Sempre hat geschrieben: Raphael hat geschrieben:Nun, das wäre jetzt nicht nötig gewesen, denn ich war bislang durchaus in der Lage, dem Verlauf dieser Disputation zu folgen!
Und ich lese auch nicht mehr in Deine Beiträge hinein als in ihnen steht, wenn ich als ein Resultat der Disputation festhalte, daß Du paradox als einen rein logischen Begriff - nämlich den der Selbstwidersprüchlichkeit - definierst (mit Deinen Worten: benutzt).
Offenbar war es doch nötig, hat aber nichts genutzt.
Da is‘ nix mit offenbar!
Allerdings sind zwei Dinge bei Dir nun offenbar geworden:
1. Du operierst lieber mit undefinierten Begriffen, als daß Du eine – durchaus sinnvolle – Definition akzeptierst.
2. Du bestreitest – zumindest im vorliegenden Falle – das Offensichtliche.
Sempre hat geschrieben:Du liest immer noch dort eine Definition, wo ich den Begriff nur benutze. Eine Definition hatte ich aber zuvor bereits geliefert, und zwar so, dass sie gut als solche erkennbar ist. Später dann benutze ich den Begriff, wobei gut erkennbar ist, dass meine Anwendung des Begriffs keineswegs als Definition des Begriffs misszuverstehen ist.
Es zeugt von einer voluntaristischen Grundhaltung, wenn man einen bereits definierten Begriff anschließend im Fortgang der Disputation in seiner undefinierten Bedeutung benutzt.
Sempre hat geschrieben: Raphael hat geschrieben:Sprachlich betrachtet handelt es sich bspw. beim "unbewegten Beweger" um ein Oxymoron. Dieses Oxymoron erklärt nun alles und/oder nichts.
Sprachlich betrachtet ist "unbewegter Beweger" mehrdeutig. "Unbewegt" mag dabei meinen, der Beweger sei nicht in Bewegung, oder aber, der Beweger sei nicht in Bewegung versetzt worden. Die zweite Variante ist die Intendierte, wie aus dem Beweisgang vom hl. Thomas hervorgeht. Die erste führt zu Deinem Missverständnis, aus dem heraus Du zu der irrigen Vorstellung gelangst, der "unbewegte Beweger" sei
paradox, nicht
actus purus oder nun ein
Oxymoron.
Nun, dies ist eine unzulässige Interpretation Deinerseits, denn wie ich
paradox verstehe, wurde bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt des Disputs mit Hilfe des Eisler’schen Lexikons verdeutlicht.
Darüber hinaus wäre das Mißverständnis von Dir provoziert gewesen, weil Du den Begriff
paradox auf seinen logischen Sinngehalt hin reduzieren möchtest bzw. ihn in ausschließlich diesem Sinne verwendet wissen möchtest.
Sempre hat geschrieben: Raphael hat geschrieben:Nichtsdestoweniger ist damit der christliche Gottesbegriff noch nicht ausreichend ausgedeutet, denn das, worüber wir hier bislang reden, gehört zur natürlichen Theologie. Diese natürliche Theologie umfaßt jedoch nur einen Teil der christlichen Gotteslehre.
Ja, das stimmt. Nur ist die christliche Gotteslehre nicht Gegenstand der Diskussion hier.
Wobei sich dann die Frage stellt, warum sich der Aquinat soviel Mühe mit dieser natürlichen Theologie gegeben hat .....................
Sempre hat geschrieben: Raphael hat geschrieben:Mich würde daher folgendes interessieren: Wie gelangst Du denn vom "unbewegten Beweger" zum christlichen Gott, der bekanntermaßen dreifaltig ist?
Gar nicht.
Die Existenz dessen, was alle Gott nennen, ist eine Vernunfterkenntnis. Dass Gott dreifaltig ist, lernt von der Kirche der, dem der Glaube geschenkt ist.
Gar nicht???
Siehst Du, da bin ich völlig anderer Ansicht, denn der Aquinat bemüht die natürliche Theologie deswegen in so ausführlicher Weise, um darzulegen, daß es keinen vernünftigen Widerspruch zwischen der natürlichen und der übernatürlichen Theologie (sprich: der Theologie aus der Offenbarung) gibt.
Sempre hat geschrieben:Mich interessiert mehr das Thema hier, der Ausgangspunkt unserer Debatte. Wie sieht es inzwischen aus?
Ist Deinem Verständnis nach nun die Existenz des "unbewegten Bewegers" paradox* oder wäre die Nicht-Existenz eines "unbewegten Bewegers" paradox*?
Gruß
Sempre
(*) falls Du es für nötig erachtest zu unterscheiden, dann interessieren mich beide Antworten: a) paradox im Sinne von Eisler b) logisch paradox gemäß Wikipedia
Nun, wie ich schon sagte:
Die Existenz des "unbewegten Bewegers" ist
paradox im Eisler’schen Sinne, nicht jedoch im logischen Sinne. Die Paradoxität Gottes ist daher mit Cusanus als eine
Coincidentia oppositorum aufzufassen, die dem gewöhnlichen Erkenntnishorizont des Menschen entzogen ist.
Des Weiteren ist dem 2. Gottesbeweis des Aquinaten beizupflichten, denn die Nicht-Existenz eines "unbewegten Bewegers" wäre im logischen Sinne
paradox.