Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Kann diesen Unterschied jemand kurz beschreiben und Quellen von kirchlichen Autoritäten posten?
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- cantus planus
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Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Welche Quellen soll man dazu bringen? Beim Selbstmord bringt man sich um, beim Martyrium wird man um seines Glaubens willen umgebracht. Letzteres ist deutlich zu betonen: gewaltsamer Tod, um des Glaubens willen. Auch in der Kirche wird der Begriff Martyrium immer undifferenzierter verwendet.
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Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
keine Ahnung. aber da gibt es bestimmt welchecantus planus hat geschrieben:Welche Quellen soll man dazu bringen?
Nicht unbedingt. Man kann ihn auch beauftragen. Das Martyrium kann man nicht beauftragen sondern nur auf sich nehmen wenn sich die Gelegenheit ergibt.cantus planus hat geschrieben: Beim Selbstmord bringt man sich um,
http://kreuzgang.org/viewtopic.php?p=295238#p295238cantus planus hat geschrieben:beim Martyrium wird man um seines Glaubens willen umgebracht. Letzteres ist deutlich zu betonen: Tod, um des Glaubens willen. Auch in der Kirche wird der Begriff Martyrium immer undifferenzierter verwendet.
Auch du hast Probleme beim Verständnis dieser beiden Sachen.
Zuletzt geändert von Marion am Donnerstag 20. Mai 2010, 13:12, insgesamt 2-mal geändert.
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- cantus planus
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Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Nein. Nur kann man ein Martyrium selten durch Zeitungsberichte beurteilen. Wir haben das hier irgendwo mal mit den beiden im Jemen getöteten Bibelschülerinnen durchexerziert. Und wenn ich jemanden beautrage, mich zu erschießen, ist das eben kein Selbstmord, sondern Anstiftung zum Mord. Und für den Täter ist es dann Mord, bzw. Tötung auf Verlangen.Marion hat geschrieben:Auch du hast Probleme beim Verständnis dieser beiden Sachen.
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Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
opps, da warst du nun arg schnell! Hab in meinem Beitrag oben noch gewurstelt
Bei den Märtyrern in Palästina hattest du schon Probleme diese als Märtyrer zu akzeptieren.
Da gibt es so eine Grauzone die gar keine ist. Das muss mal irgendwo klar erklärt werden. Da hängt viel unseres Glaubens dran. Auch die Organspende.
Bei den Märtyrern in Palästina hattest du schon Probleme diese als Märtyrer zu akzeptieren.
Da gibt es so eine Grauzone die gar keine ist. Das muss mal irgendwo klar erklärt werden. Da hängt viel unseres Glaubens dran. Auch die Organspende.
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Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Chesterton natürlichcantus planus hat geschrieben:Welche Quellen soll man dazu bringen? Beim Selbstmord bringt man sich um, beim Martyrium wird man um seines Glaubens willen umgebracht. Letzteres ist deutlich zu betonen: gewaltsamer Tod, um des Glaubens willen. Auch in der Kirche wird der Begriff Martyrium immer undifferenzierter verwendet.

Hervorhebungen durch mich (Chesterton ist gewissermaßen eine kirchliche Autorität - durch und durch vorkonziliar, ihm wurde posthum der Titel Fidei defensor durch den Papst verliehen)der genannte, Orthodoxie, eine Hansdreichung für die Ungläubigen 2000, Eichborn S 145ff hat geschrieben:Selbstmord ist nicht einfach nur eine Sünde, es ist die Sünde schlechthin.Selbstmord ist das äußerste, absolute Übel, ist die Weigerung, Interesse am Dasein zu nehmen, die Weigerung, den Treueid auf das Leben zu leisten. Wer einen Menschen tötet, tötet einen Menschen; wer sich selbst tötet, tötet alle Menschen; im Rahmen seiner Möglichkeiten löscht er die Welt aus. Symbolisch betrachtet, ist seine Tat schlimmer als jede Vergewaltigung oder jeder Sprengstoffanschlag. Denn sie zerstört alle Gebäude, kränkt alle Frauen. Der Dieb gibt sich zufrieden mit Juwelen, der Selbstmörder tut das nicht — genau das ist sein Verbrechen. Er lässt sich nicht bestechen, nicht einmal durch das funkelnde Geschmeide des Himmlischen Jerusalem. Der Dieb huldigt den Dingen, die er stiehlt, wenn auch nicht ihrem Besitzer. Der Selbstmörder hingegen beleidigt alles auf der Welt, weil er es nicht stiehlt. Er tritt jede Blume in den Staub, weil er sich weigert, um ihretwillen am Leben zu bleiben. Es gibt kein noch so winziges Geschöpf auf Erden, das er durch seinen Tod nicht verhöhnt. Wenn jemand sich an einem Baum erhängt, müßten eigentlich die Blätter vor Zorn abfallen und die Vögel vor Wut davonfliegen, weil der Betreffende sie alle persönlich beleidigt hat. Natürlich kann es für die Tat rührende emotionale Entschuldigungen geben. Auch für Notzuchtverbrechen gibt es sie oft, und fast immer lassen sie sich bei Sprengstoffanschlägen geltend machen. [...] Den Selbstmörder abseits zu beerdigen hat seinen guten Sinn. Das Verbrechen des Selbstmörders unterscheidet sich von anderen Verbrechen — es lässt sogar Verbrechen unmöglich werden.
