Und dabei hat man hier ein Umbaurezept angewandt, für das es Vorbilder in der Tradition gibt. Man hat das alte Hauptschiff als Querschiff stehen lassen, ein neues, größeres Hauptschiff angelegt und so die Kirche faktisch um 90 Grad gedreht. Aber völlig ungekonnt ausgeführt.ad-fontes hat geschrieben:Das ist ja wirklich schlimm. Grauenvoll.Jacinta hat geschrieben: Also auf den ersten Blick hätte ich gesagt, dass ist eine Theater und keine Kirche. Erinnert irgendwie an den Sall eines Dorfgasthofs mit Bühne. Daß da ein Altar irgendwo in der Mitte steht, nimmt man gar nicht war. Schlimmer noch finde ich aber das hier (man beachte WO das [Punkt] Die Taufkirche des Hl. Vaters in Marktl am Inn!):
(Und ich rege mich schon über - im Verhältnis dazu - Kleinigkeiten auf. Bisher wurde erst eine alt-katholsiche Kirche, die Christuskirche in Krefeld, dergestalt verhunzt, daß man eine Seitenwand zum Zentrum gemacht hat.)
Fragen zur Zelebrationsrichtung
Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)
Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Ja, aber der Vergleich hinkt. Die Kirche in Marktl hat zwei Bezugsgrößen, die im 90-Grad-Winkel zueinander stehen.
Da wird der Hund in der Pfanne verrückt.
Da wird der Hund in der Pfanne verrückt.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)
Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
In den 40er und 50er Jahren war die Situation gegenüber 1934 unverändert. Irgendwann bevor es 1977 zur jetzigen Gestaltung kam, hat man lediglich Tabernakel und Leuchter vom Hochaltar entfernt und an diesem versus populum zelebriert. Schlimm genug! Anschließend kam dann der richtige Kick.Bernado hat geschrieben:Einen ungefähren Eindruck von der Wanderschaft eines Hauptaltares im Lauf der Jahrhunderte zeichnet monumente online für den Limburger Dom nach; allerdings scheint mir dabei ein Status der 40/50er Jahre ausgelassen worden zu sein.
Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Warum lassen wir die ganzen Experimente nicht einfach und gestehen uns ein, dass sich Manches eben nicht mehr verbessern lässt- zum Beispiel die Grundform einer Kirche. En Detail bleibt da noch immer Spielraum für Kreativität.
Übrigens- es ist Humbug, den Volksaltar als Lutheraltar zu bezeichnen- Luther hat selbstverständlich am Hochaltar zelebriert- typisch für die Reformation luth. Prägung ist die Abschaffung von Seitenaltären.
Speziell lutherisch- allerdings eher selten- ist der sog. Kanzelaltar.
Übrigens- es ist Humbug, den Volksaltar als Lutheraltar zu bezeichnen- Luther hat selbstverständlich am Hochaltar zelebriert- typisch für die Reformation luth. Prägung ist die Abschaffung von Seitenaltären.
Speziell lutherisch- allerdings eher selten- ist der sog. Kanzelaltar.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach
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Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Nein. Luther hatte für die Zelebration versus populum plädiert, dann aber aus Rücksicht auf das Volk, dem nicht zu viele äußere Veränderungen zugemutet werden sollten (!), darauf verzichtet. Nachzulesen etwa bei Msgr. Klaus Gamber.Lioba hat geschrieben:Übrigens- es ist Humbug, den Volksaltar als Lutheraltar zu bezeichnen- Luther hat selbstverständlich am Hochaltar zelebriert- typisch für die Reformation luth. Prägung ist die Abschaffung von Seitenaltären.
Speziell lutherisch- allerdings eher selten- ist der sog. Kanzelaltar.
Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Fakt ist, dass es bis ins 19te Jhd. beim Hochaltar blieb. Wo genau finde ich die Äusserungen Luthers dazu? Zumindest hatte er den Verstand auf Volkstümlichkeit gegen den Willen des Volkes zu verzichten- im Gegensatz zu modernen Volksbeglückern aller Konfessionen.
