Ist Intoleranz Sünde?

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cantus planus
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von cantus planus »

Ich halte Gerechtigkeit für weitaus wertvoller als Toleranz. Toleranz ist eine ideologische Eselsbrücke, der ich keinen eigenen Wert zugestehen kann. Wer gerecht ist, kann sich immer auch tolerant zeigen. Umgekehrt ist das nicht möglich. Die Toleranten sind oft die schlimmsten Hetzer, da sie keine Wahrheit anerkennen, sondern nur allgemeine Werte - vor allem, um diese immer weiter zu nivellieren. Die Toleranz bringt dann Früchte hervor wie Zwangsbefriedung, politische Korrektheit und Nihilierung der Natur.

Die Toleranz blüht fast immer auf den Trümmern der Gerechtigkeit. Und ihre Kinder sind Ungeheuer.
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overkott
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von overkott »

Die Bibel kennt schon Toleranz. Sie bedeutet Erdulden und Erleiden. Das muss keine Kreuzwegmeditation sein. Das kann sich auch auf Brüder beziehen. Der heilige Franziskus kannte zum Beispiel den Bruder Mücke, der ihm wohl ziemlich auf den Wecker gegangen sein dürfte.

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lifestylekatholik
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von lifestylekatholik »

overkott hat geschrieben:Die Bibel kennt schon Toleranz. Sie bedeutet Erdulden und Erleiden. Das muss keine Kreuzwegmeditation sein. Das kann sich auch auf Brüder beziehen. Der heilige Franziskus kannte zum Beispiel den Bruder Mücke, der ihm wohl ziemlich auf den Wecker gegangen sein dürfte.
Ja, wenn mit »Toleranz« wirklich Erdulden und Erleiden gemeint ist, ist Toleranz gut und wichtig. Meiner Ansicht nach wird dem Etikett »Toleranz« aber in der Regel ein ganz anderer Inhalt unterlegt, den ich nicht gutheiße.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Lioba
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von Lioba »

:freude: :freude:
Der heilige Franziskus kannte zum Beispiel den Bruder Mücke, der ihm wohl ziemlich auf den Wecker gegangen sein dürfte.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
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cantus planus
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von cantus planus »

Damit nach diesem fundierten Beitrag keine Missverständnisse aufkommen: die Bezeichnung "Bruder Mücke" ist in der Franziskusvita des Hl. Bonaventura (Erstes Buch, fünftes Kapitel) enthalten.
Er (der Hl. Franziskus - Anmerkung c.p.) lehrte auch, den Müßiggang als Nährboden aller schlimmen Gedanken nach Kräften zu fliehen. Er zeigte nämlich durch sein Beispiel, wie man den widerstrebenden und trägen Leib durch ständige Zucht und nutzbringende Arbeit im Zaum halten müsse. Darum nannte er seinen Leib "Bruder Esel", weil er schwere Lasten tragen, häufig Schläge erhalten und minderwertiges Futter bekommen müsse. Wenn er aber sah, wie ein Bruder müßig umherging und sich von der Arbeit der anderen ernähren wollte, nannte er ihn "Bruder Mücke", weil ein solcher selbst nichts Gutes tue, das Gute anderer verderbe und sich dadurch bei allen ehrlos und verächtlich mache. Darum sagte er eines Tages: "Ich will, daß alle meine Brüder arbeiten und sich mühen, damit sie sich nicht dem Müßiggang ergeben und Herz und Zunge sich nicht in dem ergehen, was verboten ist." Er wollte auch, daß alle Brüder nach dem Evangelium Schweigen beobachteten, damit sie sich allzeit ängstlich vor jedem müßigen Wort hüteten, weil sie am Tage des Gerichtes darüber Rechenschaft ablegen müßten. Traf er aber einen Bruder an, der unnütze Reden hielt, tadelte er ihn heftig. Er sagte dann, bescheidenes Schweigen sei für ein reines Herz der beste Schutz und keine geringe Tugend; Tod und Leben stünden in der Zunge Gewalt nicht so sehr wegen der Genußsucht als wegen der Sucht zu reden.
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pierre10
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von pierre10 »

lifestylekatholik hat geschrieben:
pierre10 hat geschrieben:Intoleranz scheint mir das Verhalten zu sein, das anderen vermittelt, nur ich weiß wo es lang geht, was richtig und was falsch ist.
Ich numeriere mal, damit’s übersichtlicher wird:

