PISAnische VerBILDung
- Robert Ketelhohn
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PISAnische VerBILDung
Habe eben eine Hausarbeit meiner Tochter kontrolliert (8 Jahre,
3. Klasse). Deutsch. Sieben Arbeitsbögen, irgendwoher kopiert.
Aus einem Deutsch-Buch oder -Arbeitsheft.
Seite eins als Grundlage der dann folgenden Fragen und Aufga-
ben ist ein fiktiver Reklamezettel eines Kindergeburtstagsveran-
stalters oder -animateurs namens »Feier-Service Freddi Franz«.
Daß da als Beispiel ausgerechnet ein »Harry-Potter-Kindergeburts-
tag« angepriesen wird, bei welchem die Kinder »Harry-Potter-Rät-
sel« lösen, »Besen basteln« und »Zaubersprüche lernen« sollen
und eine »Zaubertrankstunde« bekommen, ließ zwar meinen Blut-
druck steigen, war aber noch vergleichsweise harmlos.
Auch daß der Animateur neben Geburtstagen auch zwei so über-
aus verwandte Dinge wie »Halloweenfeste« und »Weihnachtsfei-
ern« veranstaltet, läßt sich ertragen.
Man mag auch noch darüber hinwegsehen, daß für den Verfasser
der Arbeitsbögen das Kuchenbacken ohne Ablaut flektiert (also
„ich backe, du backst“). Mundartlich ist das immerhin möglich,
auch wenn hochsprachlich bei transitivem Gebrauch die Ablaut-
form erforderlich ist („ich backe, du bäckst“), während die Varian-
te ohne Ablaut der intransitiven Bedeutung im Sinn von „zusam-
menbacken“ vorbehalten ist („der Schnee backt“). Meinetwegen,
geschenkt.
Dann aber kommt der zwecks Sytaxanalyse der Satz: »Beim Nach-
hausekommen stehen die Würstchen auf dem Tisch.« – Alle Ach-
tung, was für Würstchen! Kommen eben nach Hause und stehen
doch zugleich schon auf dem Tisch. Sogenannte bilozierende Würst-
chen müssen das sein. Ein klarer Fall für die vatikanische Kongrega-
tion für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse.
Na gut. Papa schreibt einen scherzhaften Kommentar für die Lehre-
rin dran, und das war’s. War’s das? – Denkste. Auf dem nächsten
Blatt lesen wir, wiederum zur Analyse der Syntax durch die Schüler
gedacht: »Der Zauberer Freddi lehrt den Kindern Zaubersprüche.«
Au weh. Jetzt kommt mir die Galle zu den Ohren raus. Au weh. Da
können die Kinder ihren Enkeln später mal erzählen: »Der Lehrer, der
war echt kuhl. Der hat mir voll geile Sachen gelernt.«
Während ich nun einen gar nicht mehr scherzhaften (eher schmerzhaf-
ten) Kommentar dranschreibe, wandert mein Blick schon auf die näch-
ste Aufgabe. Dan stehen zwei Sätze. Der erste: » Mama putzt heute die
Fenster« (ha! ha!), und der andre: »Robert bekommt an seinem Geburts-
tag viele Geschenke« (na ja …). Zum ersten Satz sind die Satzteile an-
gegeben (jeweils fettgedruckt unter dem entsprechenden Wort), und die
Kinder sollen das auf den zweiten Satz übertragen, dort also auch die
Satzteile markieren und beschriften.
So weit, so gut. Aber was haben die Hirsche unter das Wort „heute“ des
Beispielsatzes geschrieben? Etwa „adverbiale Bestimmung der Zeit“, oder
was in der Art? – Denkste. „Objekt“ nennen sie’s. Himmel, Arsch und Wol-
kenbruch, nach welcher dekonstruktiven Neogrammatik sind adverbiale
Bestimmungen Objekte?
Jedenfalls reicht’s mir, ich habe den ganzen Stapel Blätter eingezogen und
werde damit mal die Schule heimsuchen.
3. Klasse). Deutsch. Sieben Arbeitsbögen, irgendwoher kopiert.
Aus einem Deutsch-Buch oder -Arbeitsheft.
Seite eins als Grundlage der dann folgenden Fragen und Aufga-
ben ist ein fiktiver Reklamezettel eines Kindergeburtstagsveran-
stalters oder -animateurs namens »Feier-Service Freddi Franz«.
Daß da als Beispiel ausgerechnet ein »Harry-Potter-Kindergeburts-
tag« angepriesen wird, bei welchem die Kinder »Harry-Potter-Rät-
sel« lösen, »Besen basteln« und »Zaubersprüche lernen« sollen
und eine »Zaubertrankstunde« bekommen, ließ zwar meinen Blut-
druck steigen, war aber noch vergleichsweise harmlos.
Auch daß der Animateur neben Geburtstagen auch zwei so über-
aus verwandte Dinge wie »Halloweenfeste« und »Weihnachtsfei-
ern« veranstaltet, läßt sich ertragen.
