Liturgie im Mittelalter
Re: Liturgie im Mittelalter
Um auf Ovis Frage zurückzukommen:
Tatsächlich taucht eine Elevation der Hostie im Kölnischen Raum um 1200 auf (habe keine Zeit, das genauer nachzuschlagen). Anklänge an diese Neuerung finden sich im Werk des Caesarius von Heisterbach. Dass allerdings der Begriff des "novus ritus" daraus abgeleitet und von Thomas v. Aquin direkt verarbeitet wird, scheint mir doch weit hergeholt. Zudem kenne ich die älteren Texte, mit denen ich mich beschäftigt habe, nur als ziemlich rubrikenarm. Was dann später rubrizistisch ausgebaut und in jedem Mesbuch veröffentlicht wurde - also die Vorschriften zur Feier der Eucharistie für den Priester - sind wohl weniger mittelalterlichen Ursprungs, als vielmehr schon Bemühungen, die Einheitlichkeit zu wahren.
Gruß, G.
Tatsächlich taucht eine Elevation der Hostie im Kölnischen Raum um 1200 auf (habe keine Zeit, das genauer nachzuschlagen). Anklänge an diese Neuerung finden sich im Werk des Caesarius von Heisterbach. Dass allerdings der Begriff des "novus ritus" daraus abgeleitet und von Thomas v. Aquin direkt verarbeitet wird, scheint mir doch weit hergeholt. Zudem kenne ich die älteren Texte, mit denen ich mich beschäftigt habe, nur als ziemlich rubrikenarm. Was dann später rubrizistisch ausgebaut und in jedem Mesbuch veröffentlicht wurde - also die Vorschriften zur Feier der Eucharistie für den Priester - sind wohl weniger mittelalterlichen Ursprungs, als vielmehr schon Bemühungen, die Einheitlichkeit zu wahren.
Gruß, G.
"Her, denke an mui, wenn diu met duinem Ruike kümmes." (Lk 23,42)
Re: Liturgie im Mittelalter
Danke für Deinen Beitrag, Germanus.

Mir auch.Germanus hat geschrieben:Dass allerdings der Begriff des "novus ritus" daraus abgeleitet und von Thomas v. Aquin direkt verarbeitet wird, scheint mir doch weit hergeholt.
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta
Re: Liturgie im Mittelalter
Zusammenfassung aus Eisenhofer - "Liturgik":Germanus hat geschrieben:Um auf Ovis Frage zurückzukommen:
Tatsächlich taucht eine Elevation der Hostie im Kölnischen Raum um 1200 auf (habe keine Zeit, das genauer nachzuschlagen). Anklänge an diese Neuerung finden sich im Werk des Caesarius von Heisterbach. Dass allerdings der Begriff des "novus ritus" daraus abgeleitet und von Thomas v. Aquin direkt verarbeitet wird, scheint mir doch weit hergeholt. Zudem kenne ich die älteren Texte, mit denen ich mich beschäftigt habe, nur als ziemlich rubrikenarm. Was dann später rubrizistisch ausgebaut und in jedem Mesbuch veröffentlicht wurde - also die Vorschriften zur Feier der Eucharistie für den Priester - sind wohl weniger mittelalterlichen Ursprungs, als vielmehr schon Bemühungen, die Einheitlichkeit zu wahren.
Gruß, G.
Nach Thurston bestimmte der Bischof von Paris, Eudes de Sully (+1208), daß die Hostie nach den Worten: "Hoc est enim corpus meum", so hoch emporgehoben werden sollte, daß sie von allen gesehen werde.
Sinn der Anordnung: Entscheidung einer theologischen Kontroverse. => Einige Theologen behaupteten, daß die Konsekration des Brotes erst dann vollzogen sei, wenn der Priester auch die Konsekrationsworte über den Wein gesprochen habe.
Die Anordnung des Pariser Bischofs fand bald Nachahmung in anderen Ländern.
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Zu overkotts "These":
Davon ist gar nichts zu halten. Man kann ja nicht einfach drei Worte aus einem Hymnus herausreißen und sich dann auf die Suche machen, ob in zeitlicher Nähe zur Dichtung des Hymnus irgendwo ein neuer Ritus,... eingeführt wurde zu dem man dann einen inhaltlichen Bezug herstellt.
Abgesehen davon stehen diese Worte in einem Textzusammenhang. Es heißt "et antiquum documentum novo cedat ritui". Was wäre denn bei dieser These das "antiquum documentum", das dem neuen Ritus der großen Elevation gewichen wäre?
Re: Liturgie im Mittelalter
Danke! 
Ach was ...