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Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Hier hat man es Ende der 198er Jahre genauso gemacht: http://www.demski-essen.de/md/gemeinde.htmJacinta hat geschrieben:Schlimmer noch finde ich aber das hier (man beachte WO das [Punkt] Die Taufkirche des Hl. Vaters in Marktl am Inn!):
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta
Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
...zumindest in einer mir bekannten protestantischen Kirche wird heute noch am Hochaltar zelebriert. Wohl aausschließlich aus Gründen des Denkmalschutzes.Lioba hat geschrieben:Fakt ist, dass es bis ins 19te Jhd. beim Hochaltar blieb. Wo genau finde ich die Äusserungen Luthers dazu? Zumindest hatte er den Verstand auf Volkstümlichkeit gegen den Willen des Volkes zu verzichten- im Gegensatz zu modernen Volksbeglückern aller Konfessionen.
Aber mal 'ne andere Frage zum Thema Zelebrationsrichtung und Altäre: Ich habe gesehen, dass in einer Barockkirche ein Volksaltar vor den Hochaltar gestellt wurde. Trotzdem wird m. E. der Hochaltar teilweise noch weiter und zwar gleichzeitig mit dem Volksaltar genutzt, nämlich dort stehen die Kerzen und das Kreuz, ebenso wird auf dem Hochaltar während der Messe das Evangeliar abgelegt. Sind da nun praktisch zwei gleichwertig Altäre in Benutzung oder hat der Hochaltar durch das Einfügen des Volksaltars seine Altareigenschaft verloren und ist im Grunde nur noch eine profaner Tisch mit kulturhistorischer Bedeutung?
"In necessariis unitas, in non-necessariis libertas, in utrisque caritas."
"Man muss sich aber klarmachen, dass Krisenzeiten des Zölibats auch immer Krisenzeiten der Ehe sind." BXVI.
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Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Nein, umgekehrt.Jacinta hat geschrieben:hat der Hochaltar durch das Einfügen des Volksaltars seine Altareigenschaft verloren und ist im Grunde nur noch eine profaner Tisch mit kulturhistorischer Bedeutung?
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«
Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Ganz so einfach ist die Sache leider nicht...lifestylekatholik hat geschrieben:Nein, umgekehrt.Jacinta hat geschrieben:hat der Hochaltar durch das Einfügen des Volksaltars seine Altareigenschaft verloren und ist im Grunde nur noch eine profaner Tisch mit kulturhistorischer Bedeutung?
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Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Ein Altar bleibt solange Altar, wie er besteht.
Auch durch eine bischöfliche Entscheidung im Zuge einer Profanierung geht die Weihe nicht verloren. Dies geschieht erst durch den Abbau des Altares.
Was du beschreibst, ist häufiger anzutreffen, aber trotzdem falsch!
Auch wenn ein alter Altar (egal ob Hochaltar oder Seitenaltar) nicht mehr zur (regelmäßigen) Zelebration verwendet wird, ist er weiterhin mit der gebührenden Ehrfurcht zu behandeln.
Aber alles was mit der Zelebration der Messe zu tun hat -Leuchter, Kerzen, Evangeliar, usw- gehört auf oder neben den jeweiligen Zelebrationsaltar.
Lediglich ein Kreuz kann und sollte wohl auch auf jedem Altar verbleiben. Allerdings dann auch auf dem Zelebrationsaltar. Und zwar ein sichtbares!
Auch durch eine bischöfliche Entscheidung im Zuge einer Profanierung geht die Weihe nicht verloren. Dies geschieht erst durch den Abbau des Altares.
Was du beschreibst, ist häufiger anzutreffen, aber trotzdem falsch!
Auch wenn ein alter Altar (egal ob Hochaltar oder Seitenaltar) nicht mehr zur (regelmäßigen) Zelebration verwendet wird, ist er weiterhin mit der gebührenden Ehrfurcht zu behandeln.
Aber alles was mit der Zelebration der Messe zu tun hat -Leuchter, Kerzen, Evangeliar, usw- gehört auf oder neben den jeweiligen Zelebrationsaltar.
Lediglich ein Kreuz kann und sollte wohl auch auf jedem Altar verbleiben. Allerdings dann auch auf dem Zelebrationsaltar. Und zwar ein sichtbares!
Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Das ist zuwenig. Die sechs Leuchter auf der Leuchterbank sollten auch bleiben, damit sich nicht das Bild des Karfreitags auf dem Hochaltar bietet.michaelis hat geschrieben: Aber alles was mit der Zelebration der Messe zu tun hat -Leuchter, Kerzen, Evangeliar, usw- gehört auf oder neben den jeweiligen Zelebrationsaltar.
Lediglich ein Kreuz kann und sollte wohl auch auf jedem Altar verbleiben.