Man mag auch noch darüber hinwegsehen, daß für den Verfasser
der Arbeitsbögen das Kuchenbacken ohne Ablaut flektiert (also
„ich backe, du backst“). Mundartlich ist das immerhin möglich,
auch wenn hochsprachlich bei transitivem Gebrauch die Ablaut-
form erforderlich ist („ich backe, du bäckst“), während die Varian-
te ohne Ablaut der intransitiven Bedeutung im Sinn von „zusam-
menbacken“ vorbehalten ist („der Schnee backt“). Meinetwegen,
geschenkt.
Dann aber kommt der zwecks Sytaxanalyse der Satz: »Beim Nach-
hausekommen stehen die Würstchen auf dem Tisch.« – Alle Ach-
tung, was für Würstchen! Kommen eben nach Hause und stehen
doch zugleich schon auf dem Tisch. Sogenannte bilozierende Würst-
chen müssen das sein. Ein klarer Fall für die vatikanische Kongrega-
tion für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse.
Na gut. Papa schreibt einen scherzhaften Kommentar für die Lehre-
rin dran, und das war’s. War’s das? – Denkste. Auf dem nächsten
Blatt lesen wir, wiederum zur Analyse der Syntax durch die Schüler
gedacht: »Der Zauberer Freddi lehrt den Kindern Zaubersprüche.«
Au weh. Jetzt kommt mir die Galle zu den Ohren raus. Au weh. Da
können die Kinder ihren Enkeln später mal erzählen: »Der Lehrer, der
war echt kuhl. Der hat mir voll geile Sachen gelernt.«
Während ich nun einen gar nicht mehr scherzhaften (eher schmerzhaf-
ten) Kommentar dranschreibe, wandert mein Blick schon auf die näch-
ste Aufgabe. Dan stehen zwei Sätze. Der erste: » Mama putzt heute die
Fenster« (ha! ha!), und der andre: »Robert bekommt an seinem Geburts-
tag viele Geschenke« (na ja …). Zum ersten Satz sind die Satzteile an-
gegeben (jeweils fettgedruckt unter dem entsprechenden Wort), und die
Kinder sollen das auf den zweiten Satz übertragen, dort also auch die
Satzteile markieren und beschriften.
So weit, so gut. Aber was haben die Hirsche unter das Wort „heute“ des
Beispielsatzes geschrieben? Etwa „adverbiale Bestimmung der Zeit“, oder
was in der Art? – Denkste. „Objekt“ nennen sie’s. Himmel, Arsch und Wol-
kenbruch, nach welcher dekonstruktiven Neogrammatik sind adverbiale
Bestimmungen Objekte?
Jedenfalls reicht’s mir, ich habe den ganzen Stapel Blätter eingezogen und
werde damit mal die Schule heimsuchen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
Re: PISAnische VerBILDung
Guter Deutschunterricht ist viel wert. Vor allem, weil er offenbar immer seltener wird.
Re: PISAnische VerBILDung
Da ist die Frage, ob die Verfasser da wirklich so elementare Lücken haben oder ob es Absicht ist. Senkung des Bildungsniewos haben sich ja viele vorgenommen, glaube ich. Nicht nur Bertrand Russell, sondern ich denke da auch an die OECD und so.
Re: PISAnische VerBILDung
Ai, ai, ai. Da sind schon einige böse Dinger dabei. Leider redet man sich immer heraus, es handle sich doch nur um Bagatellen oder man sei besonders empfindlich. Ich bin jedoch auch ein Freund davon gerade bei Grammatik lieber einmal zu streng zu sein. Da wird in Deutschland unglaublich viel frühzeitig vermasselt, was dann später nur noch schwer aufzuholen ist. Um ein Beispiel zu geben: Ich habe im Studium Leute erlebt, die eine Sprache studieren wollten, aber (trotz Abitur!) nicht in der Lage waren, Adjektiv und Adverb voneinander zu unterscheiden! Erst letzte Woche konnte ein Kommilitone im Japanisch Seminar nicht sagen, ob "schlafen" ein transitives Verb ist oder nicht ...
Aber zurück zum Fall: Generell wird die Qualität von Schulbüchern immer schlechter, fiel mir letztens beim Mathematik-Buch meines Neffen auf - da ist der Lehrer zu Beginn des Schuljahres auch erstmal mit den Kindern die ersten Seiten durchgegangen, um die auffälligsten Fehler zu korrigieren. Scheinbar halten es die Verlage für normal, die "Korrektur" den Endkonsumenten zu überlassen und Verbesserungen - wenn überhaupt - dann erst in die nächsten Auflagen einfliessen zu lassen.
Aber zurück zum Fall: Generell wird die Qualität von Schulbüchern immer schlechter, fiel mir letztens beim Mathematik-Buch meines Neffen auf - da ist der Lehrer zu Beginn des Schuljahres auch erstmal mit den Kindern die ersten Seiten durchgegangen, um die auffälligsten Fehler zu korrigieren. Scheinbar halten es die Verlage für normal, die "Korrektur" den Endkonsumenten zu überlassen und Verbesserungen - wenn überhaupt - dann erst in die nächsten Auflagen einfliessen zu lassen.