Gamaliel hat geschrieben:Zu overkotts "These":
Davon ist gar nichts zu halten
Ach was ...

Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta
- Berolinensis
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Re: Liturgie im Mittelalter
Genau. Vgl. auch hier, mit link zu Illustration: http://kreuzgang.org/viewtopic.php?p=346319#p346319Gamaliel hat geschrieben:Zusammenfassung aus Eisenhofer - "Liturgik":
Nach Thurston bestimmte der Bischof von Paris, Eudes de Sully (+128), daß die Hostie nach den Worten: "Hoc est enim corpus meum", so hoch emporgehoben werden sollte, daß sie von allen gesehen werde.
Sinn der Anordnung: Entscheidung einer theologischen Kontroverse. => Einige Theologen behaupteten, daß die Konsekration des Brotes erst dann vollzogen sei, wenn der Priester auch die Konsekrationsworte über den Wein gesprochen habe.
Die Anordnung des Pariser Bischofs fand bald Nachahmung in anderen Ländern.
Re: Liturgie im Mittelalter
Zum einen haben wir damit einen Hinweis auf einen Zusammenhang des Aufkommens der Gotik und der Anordnung des Bischofs von Paris.Gamaliel hat geschrieben:Zusammenfassung aus Eisenhofer - "Liturgik":
Nach Thurston bestimmte der Bischof von Paris, Eudes de Sully (+1208), daß die Hostie nach den Worten: "Hoc est enim corpus meum", so hoch emporgehoben werden sollte, daß sie von allen gesehen werde.
Sinn der Anordnung: Entscheidung einer theologischen Kontroverse. => Einige Theologen behaupteten, daß die Konsekration des Brotes erst dann vollzogen sei, wenn der Priester auch die Konsekrationsworte über den Wein gesprochen habe.
Die Anordnung des Pariser Bischofs fand bald Nachahmung in anderen Ländern.
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Zu overkotts "These":
Davon ist gar nichts zu halten. Man kann ja nicht einfach drei Worte aus einem Hymnus herausreißen und sich dann auf die Suche machen, ob in zeitlicher Nähe zur Dichtung des Hymnus irgendwo ein neuer Ritus,... eingeführt wurde zu dem man dann einen inhaltlichen Bezug herstellt.
Abgesehen davon stehen diese Worte in einem Textzusammenhang. Es heißt "et antiquum documentum novo cedat ritui". Was wäre denn bei dieser These das "antiquum documentum", das dem neuen Ritus der großen Elevation gewichen wäre?
Was "antiquum documentum" bedeuten soll, ist mehrdeutig.
Man könnte aus den Zeilen eine Präferenz für das rituelle Neuerungen herauslesen.
Das ist mir heute in der Andacht wieder in den Sinn gekommen.
Re: Liturgie im Mittelalter
Den Satz verstehe ich leider nicht. Und von welchem Zusammenhang sprichst Du? Worin besteht er, wie ist er begründet,...?overkott hat geschrieben:Zum einen haben wir damit einen Hinweis einen Zusammenhang des Aufkommens der Gotik und der Anordnung des Bischofs von Paris.
Dann lege uns doch einmal ein paar Bedeutungen (inkl. Begründung dafür) vor und wende sie jeweils auf Deine These an, damit wir darüber sprechen können.overkott hat geschrieben:Was "antiquum documentum" bedeuten soll, ist mehrdeutig.
Kannst Du das bitte ebenfalls etwas exemplifizieren!overkott hat geschrieben:Man könnte aus den Zeilen eine Präferenz für das rituelle Neuerungen herauslesen.
- cantus planus
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Re: Liturgie im Mittelalter
Da kommt nichts Sinnvolles mehr. Deshalb hatte ich den Murks schon nach der Einleitungsfrage versenkt. Aber die Kollegen hingen offenbar so an diesem Strang... 