1. Meinst du damit, es kommt wesentlich darauf an, dass andere diesen Eindruck vermittelt bekommen? Dass es also nicht wesentlich darauf ankommt, dass der Betreffende tatsächlich meint, nur er wisse, wo es langgehe?

2. Wie ist es denn mit jemandem, der den Eindruck vermittelt, nicht er, wohl aber ein bestimmter anderer, beispielsweise nur das authentische Lehramt, wisse, wo es lang gehe, was richtig und was falsch sei?
pierre10 hat geschrieben:Toleranz dagegen wirkt immer dann positiv, wenn ich das Anderssein des Gegenübers annehmen kann ohne dass ich nun unbedingt diesen anderen Weg als meinen erkennen muss.
3. Das ist etwas, was ich schon längere Zeit nicht verstehe: Was bedeutet »annehmen« hier?
Was richtig und falsch ist, das sind Illusionen, die Religionen maßen sich an, zu entscheiden was....... Und wenn wir vergleichen, was das Christentum früher..... und heute .... dazu meint???????????????

Ich lese Deinen Text, ich kann ihn ablehnen als für mich irrelevant, oder annehmen als für mich gültig.

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pierre10
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von pierre10 »

cantus planus hat geschrieben:Ich halte Gerechtigkeit für weitaus wertvoller als Toleranz. Toleranz ist eine ideologische Eselsbrücke, der ich keinen eigenen Wert zugestehen kann. Wer gerecht ist, kann sich immer auch tolerant zeigen. Umgekehrt ist das nicht möglich. Die Toleranten sind oft die schlimmsten Hetzer, da sie keine Wahrheit anerkennen, sondern nur allgemeine Werte - vor allem, um diese immer weiter zu nivellieren. Die Toleranz bringt dann Früchte hervor wie Zwangsbefriedung, politische Korrektheit und Nihilierung der Natur.

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Edi
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von Edi »

cantus planus hat geschrieben:ad 3.) Wohl das, was man heute als "versöhnte Verschiedenheit" bezeichnet, nachdem man auf einer unkritischen "Dialog"-Welle mitreitend erkannt hat, dass man sich nach Jahrzehnten des Dialogs kein Stück nähergekommen ist. Im Gegenteil.
Nur nebenbei mal und OT: Taize kennt auch den Begriff versöhnte Verschiedenheit. Wer hat den eigentlich erfunden? In der Schrift liest man davon nichts? Eher ut unum sint.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

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cantus planus
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von cantus planus »

pierre10 hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:Ich halte Gerechtigkeit für weitaus wertvoller als Toleranz. Toleranz ist eine ideologische Eselsbrücke, der ich keinen eigenen Wert zugestehen kann. Wer gerecht ist, kann sich immer auch tolerant zeigen. Umgekehrt ist das nicht möglich. Die Toleranten sind oft die schlimmsten Hetzer, da sie keine Wahrheit anerkennen, sondern nur allgemeine Werte - vor allem, um diese immer weiter zu nivellieren. Die Toleranz bringt dann Früchte hervor wie Zwangsbefriedung, politische Korrektheit und Nihilierung der Natur.