Zuletzt geändert von Mirjanin am Montag 4. Mai 2009, 10:52, insgesamt 1-mal geändert.
Gut sein ist edel. Andere lehren, gut zu sein, ist noch edler. Und einfacher.
(Mark Twain)
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Re: PISAnische VerBILDung
Ich habe jetzt noch mal kurz darüber nachgedacht, und da sind mir noch die Sozialisten eingefallen, die Berlin ja fest umklammert halten: die habe ich ja auch schon lange im Verdacht, die Schriftsprache mehr und mehr der gesprochenen Unterschichtensprache anzugleichen, um ihrer Wählerklientel dadurch einen Vorteil zu verschaffen. Ich glaube, die SPD war vor 25 Jahren oder so damals auch für die generelle Kleinschreibung, was die Fehlerzahl im Diktat natürlich zu 90% (?) verringert...
- lifestylekatholik
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Re: PISAnische VerBILDung
Na ja, jemand mit "Esperanto" als Nick sollte vielleicht vorsichtig mit dem Wort "Unterschichtensprache" umgehen. Obwohl -- Esperanto wird ja tatsächlich kaum gesprochen.Esperanto hat geschrieben:die Schriftsprache mehr und mehr der gesprochenen Unterschichtensprache anzugleichen
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«
Re: PISAnische VerBILDung
Schaut mal in Kinderbücher zum Vorlesen, wie oft darin das Wort "(an)gucken" vorkommt. Früher dachte ich, es handele sich um Dialekt.
- cantus planus
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Re: PISAnische VerBILDung
KINDERBÜCHER! KIN-DER-[Punkt]
Das ist ein Stichwort, bei dem mir aus dem Stand die Galle überläuft. Ich traue mich gar nicht mehr in Buchhandlungsecken, in denen auch Kinderbücher aufgelegt sind. Am Besten bestellt man gute Bücher via Internet, und betritt solche Läden wegen Herzinfarktgefahr gar nicht erst.
Diese infantile Verblödung und kindische Sprachverhunzung, diese plüschige Verniedlichung und pink-getupft-glitzernde Dekadenz ist absolut unerträglich. Es scheint mir seit längerem, dass Quantität hier vollkommen die Qualität ersetzt hat, und "gute" Bücher nur noch jene sind, mit denen man eine gewaltige Merchandising-Maschinerie in Gang setzen kann und mit deren Figürchen, Mäppchen, Kettchen etc. dann ganze Landstriche terrorisiert werden. Die wenigen guten Bücher liegen in Regalen, während auf den Auslagen Machwerke präsentiert werden, wo einem schon beim flüchtigen Durchblättern die Haare zu Berge stehen.
Mich nimmt nicht wunder, dass kein Mensch mehr einen gesunden Sinn für Sprache entwickelt. Das Niveau selbt renommierter Tageszeitungen wie der Neuen Osnabrücker Zeitung befindet sich seit Jahren in steilem Sinkflug, in den Schulen werden Klassiker - wenn sie überhaupt noch gelesen werden! - teilweise in erbärmlichen "Übersetzungen in heutiges Deutsch" gelesen (ich kenne einen Deutschlehrer, der geradezu einen fanatischen Kampf gegen diesen Mist führt), für die Sprache selbst von einfachsten Gedichten und Liedern fehlt der Zugang mittlerweile ganz, wie ich jedes Jahr entsetzt bei Erstkommunionskindern und Firmkandidaten feststellen muss.
Dass sich diese Verbildung - um nicht zu sagen: angelesener Analphabetismus - auch in der Schriftsprache der Kinder und Jugendlichen fortsetzt, muss nicht eigens erwähnt werden. ES IST NICHT AUSZUHALTEN!!
Das ist ein Stichwort, bei dem mir aus dem Stand die Galle überläuft. Ich traue mich gar nicht mehr in Buchhandlungsecken, in denen auch Kinderbücher aufgelegt sind. Am Besten bestellt man gute Bücher via Internet, und betritt solche Läden wegen Herzinfarktgefahr gar nicht erst.
Diese infantile Verblödung und kindische Sprachverhunzung, diese plüschige Verniedlichung und pink-getupft-glitzernde Dekadenz ist absolut unerträglich. Es scheint mir seit längerem, dass Quantität hier vollkommen die Qualität ersetzt hat, und "gute" Bücher nur noch jene sind, mit denen man eine gewaltige Merchandising-Maschinerie in Gang setzen kann und mit deren Figürchen, Mäppchen, Kettchen etc. dann ganze Landstriche terrorisiert werden. Die wenigen guten Bücher liegen in Regalen, während auf den Auslagen Machwerke präsentiert werden, wo einem schon beim flüchtigen Durchblättern die Haare zu Berge stehen.
