner mehr auf den "Geist des Konzils" berufen können, ohne sich klipp und klar gegen das authentische Lehramt zu wenden. Und wenn eine kanonische Regulierung des Status der FSSPX erfolgt, dann wird sie sicher nur auf der Grundlage einer Autonomie gegenüber den Bischöfen geschehen können. Warum sollte sich die Bruderschaft dann auf ihre wenigen "Trutzburgen" beschränken und nicht mit ihren zahlreichen Priestern das ganze Land mit einem fruchtbringenden Apostolat überziehen, von dem auch wir Landeier in der Provinz was abbekommen könnten? Vielleicht könnte ja so ein Stachel im Fleisch der Diözesen sogar langsam, aber sicher zu einem gewissen Bewußtseinswandel führen. Dum spiro spero ...

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Robert Ketelhohn
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

taddeo hat geschrieben:eine authentische Interpretation ist niemals Aufgabe der Bischöfe oder der Gläubigen, sondern immer des Heiligen Stuhls.
Doch, diese Aufgabe trifft jeden Gläubigen, wenn sie von den Hirten nicht geleistet
wird, und die Hirten ohnedies. Jeder Bischof ist Hüter des Glaubens seiner Herde.

Im übrigen plaidiere ich dennoch ganz entschieden fürs Historisieren dieses wie auch
anderer geistiger (oder besser: gespenstischer) Götzen.
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Maurus
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Maurus »

ar26 hat geschrieben:Das Bekenntnis zum Konzil ist das Bekenntnis zum Ereignis Konzil. Die Texte oder gar eine traditionstreue Interpretation derselben spielen da gar keine Rolle. Der Vatikan, insbesondere Paul VI. haben es schlicht und einfach versäumt oder waren gar nicht in der Lage, vom Episkopat und den Gläubigen eine authentische Interpretation einzufordern. Das klingt insoweit seltsam, als daß er zur gleichen Zeit in der Lage war, die Liturgiereform im Tyrannenstil durchzuboxen. Womöglich haben sich einige Herren bei der Reform sogar noch auf die Schulter geklopft, weil man sich einbilden konnte, die Zügel noch fest in der Hand zu halten, obwohl die Rezeption des Konzils oder Humanae Vitae das Gegenteil beweisen.

Jetzt geht es in der Tat schlicht und einfach darum, zu konstatieren, daß das Konzil traditionstreu interpretiert werden kann. Danach ist es abzuhaken. Es gibt wichtigere Dinge als dieses Konzil und seine Papierberge. Letztlich zeigt sich, daß diejenigen, die ein Konzil für überflüssig oder gar kontraproduktiv hielten, recht behalten sollten. Das Motto eines Papstes sollte eben nicht sein: Wenn Du nicht mehr weiter weißt, dann gründe einen Arbeitskreis.
Vermutlich ist es einfach so, dass die meisten unter "II. Vatikanum" eine Versammlung verstehen, in der ers halt irgendeine Öffnung oder einen revolutionären Paradigmenwechsel gegeben hat. Sie werden mehr eine diffuse als eine konkrete Vorstellung haben, erst recht keine genaue Textkenntnis. Der Limburger Bischof hat zurecht darauf hingewiesen, dass zuviel über das Konzil und zuwenig über die Aussagen des Konzils gesprochen werde. Gruppen wie WsK oder auch Personen wie Küng aber nutzen diese nur rudimentäre Kenntnis für ihre Zwecke aus. Ich verstehe nur nicht, warum man denen das nichtmal vor den Latz knallt.

maliems
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von maliems »

Niels hat geschrieben:"Der Papst meint es ehrlich mit uns"- Gespräch mit dem deutschen Distriktoberen Schmidberger
http://www.welt.de/welt_print/article34 ... t-uns.html
Schmidberger wächst über sich hinaus. Er ist episcopabile.

maliems
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von maliems »

ottaviani hat geschrieben:Schmidberger wird dabei sitzen glaube mir er ist einer der wichtigsten Männer der Bruderschaft ohne ihn und Mgr Tissier geht gar nix Gottseidank
interessant, dass du Tissier dazu zählst. Übernimmt er jetzt den "reaktionären" Part, da Williamson nicht mehr geht? Fände ich jedenfalls akzeptabel.