Etwa um die gleiche Zeit las ich das frivole Geschwätz eines Freidenkers, der salbaderte, der Selbstmörder sei nichts weiter als ein Märtyrer. Der offenkundige Trugschluß, der darin lag, half mir bei der Klärung des Problems. Dass ein Selbstmörder das genaue Gegenteil eines Märtyrers ist, liegt auf der Hand. Ein Märtyrer ist jemand, dem so viel an etwas außerhalb seiner selbst liegt, dass er darüber sein eigenes Leben vergißt. Ein Selbstmörder ist jemand, dem so wenig an den Dingen draußen liegt, dass er von alledem nichts mehr sehen und hören will. Der eine will, dass etwas anfängt; der andere will, dass alles aufhört. Mit anderen Worten, der Märtyer ist großartig, eben weil er sich (mag er auch noch so sehr der Welt entsagen und die Menschheit verwünschen) zu dieser letzten Bindung ans Leben bekennt; er hat sein Herz an etwas anderes verloren, er stirbt, damit etwas anderes lebe. Der Selbstmörder dagegen ist armselig, weil er diese Bindung ans Sein nicht hat: er ist ein bloßer Zerstörer; spirituell gesehen, zerstört er die ganze Welt.
Zuletzt geändert von Linus am Donnerstag 20. Mai 2010, 13:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
@ Marion: Ich betone nochmals: Märtyrer ist man, wenn man um des Glaubens willen einen gewaltsamen Tod erleidet. Nicht jeder Christ, der in einem zufällig muslimischen Land getötet wird, wird um seines Glaubens willen getötet. Ermordet man einen Priester, weil er Priester ist, handelt es sich um ein Martyrium. Wird ein Priester ermordert, weil er Diebe beim Einbruch ins Pfarrhaus überrascht hat, handelt es sich nicht um ein Martyrium, sondern um einen Mord.
Und eben jenen feinen Unterschied kann man den Pressemeldungen durchaus nicht immer entnehmen. Deshalb muss man mit dem in unseren Tagen inflationär gewordenen Begriff "Märtyrer" sehr vorsichtig sein. Immerhin glauben muslimische Selbstmord(!)attentäter auch, sie seien Märtyrer.
Im Übrigen bin ich nicht unfehlbar, wie ich gerade in der damaligen Diskussion betont habe. Darüber hinaus entwickele ich mich, im Gegensatz zu manch anderen, weiter. Ich sage heute Dinge, die ich vor Jahren noch anders gesehen habe, weil auch ich immer noch auf dem Weg bin, tiefer in das Geheimnis der Kirche vorzudringen.
Und eben jenen feinen Unterschied kann man den Pressemeldungen durchaus nicht immer entnehmen. Deshalb muss man mit dem in unseren Tagen inflationär gewordenen Begriff "Märtyrer" sehr vorsichtig sein. Immerhin glauben muslimische Selbstmord(!)attentäter auch, sie seien Märtyrer.
Im Übrigen bin ich nicht unfehlbar, wie ich gerade in der damaligen Diskussion betont habe. Darüber hinaus entwickele ich mich, im Gegensatz zu manch anderen, weiter. Ich sage heute Dinge, die ich vor Jahren noch anders gesehen habe, weil auch ich immer noch auf dem Weg bin, tiefer in das Geheimnis der Kirche vorzudringen.
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Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Ich rede über die Eusebius berichtet, dass sich sechs Jünglinge ohne Not zum freiwilligen Märtyrer-Tod gemeldet haben. (nicht über sternshortnews)cantus planus hat geschrieben:Und eben jenen feinen Unterschied kann man den Pressemeldungen durchaus nicht immer entnehmen. Deshalb muss man mit dem in unseren Tagen inflationär gewordenen Begriff "Märtyrer" sehr vorsichtig sein.
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Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Maximilian Kolbe war auch so wein freiwilliger Märtyrer.
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Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Wenn man in ein (beispielsweise) muslimisches Land geht, um dort das Wort Gottes zu verkünden und dort getötet wird, ist es natürlich ein Martyrium. Ich würde aber unterscheiden (und ich bin mir nicht sicher, ob meine folgende Aussage durch das Lehramt gedeckt ist. Bitte um Klärung durch Fachleute!), ob es sich um einen Missionseinsatz gehandelt hat, der zwar lebensgefährlich war, aber ein Gelingen der Mission möglich, oder ob die Gesamtsituation so gefährlich ist, dass man quasi automatisch erschossen wird, so dass von Beginn an das Scheitern der Mission sicher war. In einem solchen Falle habe ich meine Schwierigkeiten. Natürlich handelt es sich auch dann um ein Martyrium. Aber es ist m. E. auch ein fahrlässiges Wegwerfen des von Gott geschenkten Lebens, wenn man nicht geprüft hat, ob der Einsatz auch auf andere Art und Weise fruchtbringend sein konnte.Marion hat geschrieben:Ich rede über die Eusebius berichtet, dass sich sechs Jünglinge ohne Not zum freiwilligen Märtyrer-Tod gemeldet haben. (nicht über sternshortnews)cantus planus hat geschrieben:Und eben jenen feinen Unterschied kann man den Pressemeldungen durchaus nicht immer entnehmen. Deshalb muss man mit dem in unseren Tagen inflationär gewordenen Begriff "Märtyrer" sehr vorsichtig sein.
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Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Der Unterschied liegt klar in der Motivation: Beim Martyrium handelt es sich um Gottes- und Nächstenliebe. Beim Selbstmord geht es um mangelnde Eigenliebe.
Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
So einfach ist das nicht!overkott hat geschrieben:Der Unterschied liegt klar in der Motivation: Beim Martyrium handelt es sich um Gottes- und Nächstenliebe. Beim Selbstmord geht es um mangelnde Eigenliebe.
Ich kann mir nicht aus Liebe zu Gott ne Kugel in Kopf schießen und bin dann ein Martyrer. Ebenfalls ist die eigene Intension nicht nötig um Martyrer zu sein. Siehe die unschuldigen Kindlein zu Bethlehem.
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Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Selbstmord, oder jemand zum Selbstmord überreden, nicht einmal für den allerbesten Zweck den es überhaupt gibt, geht. Geschweige denn daß Selbstmord durch die gute Motivation sich zum Martyrium wandeln würde!overkott hat geschrieben:Der Unterschied liegt klar in der Motivation: Beim Martyrium handelt es sich um Gottes- und Nächstenliebe. Beim Selbstmord geht es um mangelnde Eigenliebe.
http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1919-27.htmAugustinus hat geschrieben: ... Was brauchen wir da noch die Zeit mit Ermahnungen zu vergeuden, wodurch wir die Neugetauften zu begeistern suchen für die jungfräuliche Unbeflecktheit oder für die Enthaltsamkeit des Witwenstandes oder für die eheliche Treue, wenn wir ein besseres und viel einfacheres Mittel haben, sie von aller Gefahr des Sündigens fernzuhalten, darin nämlich, daß wir alle, die wir nach der eben erlangten Sündenvergebung zu raschem Selbstmord überreden können, in gesünderer und reinerer Verfassung zum Herrn schicken? Wenn nun aber nicht etwa Unverstand, sondern geradezu Wahnsinn dazu gehört, einen solchen Weg für gangbar, diesen Rat für empfehlenswert zu halten, welche Unverfrorenheit ist es dann, einem Menschen zu sagen: „Töte dich, damit du deinen geringen Sünden nicht eine schwerere hinzufügest, wenn du unter einem Herrn lebst, der nach Art der Barbaren der Unkeuschheit fröhnt“, da man doch nur ganz frivoler Weise sagen kann: „Töte dich nach Verzeihung all deiner Sünden, damit du nicht neuerdings solche oder noch schlimmere begehst, wenn du in der Welt fortlebst, die so vielfältig mit unreiner Lust lockt, so vielfältig mit abscheulichen Grausamkeiten dräut, so vielfältig durch Irreführung und Schrecknis sich als Feindin erweist“! Weil es nun Sünde wäre, das zu sagen, so ist es folgerichtig auch Sünde, sich zu töten. Denn könnte es überhaupt einen gerechten Anlaß geben, dies freiwillig zu tun, so wäre gewiß kein Anlaß gerechter als dieser. Da aber nicht einmal er es ist, so gibt es überhaupt keinen.
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Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
St. Cyprian (19. Brief, II.) hat geschrieben:Wie gewissenlos aber, wie verderblich für die Übereiligen selbst ist es, daß manche von den Gefallenen sich beeilen, sogar den Bekennern zuvorkommen und noch vor ihnen wieder in die Kirche zu gelangen, während die Landesflüchtigen und die aus der Heimat Verbannten und ihre ganzen Habe Beraubten noch nicht zur Kirche zurückgekehrt sind! Wenn sie es gar so eilig haben, so steht ja das was sie anstreben, in ihrer eigenen Macht, da gerade die jetzige Zeit ihnen noch mehr bietet, als sie wünschen: Immer noch tobt die Schlacht, und täglich wird der Kampf noch fortgesetzt. Ist die Reue über ihr Vergehen wahrhaft und tief und ihr Glaubensfeuer gar so übermächtig, so kann ja jeder, den das Warten verdrießt, sich die Krone erringen.
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Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Ich will jetzt nicht ein neues Fass aufmachen, aber ich erlaube mir, an die seinerzeitige Diskussion anläßlich der Heiligsprechung der Hl. Teresia Benedicta a Cruce erinnern. Sie gilt ja als Martyrerin der Kirche, obwohl sie ja nicht wegen ihres katholischen Glaubens umgebracht worden ist, sondern wegen ihrer jüdischen Abstammung.
Das widerspricht ja eigentlich der Definition, wie sich auch c.p. hier angeführt hat.
Das widerspricht ja eigentlich der Definition, wie sich auch c.p. hier angeführt hat.
Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Ihre leibliche Schwester starb den gleichen Tod,gilt aber nicht als Martyrerin.Edith Stein ist m.E. nicht wegen ihres Martyrertums heiliggesprochen worden,sondern dieses Sterben war nur der Höhepunkt eines Lebens voll leidenschaftlicher Suche nach der Wahrheit und ebenso leidenschaftlicher Hingabe ,nachdem sie diese gefunden hatte.civilisation hat geschrieben:Ich will jetzt nicht ein neues Fass aufmachen, aber ich erlaube mir, an die seinerzeitige Diskussion anläßlich der Heiligsprechung der Hl. Teresia Benedicta a Cruce erinnern. Sie gilt ja als Martyrerin der Kirche, obwohl sie ja nicht wegen ihres katholischen Glaubens umgebracht worden ist, sondern wegen ihrer jüdischen Abstammung.