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Pierre
Toleranz und Gerechtigkeit liegen eigentlich nicht weit auseinander. Die Frage ist, was ist aus dem Toleranzbegriff heute geworden? Gerechtigkeit bezeichnet den Ausgleich von Interessen und Forderungen zwischen allen Personen, unabhängig von Nationalität, Partei, Religion etc. Insofern eine Utopie, wie auch die vollkommene Toleranz. Toleranz geht heute aber wesentlich weiter: sie verneint natürliche Unterschiede und Grenzen, sie macht Unterschiedliches zum Gleichen und zwingt auf oft ungerechte Art und Weise andere ihre Meinung auf. Gerechtigkeit akzeptiert diese Grenzen, und sucht nach Ausgleich. Problematisch sind in der Praxis beide Begriffe, aber die Toleranz ist heute nicht mehr präzise zu fassen, aber ihre Auswirkungen sind teilweise ungeheuerlich.
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lifestylekatholik
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von lifestylekatholik »

pierre10 hat geschrieben:Was richtig und falsch ist, das sind Illusionen
Diese Auffassung ist ein Vorurteil, und zwar ein grundsätzliches und mit schlimmen Folgen. Aber lassen wir das.
pierre10 hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:
pierre10 hat geschrieben:Toleranz dagegen wirkt immer dann positiv, wenn ich das Anderssein des Gegenübers annehmen kann ohne dass ich nun unbedingt diesen anderen Weg als meinen erkennen muss.
3. Das ist etwas, was ich schon längere Zeit nicht verstehe: Was bedeutet »annehmen« hier?
Ich lese Deinen Text, ich kann ihn ablehnen als für mich irrelevant, oder annehmen als für mich gültig.
Entweder erklärst du grad was anderes, oder deine Aussagen beißen sich:

»Etwas annehmen« hieße nach deiner Erklärung: »es ist für mich gültig.«

Wenn »annehmen« aber heißen soll »es ist für mich gültig«, dann ist der Satz »etwas annehmen, ohne es als meinen Weg zu erkennen«, den du oben schriebst, sinnlos. Oder was meinst du? :achselzuck:
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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cantus planus
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von cantus planus »

Das hat Pierre doch aber gar nicht so geschrieben. :hae?:

Da steht einmal "ablehnen", beim anderen mal "annehmen".
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overkott
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von overkott »

cantus planus hat geschrieben:Damit nach diesem fundierten Beitrag keine Missverständnisse aufkommen: die Bezeichnung "Bruder Mücke" ist in der Franziskusvita des Hl. Bonaventura (Erstes Buch, fünftes Kapitel) enthalten.
Er (der Hl. Franziskus - Anmerkung c.p.) lehrte auch, den Müßiggang als Nährboden aller schlimmen Gedanken nach Kräften zu fliehen. Er zeigte nämlich durch sein Beispiel, wie man den widerstrebenden und trägen Leib durch ständige Zucht und nutzbringende Arbeit im Zaum halten müsse. Darum nannte er seinen Leib "Bruder Esel", weil er schwere Lasten tragen, häufig Schläge erhalten und minderwertiges Futter bekommen müsse. Wenn er aber sah, wie ein Bruder müßig umherging und sich von der Arbeit der anderen ernähren wollte, nannte er ihn "Bruder Mücke", weil ein solcher selbst nichts Gutes tue, das Gute anderer verderbe und sich dadurch bei allen ehrlos und verächtlich mache. Darum sagte er eines Tages: "Ich will, daß alle meine Brüder arbeiten und sich mühen, damit sie sich nicht dem Müßiggang ergeben und Herz und Zunge sich nicht in dem ergehen, was verboten ist." Er wollte auch, daß alle Brüder nach dem Evangelium Schweigen beobachteten, damit sie sich allzeit ängstlich vor jedem müßigen Wort hüteten, weil sie am Tage des Gerichtes darüber Rechenschaft ablegen müßten. Traf er aber einen Bruder an, der unnütze Reden hielt, tadelte er ihn heftig. Er sagte dann, bescheidenes Schweigen sei für ein reines Herz der beste Schutz und keine geringe Tugend; Tod und Leben stünden in der Zunge Gewalt nicht so sehr wegen der Genußsucht als wegen der Sucht zu reden.
Eine fürtreffliche Übersetzung. Dank für den Hinweis. :)

