Orth. Beichtpraxis

Ostkirchliche Themen.
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ad-fontes
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Orth. Beichtpraxis

Beitrag von ad-fontes »

Ist das Ritual überall so wie hier beschrieben?
Gibt es Unterschiede in der Beichpraxis zwischen den einzelnen orth. Kirchen?
Wann, wo, wie oft ist zu beichten?
Ist die Beichte allen orth. Kirchen verpflichtend vor der hl. Kommunion?
Ist es stets eine Einzelbeichte (oder gibt es auch Generalabsolutionen)?
Hat man Freiheit bei der Wahl eines Beichtvaters (könnte man z.B. als ROKA-Mitglied bei einem griechisch-orth. Priester beichten) oder ist man an seinen Gemeindepriester gebunden?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

Mary
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von Mary »

Hallo, ad fontes,

ich erlebe das Ritual in meiner Gemeinde ungefähr so, ja.

Die einleitenden Gebete werden vom Priester für alle Beichtenden gemeinsam gesprochen (wir versammeln uns dazu um ihn herum und an der Stelle "diese deine Knechte und Mägde" nennt er uns alle mit Namen.
Danach gehen wir einzeln zur Beichte und empfangen die Vergebung.
Bei uns beichten wir in einer kleinen Nebennische, in anderen Kirchen, die ich kenne, im Kirchenschiff vor der Ikonostase (also gewissermassen "vor aller Augen"). Der Priester legt dazu seine "Stola" um den Beichtenden, damit etwas Privatsphäre entsteht.) Immer steht man vor der Ikone des Erlösers und einem Pult mit Kreuz und Evangelienbuch und Priester und Beichtkind stehen in aller Regel Seite an Seite.
Die Häufigkeit spricht man mit seinem Beichtvater ab, absolutes Minimun ist einmal jährlich. In meiner Gemeinde zwischen wöchentlich bis 2-3monatlich.
Nein, nicht in jeder Kirche ist die Beicht vor jeder Kommunion verlangt. Bei mir schon, und es gibt auch Leute, die beichten, aber dann nicht kommunizieren.
Generalabsolutionen gibt es meines Wissens nicht als die Regel, von Heiligen Johannes von Kronstadt wird aber sowas berichtet, weil der einfach viel zu viele Beichtwillige hatte.
Man hat die Wahl des Beichtvaters, spricht das aber mit dem Gemeindepriester ab und fragt um sein Einverständnis.

Liebe Grüsse
Maria
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ad-fontes
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von ad-fontes »

Mary hat geschrieben: Bei uns beichten wir in einer kleinen Nebennische, in anderen Kirchen, die ich kenne, im Kirchenschiff vor der Ikonostase (also gewissermassen "vor aller Augen").
So hatte ich das auch schon gesehen. Doch recht öffentlich, wenn man dies mit Beichstühlen vergleicht (wobei ja auch nur die neueren - so ab ca. 1960 - schalldichte Türen haben).

Dank für die Info, Maria!
Freue mich über weitere Schilderungen aus anderen orth. Kirchen.
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Nassos
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von Nassos »

Ich lese gerade einen Wenigseier von Vt. Schmeeman "Über das Beichten und Beichte abnehmen". Und bin immer noch nicht durch, weil sich das Büchlein nicht einfach so auf die Schnelle durchlesen lässt.
Ich weiß auch nicht, ob es dieses Buch auch auf Deutsch gibt, wäre aber empfehlenswert, denn hinter der Praxis steckt viel mehr.
Leider kann ich nicht mehr dazu sagen, weil ich nicht durch bin, aber als Lesetipp sei es genannt, und vielleicht hat es schon jemand gelesen und kann mehr dazu sagen.