Mich nimmt nicht wunder, dass kein Mensch mehr einen gesunden Sinn für Sprache entwickelt. Das Niveau selbt renommierter Tageszeitungen wie der Neuen Osnabrücker Zeitung befindet sich seit Jahren in steilem Sinkflug, in den Schulen werden Klassiker - wenn sie überhaupt noch gelesen werden! - teilweise in erbärmlichen "Übersetzungen in heutiges Deutsch" gelesen (ich kenne einen Deutschlehrer, der geradezu einen fanatischen Kampf gegen diesen Mist führt), für die Sprache selbst von einfachsten Gedichten und Liedern fehlt der Zugang mittlerweile ganz, wie ich jedes Jahr entsetzt bei Erstkommunionskindern und Firmkandidaten feststellen muss.
Dass sich diese Verbildung - um nicht zu sagen: angelesener Analphabetismus - auch in der Schriftsprache der Kinder und Jugendlichen fortsetzt, muss nicht eigens erwähnt werden. ES IST NICHT AUSZUHALTEN!!
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Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
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- cantus planus
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Re: PISAnische VerBILDung
Entschuldigt diese Suada, aber bei manchen Themen geht es mit mir durch.
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Re: PISAnische VerBILDung
Schon gut cantus, lass es einfach raus
Nicht, dass du Unrecht hättest ...
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Gut sein ist edel. Andere lehren, gut zu sein, ist noch edler. Und einfacher.
(Mark Twain)
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Re: PISAnische VerBILDung
Die Frage ist dabei allerdings: Ist es wichtig, das zu können?Mirjanin hat geschrieben:Um ein Beispiel zu geben: Ich habe im Studium Leute erlebt, die eine Sprache studieren wollten, aber (trotz Abitur!) nicht in der Lage waren, Adjektiv und Adverb voneinander zu unterscheiden!
Oder ist es vielmehr wichtig, vernünftiges Deutsch zu schreiben/sprechen, ohne daß man weiß, warum es richtig ist?
Ich für meinen Teil muß sagen, daß ich mit meinem "Schmalspurabitur" (Abendgymnasium) mehr von der dt. Gammatik im Latein-Crash-Kurs an der Fakultät gelernt habe, als in der gesamten Schulzeit. Aber auch ohne theoretisches Wissen der Grammatik, bildete ich mir ein, doch halbwegs vernünftige Sätze auf die Reihe zu bekommen.
Kinder lernen m.E. mehr von der dt. Sprache wenn Eltern schon im Kleinkinderalter ihren Kinder etwas vorlesen und gutes Deutsch mit ihnen sprechen und sie auch mal korrigieren, wenn sie etwas falsch sagen. Sobald sie lesen können, sollten Kinden viel lesen. Wenn sie älter sind, sollten sie - sofern sie das mögen - auch mal richtig anspruchsvolle Texte (etwa von Philosophen) lesen und sich nicht mit der Blöd-Zeitung begnügen.
Inzwischen stelle ich fest, daß auch bei öffentlich-rechtlichen Fernsehprogrammen, das sprachliche Niveau in Nachrichtensendungen, Reportagen etc. sinkt.
Sendungen wie das "literarische Quartett" werden abgesetzt, und eine Sendung wie "Lesen" auf eine Zeit verbannt, zu der kaum noch jemand zuschaut. Die Bücher-Sendung mit Jürgen von der Lippe, deren Namen mir im Moment nicht einfällt, läuft gar nur im 3. Programm (WDR).
Auf der anderen Seite werden wir mit der Dummheit kaum zu überbietenden sog. Comedysendungen zugedröhnt. Bei vielen hilft nur noch Abschalten, wenngleich es "sprachliche Ausnahmen" gibt, wie etwa die Sendungen mit Konrad Beikircher, der ganze Sendungen über die (kölsche) Grammatik macht.
Zuletzt geändert von Juergen am Montag 4. Mai 2009, 11:49, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß Jürgen
Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Re: PISAnische VerBILDung
Es ist zum Heulen,
aber die Kulturfeindlichkeit gehört m.E. auch ein Stück weit zum Gebaren der politisch Korrekten.
Ich wundere mich immer wieder, wie Kulturen, die man früher primitiv nennen durfte, heute von gescheiten Leuten gelobt und auf etwa die selbe Stufe gestellt werden mit solchen, die man früher Hochkulturen nannte.
Wag es ja nie, etwas gegen die tiefe Weisheit und die kulturellen Errungenschaften der Aborigines oder der frühen Bantu zu sagen! Pfui, du Rassist!!
Diskriminieren heißt eigentlich "wertend unterscheiden".
Genau das ist aber heute weitgehend unerwünscht und das allgemein verinnerlichte Diskriminierungsverbot dient eben auch der Demontage von Kultur.
aber die Kulturfeindlichkeit gehört m.E. auch ein Stück weit zum Gebaren der politisch Korrekten.
Ich wundere mich immer wieder, wie Kulturen, die man früher primitiv nennen durfte, heute von gescheiten Leuten gelobt und auf etwa die selbe Stufe gestellt werden mit solchen, die man früher Hochkulturen nannte.