Das widerspricht ja eigentlich der Definition, wie sich auch c.p. hier angeführt hat.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)
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Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Das Martyrium
(vgl. Summa theologica, II-II, q.124)
Begriff:
Martyrium = Testimonium veritatis christianae per tolerantiam mortis corporalis = Bezeugung der christlichen Wahrheit durch Erduldung des körperlichen Todes
- Das Martyrium ist der höchste Akt der Tugend der Tapferkeit (= Starkmut)
- Ziel des Martyriums: Der Märtyrer will das Gut des Glaubens in unerschütterlicher Weise bewahren
- Ursache des Martyriums ist die vollkommene übernatürliche Liebe. Daher kommen Märtyrer direkt in den Himmel. (vgl. Innozenz III.: „Ein Unrecht fügt dem Gemarterten zu, wer für einen Märtyrer betet.“ [nämlich um Befreiung aus dem Fegefeuer])
Das Martyrium umfaßt also drei Elemente:
a) das wirkliche Erleiden des körperlichen Todes
b) das Erleiden des Todes, der von einem Feind zugefügt wird und zwar aus Haß gegen die christliche Wahrheit
Der Tod muß also durch jemanden zugefügt werden, der ein Feind des Glaubens oder einer christlichen Tugend ist. Keine Märtyrer im strengen Sinn sind daher jene, die:
- den Tod in Kauf nehmen bei der Betreuung schwer ansteckender Kranker
- den Tod für natürliche Wahrheiten erleiden
- den Tod wegen Häresie erlitten haben (z.B. Jan Hus)
- sich selbst töten, um sich vor Verfehlungen gegen irgendeine christliche Tugend zu bewahren (z.B. um sich selbst vor der Verleugnung des Glaubens zu bewahren)
c) die freiwillige Annahme des Todes
Da das Martyrium ein Tugendakt ist und Tugendakte vom Willen ausgehen, muß auch das Martyrium freiwillig angenommen werden.
Aus Glaubenshaß getötete Kleinkinder sind wahre Märtyrer. Die Einwilligung wird bei ihnen durch eine besondere Gnade ersetzt.
Einige Hindernisse, die die Anerkennung des Martyriums verhindern:
1. Widerstandsleistung
Der Märtyrer nimmt den Tod freiwillig an, ohne Widerstand zu leisten. Wer dem Angreifer widersteht, sich in einen Kampf mit ihm einläßt und stribt, kann nicht als Märtyrer bezeichnet werden (wohl aber als Streiter für Christus und seine Religion).
2. Flucht vor den Verfolgern
Bischöfen und Seelsorgern deren Ausharren zur Stärkung der ihnen anvertrauten Gläubigen nötig ist, ist die Flucht verboten (Joh 10,11f).
(vgl. Summa theologica, II-II, q.124)
Begriff:
Martyrium = Testimonium veritatis christianae per tolerantiam mortis corporalis = Bezeugung der christlichen Wahrheit durch Erduldung des körperlichen Todes
- Das Martyrium ist der höchste Akt der Tugend der Tapferkeit (= Starkmut)
- Ziel des Martyriums: Der Märtyrer will das Gut des Glaubens in unerschütterlicher Weise bewahren
- Ursache des Martyriums ist die vollkommene übernatürliche Liebe. Daher kommen Märtyrer direkt in den Himmel. (vgl. Innozenz III.: „Ein Unrecht fügt dem Gemarterten zu, wer für einen Märtyrer betet.“ [nämlich um Befreiung aus dem Fegefeuer])
Das Martyrium umfaßt also drei Elemente:
a) das wirkliche Erleiden des körperlichen Todes
b) das Erleiden des Todes, der von einem Feind zugefügt wird und zwar aus Haß gegen die christliche Wahrheit
Der Tod muß also durch jemanden zugefügt werden, der ein Feind des Glaubens oder einer christlichen Tugend ist. Keine Märtyrer im strengen Sinn sind daher jene, die:
- den Tod in Kauf nehmen bei der Betreuung schwer ansteckender Kranker
- den Tod für natürliche Wahrheiten erleiden
- den Tod wegen Häresie erlitten haben (z.B. Jan Hus)
- sich selbst töten, um sich vor Verfehlungen gegen irgendeine christliche Tugend zu bewahren (z.B. um sich selbst vor der Verleugnung des Glaubens zu bewahren)
c) die freiwillige Annahme des Todes
Da das Martyrium ein Tugendakt ist und Tugendakte vom Willen ausgehen, muß auch das Martyrium freiwillig angenommen werden.
Aus Glaubenshaß getötete Kleinkinder sind wahre Märtyrer. Die Einwilligung wird bei ihnen durch eine besondere Gnade ersetzt.
Einige Hindernisse, die die Anerkennung des Martyriums verhindern:
1. Widerstandsleistung
Der Märtyrer nimmt den Tod freiwillig an, ohne Widerstand zu leisten. Wer dem Angreifer widersteht, sich in einen Kampf mit ihm einläßt und stribt, kann nicht als Märtyrer bezeichnet werden (wohl aber als Streiter für Christus und seine Religion).
2. Flucht vor den Verfolgern
Bischöfen und Seelsorgern deren Ausharren zur Stärkung der ihnen anvertrauten Gläubigen nötig ist, ist die Flucht verboten (Joh 10,11f).
- lifestylekatholik
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Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Das würde bedeuten, Organspender sind nicht per se Märtyrer, da es den wenigsten darum geht, »das Gut des Glaubens in unerschütterlicher Weise zu bewahren«.Gamaliel hat geschrieben:- Ziel des Martyriums: Der Märtyrer will das Gut des Glaubens in unerschütterlicher Weise bewahren
[...]