Allerdings sehe ich häufig, dass auf dem Hochaltar rechts und links ordentliche Blumengestecke stehen, wohl als Tabernakelschmuck.
Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Das Bild des Karfreitags kann sich schon allein deshalb nicht bieten, weil jeder Altar mit (mind.) einem Tuch bedeckt sein sollte.
Brennende Kerzen gehören zur Zelebration der Messe. Leuchter ohne Kerzen, oder mit Kerzen, die nie brennen, haben hingegen gar keinen Zweck.
Deshalb: Kreuz. Ja, Kerzen/Leuchter: nein.
Und schon gar nicht sollten auf dem Hochaltar mehr Kerzen brennen als auf dem Zelebrationsaltar davor. Denn dann lenken diese vom Ort des Opfers ab, daß gerade begangen wird. Und so etwas ist mit nichts zu entschuldigen.
Brennende Kerzen gehören zur Zelebration der Messe. Leuchter ohne Kerzen, oder mit Kerzen, die nie brennen, haben hingegen gar keinen Zweck.
Deshalb: Kreuz. Ja, Kerzen/Leuchter: nein.
Und schon gar nicht sollten auf dem Hochaltar mehr Kerzen brennen als auf dem Zelebrationsaltar davor. Denn dann lenken diese vom Ort des Opfers ab, daß gerade begangen wird. Und so etwas ist mit nichts zu entschuldigen.
Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Ein Hochaltar ohne Leuchter (erst recht, wenn er eine Leuchterbank hat), ist wie ein Priester nur in Albe und Stola bei der Hl. Messe und ein Mann nur im Unterhemd beim Galadinner.
Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Nein. Ein Hochaltar ohne Leuchter ist höchstens wie ein Priester in Albe und Stola vor der Messe in der Sakristei.iustus hat geschrieben:Ein Hochaltar ohne Leuchter (erst recht, wenn er eine Leuchterbank hat), ist wie ein Priester nur in Albe und Stola bei der Hl. Messe
Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Nein, denn dort sieht man den Priester nicht. Ein seiner Leuchter entkleideter Hochaltar bietet dagegen einen traurigen Anblick.michaelis hat geschrieben:Nein. Ein Hochaltar ohne Leuchter ist höchstens wie ein Priester in Albe und Stola vor der Messe in der Sakristei.iustus hat geschrieben:Ein Hochaltar ohne Leuchter (erst recht, wenn er eine Leuchterbank hat), ist wie ein Priester nur in Albe und Stola bei der Hl. Messe
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Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Ich meine, an offizieller Stelle (Zeremoniale der Bischöfe?) sogar einmal ausdrücklich gelesen zu haben, daß Seitenaltäre als "Ablage" für das Evangeliar in Frage kommen. Wo es wie genau abgelegt werden soll, dazu bleiben die Rubriken des Meßbuchs ja ohnehin herzlich diffus.michaelis hat geschrieben: Aber alles was mit der Zelebration der Messe zu tun hat -Leuchter, Kerzen, Evangeliar, usw- gehört auf oder neben den jeweiligen Zelebrationsaltar.
Lediglich ein Kreuz kann und sollte wohl auch auf jedem Altar verbleiben. Allerdings dann auch auf dem Zelebrationsaltar. Und zwar ein sichtbares!
(Wurde/wird im Kölner Dom das Evangeliar nicht auch auf dem Hochaltar deponiert?)
Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Altäre, auf denen keine Messe gefeiert wird, haben auch keinen Zweck. Mit dieser Argumentation bleibt nur eins: raus mit nicht genutzten Hoch- und Seitenaltären.michaelis hat geschrieben: Brennende Kerzen gehören zur Zelebration der Messe. Leuchter ohne Kerzen, oder mit Kerzen, die nie brennen, haben hingegen gar keinen Zweck.
Deshalb: Kreuz. Ja, Kerzen/Leuchter: nein.
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Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Gerade am letzten Sonntag erlebte ich eine Messe ohne Kerzen. Die Altardiener stellten die Altarleuchter vor den Altar. Dieser selbst war "kahl", bis auf das aufrechtstehende Evangelium. Auch eine Protestantisme.
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Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
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Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Nee nee, auf der Altarmensa standen früher auch keine Kerzen .cantus planus hat geschrieben:Gerade am letzten Sonntag erlebte ich eine Messe ohne Kerzen. Die Altardiener stellten die Altarleuchter vor den Altar. Dieser selbst war "kahl", bis auf das aufrechtstehende Evangelium. Auch eine Protestantisme.