Wag es ja nie, etwas gegen die tiefe Weisheit und die kulturellen Errungenschaften der Aborigines oder der frühen Bantu zu sagen! Pfui, du Rassist!!
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Genau das ist aber heute weitgehend unerwünscht und das allgemein verinnerlichte Diskriminierungsverbot dient eben auch der Demontage von Kultur.
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Re: PISAnische VerBILDung
Konrad Beikircher ist wirklich genial, ein wahrer Sprach-Akrobat eben. Ich habe schon Tränen gelacht, wenn ich im Radio seine Sendungen hörte. Aber seine Leistung entsteht eben aus profunder Kenntnis der deutschen Sprache und der Eigenschaften der Dialekte. Man kann ja kaum glauben, dass der Mann nicht gebürtiger Rheinländer ist.
Wenn man kein Gefühl für Sprache hat, kann man solche Programme nicht machen.
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Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
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- cantus planus
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Re: PISAnische VerBILDung
Es ist ja kein Zufall, dass jeder Revolutionär nach Meinungsfreiheit schreit, und jeder erfolgreiche Revolutionär zuerst die Intellektuellen und Jounalisten kaltstellt...Clemens hat geschrieben:Es ist zum Heulen,
aber die Kulturfeindlichkeit gehört m.E. auch ein Stück weit zum Gebaren der politisch Korrekten.
Ich wundere mich immer wieder, wie Kulturen, die man früher primitiv nennen durfte, heute von gescheiten Leuten gelobt und auf etwa die selbe Stufe gestellt werden mit solchen, die man früher Hochkulturen nannte.
Wag es ja nie, etwas gegen die tiefe Weisheit und die kulturellen Errungenschaften der Aborigines oder der frühen Bantu zu sagen! Pfui, du Rassist!!
Diskriminieren heißt eigentlich "wertend unterscheiden".
Genau das ist aber heute weitgehend unerwünscht und das allgemein verinnerlichte Diskriminierungsverbot dient eben auch der Demontage von Kultur.
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- lifestylekatholik
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Re: PISAnische VerBILDung
Ja. Nicht um des Unterschieds selbst willen, sondern weil das Bestandteil grundlegender Bildung ist. Es muss ein einigermaßen allgemeiner Grund an Bildung da sein, auf dem dann im Studium aufgebaut werden kann.Juergen hat geschrieben:Die Frage ist dabei allerdings: Ist es wichtig, das zu können?Mirjanin hat geschrieben:Um ein Beispiel zu geben: Ich habe im Studium Leute erlebt, die eine Sprache studieren wollten, aber (trotz Abitur!) nicht in der Lage waren, Adjektiv und Adverb voneinander zu unterscheiden!
Meiner Meinung nach soll das kein Entweder-Oder sein.Juergen hat geschrieben:Oder ist es vielmehr wichtig, vernünftiges Deutsch zu schreiben/sprechen, ohne daß man weiß, warum es richtig ist?
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«
- cantus planus
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Re: PISAnische VerBILDung
Übrigens, Robert: wenn du aus der Schule zurück bist, würde mich die Reaktion des Lehrkörpers/der Lehrkörperin sehr interessieren.
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Re: PISAnische VerBILDung
Ich gebe Dir insofern recht, daß jene, die ein Sprache studieren wollen, schon vor dem Studium diese Sprache auch in theoretischer Hinsicht verstanden haben sollten. Die Zahl deren, die das Fach "Deutsch", eine Fremdsprache oder Sprachwissenschaften studieren, ist allerdings im Vergleich zu allen anderen Fächern gering. Das soll nun nicht bedeuten, daß es alle anderen nicht nötig hätten, sich in ihrer Sprache ausdrücken zu können. Dennoch halte ich die theoretischen Grammatikkenntnisse eher für etwas Sekundäres.lifestylekatholik hat geschrieben:Ja. Nicht um des Unterschieds selbst willen, sondern weil das Bestandteil grundlegender Bildung ist. Es muss ein einigermaßen allgemeiner Grund an Bildung da sein, auf dem dann im Studium aufgebaut werden kann.Juergen hat geschrieben:Die Frage ist dabei allerdings: Ist es wichtig, das zu können?Mirjanin hat geschrieben:Um ein Beispiel zu geben: Ich habe im Studium Leute erlebt, die eine Sprache studieren wollten, aber (trotz Abitur!) nicht in der Lage waren, Adjektiv und Adverb voneinander zu unterscheiden!Meiner Meinung nach soll das kein Entweder-Oder sein.Juergen hat geschrieben:Oder ist es vielmehr wichtig, vernünftiges Deutsch zu schreiben/sprechen, ohne daß man weiß, warum es richtig ist?
Das Gesagte gilt m.E. auch für Fremdsprachen. Ich muß nicht theoretisch wissen, ob es sich z.B. im Griechischen um einen Genitivus possessoris, materiae, qualitatis, prettii, temporis, criminis etc. handelt, solange ich den Satz richtig übersetze. Dieses theoretische Wissen mag für eine Satzanalyse wichtig sein, aber mehr auch nicht.