Das Martyrium umfaßt also drei Elemente:
a) das wirkliche Erleiden des körperlichen Todes
b) das Erleiden des Todes, der von einem Feind zugefügt wird und zwar aus Haß gegen die christliche Wahrheit
Die allermeisten Organspender sind wohl nicht der Meinung, dass ihnen der Tod durch die Ärzte zugefügt wird.
Dass Ärzte den Patienten den Tod »aus Hass gegen die christliche Wahrheit« zufügen, kann ebenfalls nicht wirklich angenommen werden.
Um ein Martyrium (im strengen Sinne) handelt es sich also bei der Organspende nicht. Aber ob es Selbstmord ist?
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«
Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Ja, richtig. Organspende und Martyrium haben gar nichts miteinander zu tun.lifestylekatholik hat geschrieben:Um ein Martyrium (im strengen Sinne) handelt es sich also bei der Organspende nicht.
Mir ist kein Zusammenhang zwischen der gewaltsamen Entnahme von Organen und dem Glauben bzw. einer christlichen Tugend bekannt/vorstellbar oder anders gesagt, niemand entnimmt Organe aus Haß gegen den Glauben.
- Berolinensis
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Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
@ Gamaliel:
Das ist klar. Von den Proponenten der Organspende wurde auch kein echtes Martyrium in Anspruch genommen, sondern behauptet, der Organspender, der willig seinen Tod in Kauf nehme (mal unterstellt, das wäre der Fall; praktisch dürfte dies in den seltensten Fällen zutreffen), opfere sein Leben auf, um ein anderes zu retten; dies müsse moralisch zulässig, ja sogar tugendhaft sein. Das muß im Ergebnis falsch sein, zumal ja die Kirche diesbezüglich - wie mehrfach festgestellt - ausdrücklich lehrt, Organspende dürfe nur ex cadavere erfolgen. Es gelingt mir allerdings im Moment nicht sicher, meinen Finger in die Wunde zu legen, wo der Grundfehler der Argumentation der Proponenten liegt.
Könnte man sagen, da durch die Entnahme eines lebensnotwendigen Organs der eigene Tod nicht nur als Möglichkeit in Kauf genommen, sondern sicher herbeigeführt wird, handelt es sich nicht um einen Fall indirekten, sondern direkten Selbstmords? Direkter Selbstmord aber ist als direkter Verstoß gegen die Herrschaft Gottes über unser Leben - bis auf den seltenen Ausnahmefall im Leben mancher Heiliger, bei denen gesagt wird, Gott selbst habe ihnen sicher zu erkennen gegeben, daß sie zur Beschleunigung des Martyriums den Tod selbst suchen dürften - stets unerlaubt.
Das ist klar. Von den Proponenten der Organspende wurde auch kein echtes Martyrium in Anspruch genommen, sondern behauptet, der Organspender, der willig seinen Tod in Kauf nehme (mal unterstellt, das wäre der Fall; praktisch dürfte dies in den seltensten Fällen zutreffen), opfere sein Leben auf, um ein anderes zu retten; dies müsse moralisch zulässig, ja sogar tugendhaft sein. Das muß im Ergebnis falsch sein, zumal ja die Kirche diesbezüglich - wie mehrfach festgestellt - ausdrücklich lehrt, Organspende dürfe nur ex cadavere erfolgen. Es gelingt mir allerdings im Moment nicht sicher, meinen Finger in die Wunde zu legen, wo der Grundfehler der Argumentation der Proponenten liegt.
Könnte man sagen, da durch die Entnahme eines lebensnotwendigen Organs der eigene Tod nicht nur als Möglichkeit in Kauf genommen, sondern sicher herbeigeführt wird, handelt es sich nicht um einen Fall indirekten, sondern direkten Selbstmords? Direkter Selbstmord aber ist als direkter Verstoß gegen die Herrschaft Gottes über unser Leben - bis auf den seltenen Ausnahmefall im Leben mancher Heiliger, bei denen gesagt wird, Gott selbst habe ihnen sicher zu erkennen gegeben, daß sie zur Beschleunigung des Martyriums den Tod selbst suchen dürften - stets unerlaubt.
Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Der Selbstmord
(vgl. Summa theologica, II-II, q.64, a.5)
1. Unterscheidung:
- occisio directa: der Tod selbst ist gewollt und folgt unmittelbar aus der freiwillig gesetzten Handlung => Ziel der Handlung (finis operis) und Absicht des Handelnden (finis operantis) sind die Selbsttötung
- occisio indirecta: der Tod selbst ist nicht gewollt er folgt aber der vorgenommenen Handlung indirekt, insofern diese (direkt) eine Situation äußerster Todesgefahr herbeiführt => weder das Ziel der Handlung (finis operis), noch die Absicht des Handelnden (finis operantis) sind auf den Tod ausgerichtet
2. Regeln
a) Die direkte Tötung seiner selbst ist eine schwere Sünde, wenn es auf eigene Autorität hin geschieht. Sie ist nämlich:
- gegen das positive göttliche Recht: 5. Gebot (Ex 20, 13; Dt 32, 39; Sap 16, 13; Röm 14, 7)
- gegen das Naturrecht:
* gegen die natürliche und übernatürliche Liebe seiner selbst;
* gegen die Gerechtigkeit gegenüber der Gesellschaft, deren Glied man ist;
* gegen die Gerechtigkeit Gott gegenüber, dem der Mensch gehört;
Sonderfälle:
- Erlaubt wäre es, auf göttliche Autorität hin sich direkt zu töten (hll. Appolonia, Pelagia, Sophronia)
- Ein vom Staat rechtmäßig gefälltes Todesurteil im Auftrage des Staates an sich selbst zu vollziehen, ist wahrscheinlich erlaubt (entgegengesetzter Meinung ist jedoch der hl. Alphons!).
b) Die indirekte Tötung seiner selbst ist an sich ebenfalls verboten und schwer sündhaft, kann aber per accidens aus einem entsprechend schwerwiegenden Grunde erlaubt, d.h. nicht sündhaft, sein.
