Sempre hat geschrieben:@Simon
Verstehe ich Deine Grundgedanken wie folgt richtig?
1) Gott lässt Dinge geschehen, die er nicht will.
2) Gott will keine Naturkatastrophe mit vielen Opfern.
3) Für solche Opfer sind Menschen verantwortlich.
Aus diesen Grundsätzen meine ich, folgern zu können:
a) Gott gibt uns Menschen die Verantwortung dafür, Wohlstand, Gesundheit, Sicherheit etc. auf Erden zu schaffen.
b) Solange wir nicht Willens und in der Lage dazu sind, entstehen Opfer. Die nimmt Gott als Kollateralschäden in Kauf.
Verstehe ich Dich soweit richtig?
Gruß
Sempre
Ad 1.) Gott will die Sünde nicht, und doch wird auf dieser Erde viel gesündigt, ohne dass Gott die Sünder an der Ausführung der schlechten Tat hindert.
Denk an die Abtreibung: glaubst du, Gott will die Massenabtreibungen, da er sie ja nicht verhindert?
Für mich ist Sündigen das Handeln gegen Gottes Willen.
ad 2.) Der Zweck der Schöpfung als sich weiter entwickelndes System ist sicher nicht, eine Falle zu errichten, in der sich möglichst viele "den Hals brechen."
Aber es liegt einfach in der Natur der Sache, dass es zu Unfällen kommen kann, wenn Menschen sich an Stellen befinden, wo sich gewaltige
Naturkräfte entladen. Und wo sich Menschen aufhalten, bestimmen immer sie selbst oder andere Menschen. Die Aufenthaltswahl von Menschen ist
ja mit keiner Schuld verbunden, sie resultiert aus seinem freien Willen. Wir handeln eben oft schuldfrei aber zu unserem Nachteil, weil wir die Zukunft
nicht kennen.
ad 3:) Im Falle von Naturkatastrophen sind nicht die Menschen für das Toben der Elemente verantwortlich, wohl aber dafür, ob sie im entscheidenden Moment sich dort oder anderswo aufhalten.
ad a.) Natürlich tragen wir die Verantworten für unsere Art, die Wirtschaft zu betreiben, die Erhaltung der Gesundheit ist unsere Pflicht, da wir das eigene Leben ja genau so wenig gefährden dürfen wie die anderer Menschen, und das Streben nach Sicherheit in vernünftigem Maße muss auch unser eigenes Anliegen sein. Ich glaube nicht, dass ein Bruder Leichtfuß, der ständig sein eigenes leibliches Wohl und seine wirtschaftliche Sicherheit und auch das Wohl und die Sicherheit anderer gefährdet, im Sinne Gottes handelt.
ad b.) Gott hat bei der Vertreibung aus dem Garten Eden unsere Lebensbedingungen festgelegt, er hat aber nichts davon gesagt, dass er nichtsdestotrotz uns immer heraushauen wird, wenn uns unsere Faulheit, unser Unwissen, unsere Sorglosigkeit oder unser Leichtsinn zum Verhängnis wird.
Wenn ich unter einem nicht lawinengesicherten lawinengefährdeten Hang ein Haus baue, weil ich Gott vertraue, er hält für mich die Lawinen auf, wenn ich alles dran setze, schön brav zu sein, dann versuche ich Gott, bekomme aber dann gegebenenfalls nicht die Strafe Gottes zu spüren, sondern erlebe lediglich, dass mich meine Dummheit ins Unglück geführt hat.
Warum sollte Gott für jeden braven Trottel, der sich um nichts kümmert und auch Warnungen von Erfahrenen in den Wind schlägt, ein Wunder wirken, um ihn vor Folgen seines Handelns zu schützen? Gott ist in diesem Fall nicht Handelnder, der Betroffene verdankt die Folgen seinem Leichtsinn.
Bei Erdbeben ist es natürlich etwas schwieriger, weil die Größe der Gefährdung und der Eintritt eines Ereignisses nicht exakt vorherbestimmbar ist. Aber man kann solche Regionen meiden, oder die heutigen Kenntnisse nutzen und erdbebensicherer bauen.
Speziell in Haiti ist die Verantwortung der entwickelten Staaten" groß. Dass die Menschen dieses Armenhauses selbst kaum Schutzmaßnahmen finanzieren konnten, muss den Verantwortlichen bekannt gewesen. Leider gibt es dort kaum etwas, was die Industriestaaten billig aufkaufen und heimschleppen könnten. Daher vergaß man diese Menchen einfach und überließ sie ihrem Schicksal.
Die Kollateralschäden dort sind der sog. zivilisierten Welt zuzuordnen, die nur präsent sind, wo sie Erdöl oder andere teure Bodenschätze möglichst billig erwerben können. Notfalls findet man dann ja auch einen Grund, einfach einzumarschieren.
Aber die Frage, ob Gott auch den Massenmord in den Nazi-Konzentrationslagern wollte, hast du nicht geantwortet, diese Frage steht noch im Raum.
Gott wusste im Voraus, was Hitler mit seinen Nazis plante und schritt nicht ein. Wenn die Erfüllung dieser beiden Bedingungen dazu berechtigt, das Geschehen als Strafe Gottes zu bezeichnen, dann müssten die Untaten der Nazis gegen die Juden Gottes Willen gewesen und eine Strafe gewesen sein. Ich glaube nicht, dass das die Sicht und Lehre der rkK ist.
lG Simon
Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht.
Zitat von Albert Schweitzer