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Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
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Re: Liturgie im Mittelalter
ad 1) Es geht um den zeitlichen Zusammenhang von Gotik und Ritus.Gamaliel hat geschrieben:Den Satz verstehe ich leider nicht. Und von welchem Zusammenhang sprichst Du? Worin besteht er, wie ist er begründet,...?overkott hat geschrieben:Zum einen haben wir damit einen Hinweis einen Zusammenhang des Aufkommens der Gotik und der Anordnung des Bischofs von Paris.
Dann lege uns doch einmal ein paar Bedeutungen (inkl. Begründung dafür) vor und wende sie jeweils auf Deine These an, damit wir darüber sprechen können.overkott hat geschrieben:Was "antiquum documentum" bedeuten soll, ist mehrdeutig.
Kannst Du das bitte ebenfalls etwas exemplifizieren!overkott hat geschrieben:Man könnte aus den Zeilen eine Präferenz für das rituelle Neuerungen herauslesen.
ad 2) Das kann man wörtlich verstehen, darin aber auch einen mehrfachen Schriftsinn erkennen.
ad 3)
Lasst uns tiefgebeugt verehren
dies erhab'ne Sakrament,
und der Brauch der alten Norm
weich' der Liturgiereform.
Frommer Glaube wird gewähren,
was der Sinn hier nicht erkennt.
Re: Liturgie im Mittelalter
Diese Übersetzung ist nun allerdings GENIAL!






"Her, denke an mui, wenn diu met duinem Ruike kümmes." (Lk 23,42)
Re: Liturgie im Mittelalter
Und man kann es wunderbar zu Beethovens Chorfantasie singen.Germanus hat geschrieben:Diese Übersetzung ist nun allerdings GENIAL!
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Re: Liturgie im Mittelalter
Oder zu Haydns Tantum ergo (Melodie der deutschen Nationalhymne)
Re: Liturgie im Mittelalter
Maurus hat geschrieben:Und man kann es wunderbar zu Beethovens Chorfantasie singen.Germanus hat geschrieben:Diese Übersetzung ist nun allerdings GENIAL!
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- Robert Ketelhohn
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Re: Liturgie im Mittelalter
ad 1): Dieser Zusammenhang besteht zweifellos.overkott hat geschrieben:ad 1) Es geht um den zeitlichen Zusammenhang von Gotik und Ritus.Gamaliel hat geschrieben:Den Satz verstehe ich leider nicht. Und von welchem Zusammenhang sprichst Du? Worin besteht er, wie ist er begründet,...?overkott hat geschrieben:Zum einen haben wir damit einen Hinweis einen Zusammenhang des Aufkommens der Gotik und der Anordnung des Bischofs von Paris.
Dann lege uns doch einmal ein paar Bedeutungen (inkl. Begründung dafür) vor und wende sie jeweils auf Deine These an, damit wir darüber sprechen können.overkott hat geschrieben:Was "antiquum documentum" bedeuten soll, ist mehrdeutig.
Kannst Du das bitte ebenfalls etwas exemplifizieren!overkott hat geschrieben:Man könnte aus den Zeilen eine Präferenz für das rituelle Neuerungen herauslesen.
ad 2) Das kann man wörtlich verstehen, darin aber auch einen mehrfachen Schriftsinn erkennen.
ad 3)
Lasst uns tiefgebeugt verehren
dies erhab'ne Sakrament,
und der Brauch der alten Norm
weich' der Liturgiereform.
Frommer Glaube wird gewähren,
was der Sinn hier nicht erkennt.
ad 2): Nein. Der Sinn ist hier völlig eindeutig. Einen Widerschein der rituellen Neuerung erkennst du aber im veneremur.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.