Indirekt tötet jemand sich selbst, wenn er den Tod zwar durchaus nicht beabsichtigt, aber mit Wissen und Willen eine Handlung setzt, aus der nicht nur die beabsichtigte gute Wirkung, sondern auch der Tod folgt. Der Tod wird also nicht beabsichtigt, sondern „nur“ zugelassen!
3. Anwendungsbeispiele:
a) Es ist erlaubt sich indirekt zu töten, um einen sicheren und grausamen Tod zu meiden, d.h. man darf sich unter solchen Umständen der höchsten Todesgefahr aussetzen (vgl. hl. Alphons, Theologia morlis, l.3, n. 367)
So darf man sich etwa von einem hohen Punkt herabstürzen, um dem Feuertod zu entgehen, jedenfalls wenn noch irgendeine Hoffnung besteht, dem Tod zu entgehen. (Die Lösung dieses Grenzfalls erfolgt mittels den - in einem anderen Thread schon erwähnten - Regeln des voluntarium in causa.)
b) Es ist im Krieg erlaubt, ein Festungswerk oder ein Schiff in die Luft zu sprengen, um dem Feind zu schaden, auch wenn man voraussieht, daß man dabei selbst den Tod findet (vgl. Ri 16,23ff.: Samson).
4. Zusatzbemerkung:
Es wäre eine schwere Sünde, wenn man sich ohne hinreichenden Grund einer Lebensgefahr oder einer bedeutenden Verkürzung der Lebenszeit aussetzte.
Ein solch hinreichender Grund („causa proportionaliter gravis“) liegt etwa beim Soldaten vor, der im Schlachtgetümmel für das Allgemeinwohl einsteht, oder auch beim Missionar, der sich unter Todesgefahr in entfernte und gesundheitsgefährdende Regionen begibt, um dort das hohe Gut des Glaubens zu verbreiten.
(vgl. Summa theologica, II-II, q.64, a.5)
1. Unterscheidung:
- occisio directa: der Tod selbst ist gewollt und folgt unmittelbar aus der freiwillig gesetzten Handlung => Ziel der Handlung (finis operis) und Absicht des Handelnden (finis operantis) sind die Selbsttötung
- occisio indirecta: der Tod selbst ist nicht gewollt er folgt aber der vorgenommenen Handlung indirekt, insofern diese (direkt) eine Situation äußerster Todesgefahr herbeiführt => weder das Ziel der Handlung (finis operis), noch die Absicht des Handelnden (finis operantis) sind auf den Tod ausgerichtet
2. Regeln
a) Die direkte Tötung seiner selbst ist eine schwere Sünde, wenn es auf eigene Autorität hin geschieht. Sie ist nämlich:
- gegen das positive göttliche Recht: 5. Gebot (Ex 20, 13; Dt 32, 39; Sap 16, 13; Röm 14, 7)
- gegen das Naturrecht:
* gegen die natürliche und übernatürliche Liebe seiner selbst;
* gegen die Gerechtigkeit gegenüber der Gesellschaft, deren Glied man ist;
* gegen die Gerechtigkeit Gott gegenüber, dem der Mensch gehört;
Sonderfälle:
- Erlaubt wäre es, auf göttliche Autorität hin sich direkt zu töten (hll. Appolonia, Pelagia, Sophronia)
- Ein vom Staat rechtmäßig gefälltes Todesurteil im Auftrage des Staates an sich selbst zu vollziehen, ist wahrscheinlich erlaubt (entgegengesetzter Meinung ist jedoch der hl. Alphons!).
b) Die indirekte Tötung seiner selbst ist an sich ebenfalls verboten und schwer sündhaft, kann aber per accidens aus einem entsprechend schwerwiegenden Grunde erlaubt, d.h. nicht sündhaft, sein.
Indirekt tötet jemand sich selbst, wenn er den Tod zwar durchaus nicht beabsichtigt, aber mit Wissen und Willen eine Handlung setzt, aus der nicht nur die beabsichtigte gute Wirkung, sondern auch der Tod folgt. Der Tod wird also nicht beabsichtigt, sondern „nur“ zugelassen!
3. Anwendungsbeispiele:
a) Es ist erlaubt sich indirekt zu töten, um einen sicheren und grausamen Tod zu meiden, d.h. man darf sich unter solchen Umständen der höchsten Todesgefahr aussetzen (vgl. hl. Alphons, Theologia morlis, l.3, n. 367)
So darf man sich etwa von einem hohen Punkt herabstürzen, um dem Feuertod zu entgehen, jedenfalls wenn noch irgendeine Hoffnung besteht, dem Tod zu entgehen. (Die Lösung dieses Grenzfalls erfolgt mittels den - in einem anderen Thread schon erwähnten - Regeln des voluntarium in causa.)
b) Es ist im Krieg erlaubt, ein Festungswerk oder ein Schiff in die Luft zu sprengen, um dem Feind zu schaden, auch wenn man voraussieht, daß man dabei selbst den Tod findet (vgl. Ri 16,23ff.: Samson).