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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von maliems »

conscientia hat geschrieben:
platon hat geschrieben:Ich glaube, die meisten Theologen kennen nur unzureichend die Konzilstexte aus früheren Konzilien, und dies gilt selbst des II Vatikanischen Konzil, geschweige denn die vom Trienter Konzil. Ich vermute, die meisten kennen die Texte wohl nur aus der Sekundärliteratur.
Ist richtig.
platon hat geschrieben:So kommt es vor, daß sich viele Theologen gar nicht bewußt sind, wie sehr die Texte des II Vatikanischen Konzils auf frühere Konzilien ruht, sich auf sie beruft. Ich vermute, wenn etwa ultraliberale Theologen wie Küng das genauer lesen würde, dann würden sie auch das II Vatikanische Konzil ablehnen.
In Bezug auf "viele Theologen" (Geistliche und Laien): ist richtig.
Die Vermutung in Bezug auf Küng halte ich für falsch. Küng hat als Absolvent der Gregoriana und neuscholastisch ausgebildeter Dogmatiker die Konzilien vor dem II. Vatikanum studiert, auch Passagen, die nicht in Denzingers Dogmenhandbuch "Enchiridion symbolorum" etc. auftauchen. Wenn ich Küngs wissenschaftliche Publikationen im Ganzen recht verstanden habe, ist die eigentliche Frage, die in an sich und im Tiefsten umtreibt, die, wie wir von einer historisch-kritisch gewonnenen biblischen Theologie aus intellektuell redlich zu dogmatisierten Lehraussagen in Bezug auf dies und das kommen können. (Das halte ich für eine ernstzunehmende Frage. Wenn ich recht sehe, wird selbst die vorkonziliare Apologetik römischer Schule von dieser Frage umgetrieben.) Dass Küngs öffentliche Äußerungen in den Medien etwas anderes vermuten lassen, ist ein anderes Paar Schuhe.

Im Allgemeinen zum II. Vatikanum: Die Texte sind in sich nicht eindeutig, weder in der konservativen noch in der progressiven Richtung. Darum ist die Interpretation des II. Vatikanums eine Wissenschaft für sich und dürfte nicht allzu schnell abgeschlossen werden können.
(Übrigens sind auch die Beschlüsse des Tridentinums etwa bei weitem nicht so eindeutig, wie manche gerne tun - besonders wenn sie vor dem Hintergrund ihres Entstehungskontextes gelesen werden. In Bezug auf die Gnadenlehre etwa haben sich die Väter von Trient mit Fleiß darum bemüht, sich möglichst nicht festzulegen.)
Küngs Theologie ist intellektuell gleichwertig mit der des Papstes. ich schätze ihn da sehr. Seine Kirchlichkeit ist leider vollkommen daneben.

maliems
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Re: Bischof Williamson wird schweigen!

Beitrag von maliems »

ottaviani hat geschrieben:
burgensis hat geschrieben:Bischof Williamson wird, wie er auf seinem Blog angekündigt hat, im Sinne des Generaloberen der Piusbruderschaft der Öffentlichkeit fern bleiben und schweigen:

http://dinoscopus.blogspot.com/2009/03/dont-cry.html

Eine schnelle Übersetzung:

http://exsultet.net/mb/?p=124
er verliert nicht seinen humor das ist sehr gut vielleicht kommt seine Stunde noch..
bzgl. Humor. sic.

Die Rolle des Entfant terrible ist ihm auf den Leib geschnitten. Er hält uns allen den Spiegel vor: schaut mal: ein historischer Irrtum ist keine moralische Sünde. Der Papst hat das verstanden.