Gruß,
Nassos
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Joseph
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von Joseph »

Hallo, ad fontes,
Bei uns geht es so:
Wir machen einen Termin aus oder gehen zur Beichte nach den Vespers (im Lent der pre-sanctified Liturgie)
Danach gehen wir einzeln zur Beichte und empfangen die Vergebung.
Bei uns beichten wir im Kirchenschiff vor der Ikonostase (also gewissermassen "vor aller Augen"). Der Priester legt dazu seine "Stola" um den Beichtenden, damit etwas Privatsphäre entsteht.) Immer steht man vor der Ikone des heiligen Kreuzes und einem Pult mit Handkreuz (unseres enthält einen Splitter des Heiligen Kreuzes) und Evangelienbuch und Priester und Beichtkind stehen in aller Regel Seite an Seite.
Die Häufigkeit spricht man mit seinem Beichtvater ab, absolutes Minimun ist viermal jährlich.
Nein, nicht in jeder Kirche ist die Beicht vor jeder Kommunion verlangt. Bei uns nicht...
Generalabsolutionen gibt's bei uns nicht...
Man hat die Wahl des Beichtvaters, spricht das aber mit dem Gemeindepriester ab und fragt um sein Einverständnis.

Joseph
PS: Mary ich habe ein bißchen cut & paste mit deinem Post gemacht...
Zuletzt geändert von Joseph am Montag 1. März 2010, 23:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Mary
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von Mary »

ad-fontes hat geschrieben:
Mary hat geschrieben: Bei uns beichten wir in einer kleinen Nebennische, in anderen Kirchen, die ich kenne, im Kirchenschiff vor der Ikonostase (also gewissermassen "vor aller Augen").
So hatte ich das auch schon gesehen. Doch recht öffentlich, wenn man dies mit Beichstühlen vergleicht (wobei ja auch nur die neueren - so ab ca. 1960 - schalldichte Türen haben).

Dank für die Info, Maria!
Freue mich über weitere Schilderungen aus anderen orth. Kirchen.
Öffentlich schon, ja.
Es wird aber schon drauf geachtet, wegzuhören von dem, was der Beichtende sagt. Wir halten halt genügend Abstand. Wenn vor der Liturgie gebeichtet wird, gibt es auch oft Stundenlesungen, und der Lektor liest hoffentlich laut genug :blinker:
Es ist schon gewöhnungsbedürftig, so "öffentlich" zu beichten, aber schliesslich haben wir ja voreinander nichts zu verbergen und wenn einer besonders lang braucht oder dabei weint, dann beten auch die Geschwister für ihn...

Lg Maria
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Joseph
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von Joseph »

Mary hat geschrieben: Es wird aber schon drauf geachtet, wegzuhören von dem, was der Beichtende sagt. Wir halten halt genügend Abstand.
Ich war einmal in der Kazan Kathedrale in St. Petersburg bei einem Pontifikalamt. Die Kirche ist riesig und sie war gepackt voll. Während der Liturgie gingen mehrere Priester herum und wer beichten wollte tippte einem davon auf die Schulter und der hörte die Beichte dann wo man stand.

gruß
Joseph
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ad-fontes
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von ad-fontes »

Joseph hat geschrieben: Nein, nicht in jeder Kirche ist die Beicht vor jeder Kommunion verlangt. Bei uns nicht...
Kann man sagen, die Russen sind, was die Beichte vor der Kommunion anbelangt, am strengsten, die Griechen bzw. das EP am lockersten, die OCA mittelstreng?

Wie ist das bei den Serben?
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Joseph
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von Joseph »

ad-fontes hat geschrieben:
Joseph hat geschrieben: Nein, nicht in jeder Kirche ist die Beicht vor jeder Kommunion verlangt. Bei uns nicht...
Kann man sagen, die Russen sind, was die Beichte vor der Kommunion anbelangt, am strengsten, die Griechen bzw. das EP am lockersten, die OCA mittelstreng?
Ja könnte man sagen. Wir sind da genauso streng oder nicht streng wie die Antiochier. Wenn man allerdings in eine OCA Kirche mit hauptsächlich russischen Leuten geht sind die manchmal russischer als die Russen... St. Herman liegt so in der Mitte....
Wie ist das bei den Serben?
Das ist was für Ilija
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Nassos
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von Nassos »

Nicaios, Kundschaft!
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ad-fontes
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von ad-fontes »

Nassos hat geschrieben:Nicaios, Kundschaft!
Wie ist es denn in deiner Gemeinde?