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cantus planus
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von cantus planus »

Ja, eben durch Zufall entdeckt. Ist wirklich sehr gut.
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Marion
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von Marion »

cantus planus hat geschrieben:Und was, mein Lieber, ist denn nun Gerechtigkeit?
Gerecht ist das Schlechte zu bestrafen und das Gute zu loben.
Toleranz, in deinem Sinne kämpft gegen Gerechtigkeit und zwar an der Wurzel. Sie will daß keiner mehr erkennt (auf keinen Fall laut darüber redet oder dieses lehrt ) was schlecht ist - alles soll nun gleich gut sein.

Vielleicht hilft dir bei der Erkenntnis, daß es wirklich gut und schlecht gibt das Märchen Aschenputtel:
Die guten ins Töpfchen und die schlechten ins Kröpfchen.
Oder meinst du die Magenkrämpfe wenn Mensch die schlechten isst sind auch nur eingebildet oder von der Kirche anerzogen?
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lifestylekatholik
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von lifestylekatholik »

cantus planus hat geschrieben:Das hat Pierre doch aber gar nicht so geschrieben. :hae?:

Da steht einmal "ablehnen", beim anderen mal "annehmen".
Nein, lies es noch einmal.

Er schrieb zunächst: "das Anderssein des Gegenübers annehmen kann ohne dass ich nun unbedingt diesen anderen Weg als meinen erkennen muss"

Daraufhin schrieb er: "Ich lese Deinen Text, ich kann ihn [...] annehmen als für mich gültig."

Also einmal schrieb er, man könne etwas annehmen, ohne es als für sich gültig zu betrachten, dann erklärte er annehmen mit "für mich gültig".

Wenn ich etwas annehme "als für mich gültig" -- das kann ich verstehen. Aber was soll "annehmen" heißen, wenn ich es nicht als für mich gültig betrachte?
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Joseph
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von Joseph »

Die Wurzel des Wortes Toleranz kommt von "tolerieren" [dulden, zulassen, gelten lassen (obwohl es nicht den eigenen Vorstellungen o.Ä. entspricht)]. Also etwas, entgegen dem Normalfall, in bestimmten Grenzen zulassen.... das ist weit entfernt von dem was einige hier schreiben.

Toleranz kann man nur dulden wenn es sich um etwas anderweitig Unzulässiges handelt, man es aber in diesem Ausnahmefall zulassen (dulden) kann weil es eben das Zulässige nicht allzu störend oder gravierend, behindert...

Das Wort ist heutzutage vom PC des säkular-liberalen Establishments genauso beschmutzt und sinnentstellt und damit für eine gescheite Diskussion unbrauchbar gemacht geworden, wie viel Worte welche von den Nazis und den Kommunisten ihres ursprünglich ganz korrekten Sinnes beraubt wurden...

"Toleranz" ist eine Worthülse in die jeder seine private Idee hineingibt. Eine Diskussion welche diese Worthülse beinhaltet ist genaus so leer wie nun dieses ehemals "anständige" Wort.... demonstriert wird dies genau hier in diesem Thread.

Gruß
Joseph
Zuletzt geändert von Joseph am Montag 24. August 2009, 20:34, insgesamt 1-mal geändert.
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overkott
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von overkott »

Toleranz ist eine Sekundärtugend. Nur wer eine Position vertritt, kann auch etwas tolerieren.

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pierre10
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von pierre10 »

cantus planus hat geschrieben:Toleranz und Gerechtigkeit liegen eigentlich nicht weit auseinander. Die Frage ist, was ist aus dem Toleranzbegriff heute geworden? Gerechtigkeit bezeichnet den Ausgleich von Interessen und Forderungen zwischen allen Personen, unabhängig von Nationalität, Partei, Religion etc. Insofern eine Utopie, wie auch die vollkommene Toleranz. Toleranz geht heute aber wesentlich weiter: sie verneint natürliche Unterschiede und Grenzen, sie macht Unterschiedliches zum Gleichen und zwingt auf oft ungerechte Art und Weise andere ihre Meinung auf. Gerechtigkeit akzeptiert diese Grenzen, und sucht nach Ausgleich. Problematisch sind in der Praxis beide Begriffe, aber die Toleranz ist heute nicht mehr präzise zu fassen, aber ihre Auswirkungen sind teilweise ungeheuerlich.
Im Absoluten gibt es keine wirkliche Gerechtigkeit, keine allgemein gültige Toleranz.......