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Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Das ist nicht richtig. Wo es keine Leuchterbank gibt (und das war durchaus nicht immer der Fall, bei mittelalterlichen und Renaissance-Altären ist sie ganz unbekannt, es handelt sich um eine Schöpfung des Barock, und auch zu dieser Zeit wurden keineswegs alle Altäre damit ausgestattet) standen die Leuchter selbstverständlich auf der Mensa. Das Caeremoniale (I xii 11) bestimmt sogar ausdrücklich, die Leuchter hätten in planitie altaris zu stehen, die Leuchterbank wurde nur mit Rücksicht auf die herrschende Praxis von der Ritenkongregation geduldet (vgl. Decr. auth. 3759).Maurus hat geschrieben:Nee nee, auf der Altarmensa standen früher auch keine Kerzen .cantus planus hat geschrieben:Gerade am letzten Sonntag erlebte ich eine Messe ohne Kerzen. Die Altardiener stellten die Altarleuchter vor den Altar. Dieser selbst war "kahl", bis auf das aufrechtstehende Evangelium. Auch eine Protestantisme.
Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Aha. Wieso hat es dann überhaupt Leuchterbänke gegeben?Berolinensis hat geschrieben:Das ist nicht richtig. Wo es keine Leuchterbank gibt (und das war durchaus nicht immer der Fall, bei mittelalterlichen und Renaissance-Altären ist sie ganz unbekannt, es handelt sich um eine Schöpfung des Barock, und auch zu dieser Zeit wurden keineswegs alle Altäre damit ausgestattet) standen die Leuchter selbstverständlich auf der Mensa. Das Caeremoniale (I xii 11) bestimmt sogar ausdrücklich, die Leuchter hätten in planitie altaris zu stehen, die Leuchterbank wurde nur mit Rücksicht auf die herrschende Praxis von der Ritenkongregation geduldet (vgl. Decr. auth. 3759).Maurus hat geschrieben:Nee nee, auf der Altarmensa standen früher auch keine Kerzen .cantus planus hat geschrieben:Gerade am letzten Sonntag erlebte ich eine Messe ohne Kerzen. Die Altardiener stellten die Altarleuchter vor den Altar. Dieser selbst war "kahl", bis auf das aufrechtstehende Evangelium. Auch eine Protestantisme.
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Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Aus ästhetischen Gründen; bei den immer höher werden Altaraufbauten des Barock empfand man das - zurecht, m.E. - als stimmiger.Maurus hat geschrieben:Aha. Wieso hat es dann überhaupt Leuchterbänke gegeben?Berolinensis hat geschrieben:Das ist nicht richtig. Wo es keine Leuchterbank gibt (und das war durchaus nicht immer der Fall, bei mittelalterlichen und Renaissance-Altären ist sie ganz unbekannt, es handelt sich um eine Schöpfung des Barock, und auch zu dieser Zeit wurden keineswegs alle Altäre damit ausgestattet) standen die Leuchter selbstverständlich auf der Mensa. Das Caeremoniale (I xii 11) bestimmt sogar ausdrücklich, die Leuchter hätten in planitie altaris zu stehen, die Leuchterbank wurde nur mit Rücksicht auf die herrschende Praxis von der Ritenkongregation geduldet (vgl. Decr. auth. 3759).Maurus hat geschrieben:Nee nee, auf der Altarmensa standen früher auch keine Kerzen .cantus planus hat geschrieben:Gerade am letzten Sonntag erlebte ich eine Messe ohne Kerzen. Die Altardiener stellten die Altarleuchter vor den Altar. Dieser selbst war "kahl", bis auf das aufrechtstehende Evangelium. Auch eine Protestantisme.
Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Das letzere ist doch eine sehr unvollkommene Assoziation:cantus planus hat geschrieben:Gerade am letzten Sonntag erlebte ich eine Messe ohne Kerzen. Die Altardiener stellten die Altarleuchter vor den Altar. Dieser selbst war "kahl", bis auf das aufrechtstehende Evangelium. Auch eine Protestantisme.
