ich besuche diese Seite seit einiger Zeit als stille Mitleserin und habe mich jetzt endlich auch angemeldet.
Ganz einfach war das ehrlich gesagt nicht, da ich in meinem Freundeskreis (und meine engsten Freunde sind im Grunde die einzigen, mit denen ich bisher darüber gesprochen habe) eher auf Unverständnis für mein Sehnen stoße und so halb davon ausgehe, dass mir das hier genau so gehen könnte. Ich hoffe aber, dass Ihr mir vielleicht etwas Input geben und mir zu neuen Denkanstößen verhelfen könnt.
Ich bin jetzt 26 Jahre alt und stamme aus einer christlichen Familie. Meine Eltern waren beide praktizierende Katholiken und ich war der Kirche schon als Kind und Jugendliche immer sehr verbunden (als Ministrantin, im Kirchenchor und in der örtlichen Kolpingsfamilie). Ich habe mich dort zu hause gefühlt und gleichzeitig aber auch immer den Wunsch nach mehr gespürt... nach mehr Hingabe, noch mehr meines Lebens für Gott. Als ich 17 Jahre alt war, starb vollkommen unerwartet mein Vater und von diesem Moment an bin ich vom Glauben abgefallen. Ich war wütend auf Gott und habe mich immer wieder gefragt, weshalb ausgerechnet meiner Familie das passieren musste. Dadurch bin ich Stück für Stück von meinem Glauben abgefallen. In den folgenden Jahren habe ich mich mit allen möglichen Glaubensrichtungen beschäftigt und dabei nie wieder diese Fülle erfahren, die ich aus meinem Leben mit der Kirche kannte. Es war einfach falsch. Dorthin zurückzukehren war mir mittlerweile aber auch unmöglich geworden. Letztendlich bin ich dann mit 20 Jahren aus der Kirche ausgetreten und habe mich fortan selbst als Atheistin bezeichnet, ich wollte mit Religion an sich nichts mehr zu tun haben. Trotzdem war die ganze Zeit lang dieses Sehnen in mir, das nicht wirklich greifbar und auch nicht zu beschreiben war. Ich habe zwischendurch immer mal wieder mit dem Gedanken gespielt, doch wieder einen Gottesdienst zu besuchen, es einfach mal wieder zu versuchen, habe es aber nie getan. Vor etwa zwei Jahren, ich hatte mittlerweile Abitur und Ausbildung hinter mir, hat mich dann eine alte Freundin zum Weihnachtsgottesdienst eingeladen. Ich bin mitgegangen (irgendwie war ich froh, jetzt eine "Ausrede" für meinen Kirchenbesuch zu haben... schließlich wollte ich meine Freundin nicht enttäuschen und ihre Einladung ablehnen) und dieser Gottesdienst hat mich so angerührt, dass ich danach in Tränen aufgelöst war. Am gleichen Abend habe ich zum ersten Mal seit Jahren wieder gebetet. Ich kann schwer beschreiben, was das in mir ausgelöst hat. Die ganzen Quälereien der letzten Jahre schienen ein Ende zu haben und es war wie zu hause ankommen. Ich habe langsam wieder ein Verhältnis zum Glauben gefunden und je fester der wurde, desto mehr hatte ich das Gefühl, dass da noch etwas anderes sein müsste, einfach mehr, eine Berufung... Ich habe Gott gebeten, mir zu zeigen, welchen Platz er für mich vorgesehen hat und als ich das getan habe, war ich eigentlich fast der Meinung, dass es vielleicht in Richtung Kirchenmusik o.ä. gehen müsste. Aber plötzlich war da dieser Gedanke "Kloster" in meinem Kopf. Was vollkommen verrückt ist. Ich bin nicht einmal mehr Mitglied der Kirche seit meinem Austritt vor sechs Jahren und bei meiner Vorgeschichte erscheint das als eine mehr als schlechte Idee. Eine gute Freundin, mit der ich bisher darüber gesprochen habe, hat bei der bloßen Erwähnung des Wortes "Kloster" ausgesehen, als würde sie am liebsten meine Temperatur messen und mich in die Obhut eines guten Arztes übergeben: Du bist aus der Kirche ausgetreten, beruflich hast Du alles im Griff und Dein Leben geregelt, wie kommst Du nur auf eine solche Idee?
Ja, wie komme ich darauf...? Es ist einfach ein Sehnen danach, mein Leben Gott zu widmen, für Ihn zu leben und mich dem ganz hinzugeben. Manchmal halte ich mich selbst für mittelgradig verwirrt, manchmal verspüre ich diesen Ruf so stark, dass ich mir meiner Gefühle ganz sicher bin. Hauptsächlich komme ich mir aber dumm vor. Ich bin wie gesagt jetzt 26 Jahre alt und habe mein Leben "im Griff". Ich habe eine Arbeit, die ich gerne mache, habe ein gutes Verhältnis zu meiner Familie, zu meinen Freunden (der Wunsch nach schlichter "Weltflucht" kann es nicht sein, denn ich bin mit meinem Leben zufrieden, es füllt mich nur nicht richtig aus... ich habe nicht den Eindruck, am rechten Platz zu sein) und da komme ich aus heiterem Himmel auf solche Ideen. Ich bin einfach nur verwirrt und das schon seit Monaten und habe die Hoffnung, dass Ihr hier mir vielleicht einen kleinen Denkanstoß geben könnte. Meine Geschichte kennt Ihr jetzt - ich habe Euch ja in epischer Breite damit gelangweilt
Liebe Grüße,
ChristineMarie
Ach ja, was den Kirchenaustritt an sich angeht... ich möchte zurück in die katholische Kirche, natürlich. Diese Entscheidung damals war schlichtweg falsch und entstand aus einer persönlichen Situation heraus, in der ich nicht klar nachgedacht habe. Ich bereue es sehr. Ab 1.9. werde ich wieder in meinem Heimatort leben und habe bereits Kontakt zu meinem alten Pfarrer aufgenommen, dem ich sehr vertraue. Wir werden ein Gespräch führen, sobald mein Umzug über die Bühne gegangen ist.