Granuaile hat geschrieben:Nie hat ein Gremium des Kirchentags von sich behauptet, für die kirchliche Lehre zuständig zu sein. Das Präsidium des Ökumenischen Kirchentags hat klar gesagt, dass es im Programm des Kirchentags in München kein gemeinsames Abendmahl geben wird. Dass an einem ökumenischen Kirchentag über kontroverse Fragen zwischen Katholiken und Evangelischen diskutiert wird - wie zuvor schon an vielen Katholikentagen und Evangelischen Kirchentagen -, ist kein Aufruf zu zivilem Ungehorsam. Was sollen so grosse Sprüche wie "Werk des Satans" und "Schlange der Versuchung"? Wovor hat cantus planus Angst? Etwa dass Menschen selbst zu denken beginnen? Das, cantus planus, tun sie ohnehin, mit oder ohne Kirchentag. Der Kirchentag könnte auch als Chance für die katholische Amtskirche verstanden werden, ihre Lehre, die auch von vielen Katholiken nicht durchwegs verstanden wird, zu erläutern, zu kontroversen Fragen Stellung zu beziehen. Glaubt cantus planus ernsthaft, die Lehre der Katholischen Kirche lasse sich dadurch retten und im Bewusstsein der Gläubigen bewahren, dass das Gespräch darüber unterbunden wird und auf geistigen Kadavergehorsam gepocht wird?
Wer es nicht verträgt, andere Ansichten als die eigene bzw. diejenige von "Rom" zu hören, wer Andersdenkende als Ausgeburt des Satans und der Versuchung versteht, wer bereits beim Anblick von einer anderen christlichen Denomination angehörenden Menschen einen Juckreiz bekommt, soll doch einfach dem Ökumenischen Kirchentag fern bleiben. Ich finde es aber absolut daneben, in sauertöpfischer Weise Menschen, die Freude an einem solchen christlichen Grossereignis haben, die gemeinsam mit Christen verschiedener Ausrichtung Gottes Wort hören, Glaubensfragen und gesellschaftspolitische Fragen diskutieren und Kultur geniessen wollen, diese Freude zu missgönnen.
Oh, Granuaile, was für ein entlarvendes Posting. Hast
du Angst vor der Wahrheit? Anders kann ich es mir nicht erklären, dass du 1.) von Angst, Kadavergehorsam sprichst und eine Art Denkverbot suggerierst und 2.) meine bisherigen Postings zu diesem Thema vollkommen ignorierst, ja sogar verdrehst.
Wenn du meine Beiträge hier im Forum verfolgst, wirst du feststellen, dass fast kein Tag vergeht, in dem ich nicht die Unkenntnis und das Desinteresse der Gläubigen an solchen Themen beklage. Ich errege mich ebenso täglich über das Versagen der Bischöfe, die den Gläubigen die Lehre der Kirche nicht mehr an die Hand geben. Mehrfach habe ich gefordert, sich intensiv mit Kirchengeschichte, der kirchlichen Lehre und den Texten der Kirchenväter (würde jeder wenigstens rudimentär über die Väter bescheidwissen, müssten wir viele Diskussionen gar nicht führen) zu beschäftigen.
Selbstverständlich werde ich diesen "Kirchentag" meiden wie der Teufel das Weihwasser. Und zwar nicht aus Angst, sondern im denkenden Bewusstsein um den diabolischen Betrug, den diese Veranstaltung darstellt: hier wird vorgespielt, dass sich zwei Kirchen träfen, die gleichwertig seien und auf Augenhöhe miteinander umgingen. Schon diese Vorstellung ist absurd. Ja, es gelingt der ewigen Schlange sogar, Verwirrung zu säen, indem Leute wie Margot Käsmann sehr raffiniert suggerieren, es gäbe mehrere Kirchen, und alle seien nicht 100% die Kirche Christi, sondern müssten sich zu diesem Ziel hin erst noch gemeinsam auf den Weg machen. Es ist den ökumenistischen Kräften mittlerweile gelungen, diese Denkweise sehr tief in die Herzen der Gläubigen einzupflanzen, was natürlich kein Problem des Kirchentages ist, sondern einem Versagen der kirchlichen Lehrer geschuldet.
Offensiv laden die Protestanten zum gemeinsamen Abendmahl ein (auch oben zitiert!), und betonen, dass sie damit keine Schwierigkeiten haben. Was natürlich ist, weil ihr vermeintliches Sakrament ungültig ist. Dass Katholiken dazu verleitet werden, in einem protestantischen Gottesdienst eine Oblate zu empfangen und dadurch von der heiligen Kommunion ferngehalten werden, ist ein schweres Ärgernis, vor dem ich tatsächlich Angst habe. Nicht Angst um mich, sondern um die Seelen der Fehlgeleiteten. Das ist eine Angst, die man natürlich nur empfindet, wenn man denkt. Wer nicht denkt, macht in der Ökumene natürlich die größten Schritte - wie nachhaltig und wahr diese sind, sei dahingestellt. Diese "Eucharistieeinladung" ist ein nicht weniger schweres Ärgernis, als eine illegale Interzelebration.
Es ist ja sehr erfreulich, wenn du meinst, dass es eine ehrliche und kritische Diskussion auf diesem Kirchentag gibt. Allerdings wird wohl kaum darüber disktutiert, dass dieses Ereignis schon von der Wurzel her faul ist. Mehr lang als breit über die Eucharistievorstellungen zu diskutieren, ist eine schöne Selbstbenebelung. Man diskutiert und hat das Gefühl, im Dialog zu stehen. Und so muss man nicht darüber nachdenken (ich schreibe schon wieder: denken!), dass die Probleme schon weit vorher anfangen.
Du siehst, Granuaile, hier geht es nicht um "Andersdenkende",sondern um fehlgeleitete Gläubige. Es spricht nicht eben für dich, dass du tief in die Argumentationskiste der vermeintlichen Aufklärung greifen und dich der bekannten Standardvorwürfe gegen lehramtstreue Katholiken bedienen musst, um den Kirchentag zu verteidigen. Es sei dir zugute gehalten, dass ich noch vor ca. 12 Jahren so gedacht habe, wie du.
Jedem Katholiken ist es frei möglich, zu entscheiden, ob er an diesem Kirchentag teilnehmen will, oder nicht. Ich hoffe sogar mit dir, dass viele Katholiken das Denken anfangen, obwohl ich mir da keine Illusion mache. Wer denkt, lebt unbequem. Und in der Kirche ist es am gemütlichsten, wenn man einfach nur anderen hinterherlaufen muss. Schlimm nur, wenn das Schaf so auf das Futter konzentriert ist, dass einem regelmäßig vor die Nase gehalten wird, dass es darüber hinaus nicht bemerkt, dass der Hirte den Weg verloren hat und auf ein Wolfsrudel zusteuert.
cantus planus,
als einfacher, denkender Katholik