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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von maliems »

Gerücht aus FSSPX-Führungskreisen (aber aus 2. hand): Es kann im Sommer zu einer Interims-Lösung kommen, sozusagen "ad experimentum" bzw. befristet. Gehört: per telefon letzten Woche.

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Re: Bischof Williamson wird schweigen!

Beitrag von Aletheia »

maliems hat geschrieben:
ottaviani hat geschrieben:
burgensis hat geschrieben:Bischof Williamson wird, wie er auf seinem Blog angekündigt hat, im Sinne des Generaloberen der Piusbruderschaft der Öffentlichkeit fern bleiben und schweigen:

http://dinoscopus.blogspot.com/29/3/dont-cry.html

Eine schnelle Übersetzung:

http://exsultet.net/mb/?p=124
er verliert nicht seinen humor das ist sehr gut vielleicht kommt seine Stunde noch..
bzgl. Humor. sic.

Die Rolle des Entfant terrible ist ihm auf den Leib geschnitten. Er hält uns allen den Spiegel vor: schaut mal: ein historischer Irrtum ist keine moralische Sünde. Der Papst hat das verstanden.
http://www.kreuzforum.net/showthread.php?tid=195

Hier ist noch jede Menge Lesefutter für die Anhänger des enfant horrible.

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cantus planus
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von cantus planus »

Jetzt wird's vollends verrückt. :patsch:

Williamson "Hochgrad-Freimaurer"?
http://www.verlag-anton-schmid.de/files ... iamson.jpg

:freude: Da ist wohl jemand mit Heraldik etwas überfordert...
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Aletheia »

cantus planus hat geschrieben:Jetzt wird's vollends verrückt. :patsch:

Williamson "Hochgrad-Freimaurer"?
http://www.verlag-anton-schmid.de/files ... iamson.jpg

:freude: Da ist wohl jemand mit Heraldik etwas überfordert...

http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Rothkranz

Und über den Verlag Anton Schmid -
http://www.phil.uni-sb.de/projekte/impr ... 858.html
Zuletzt geändert von Aletheia am Montag 23. März 2009, 14:52, insgesamt 1-mal geändert.

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ottaviani
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von ottaviani »

maliems hat geschrieben:
ottaviani hat geschrieben:Schmidberger wird dabei sitzen glaube mir er ist einer der wichtigsten Männer der Bruderschaft ohne ihn und Mgr Tissier geht gar nix Gottseidank
interessant, dass du Tissier dazu zählst. Übernimmt er jetzt den "reaktionären" Part, da Williamson nicht mehr geht? Fände ich jedenfalls akzeptabel.
Tissier gilt als der "Hüter und Interpret des Erbes des Erbischofs" ohne ihn kann und wird fellayy nichts tun es könnte gut sein daß er der führende Kopf bei den verhandlungen ist

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ottaviani
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von ottaviani »

cantus planus hat geschrieben:Jetzt wird's vollends verrückt. :patsch:

Williamson "Hochgrad-Freimaurer"?
http://www.verlag-anton-schmid.de/files ... iamson.jpg

:freude: Da ist wohl jemand mit Heraldik etwas überfordert...
um reinhard May abzuwandeln "der Irre ist immer der Gärtmer" mehr ist zu herrn Rothkranz nicht zu sagen

Aletheia
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Registriert: Mittwoch 8. Oktober 2008, 09:34

Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Aletheia »

Da Rothkranz sich der gleichen Leugnung des Holocaust bedient, wie Williamson, scheint doch da mehr gemeinsam zu sein, als man so denkt.

Mit ist gerade die deutsche Übersetzung der e-mail von Deborah Lipstadt, Atlanta
http://www.h-ref.de/personen/lipstadt-d ... iamson.php
über'n Weg gelaufen - da sind auch nähere Details verlinkt.

Ich hoffe, der Vatikan wird sich mit Williamson speziell befassen, denn so jemand ist als Bischof ungeeignet.

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