Also kann man sagen: in manchen Kirchen gibt es Beichtzwang, in anderen nicht?
(Bei den Römern gabs früher Beichtzettel und bei den Evangelischen Stempel für Gottesdienstbesuch der Konfirmanden).
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Nassos
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von Nassos »

Ich bin gerade dabei, dies herauszufinden. Danach hatte ich nie gefragt. Ich bitte um Geduld, mein Lieber.

Gruß,
Nassos
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ad-fontes
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von ad-fontes »

Nassos hat geschrieben:Ich bin gerade dabei, dies herauszufinden. Danach hatte ich nie gefragt. Ich bitte um Geduld, mein Lieber.

Gruß,
Nassos
Ich wollte nicht so indiskret sein und fragen: Wie hälst du es denn mit dem beichten?
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Nassos
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von Nassos »

Lieber ad-fontes,

das darfst Du immer fragen. Dies ist ein Forum. Der Gefragte hat zu entscheiden, ob das indiskret ist. Vielleicht werde ich ja auch mal indiskret (in guter Absicht, natürlich): Zeig mir Deine Perle, dann zeig ich Dir meine...

Gruß und καληνύχτα,
Nassos
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ad-fontes
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von ad-fontes »

Bild
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Ewald Mrnka
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von Ewald Mrnka »

Bei uns muß man vor jeder Kommunion beichten.
http://www.prokopij.de/index_de.htm

Bei uns ist es so wie es Joseph beschrieben hat.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

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Joseph
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von Joseph »

Ewald Mrnka hat geschrieben:Bei uns muß man vor jeder Kommunion beichten.
http://www.prokopij.de/index_de.htm
Bei uns ist es so wie es Joseph beschrieben hat.
Mensch Ewald, Du hast mich nun wirklich neidisch gemacht als ich mir die Bilder von St. Prokopij angesehen habe.... von so etwas träumen wir. Ich bin im Moment dabei einen Neubauentwurf für unsere Kirche St. Herman of Alaska zu erstellen und geniere mich nicht öffentlich zu erklären das ich bei Euch Ideen klauen werde..... 8) :pfeif:

Joseph, ertappt...
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Ilija
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von Ilija »

Ewald Mrnka hat geschrieben:Bei uns muß man vor jeder Kommunion beichten.
http://www.prokopij.de/index_de.htm

Bei uns ist es so wie es Joseph beschrieben hat.
Habe nicht mitbekommen das du auch einer von uns bist...schöööönnnnn :ja:
Nassos hat geschrieben:Nicaios, Kundschaft!
Ich übernehme mal Kostas Part...da ich ja auch einer von denen bin. Nein, Wenn jemand regelmäßig die kommunion empfangen möchte, muss derjenige nur einmal im Monat beichten. Kommt aber jemand nur alle paar Wochen dann vor jeder Kummonion...Bei den Georgiern ist das genauso..Es gibt dort aber auch Priester die das jedesmal erwarten, was ich persönlich aber blöd finde, denn dann sollten die Priester selber vor jeder Kommunion beichten, da die das aber meist nicht tun reicht es einmal im Monat für alle (Jedenfalls bei uns...)

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anneke6
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von anneke6 »

Ilija hat geschrieben:.Es gibt dort aber auch Priester die das jedesmal erwarten, was ich persönlich aber blöd finde, denn dann sollten die Priester selber vor jeder Kommunion beichten, da die das aber meist nicht tun reicht es einmal im Monat für alle (Jedenfalls bei uns...)
Da haben wir sogar etwas gemeinsam. Hat die Beichte ein so schnelles Verfallsdatum? Nehmen wir mal an, jemand war am Samstag zur Liturgie für die Verstorbenen…mit Beichte und Kommunion. Muß er dann, wenn er in der sonntäglichen Liturgie teilnehmen will, danach gleich wieder beichten?
Ich könnte mir aber auch vorstellen, daß das mit der Beichte vor jeder Kommunion nicht nur von Priestern gefordert, sondern auch von Gemeindemitgliedern gewünscht wird.
Hier jedenfalls wird, wenn am Vortag keine Beichte war, der Tisch mit den Blechtassen und dem Brot (nicht immer Antidoron, manchmal auch geschnittene Prosphoren) gar nicht aufgestellt, und der Priester macht, wenn er mit dem Kelch aus dem Altar kommt, eine elegante Drehung um 180° — es sei denn, jemand hat ein Kind nach vorne gebracht.
???