Leider "verschwendet" man (vor allem in Dtl.) unendlich viel Zeit damit, den Schülern derlei "Nebensächlichkeiten" beizubringen, so daß für das Eigentliche, nämlich das Verstehen und Sprechen der Fremdsprache, keine Zeit mehr bleibt.
Als ich auf Malta studiert habe, erzählten mit die dortigen Studenten, daß sie in der Prüfung für das Latinum, Graecum, Hebraicum jeweils ca. 500 Worte von der entsprechenden Fremdsprache ins Englische UND ca. 100 Worte vom Englischen in die entsprechende Fremdsprache übersetzen müssen. Hier bei uns beschränkt man sich auf eine Übersetzungsrichtung. Dafür können die Schüler bei uns aus dem Eff-eff alle möglichen theoretischen Grundlagen runterbeten.
Gruß Jürgen
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- cantus planus
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Re: PISAnische VerBILDung
Das Thema hatte ich gerade vor Weihnachten in meinem Kinderchor. Die Jungen und Mädchen - alles Schüler renommierter katholischer Schulen in der Innenstadt - radebrechten sich durch das Lied "In dulci jubilo", welches ich mit ihnen einübte. Alle hatten Latein in der Schule, waren aber mit diesem relativ einfach Text ziemlich überfordert.
Eines der Mädchen, die gerade ans kath. Gymnasium gewechselt hatte, wollte mir aber "In dulki jubilo" als Aussprache verkaufen. Ich riet ihr, wenn ihr an der Mitgliedschaft im Chor gelegen sei, das Abitur woanders zu machen.
Aber wie gesagt, den Text zu lesen ging gar nicht, geschweige denn zu singen. Ich erkundigte mich - gelinde überrascht - , was für Texte sie denn im Unterricht lesen würden, ob sie auch laut vorlesen müssten etc. Darauf erhielt ich prompt die Auskunft, dass sie in Latein nur Grammatik lernten. Einen Text hätten sie noch nie gelesen. Da wundert man sich überhaupt nicht mehr.
Übrigens hatte ich einige Wochen später bei einem Lied mit englischem Text ein déjà-vu...
Eines der Mädchen, die gerade ans kath. Gymnasium gewechselt hatte, wollte mir aber "In dulki jubilo" als Aussprache verkaufen. Ich riet ihr, wenn ihr an der Mitgliedschaft im Chor gelegen sei, das Abitur woanders zu machen.
Aber wie gesagt, den Text zu lesen ging gar nicht, geschweige denn zu singen. Ich erkundigte mich - gelinde überrascht - , was für Texte sie denn im Unterricht lesen würden, ob sie auch laut vorlesen müssten etc. Darauf erhielt ich prompt die Auskunft, dass sie in Latein nur Grammatik lernten. Einen Text hätten sie noch nie gelesen. Da wundert man sich überhaupt nicht mehr.
Übrigens hatte ich einige Wochen später bei einem Lied mit englischem Text ein déjà-vu...
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Re: PISAnische VerBILDung
Was meinst du, wie gut sich das Hochgebet I. in dieser Lateinlehreraussprache anhört - ich hatte schon mal das "Vergnügen"!cantus planus hat geschrieben:Eines der Mädchen, die gerade ans kath. Gymnasium gewechselt hatte, wollte mir aber "In dulki jubilo" als Aussprache verkaufen.
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Re: PISAnische VerBILDung
Du erwähntest es in München beim Bier. Es ist nicht zu fassen, was es alles gibt.holzi hat geschrieben:Was meinst du, wie gut sich das Hochgebet I. in dieser Lateinlehreraussprache anhört - ich hatte schon mal das "Vergnügen"!cantus planus hat geschrieben:Eines der Mädchen, die gerade ans kath. Gymnasium gewechselt hatte, wollte mir aber "In dulki jubilo" als Aussprache verkaufen.
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Re: PISAnische VerBILDung
Irre ich mich, oder ist die Aussprache des "c" unter den Altphilologen nicht umstritten ("in dulzi", "in dulki" oder "in dultschi")? Ich habe schon alles gehört (und selbst die "dulki"-Variante vermittelt bekommen). In dem Sinne finde ich es nicht gerade pädagogisch-didaktisch klug von Cantus planus, ein Mädchen, welches nun mal eine andere Aussprache gelernt hat und nun vielleicht etwas vorwitzig die Autorität des Herrn Lehrer in Fragen der Aussprache anzweifelt, in den Senkel zu stellen oder gar als Dummerchen, das am Cantus planus-Elite-Gymnasium nichts zu suchen hat, hinzustellen.cantus planus hat geschrieben:
Eines der Mädchen, die gerade ans kath. Gymnasium gewechselt hatte, wollte mir aber "In dulki jubilo" als Aussprache verkaufen. Ich riet ihr, wenn ihr an der Mitgliedschaft im Chor gelegen sei, das Abitur woanders zu machen.
Zuletzt geändert von Granuaile am Montag 4. Mai 2009, 16:14, insgesamt 1-mal geändert.