1. Protestanten kennen kein Evangeliar;
2. In ev. Kirchen liegt die Bibel - die ganze Hl. Schrift - aufgeschlagen in der Mitte des Altares;
3. War das kein Evangeliar, sondern ein Evangelistar, was wiederum katholischerseits eine Defizienz darstellt;
4. Woher kommt dieser neuartige Brauch, das Evangelienbuch aufzustellen statt hinzulegen?
5. Hättest du dich in der alten Kirche wohl auch nicht wohlgefühlt.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)
Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Ein solcher Passus ist mir aus dem Zeremoniale nicht bekannt. Ich habe es allerdings zur Zeit auch nicht zur Hand.Kilianus hat geschrieben:Ich meine, an offizieller Stelle (Zeremoniale der Bischöfe?) sogar einmal ausdrücklich gelesen zu haben, daß Seitenaltäre als "Ablage" für das Evangeliar in Frage kommen. Wo es wie genau abgelegt werden soll, dazu bleiben die Rubriken des Meßbuchs ja ohnehin herzlich diffus.
(Wurde/wird im Kölner Dom das Evangeliar nicht auch auf dem Hochaltar deponiert?)
Es könnte sich dabei aber auch nur um das "Ablegen" des Evangeliars nach dem Evangelium handeln. Denn vorher hat es seinen Platz eindeutig auf dem Zelebrationsaltar.
Nein!Kilianus hat geschrieben:Altäre, auf denen keine Messe gefeiert wird, haben auch keinen Zweck. Mit dieser Argumentation bleibt nur eins: raus mit nicht genutzten Hoch- und Seitenaltären.
Mal ganz abgesehen vom historischen und künstlerischen Wert vieler alter Altäre, kann auf jedem Altar ja weiterhin die Messe gefeiert werden. Und über den Fortbestand der Altarweihe haben wir ja bereits weiter oben gesprochen.
Wobei es nicht unerwähnt bleiben sollte, daß in Zukunft eine parallele Nutzung von altem (Hoch-) und neuem (Volks-) Altar nicht mehr zulässig sein wird:
Bezüglich unserer Ausgangsfrage verweise ich auch auf den letzten Satz!GRM hat geschrieben:303. Beim Neubau von Kirchen ist es besser, nur einen Altar zu errichten, der in der Versammlung der Gläubigen den einen Christus und die eine Eucharistie der Kirche bezeichnet.
Wenn in einer bestehenden Kirche der alte Altar so aufgestellt ist, dass er die Teilnahme des Volkes eher erschwert, aber auch nicht ohne Nachteil für seinen künstlerischen Wert ver-setzt werden kann, ist ein anderer feststehender Altar zu errichten, der künstlerisch gestaltet ist und ordnungsgemäß zu weihen ist; und nur auf ihm sind die heiligen Feiern auszuführen. Damit die Aufmerksamkeit der Gläubigen nicht vom neuen Altar abgelenkt wird, ist der alte nicht in besonderer Weise zu schmücken.
@Cantus:
Maurus hat recht. Allerdings muß man etwas weiter zurück gehen. Denn zumindest in der frühen Kirche standen die Leuchter grundsätzlich nicht auf, sondern nebem dem Altar auf dem Boden.
Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Jetzt habe ich auch wieder die Quelle für meine Aussage bezüglich der Leuchter gefunden:
Joseph Braun, S.J. (wie könnte es auch anders sein ): Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung, München, 1932
Joseph Braun, S.J. (wie könnte es auch anders sein ): Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung, München, 1932
(Seite 492)
(...) Leuchter auf den Altar zu setzen, war jedenfalls bis ins 11. Jahrhundert hinein nicht üblich. (...)
Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Also runter mit dem modernistischen Geraffel!michaelis hat geschrieben:Jetzt habe ich auch wieder die Quelle für meine Aussage bezüglich der Leuchter gefunden:
Joseph Braun, S.J. (wie könnte es auch anders sein ): Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung, München, 1932(Seite 492)
(...) Leuchter auf den Altar zu setzen, war jedenfalls bis ins 11. Jahrhundert hinein nicht üblich. (...)
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Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Das kann ich doppelt nicht nachvollziehen.ad-fontes hat geschrieben:5. Hättest du dich in der alten Kirche wohl auch nicht wohlgefühlt.
- In der »alten Kirche« waren viele Details noch diffus, ungeklärt, unentdeckt.