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Joseph
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von Joseph »

Ilija hat geschrieben: Ich übernehme mal Kostas Part...da ich ja auch einer von denen bin. Nein, Wenn jemand regelmäßig die kommunion empfangen möchte, muss derjenige nur einmal im Monat beichten. Kommt aber jemand nur alle paar Wochen dann vor jeder Kummonion...Bei den Georgiern ist das genauso..Es gibt dort aber auch Priester die das jedesmal erwarten, was ich persönlich aber blöd finde, denn dann sollten die Priester selber vor jeder Kommunion beichten, da die das aber meist nicht tun reicht es einmal im Monat für alle (Jedenfalls bei uns...)
:klatsch: :klatsch: :klatsch:
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ad-fontes
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von ad-fontes »

Irgendwie erinnert mich die orthodoxe, vor allem anscheinend die russische Beichtdisziplin sehr an die römisch-katholisch "vorkonziliare" Praxis. Daher beißt sich mit meinem Bußverständnis, wo die sakramentale Beichte nur für diejenigen Gläubigen verpflichtend ist, die im Stand schwerer Sünde sind.

Was macht ihr, wenn ihr beichten müßt, weil ihr z.B. die hl. Kommunion oder andere Sakramente empfangen wollt, euch aber keiner schweren Sünde bewußt seid? Heißt es dann: "Irgendwas findet sich immer?" ...läßliche Sünden, wie zuwenig gefastet, gebetet, bei Kindern* im Haushalt nicht geholfen etc.

Hoffe, daß klingt jetzt nicht despektierlich, denn ich möchte nur verstehen, wie diese Form des Beichtzwangs zu verstehen ist.

Die Bußdisziplin der alten Kirche finde ich stringenter als die modern-westlich ehemals katholische (1055-1965).

*Ab welchem Alter müssen bei euch die Kinder beichten?
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Nassos
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von Nassos »

Ich denke nicht, dass das nach dem Motto "etwas findet sich immer" gehen muss. Man kann wohl die Hl. Kommunion empfangen ohne zu beichten, wenn man keine schwere Sünde begangen hat. Was nun schwere Sünde ist, lasse ich mal offen für einen anderen Beitrag, bleiben wir also beim Punkt.

Sicher ist das auch eine Frage des Gewissens + die Anleitung des geistlichen Vaters. Arg viel mehr weiß ich nicht, aber bei den leichten Sünden gilt wohl, dass die Hl. Kommunion selber auch reinigend wirkt.

Wenn ich mich richtig erinnere, dann ist die Altersgrenze bei 7...

Jetzt bin ich gespannt, ob/wie man mich korrigieren wird (um was ich übrigens bitte).

Gruß,
Nassos
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ad-fontes
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von ad-fontes »

Danke für deine Hinweis, Nassos, der nochmal bewußt macht, daß man die Orthodoxie nicht als juristisch-legalistische Anstalt, sondern als therapeutischen Weg (Stichwort: geistl. Vater) betrachten muß, um sie zu verstehen.
(Kann man das so sagen?)

Dennoch scheint es so etwas wie einen Beichtzwang in einer Reihe orth. Kirchen zu geben, auch wenn das Konzept läßliche vs. schwere Sünde ein westliches ist.
(Soweit ich weiß, hat aber grade die russische Kirche viele röm-kath. Einflüße im 17./18. Jh. angenommen, wie Katechismen, Häufigkeit der Einzelbeichte etc.)
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anneke6
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von anneke6 »

Ein orthodoxer Theologe der meinte, es gebe keinen Beichtzwang war Paul (Olmari) von Finnland. In seinem Buch "Wie wir glauben" steht, man müsse nicht vor jeder Kommunion beichten. Außerdem meinte er, man solle nur zur Beichte gehen, wenn man es selber will.
???