Re: PISAnische VerBILDung
Rein klassisch ist die Aussprache des "c" als "k" wohl richtig. "Caesar" wäre dann als "Kaisar" auszusprechen.
Aber das ist ein k(r)ampfhaftes Festhalten einer Zeitepoche, so als hätte sich die lat. Sprache und auch die Aussprache nicht (weiter)entwickelt. Für antike Texte kann man sich an diese Aussprache halten, aber bitte nicht bei späteren Texten!
Kaisar und Kikero gingen in den Kirkus. Kaisar mit Kilinder, Kikero in kivil.
Aber das ist ein k(r)ampfhaftes Festhalten einer Zeitepoche, so als hätte sich die lat. Sprache und auch die Aussprache nicht (weiter)entwickelt. Für antike Texte kann man sich an diese Aussprache halten, aber bitte nicht bei späteren Texten!
Kaisar und Kikero gingen in den Kirkus. Kaisar mit Kilinder, Kikero in kivil.
Gruß Jürgen
Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Re: PISAnische VerBILDung
@Robert
reg dich nicht auf! Das ist erst die 3.[Punkt] Die Schule hat in den nächsten Jahrgangsstufen noch viel mehr Pisa-Überraschungen auf Lager.
Gerade der Lateinunterricht ist soo schlecht, der Wortschatz besteht nur noch aus 800 Wörtern , die Texte sind auf's unterste Niveau zusammengeschustert...manchmal ist ein sinnvolle Übersetzung des Textes gar nicht möglich...
reg dich nicht auf! Das ist erst die 3.[Punkt] Die Schule hat in den nächsten Jahrgangsstufen noch viel mehr Pisa-Überraschungen auf Lager.
Gerade der Lateinunterricht ist soo schlecht, der Wortschatz besteht nur noch aus 800 Wörtern , die Texte sind auf's unterste Niveau zusammengeschustert...manchmal ist ein sinnvolle Übersetzung des Textes gar nicht möglich...
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Re: PISAnische VerBILDung
Im Kirchenlatein ist das überhaupt keine Frage. Da ist eigentlich die Aussprache "tschölum" oder "exschälsis" maßgeblich. Ich selber bin aber eher ein Freund der germanischen Ausprache "zölum" und "exzelsis".*Juergen hat geschrieben:Rein klassisch ist die Aussprache des "c" als "k" wohl richtig. "Caesar" wäre dann als "Kaisar" auszusprechen.
Aber das ist ein k(r)ampfhaftes Festhalten einer Zeitepoche, so als hätte sich die lat. Sprache und auch die Aussprache nicht (weiter)entwickelt. Für antike Texte kann man sich an diese Aussprache halten, aber bitte nicht bei späteren Texten!
Kaisar und Kikero gingen in den Kirkus. Kaisar mit Kilinder, Kikero in kivil.
"Kölum" und "exkelsis" gehen hingegen in keinem Fall, da sich das kirchliche Latein in lebendiger Tradition eben anders entwickelt hat, als das klassische Latein. (Was man übrigens auch an neu enstehenden Lateinizismen, bspw. für "Handy" oder "E-Mail" sieht.)
*) Welche Aussprache dem Gregorianischen Choral in seiner Entstehungszeit zugrunde gelegen haben könnte, ist unter Choralforschern heiß umstritten. Es gibt dazu sehr interessante Abhandlungen von Stefan Klöckner und Dirk van Betteray, die - grob gesagt - mit den gleichen Argumenten zu entgegengesetzten Erkenntnissen kommen.
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Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
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Re: PISAnische VerBILDung
Wieviele Wörter man benötigt ist eine schlecht einzuschätzende Sache.Nueva hat geschrieben:Gerade der Lateinunterricht ist soo schlecht, der Wortschatz besteht nur noch aus 800 Wörtern
In der Wikipedia war unter dem Stichwort "Wortschatz" in Bezug auf den dt. Wortschatz im Oktober 2008 noch zu lesen:
Ich gehe davon aus, daß der lateinische Wortschatz, den jemand kennen muß, um (Schul)texte zu verstehen, nicht größer als 500-800 Wörter sein muß.Im Allgemeinen reichen für Alltagsgespräche jedoch 400 bis 800 Wörter aus. Ein guter Redner verfügt dagegen über einen aktiven Wortschatz von etwa 4.000 bis 10.000 Wörtern. Um anspruchsvollere Texte zu verstehen (Zeitschriften, Zeitungen, Klassiker) benötigt man 4.000 bis 5.000 Wörter, in Ausnahmefällen wie bei Goethe (ca. 80.000) oder Joyce (ca. 100.000) auch bedeutend mehr.
In etwa gilt: Je höher der Bildungsstand eines Menschen ist, desto größer ist sein Wortschatz. Ein größerer Wortschatz hilft beim differenzierteren Informationsaustausch. Einfache Boulevardzeitungen nutzen einen Wortschatz von etwa 400 Wörtern, intellektuelle Tageszeitungen dagegen einen Wortschatz von etwa 5.000 Wörtern. Ähnlich kann man Fernsehsendungen kategorisieren. Der Wortschatz einer Person ist abhängig vom Interessensgebiet und Berufsfeld (Fachterminologie) sowie der Sozialisation dieser Person.
