anneke6 hat geschrieben:
Nun mal ehrlich, hast Du bei den vielen Menschen, die JPII, teilweise nicht lange nach ihrem Tod, selig/heiliggesprochen hat, Dich nie gefragt, ob das jetzt notwendig war?
Ich schon, und ich habe kein Problem mit Heiligenverehrung per se.
Man kann über die Kanonisierungspraxis unter JP II sicherlich diskutieren, man sollte dabei aber zwei Faktoren berücksichtigen.
1. Das 20. Jahrhundert hat Martyrer in lange nicht gekanntem Umfang hervorgebracht. Es ist mit Blick auf die (altkirchliche) Tradition durchaus vertretbar, wenn man sagt, der Papst habe im Fall von Martyrern wenig Abwägungsspielraum; ist das Martyrium als solches unzweifelhaft, dann hat der Papst nach dieser Sicht kein Recht, einer entsprechenden Verehrung die Erlaubnis zu verweigern. Die Frage, ob die Kanonisierung "notwendig", sinnvoll, wünschenswert oder was auch immer ist, stellt sich dann gar nicht erst.
2. Bei aller Kritik an mancher Entwicklung nach dem II. Vaticanum: Daß die Ortskirchen nicht einfach Filialen der Universalkirche sind, daß sie einen eigenen theologischen Stand haben, das sollte eigentlich nicht mehr prinizipiell in Frage zu stellen sein. Und vor diesem Hintergrund hat eine größere Zahl von Seligen durchaus auch eine gewisse Berechtigung. Sie müssen nicht so herausragend sein, daß ihre Strahlkraft über den gesamten Erdkreis reicht. Es ist ok, wenn sie nur in einer Kirchenprovinz oder Diözese verehrt werden, dort aber durch die regionale Nähe besonderes Identifikationspotenzial bieten und zugleich zur Identitätsbildung der Ortskirche beitragen. So wie es beim Heiligen Kilian und seinen Gefährten de facto ja auch der Fall ist.