4. Zusatzbemerkung:
Es wäre eine schwere Sünde, wenn man sich ohne hinreichenden Grund einer Lebensgefahr oder einer bedeutenden Verkürzung der Lebenszeit aussetzte.
Ein solch hinreichender Grund („causa proportionaliter gravis“) liegt etwa beim Soldaten vor, der im Schlachtgetümmel für das Allgemeinwohl einsteht, oder auch beim Missionar, der sich unter Todesgefahr in entfernte und gesundheitsgefährdende Regionen begibt, um dort das hohe Gut des Glaubens zu verbreiten.
- lifestylekatholik
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Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Wieso ist Maximilian Kolbe dann Märtyrer? Haben ihm seine Mörder den Tod aus Hass gegen den christlichen Glauben zugefügt?
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«
Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Sind daher Extremsportarten verboten?
Linus, unsportlich, dennoch aber Weltmeister in der Kühlschrank-PC Distanz
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Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Das kann wohl pauschal nicht sagen, aber bei jenen Sportarten, wo man sich (ohne entsprechend schweren Grund und der ist bei Freizeitbeschäftigungen, Gelderwerb,... sicher nicht gegeben) der unmittelbaren Lebensgefahr aussetzt, sündigt man objektiv sicher schwer.Linus hat geschrieben:Sind daher Extremsportarten verboten?
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Gratulation zum inoffiziellen Titel!

Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Das liest sich aus heutiger Sicht wie eine eindeutige Rechtfertigung von Selbstmordattentaten. Findest Du nicht?Gamaliel hat geschrieben:3. Anwendungsbeispiele:
b) Es ist im Krieg erlaubt, ein Festungswerk oder ein Schiff in die Luft zu sprengen, um dem Feind zu schaden, auch wenn man voraussieht, daß man dabei selbst den Tod findet (vgl. Ri 16,23ff.: Samson).

Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Nein, eigentlich nicht. Im erwähnten Beispiel ist erstens ein Kriegszustand vorausgesetzt und zweitens selbstverständlich auch ein gerechter Krieg (also hauptsächlich ein Verteidigungskrieg).taddeo hat geschrieben:Das liest sich aus heutiger Sicht wie eine eindeutige Rechtfertigung von Selbstmordattentaten. Findest Du nicht?Gamaliel hat geschrieben:3. Anwendungsbeispiele:
b) Es ist im Krieg erlaubt, ein Festungswerk oder ein Schiff in die Luft zu sprengen, um dem Feind zu schaden, auch wenn man voraussieht, daß man dabei selbst den Tod findet (vgl. Ri 16,23ff.: Samson).
Ein Selbstmordattentäter befindet sich höchstens in einer Art "Privatkrieg" und gerecht ist seine Angriffshandlung (gegen Unschuldige) objektiv auch nicht. (Wie er die Dinge subjektiv sieht und rechtfertigt, ist irrelevant.)
- Berolinensis
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Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Würdest du also zustimmen, daß der geschilderte Fall der "Organspende" direkte Selbsttötung ist?Gamaliel hat geschrieben:Der Selbstmord
(vgl. Summa theologica, II-II, q.64, a.5)
1. Unterscheidung:
- occisio directa: der Tod selbst ist gewollt und folgt unmittelbar aus der freiwillig gesetzten Handlung => Ziel der Handlung (finis operis) und Absicht des Handelnden (finis operantis) sind die Selbsttötung
- occisio indirecta: der Tod selbst ist nicht gewollt er folgt aber der vorgenommenen Handlung indirekt, insofern diese (direkt) eine Situation äußerster Todesgefahr herbeiführt => weder das Ziel der Handlung (finis operis), noch die Absicht des Handelnden (finis operantis) sind auf den Tod ausgerichtet
2. Regeln
a) Die direkte Tötung seiner selbst ist eine schwere Sünde, wenn es auf eigene Autorität hin geschieht. Sie ist nämlich:
- gegen das positive göttliche Recht: 5. Gebot (Ex 20, 13; Dt 32, 39; Sap 16, 13; Röm 14, 7)
- gegen das Naturrecht:
* gegen die natürliche und übernatürliche Liebe seiner selbst;
* gegen die Gerechtigkeit gegenüber der Gesellschaft, deren Glied man ist;
* gegen die Gerechtigkeit Gott gegenüber, dem der Mensch gehört;
Sonderfälle:
- Erlaubt wäre es, auf göttliche Autorität hin sich direkt zu töten (hll. Appolonia, Pelagia, Sophronia)
- Ein vom Staat rechtmäßig gefälltes Todesurteil im Auftrage des Staates an sich selbst zu vollziehen, ist wahrscheinlich erlaubt (entgegengesetzter Meinung ist jedoch der hl. Alphons!).
b) Die indirekte Tötung seiner selbst ist an sich ebenfalls verboten und schwer sündhaft, kann aber per accidens aus einem entsprechend schwerwiegenden Grunde erlaubt, d.h. nicht sündhaft, sein.
Indirekt tötet jemand sich selbst, wenn er den Tod zwar durchaus nicht beabsichtigt, aber mit Wissen und Willen eine Handlung setzt, aus der nicht nur die beabsichtigte gute Wirkung, sondern auch der Tod folgt. Der Tod wird also nicht beabsichtigt, sondern „nur“ zugelassen!
