Nun in medias res:
Auf allen alten Abbildungen - insbesondere der Päpste, dazu gleich ein Bild des hl. Pius X., aber auch von Bischöfen, besonders in der Darstellung von Heiligen - wird gesegnet, indem die ersten drei Finger (Daumen, Zeige- und Mittelfinger) ausgestreckt sind, die beiden anderen (Ring- und kleiner Finger) aber zurückgebogen:

Dies ist in der Ikonogrpahie auch beim Herrn selbst üblich, der häufig vom Kreuz herab segnend in dieser Form dargestellt wird:

Diese Form zu segnen war allgemein - im Gegensatz zur griechischen Form, bei der Daumen und Ringfinger sich berühren - als lateinischer Segensgestus bekannt.
Meine Frage ist nun zweifach.
1. Hatte diese Form zu segnen in den Rubriken irgendeinen Anhalt, oder handelte es sich um reinen Brauch? Für den Schlußsegen der Messe ordnen die Rubriken ausdrücklich das Segnen mit ausgestreckter Hand und zusammengelegt Fingern an ("extensa manu dextera iunctisque digitis", ritus servandus XII, 1), und soweit ich sehen kann sieht auch das Cæremoniale für die sonstigen Segnungen vor, daß sie "manu dextera aperta et extensa" erfolgen (I, ii, 4; iv, 1; xix, 1).
2. Wie ist es angesichts der allgemeinen Üblichkeit dieser Form zu segnen (in diesem Video: http://www.youtube.com/watch?v=LvZD2inVEig sieht man ca. bei Minute 3: noch Paul VI so segnen, hier: http://www.youtube.com/watch?v=ne_KzmsAR34 Pius XII. urbi et orbi) zu erklären, daß sie vollkommen verschwunden ist?