Libertas Ecclesiae hat geschrieben:
Die innere Kohärenz zeigt sich allein schon durch den räumlichen und funktionalen Zusammenhang. Und der Ministrantendienst hat sich liturgiehistorisch nun einmal so entwickelt, wie er sich entwickelt hat.
Vielleicht hülfe es mir ja, wenn Du das diffuse Schlagwort vom räumlichen und funktionalen Zusammenhang mal etwas weiter entfalten würdest - und zwar so, daß sich wir zu so etwas wie einer allgemeinen, abstrakten Regel kämen. Was ist mit Organistinnen, wenn der Spieltisch im Chorraum steht? Was mit Kantorinnen? Was mit Vorleserinnen? Was ist mit Küsterinnen, die dem Priester beim Ankleiden körperlich noch weitaus näher kommen als Ministranten? Was ist mit Putzfrauen, die zwar außerliturgisch agieren, aber den Altarraum betreten? Was ist mit Ordnerinnen, die während der Liturgie ungefähr das tun, was einst die Ostiarier taten?
Warum ist die Kirche denn erst 1994 dazu gekommen, Ministrantinnen zuzulassen und nicht schon 1969 oder noch früher? Glaubst Du wirklich, dass die Kirche hier fast 2000 Jahre lang willkürlich gehandelt hat? Fakt ist jedenfalls, dass wir es bei der Zulassung weiblicher Ministranten mit einem beispiellosen Traditionsbruch zu tun haben.
Die Frage wäre, inwieweit die Gründe der Kirche außerhalb des genuin theologischen Bereichs lagen. Inwieweit spiegelte sich da - anders als beim Priesteramt - nur die allgemein übliche gesellschaftliche Rolle der Frau, deren Veränderung (innerhalb eines gewissen Rahmens) die Kirche problemlos zur Kenntnis nehmen und mitvollziehen kann? Theologie studieren dürfen Frauen schließlich mitterweile auch. Sogar Diözesanrichter können sie sein.
Nur so als Beispiel: Die Kirche kannte jahrhundertelang auch privilegierte Plätze für Adlige. Ohne diese Tradition angreifen zu wollen, wo sie denn noch besteht: Ich hätte trotzdem ein Problem damit, wenn es auf einmal eine Bürgermeisterloge in einer Pfarrkirche gäbe. Oder eine Loge für den ortsansässigen Unternehmer, der die Sanierung der Kirche zur Hälfte finanziert hat. Auch ein beispielloser Traditionsbruch?