3. Anwendungsbeispiele:
a) Es ist erlaubt sich indirekt zu töten, um einen sicheren und grausamen Tod zu meiden, d.h. man darf sich unter solchen Umständen der höchsten Todesgefahr aussetzen (vgl. hl. Alphons, Theologia morlis, l.3, n. 367)
So darf man sich etwa von einem hohen Punkt herabstürzen, um dem Feuertod zu entgehen, jedenfalls wenn noch irgendeine Hoffnung besteht, dem Tod zu entgehen. (Die Lösung dieses Grenzfalls erfolgt mittels den - in einem anderen Thread schon erwähnten - Regeln des voluntarium in causa.)
b) Es ist im Krieg erlaubt, ein Festungswerk oder ein Schiff in die Luft zu sprengen, um dem Feind zu schaden, auch wenn man voraussieht, daß man dabei selbst den Tod findet (vgl. Ri 16,23ff.: Samson).
4. Zusatzbemerkung:
Es wäre eine schwere Sünde, wenn man sich ohne hinreichenden Grund einer Lebensgefahr oder einer bedeutenden Verkürzung der Lebenszeit aussetzte.
Ein solch hinreichender Grund („causa proportionaliter gravis“) liegt etwa beim Soldaten vor, der im Schlachtgetümmel für das Allgemeinwohl einsteht, oder auch beim Missionar, der sich unter Todesgefahr in entfernte und gesundheitsgefährdende Regionen begibt, um dort das hohe Gut des Glaubens zu verbreiten.
Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Ich schaffe leider nicht alles auf einmal.Berolinensis hat geschrieben:Würdest du also zustimmen, daß der geschilderte Fall der "Organspende" direkte Selbsttötung ist?


Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Diese Frage kann ich nicht beantworten, da ich den Fall nicht hinreichend genau kenne (weder aus der Lebensgeschichte, noch aus den kirchlichen Äußerungen).lifestylekatholik hat geschrieben:Wieso ist Maximilian Kolbe dann Märtyrer? Haben ihm seine Mörder den Tod aus Hass gegen den christlichen Glauben zugefügt?
Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Wenn sich in Afghanistan ein Taliban neben einer Militärpatrouille in die Luft sprengt, um damit NATO-Soldaten zu töten, wird er genau die genannten Argumente bringen: Kriegszustand, gerechter Verteidigungskrieg gegen Besatzungsmächte.Gamaliel hat geschrieben:Nein, eigentlich nicht. Im erwähnten Beispiel ist erstens ein Kriegszustand vorausgesetzt und zweitens selbstverständlich auch ein gerechter Krieg (also hauptsächlich ein Verteidigungskrieg).taddeo hat geschrieben:Das liest sich aus heutiger Sicht wie eine eindeutige Rechtfertigung von Selbstmordattentaten. Findest Du nicht?Gamaliel hat geschrieben:3. Anwendungsbeispiele:
b) Es ist im Krieg erlaubt, ein Festungswerk oder ein Schiff in die Luft zu sprengen, um dem Feind zu schaden, auch wenn man voraussieht, daß man dabei selbst den Tod findet (vgl. Ri 16,23ff.: Samson).
Ein Selbstmordattentäter befindet sich höchstens in einer Art "Privatkrieg" und gerecht ist seine Angriffshandlung (gegen Unschuldige) objektiv auch nicht. (Wie er die Dinge subjektiv sieht und rechtfertigt, ist irrelevant.)
Daß er ein Moslem ist und nicht ein Christ, dürfte ja eigentlich für die abstrakte moraltheologische Definition keine Rolle spielen, es sei denn, diese Definition gilt nur für Christen. Dann könnte sie aber keine Allgemeingültigkeit mehr beanspruchen.
- Berolinensis
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Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Alles klar - ultra posse nemo teneturGamaliel hat geschrieben:Ich schaffe leider nicht alles auf einmal.Berolinensis hat geschrieben:Würdest du also zustimmen, daß der geschilderte Fall der "Organspende" direkte Selbsttötung ist?Hier ging's mal um die Frage Martyrium und Selbstmord. Zur Frage der Organspendung gebe ich meinen Senf dann gelegentlich im entsprechenden Thread ab.

Re: Der Unterschied zwischen Selbstmord und Martyrium
Eigentlich müßte man die Organspende nach dieser Auflistung unter die "indirekte Selbsttötung" einreihen, denke ich. Man beabsichtigt den Tod nicht (weil man - zurecht oder zumindest fälschlich - davon ausgeht, daß man ja dann eh schon "tot" ist, wie es einem die Transplantationsmedizin erklärt), sondern setzt wissent- und willentlich eine Handlung (die Zustimmung zur Organspende), aus der sowohl die beabsichtigte gute Wirkung (Organspende) als auch der eigene Tod folgt (falls er nicht schon vorher eingetreten ist). "Der Tod wird also nicht beabsichtigt, sondern nur zugelassen."Berolinensis hat geschrieben:Würdest du also zustimmen, daß der geschilderte Fall der "Organspende" direkte Selbsttötung ist?Gamaliel hat geschrieben:Der Selbstmord
(vgl. Summa theologica, II-II, q.64, a.5)
2. Regeln
b) Die indirekte Tötung seiner selbst ist an sich ebenfalls verboten und schwer sündhaft, kann aber per accidens aus einem entsprechend schwerwiegenden Grunde erlaubt, d.h. nicht sündhaft, sein.
Indirekt tötet jemand sich selbst, wenn er den Tod zwar durchaus nicht beabsichtigt, aber mit Wissen und Willen eine Handlung setzt, aus der nicht nur die beabsichtigte gute Wirkung, sondern auch der Tod folgt. Der Tod wird also nicht beabsichtigt, sondern „nur“ zugelassen!