Diese Aussprache nannte M. Kunzler in einer Vorlesung mal "protestantisches Zitronenlatein"cantus planus hat geschrieben:Ich selber bin aber eher ein Freund der germanischen Ausprache "zölum" und "exzelsis".
Ausgesprochen als: "prötestantisches Zitrönenlatein"
Aber Kunzler sagt im Griechischen auch "Kirie" und "Pnefmatos" statt "Kyrie" und "Pneumatos".
Gruß Jürgen
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Re: PISAnische VerBILDung
Wir hatten es neulich bei einer Betstunde mal mit "Tscherubim" zu tun. Öfter mal was neues.
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore
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Re: PISAnische VerBILDung
Ja, ich hab letztens in Weinseliger Laune mit meinem Leibburschen (Latein, Deutsch, Geschichte) über die gute alte Zeit räsoniert. Ich frug ihn, obs denn noch den guten alten "Li(e)ber lat(r)inus" gäbe. (das Lateinbuch, das gut 30 Jahre die östereichischen Schüler gequält hat, beim Lateinlernen) Er meinte nur resignierend: "Ach die Zeiten sind leider vorbei, wo man Schüler noch mit vielen Vokabeln quälen konnte, und wo nach alles passte. Heute geben wir uns mit 'Ludus' zufrieden... "Nueva hat geschrieben:@Robert
reg dich nicht auf! Das ist erst die 3.[Punkt] Die Schule hat in den nächsten Jahrgangsstufen noch viel mehr Pisa-Überraschungen auf Lager.
Gerade der Lateinunterricht ist soo schlecht, der Wortschatz besteht nur noch aus 800 Wörtern , die Texte sind auf's unterste Niveau zusammengeschustert...manchmal ist ein sinnvolle Übersetzung des Textes gar nicht möglich...
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein
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Re: PISAnische VerBILDung
Der Kirchengeschichtler auf Malta redete mal mit seinem englischen Dialekt mit gozitanischem Einschlag von "Tätschitäß". Es dauerte einen Augenblick, bis ich verstand, daß er "Tacitus" meinte.Raimund Josef H. hat geschrieben:Wir hatten es neulich bei einer Betstunde mal mit "Tscherubim" zu tun. Öfter mal was neues.
Gruß Jürgen
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- cantus planus
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Re: PISAnische VerBILDung
Seit wann benøtigen Prøtestanten denn Latein? Zu den Zitrønen und Prøtestanten fiele mich aber schon eine Boshaftigkeit ein, die ich mir jetzt lieber verkneife...Juergen hat geschrieben:Diese Aussprache nannte M. Kunzler in einer Vorlesung mal "protestantisches Zitronenlatein"
Ausgesprochen als: "prötestantisches Zitrönenlatein"
cantus,
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Re: PISAnische VerBILDung
Das habe ich jetzt überhört, ich meine: überlesencantus planus hat geschrieben:Seit wann benøtigen Prøtestanten denn Latein?
Re: PISAnische VerBILDung
Ich bin mir nicht sicher, ob Studenten der ev. Theologie überhaupt ein Latinum benötigen. Das soll aber jetzt nicht abwertend gemeint sein, denn ev. Studenten die können in der Regel besser Altgriechisch und Hebräisch als ihre kath. Kollegen. -- Jeder kann halt das, was er für wichtiger hält.Clemens hat geschrieben:Das habe ich jetzt überhört, ich meine: überlesencantus planus hat geschrieben:Seit wann benøtigen Prøtestanten denn Latein?
Gruß Jürgen
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Re: PISAnische VerBILDung
Ein Großes Latinum selbstverständlich!
(Die lutherischen Bekenntnisschriften z.B. sind in der lateinischen Fassung maßgeblich.)
Das Theologiestudium (evangelisch wie katholisch) ist eines der letzten Fächer, das noch richtige Bildung vermittelt (wenn auch leider nicht an alle Absolventen). Und Bildung ohne Latein gibt es einfach nicht!
Aber für die Blumen wegen der besseren Griechisch- und Hebräischkenntnisse revanchiere ich mich gerne mit einem entsprechenden Strauß für die Katholiken, die in der Regel schon noch besser Latein können, als wir.
(Die lutherischen Bekenntnisschriften z.B. sind in der lateinischen Fassung maßgeblich.)
Das Theologiestudium (evangelisch wie katholisch) ist eines der letzten Fächer, das noch richtige Bildung vermittelt (wenn auch leider nicht an alle Absolventen). Und Bildung ohne Latein gibt es einfach nicht!
Aber für die Blumen wegen der besseren Griechisch- und Hebräischkenntnisse revanchiere ich mich gerne mit einem entsprechenden Strauß für die Katholiken, die in der Regel schon noch besser Latein können, als wir.