- Die in der »alten Kirche« waren nicht uns Heutigen gleich. Sie standen am Anfang und kannten noch nicht die Entfaltungen der Liturgie (und teilweise Nebengeleise), auf die wir heute schauen können.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«
Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Das ist für mich die entscheidende Frage in diesem Zusammenhang. Für die Leuchter gibt es verschiedene Traditionen (die Orientalen hängen die Lichter oft an die Decke oder ein Ciborium), die alle ihre eigene ehrwürdige Geschichte haben.ad-fontes hat geschrieben: 4. Woher kommt dieser neuartige Brauch, das Evangelienbuch aufzustellen statt hinzulegen?
Für mich hängen die neueren Gebräuche um das Evangelienbuch (die übrigens teilweise auch eine Tradition haben, aber wohl früher nie so massiv auftraten) mit dem Verblassen des Glaubens an die Realpräsenz zusammen: So ein Evangelienbuch ist was handfestes, das kann man sehen und anfassen, das mutet auch dem Glauben nicht so viel zu: Daß Chritus in seinem Wort gegenwärtig ist, zumindest irgendwie, das kann auch ein Vertreter der HKM (mit den üblichen Kautelen) zugestehen. außerdem ist es eine nette Verbeugung vor "sola scriptura" - seht, wie sie einander lieben.
Ich habe schon erlebt, daß das Evangelienbuch während der ganzen Feier (mit Ausnahme der Zeit seines Gebrauchs) auf einem besonderen und geschmückten Ständer (getrennt vom Ambo) abgelegt war, wobei dieser Ständer einige Meter vor der seitlich an der Wand aufgestellten Tabernakelstele stand. Alles, was an Ehrerbietung aufzubringen war, richtete sich auf diesen Evangelienstand - der Tabernakel wurde nicht beachtet, obwohl ein ewiges Licht signalisierte, daß er "bewohnt" war.
Jetzt habe ich an einem anderen Ort gesehen, daß vor dem Volksaltar ein Evangelienständer aufgestellt war, der durch ein goldglänzendes Tuch in eine optische Einheit mit diesem Altar "eingebunden" worden war. Das beim Einzug (nach ursprünglich östlicher Sitte über den Kopf des Diakons bzw. der Lektorin) hereingetragene Evangeliar wurde dort feierlich deponiert, war durch Punktstrahler illuminiert, und wurde, wenn ich mich recht erinnere, nach der Benutzung am Ambo dort aufgeschlagen niedergelegt.
Die Institutio Generalis (ich weiß nicht, wie weit die neueren Versionen das abmildern) leistet diesem Unfug durch ihre Betonung der vielerlei Weisen der Gegenwart Christi (in der Eucharistie, in den anderen Sakramenten, im Wort, in der Gemeinde) Vorschub; sie kann sich dabei auf eine oberflächliche Lektüre von Sacrosanctum Concilium Abschnitt 7 stützen, wobei dort selbst durch einen Bezug auf Trient eine Einordnung in die Tradition zumindest behauptet wird.
Die Institutio Generalis, die ihre Existenz mit einer unverholenen Häresie begann und nicht ohne Grund alle zehn Jahre überarbeitet wird, ist weitaus mehr noch als der Ordo selbst die Quelle der Mißstände um die neue Liturgie.
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Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Ganz genau, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Hier müßte m.E. zuallererst die Stufe der Reform der Reform beginnen, die Änderungen an den eigentlichen Büchern vornimmt.Bernado hat geschrieben: Die Institutio Generalis, die ihre Existenz mit einer unverholenen Häresie begann und nicht ohne Grund alle zehn Jahre überarbeitet wird, ist weitaus mehr noch als der Ordo selbst die Quelle der Mißstände um die neue Liturgie.
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Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Welche Häresie meinst Du?Bernado hat geschrieben:…
Die Institutio Generalis, die ihre Existenz mit einer unverholenen Häresie begann und nicht ohne Grund alle zehn Jahre überarbeitet wird, ist weitaus mehr noch als der Ordo selbst die Quelle der Mißstände um die neue Liturgie.
Re: Ein Bischof ändert die Zelebrationsrichtung
Stimmt - ich vergaß -, sie waren Untermenschen, denn dank des Fortschritts der Völker stehen wir ja nun glücklich und erhaben über ihnen..lifestylekatholik hat geschrieben:
- In der »alten Kirche« waren viele Details noch diffus, ungeklärt, unentdeckt.
- Die in der »alten Kirche« waren nicht uns Heutigen gleich. Sie standen am Anfang und kannten noch nicht die Entfaltungen der Liturgie (und teilweise Nebengeleise), auf die wir heute schauen können.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)