Aber Individuelle Aussagen dazu sind natürlich OK.

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Joseph
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von Joseph »

pierre10 hat geschrieben:Im Absoluten gibt es keine wirkliche Gerechtigkeit, keine allgemein gültige Toleranz.......
das musst Du mir mal erklären.
In welchem Absoluten? Das ist ein vollkommen nichtssagendes Wort in diesem Zusammenhang. Eine präzise Definition würde Klarheit schaffen..
Aber Individuelle Aussagen dazu sind natürlich OK.
Pierre
[/quote][/quote]
Individuelle, oder wie ich befürchte, kollektive Aussagen zu etwas was "nicht wirklich ist" und "keine allgemeine Gültigkeit besitzt," ist in meinem Buch, Geschwafel....

Gruß
Joseph
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pierre10
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von pierre10 »

Joseph hat geschrieben:
pierre10 hat geschrieben:Im Absoluten gibt es keine wirkliche Gerechtigkeit, keine allgemein gültige Toleranz.......
das musst Du mir mal erklären.
In welchem Absoluten? Das ist ein vollkommen nichtssagendes Wort in diesem Zusammenhang. Eine präzise Definition würde Klarheit schaffen..
Aber Individuelle Aussagen dazu sind natürlich OK.
Pierre
[/quote]
Individuelle, oder wie ich befürchte, kollektive Aussagen zu etwas was "nicht wirklich ist" und "keine allgemeine Gültigkeit besitzt," ist in meinem Buch, Geschwafel....

Gruß
Joseph[/quote]

In meiner Vorstellung ist das Absolute das nicht mehr Diskutierbare. Ob es etwas für Dich aussagt,ist nur alleine Dein Problem.

Individuelle Aussagen sind die eigene Meinung zu einem Thema ohne Anspruch auf allgemeine Gültigkeit.

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overkott
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von overkott »

Ja, die Frage nach der Sündhaftigkeit ist berechtigt. Was ist Sünde? Tatsächlich handelt es sich um einen Gesetzesverstoß. Hat Jesus nicht selbst gegen Gesetze verstoßen? Gegen das dritte Gebot zum Beispiel? In der Auseinandersetzung um die Sabbatheiligung geht es ihm als Rabbi und Gesetzeslehrer um die Vorrangstellung der Gottes- und Nächstenliebe. Von daher verstehen wir auch Mt 12,31: "Darum sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben werden, aber die Lästerung gegen den Geist wird nicht vergeben." Die Lästerung gegen Gott und seinen heiligen Geist als Höchstprinzip ist unverzeihlich. Dabei geht es dem Herrn um die gute Absicht, die über äußeren Formen steht. Wer vom Guten her denkt und mit guter Absicht vom Geist des Gesetzes ausgeht, handelt gut. Wer die Form wahrt, aber das Gesetz austrickst, handelt schlecht. Wann also ist Intoleranz Sünde? Wenn sie gegen die Nächstenliebe verstößt. In dieser Hinsicht gibt Jesus jedoch kein objektives Maß vor, sondern weist darauf hin, Nächstenliebe und Eigenliebe ins Gleichgewicht zu bringen. Das ist das Bestreben Jesu und darin erweist er sich als Sohn Gottes, der den Willen des Vaters im Himmel erfüllt. Aus dem selben Bestreben sind Eltern ihren Kindern gegenüber intolerant, wo sie das Wohl ihrer Kinder in Gefahr sehen.

