anneke6 hat geschrieben:Sieht so aus, als ob ich mich geirrt habe, Cäcilia steht im 1. Hochgebet in Klammern. Aber trotzdem kein Grund, sie einfach wegzupuffen, wenn man überlegt, wie alt der Meßkanon ist.
Diese Klammern sind Zutaten der deutschen Bischofskonferenz für die (auch sonst missratene) neue deutsche Übersetzung.
Die Frage nach der Historizität von Heiligen stellt sich erst in unserem Hyperrationalistischen (und untervernünftigen) Zeitalter in der Schärfe, in der sie von den Liturgischen Bilderstürmern gestellt wird. Seit der frühesten Zeit werden Heiligengestalten verehrt, deren Historizität im engeren Sinne so nie behauptet worden ist: Christophorus der Christusträger, Veronica das Wahre Bild. Wenn die frommen Legenden, die sich mit diesen Namen verbinden, überhaupt einen Realitätsgehalt haben, dann ist der so schwach, daß selbst die persönlichen Namen der Gestalten verblasst sind und nur das übriggeblieben ist, wofür sie stehen - na und?
Selbst wichtige Gestalten aus dem neuen Testament haben (dort) nie einen persönlichen Namen bekommen wie Dismas, der gute Schächer, oder Longinus, der Soldat mit der Lanze. Der fromme Sinn der Alten hat nicht geruht, bis er auch für sie einen Namen ge- oder erfunden hatte - na und?
Im übrigen lassen es die Einsichten der Volkskunde oder der Erforschung schriftloser Völker durchaus plausibel erscheinen, daß Lokaltraditionen wie die in Rom über viele Heiligengestalten überlieferten einen durchaus festen Kern haben - selbst wenn davon aktenmäßig nichts mehr zu greifen ist.
Und um zur Ausgangsfrage zurückzukommen: Es ist interessant festzustellen, daß die Heiligenlisten des römischen Kanon mit Heiligen spätestens des 4. Jh. abbrechen - das spricht dafür, daß zumindest diese Listen in dieser Zeit abgeschlossen wurden. Allerdings hat es im Mittelalter immer wider Ansätze gegeben, diese Listen um Lokalheilige zu ergänzen - soweit ich weiß, ist Rom dagegen jedoch immer energisch vorgegangen.