Marcus hat geschrieben:Mir ist es unverständlich, weshalb es Altkatholiken so wichtig ist, dass ihre Weihen von Rom anerkannt werden.
Der Eindruck ist - bezogen auf die gegenwärtige AKK - vor allem forumsbedingt. Den heute maßgeblichen Altkatholiken, so mein Eindruck, ist eine "Weiheanerkennung" (was es so pauschal nicht gibt, da ist Robert Recht zu geben, aber dennoch implizit erschließbar ist) nicht wichtig, ja es ist ihnen egal. Hätten sie sonst die Frauenordination eingeführt?
Das war solange anders, wie sich Altkatholiken als Teil der römisch-katholischen Kirche verstanden, die zwar im Schisma mit der Kirche zu Rom und der Mehrzahl der ihr verbundenen Kirchen stand, jedoch ohne die geringste Abweichung in der Lehre.
Provinzialsynode der Utrechter Kirche, 1763 (engl. Üb.) hat geschrieben:Every doctrine which the Roman Catholic Church holds we hold; every doctrine which she condemns we condemn; every doctrine which she tolerates we tolerate. [...]
That this primacy of the Bishop of Rome, as successor of S. Peter, is not merely a primacy of honour, but also of ecclesiastical power and authority.
Als durch die "Dogmen" von 1854/70 eine neue Situation gegeben war, begann so etwas wie eine altkatholische Bekenntnisbildung (grundgelegt in der Utrechter Erklärung von 1889). Dennoch wollten die damaligen Altkatholiken katholisch bleiben, organisiert in Gestalt untereinander in Gemeinschaft stehender Orts- bzw. Nationalkirchen, als Glieder am Leibe Christi.
Daher wurde man nicht müde zu betonen, daß die synodal beschlossenen Änderungen (Reformen), der Teilhabe an der Katholizität keinen Abbruch tun, auch wenn die dogmatische Lehrentwicklung in Richtung auf völlige Überinstimmung mit der Orthodoxie ging (was - zurecht - nicht als Gegensatz empfunden wurde), bei gleichzeitiger Verwirklichung der Interkommunion mit der Kirche von England, später in Form der Kirchengemeinschaft mit der Anglican Communion als Ganzer (1965), was jedoch von orthodoxer Seite kritisch gesehen wurde.
Marcus hat geschrieben: Wenn man davon überzeugt ist, dass die eigenen Weihen gültig sind, braucht man sich das nicht von Rom extra bestätigen zu lassen. Wenn man jedoch nicht davon überzeugt sein sollte und daher eine römische Bestätigung benötigt, sollte man m. E. die Konsequenzen daraus ziehen und nach Rom zurückkehren. Denn offenbar erkennt man die päpstliche Autorität letztlich doch an, wenn auch unbewusst.
Der FSSPX ist das genauso wichtig und die von Varlet und von Lefebvre gespendeten Bischofsweihen sind dem Grunde nach vergleichbar, ebenso der Wunsch eines Tages wieder in Gemeinschaft mit Rom zu treten.
Nun, letzteres kommt auch noch im Abschlußdokument des ak-rk Dialogs von 2009 zur Sprache, allerdings von altkatholischer Seite unter der Voraussetzung, daß der Vatikan die FO als Bestandteil der kanonisch-liturgischen Eigenart der AKK akzeptiert. Hier zeigt sich nicht nur Illusionismus, sondern auch, daß die Bejahung der Frage bezüglich der Kompetenz der Kirche, Frauen zu in den
ordo zu weihen, zum unaufgebaren Bestandteil der eigenen Sonderidentität geworden ist. Die heutzutage maßgeblichen Altkatholiken beharren darauf, daß dies keine Grenzüberschreitung darstellt, da es sich hierbei nur eine eine Frage der Disziplin handele, die das Kirchesein nicht zunichte macht; - daß sie somit dem altkatholischen Gründungsauftrag, "katholisch sein und bleiben zu wollen" bei gleichzeitiger Offenheit für Reformen im altkirchlichen Sinn im Bereich der Kirchenordnung, treu geblieben seien.