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Joseph
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von Joseph »

ad-fontes hat geschrieben:Danke für deine Hinweis, Nassos, der nochmal bewußt macht, daß man die Orthodoxie nicht als juristisch-legalistische Anstalt, sondern als therapeutischen Weg (Stichwort: geistl. Vater) betrachten muß, um sie zu verstehen.
(Kann man das so sagen?)
Das ist genau was wir sagen...!
ad fontes, da ist einiges im Fluss. Wir in NA sind so ziemlich alle Schmemannites, d.h. folgen den liturgischen Ideen von Fr. Alexander Schmemann. D.H. Sonntägliches Kommunizieren und Beichten nach Nötigkeit, aber min. viermal im Jahr, aber abgehängt von der Kommunion. Fr. Schmemann gewinnt immer mehr Respekt auch besonders in der russischen Kirche...und der griechischen, wie Nassos sagte. Und "in time" sein Einfluß wird sich bemerkbar machen.
Wenn man jeden Sonntag kommuniziert werden, wie Nassos schon sagte, mit der Kommunion die leichteren Sünden abgewaschen... denn niemand geht zur Kommunion mit einer schweren Sünde...

Gruß
Joseph
Zuletzt geändert von Joseph am Samstag 6. März 2010, 02:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von ad-fontes »

anneke6 hat geschrieben:Ein orthodoxer Theologe der meinte, es gebe keinen Beichtzwang war Paul (Olmari) von Finnland.
Joseph, Kundschaft!
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von Joseph »

ad-fontes hat geschrieben:
anneke6 hat geschrieben:Ein orthodoxer Theologe der meinte, es gebe keinen Beichtzwang war Paul (Olmari) von Finnland.
Joseph, Kundschaft!
In a minute, I am serving Fr. Schmemann.... :freude: :freude: :freude:
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Nassos
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von Nassos »

Moment, das mit dem "will" ist nicht ganz ohne. Es macht keinen Sinn, aus Zwang zur Beichte zu gehen. Wenn ich nicht bereue, aufrichtig bereue und am besten in der Selbsterkenntnis meines Verfehlens sogar am Boden zerschmettert bin, warum soll ich dann beichten?
Um einen Prozess zu befriedigen und dafür einen himmlische ISO-Zertifikation zu erhalten?

Und natürlich auch im Bewusstsein, dass dieses verantwortungsvolle Beichten auch eine Verantwortung auferlegt, es in der Zukunft möglichst vermeiden zu wollen (Rückfall nicht ausgeschlossen).

Ich habe meinen Geistlichen gewarnt: ich werde ihn noch oft ermüden. Aber das möchte ich weder aus Zwang noch aus Verpflichtung tun (also gut, nur mit ein bißchen davon).

Oder sehe ich hier was falsch?
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anneke6
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von anneke6 »

Nassos…ich denke, so war das auch gemeint. Selbst ich, vom automatistisch-katholischen Standpunkt aus denke, daß eine Beichte, wenn sie nicht freiwillig gemacht wird, wahrscheinlich nicht gültig ist.
Aber man kann Anordnungen ja auch willentlich folgen.

P.S. Gibt es jetzt ein Konkurrenzunternehmen zu Linus' Mobilscheiterhaufenverleih?
???

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Monergist
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von Monergist »

Nun ich denke, dass man weder die Beichte als permanente Eintrittskarte für die Kommunion auffassen kann noch andererseits pauschal sagen kann, dass man immer einmal im Monat zur Beichte gehen soll. Obwohl die Orthodoxie in der Tat die Trennung in läßliche Sünden und Todsünden ablehnt, so gibt es doch schwerere Sünden als andere. Und die Mysterien, hier die hl. Kommunion, wirken nun nicht einmal als Hokuspokus in jedem Fall, sondern setzen die weitestmögliche Reinigung des Herzens voraus - richtiges Stichwort: Kirche als Krankenhaus. Deshalb kann es schon angezeigt sein, vor dem Empfang recht häufig zu beichten, aber selbstverständlcih nicht als Muss, wenn man vor kurzer Zeit bereits gebeichtet hat.

Wenn unser Priester von Manchen verlangt, vor jeder Kommunion zu beichten, so geschieht dies aus Schutz und nicht aus Legalismus, da nicht jeder in der Lage ist, hinreichend zu beurteilen, in welchem geistlichen Zustand er sich befindet. Da gibt es also schon individuelle Unterschiede.

