civilisation hat geschrieben:kath.net verbreitet ja sehr viel Meldungen über die FSSPX. Leider finde ich keinen entsprechenden Diskussionsthread darüber. Kann mir jemand von Euch diesen nennen? - Danke.
Es gibt dort durchaus einen entsprechenden Diskussionsthread, allerdings ist er nur für angemeldete User sichtbar und inhaltlich recht mager. Alles, was nicht ins neokonservative Weltbild passt, wird äußerst kritisch beäugt und manchmal sogar zensuriert.
Irgendwie fehlt hier im deutschsprachigen Netz ein seriöses katholisches Nachrichtenportal, das nicht so extrem-plump ist wie kreuz.net und nicht so einseitig papalistisch-neokonservativ wie kath.net, sondern irgendwo dazwischen ...
cantus planus hat geschrieben:Nach Bischof Williamson meldet sich auch Bischof Tissier de Mallerais zu Wort:
http://www.kath.net/detail.php?id=23431
kath.net hat geschrieben:Zu Fortschritten in den Gesprächen mit dem Vatikan werde es nur kommen, wenn Rom auf «seine Sichtweisen zurückkommt und die Irrtümer anerkennt, in welche die Kirche durch das Konzil geführt worden ist», sagt Tissier de Mallerais in einem Interview mit der französischen Wochenzeitung «La Vie» (Paris). Er betont: «Nie werden wir Kompromisse unterschreiben.» Bernard Tissier de Mallerais hat eine Biografie über Erzbischof Marcel Lefebvre, Begründer der Pius-Bruderschaft, geschrieben und gilt unter den vier Bischöfen der Bruderschaft als der "intellektuelle Hardliner", wie «La Vie» schreibt.
Zu dem Tissier-Interview hat bereits Pater Engelbert Recktenwald FSSP Stellung genommen:
1. Juli
Randnotizen zur Causa Piusbruderschaft (18):
Wer ist unfehlbar?
Am 29. Juni hat in Ecône einer der vier Lefebvre-Bischöfe, Bernard Tissier de Mallerais, der Zeitschrift La Vie ein Interview gegeben, das am 3. Juli veröffentlicht wurde. Eine deutsche Übersetzung findet man auf dem Exsultet-Weblog von Martin Bürger.
Die wichtigste Aussage des Bischofs besteht in jener, die das Ergebnis der nun beginnenden theologischen Verhandlungen mit Rom vorwegnimmt: “Wir werden niemals einen Kompromiss unterzeichnen; die Gespräche werden keine Fortschritte machen, es sei denn, Rom reformiert seine Sicht und erkennt die Irrtümer an, in die das Konzil die Kirche geführt hat.” (“Jamais nous ne signerons de compromis; les discussions n’avanceront que si Rome réforme sa manière de voir et reconnaît les erreurs dans lesquelles le Concile a mené l’Eglise.”).
Jeden Kompromiss a priori kategorisch abzulehnen, ist nur möglich, wenn man die eigene Position mit der verbindlichen Glaubenslehre identifiziert. Aber gerade darum geht es nicht, sondern um das richtige Verständnis des Konzils. Selbst wenn man der Piusbruderschaft zugesteht, die traditionelle Lehre der Kirche richtig zu verstehen, und von ihr nicht verlangt, davon Abstriche zu machen, so bleibt davon unberührt die Frage, ob die Piusbruderschaft ihrerseits das Konzil richtig versteht und in ihrer Diagnose eines unüberwindlichen Widerspruchs recht hat. Dafür kann die Piusbruderschaft keine Glaubensgewißheit beanspruchen. Hier geht es nicht darum, ob man in Glaubensfragen Kompromisse eingeht (was sich tatsächlich verbietet), sondern um die Möglichkeit der Selbstkorrektur in der Einschätzung der Positionen des Verhandlungspartners, der in diesem Fall immerhin kein Geringerer ist als der Heilige Stuhl.
Das sind elementare Unterscheidungen, zu denen Tissier de Mallerais offensichtlich nicht in der Lage ist. Zu der Geisteshaltung, die sich in dieser Unfähigkeit offenbart, habe ich in Randnotiz Nr. 3 schon einiges gesagt. Zu ergänzen bleibt noch die Bemerkung, dass sich die Piusbruderschaft mit dieser Haltung trotz aller Dementis eben doch zu einem Lehramt aufschwingt, das sich über das Lehramt des Papstes stellt. Der Richterspruch steht von vorneherein fest, und nur, wenn sich der Papst diesem Richterspruch unterwirft, kann es zu einer Einheit kommen. Fragt sich nur, wer unter solchen Umständen wen in die Einheit der Kirche aufnimmt: der Papst die Piusbruderschaft und die Piusbruderschaft den Papst? Allein diese Frage stellen zu müssen, zeigt schon das ganze Ausmaß der unkatholischen Haltung, die sich der Piusbruderschaft bemächtigt hat.
Man könnte darüber zur Tagesordnung übergehen und die Piusbruderschaft ihr eigenes Grab schaufeln lassen, wenn es nicht die vielen Gläubigen gäbe, die durch solche Verantwortungslosigkeit der Kirche weiterhin entfremdet würden. Für alle aber, die die Kirche lieben und die Piusbruderschaft schätzen, ist es ein großer Schmerz, zu sehen, wie Arroganz und Rechthaberei die Einigungsbemühungen des Papstes zunichte zu machen drohen.
Quelle:
http://www.kath-info.de