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Joseph
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von Joseph »

pierre10 hat geschrieben: In meiner Vorstellung ist das Absolute das nicht mehr Diskutierbare. Ob es etwas für Dich aussagt,ist nur alleine Dein Problem.
Individuelle Aussagen sind die eigene Meinung zu einem Thema ohne Anspruch auf allgemeine Gültigkeit.
Pierre
Lass mich zusammenfassen.
Das Absolute ist nicht Diskutierbar. Individuelle Aussagen haben keine Gültigkeit.
Warum und wovon redest Du dann eigentlich hier?

Gruß
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Sempre
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von Sempre »

Auch Toleranzler sind Fundamentalisten. Beide bauen auf einem Grund.

Der Unterschied zwischen beiden besteht darin, dass der Toleranzler bewusst Sand wählt.

Gruß
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Joseph
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von Joseph »

Intoleranz-als-das–ultimative-Übel ist das Ergebnis der liberalen Ansicht das allein menschliche Wünsche oder Begierden Dinge “gut” machen. Da der Wunsch oder Begierde das Ding gut macht, und alle Wünsche und Begierden die gleichen sind, sind meine Wünsche, deine Wünsche und Pierre's Wünsche alle gleichwertig gut.
Intolerance verneint dies und macht damit das neutrale Management der Gesellschaft auf der Basis der Gleichwertigkeit aller Wünsche unmöglich. Da dies aber das höchste Ziel des Liberalismus ist, ist Intoleranz die ultimative Sünde…

Gruß
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pierre10
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von pierre10 »

Joseph hat geschrieben:
pierre10 hat geschrieben: In meiner Vorstellung ist das Absolute das nicht mehr Diskutierbare. Ob es etwas für Dich aussagt,ist nur alleine Dein Problem.
Individuelle Aussagen sind die eigene Meinung zu einem Thema ohne Anspruch auf allgemeine Gültigkeit.
Pierre
Lass mich zusammenfassen.
Das Absolute ist nicht Diskutierbar. Individuelle Aussagen haben keine Gültigkeit.
Warum und wovon redest Du dann eigentlich hier?

Gruß
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Es war eine Antwort auf eine Frage.

Piere
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Joseph
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von Joseph »

pierre10 hat geschrieben:
Joseph hat geschrieben:
pierre10 hat geschrieben: In meiner Vorstellung ist das Absolute das nicht mehr Diskutierbare. Ob es etwas für Dich aussagt,ist nur alleine Dein Problem.
Individuelle Aussagen sind die eigene Meinung zu einem Thema ohne Anspruch auf allgemeine Gültigkeit.
Pierre
Lass mich zusammenfassen.
Das Absolute ist nicht Diskutierbar. Individuelle Aussagen haben keine Gültigkeit.
Warum und wovon redest Du dann eigentlich hier?

Gruß
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Es war eine Antwort auf eine Frage.

Piere
Ja mein lieber Pierre das habe ich schon verstanden. ABER Deine individuelle Antwort auf diese Frage ist, nach Deiner Definition, ungültig.... Was nun?

Gruß
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pierre10
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Re: Ist Intoleranz Sünde?

Beitrag von pierre10 »

Joseph hat geschrieben:
pierre10 hat geschrieben:
Joseph hat geschrieben:
pierre10 hat geschrieben: In meiner Vorstellung ist das Absolute das nicht mehr Diskutierbare. Ob es etwas für Dich aussagt,ist nur alleine Dein Problem.
Individuelle Aussagen sind die eigene Meinung zu einem Thema ohne Anspruch auf allgemeine Gültigkeit.
Pierre
Lass mich zusammenfassen.
Das Absolute ist nicht Diskutierbar. Individuelle Aussagen haben keine Gültigkeit.
Warum und wovon redest Du dann eigentlich hier?

Gruß
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Piere
Ja mein lieber Pierre das habe ich schon verstanden. ABER Deine individuelle Antwort auf diese Frage ist, nach Deiner Definition, ungültig.... Was nun?

Gruß
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