Niels, mod.
So ein Quatsch, dieser Wikipedia-Artikel! Da zeigt sich wieder einmal, welche Dielattanten da rumschreiben!
1. Luther hatte definitiv kein Interesse an einem geweihten römisch-katholischen Bischof. Mehrere deutsche Weihbischöfe schlossen sich der Reformation an. Auf Ihre Dienste wurde stillschweigend verzichtet. Auch wären die schwedischen Bischöfe fähig gewesen, Bischöfe für Deutschland zu weihen. Auch daran bestand kein Interesse.
2. Luther selber hielt bis in die 153er Jahre nicht viel von der Ordination. Erst in der Galatervorlesung von 1531 und dann in der späten Genesisvorlesung klingt das bei ihm anders. Er selber ordinierte übrigens Pfarramtsanwärter auch ohne Handauflegung, weil er sie als nicht so wichtig ansah. Die "Berufung" war für ihn das Entscheidende. Hier steht er in einer Spannung zu Melanchthon und der CA. Es gab sogar lutherische Kirchen ohne Ordination mit bloßer Vokation. Eine Folge Luthers! Erst im 19. Jahrhundert hatten alle lutherischen Kirchen wieder die Ordination.
3. Die lutherische Reformation tilgte bei der Ordination (auch in Schweden!) das alte Weihegebet, das nach römischer Auffassung konstitutiv ist. Deshalb anerkennt die römische auch nicht die schwedische apostolische Sukzession (und ebenso nicht die anglikanische).
Das alles waren ganz bewusste Akte gegen die kirchliche Tradition. Am Bischofsamt hatte Luther schon deshalb kein Interesse, weil für ihn die Territorialfürsten "Bischöfe" ihres Territoriums waren und so dann auch im landesherrlichen Kirchenregiment wurden.
4. Dem ganzen die Krone auf setzt die Tatsache, dass die Lutheraner die reformierte Ordination nie anerkannten und reformierte Pfarrer, die lutherisch wurden, neu ordniniert wurden. Denn die Zwinglianer hatten ja die Successio Fidei im Blick auf die Realpräsenz gebrochen. Deshalb wurden reformierte "Ordinationen" als nicht gültig angesehen. Aber plötzlich soll das keine Rolle mehr spielen, behauptet die Leuenberger Konkordie.
Man sieht, man sollte der Wikipedia nicht immer glauben. Und die römische Kirche und die orthodoxe Kirche tun gut daran, eine Abendmahls-/Eucharistiegemeinschaft genau wegen dieses Defektes der lutherischen Ordination zu verbieten.
Und dass Frau Käßmann dann ganz beleidigt tut, weil Rom bzw. die Orthodoxie Kirchesein und Amt der evangelischen Kirchen kritisieren, ist entweder pure Dummheit bzw. Unkenntnis oder ganz bewusste Verdrehung der Tatsachen. Aber vielleicht hat sie ja den Wikipedia-Artikel geschrieben...
