Peter hat geschrieben:Die (=die Gefühle) sind gut und schön und nett, aber erst, wenn sie mich zu Reue, Buße und zu geistlichem leben bewegen, beginnen sie, Münze zu werden.
Hallo Peter,
ignatianisch muß gesagt werden, nicht die Schönheit oder die Art der Gefühle sind entscheidend, sondern eher, ob diese Gefühle mich zu Gott führen. Da hast Du es richtig gesehen. Aber es ist auch nicht die Reue an sich, woran man es messen kann, sondern vielmehr hängt die Wahrheit mit dran, und was mich wirklich, also nicht nur äußerlich, zu Gott führt.
Es gab eine Situation, in der Ignatius sich immer wieder gedrängt fühlte, die bereits gebeichteten Sünden nochmals zu beichten, die Traurigkeit ihn dazu führte, daß er um sich kreiste. Er kam zu dem Schluß, daß diese Reuegefühle nicht von Gott waren, also hat er sie in dieser Situation nicht mehr beachtet.
Es kann also eine Traurigkeit geben, die mich von Gott wegführt, und eine, die mich näher zu ihm bringt. Es gibt die Glückseligkeitsgefühle, die mich weg von Gott führen, und es gibt welche, die mich ins Gebet und in die Dankbarkeit führen.
Die alleinige Tatsache, daß sich jemand zum zölibatären Leben berufen fühlt, kann ein Anzeichen sein, daß jemand tatsächlich berufen ist; das Gefühl alleine ist nicht das Kriterium sondern nur eines unter vielen. Vielleicht ist das nur Verklemmung zur Berufung in die Ehe. Das alles heraus zu klären, das ist oft ein langwieriger Prozeß, bei dem allerdings die Freiheit wirklich von Herzen wollen muß. Aus all dem folgt, daß je folgenreicher eine Eingebung, ein Gefühls oder eine persönliche Offenbarung ist, umso mehr an Sorgfalt bedarf es Unterscheidung der Geister.
Gelten muß, was mich zur Sünde führt, oder was häretisch ist, und - ich füge hinzu - was der Vernunft widerspricht anstatt daß es sie übersteigt, das kommt nicht von Gott. Ein evangelischer Pastor bekam eine Eingebung, er solle die Frau soundso heiraten, obwohl er bereits verheiratet war, führte dazu, daß er sich scheiden ließ, die andere heiratete und schließlich sein Amt verlor. Dieser Impuls war klar nicht von Gott. Oder da fordern manche das Dogma der Miterlöserschaft Mariens, obwohl der Begriff äußerst mißverständlich und mehrdeutig ist, am Rande der Häresie liegt. Jemand will unbedingt Chirurg werden, obwohl er Angst vor dem Blut hat. Wie gut, daß wir so jemand wie Ignatius haben, der ein paar Kriterien aufgeschrieben hat, die eine Hilfe zur Unterscheidung sein können.
Das Gefühl an sich ist jedenfalls nicht das alleinige Kriterium, da hast Du Recht.
Gottes Segen,
Carlos