Viele Grüße
1 Cor.11:30: That is why the work of a priest is not to distribute tickets, so that people might enter Paradise; he must heal people, so that when they encounter God, God will become light and not fire to them.

Mary
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von Mary »

ad-fontes hat geschrieben:Irgendwie erinnert mich die orthodoxe, vor allem anscheinend die russische Beichtdisziplin sehr an die römisch-katholisch "vorkonziliare" Praxis. Daher beißt sich mit meinem Bußverständnis, wo die sakramentale Beichte nur für diejenigen Gläubigen verpflichtend ist, die im Stand schwerer Sünde sind.

Was macht ihr, wenn ihr beichten müßt, weil ihr z.B. die hl. Kommunion oder andere Sakramente empfangen wollt, euch aber keiner schweren Sünde bewußt seid? Heißt es dann: "Irgendwas findet sich immer?" ...läßliche Sünden, wie zuwenig gefastet, gebetet, bei Kindern* im Haushalt nicht geholfen etc.

Hoffe, daß klingt jetzt nicht despektierlich, denn ich möchte nur verstehen, wie diese Form des Beichtzwangs zu verstehen ist.

Die Bußdisziplin der alten Kirche finde ich stringenter als die modern-westlich ehemals katholische (1055-1965).

*Ab welchem Alter müssen bei euch die Kinder beichten?
Hallo ad-fontes,

ich sehe es nicht als BeichtZWANG, sondern als Geschenk.

Du hast selbst schon gesagt, dass wir die Einteilung ist schwere und lässliche Sünden nicht so kennen.
Dein "Irgendetwas findet sich immer" klingt so nach "Sündensuchen". Nun, ich weiss nicht, wie es Dir damit geht.. aber suchen muss ich leider nie gross, selbst wenn ich erst vor zwei Tagen beichten war.
Du kannst schon sagen "zuwenig gebetet" wäre peanuts... aber überleg Dir mal genau: Ist dies nicht gerade die grösste Sünde? Zuwenig beten heisst ja, dass Gott nicht an erster Stelle steht im eigenen Leben!

Wir sehen die Beichte weniger als ein Reinwaschen oder "Würdigmachen" - denn, wie erwähnt, wer schafft es schon diesen "gereinigten Zustand" nur über eine Stunde weg zu retten? Wer ist überhaupt je würdig, Christus zu empfangen?
Wenn ich dort stehe, dann gestehe ich mir selbst und vor Gott ein, dass ich nicht wagen darf, meine Augen aufzuheben. Dass ich nur das Gebet des Zöllners beten kann. Und, ich mache die wunderbare Erfahrung, dass Gott mich trotz allem liebt, mir zum x-ten mal vergibt und sich mir in der Kommunion schenkt.
Versteh das bitte nicht falsch... auch wenn wir sehr häufig beichten, ist IMMER die Reue da, der Wille und das Bemühen zur Umkehr. Und, in kleinen, kleinen Schrittchen gelingt auch Heilung. Manchmal sogar in Riesenschritten! Über eine Sünde zu weinen, kann helfen, sie zu überwinden.

Ich habe heute die Worte aus dem Beichtgebet wieder gehört
Du, Herr, hast ja gesagt: „Ich habe nicht Lust am Tode des Sünders, sondern will, daß er sich bekehre und lebe." Auch hast du gesagt, daß siebzigmal siebenmal die Sünden vergeben werden sollen. Wie deine Größe ohnegleichen ist, so ist auch deine Gnade ohne Maß. Denn wenn du auf die Missetaten acht haben wolltest, wer könnte bestehen.
Ich kann sie nicht oft genug hören.

Voller Freue auf morgen
Maria
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Joseph
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Re: Orth. Beichtpraxis

Beitrag von Joseph »

Mary hat geschrieben:Wer ist überhaupt je würdig, Christus zu empfangen?
Wenn ich dort stehe, dann gestehe ich mir selbst und vor Gott ein, dass ich nicht wagen darf, meine Augen aufzuheben. Dass ich nur das Gebet des Zöllners beten kann. Und, ich mache die wunderbare Erfahrung, dass Gott mich trotz allem liebt, mir zum x-ten mal vergibt und sich mir in der Kommunion schenkt.
Mary..... :kussmund: :kussmund: :kussmund:
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