(Antwort auf ein Posting in
Jungfrauenweihe)
Dirk hat geschrieben:Anastasis hat geschrieben:
Dann lieber die physiologische Realität ausklammern, nicht wahr?
Was ist denn die physiologische Realität bei der Geburt Jesu? Und was ist die physiologische Realität bei der Empfängnis Jesu? Und schließlich: Was ist denn die physiologische Realität bei der Auferstehung Jesu?
Lieber Dirk, ich seh das so:
Da ist Maria - ein Mensch, frei von Erbsünde, der sagt ja zu Gott. Eine Jungfrau in jedem Sinne.
Die jungfräuliche Empfängnis ist ein einmaliges, gottgewirktes Wunder. Ich sehe da Problem. Aber nachdem erst mal empfangen ist, spielt sich bis zum Tod dessen, der da empfangen wird, alles im "menschlichen Bereich" ab. Dieses Leben, und ebenso das seiner Mutter, ist all dem unterworfen (Schmerz, Krankheit, Angst, Versuchung, Tod), dem menschliches Leben nun mal unterworfen ist.
Von da an sind da zwei Menschen. Beide frei von Erbsünde. Aber - Menschen. Der eine, frisch empfangene, zugleich Gott. Aber in allem (allem!) uns gleich, außer der Sünde.
Warum die Geburt anders verlaufen sollte als bei anderen Menschen, erschließt sich mir nicht. Warum ohne Schmerzen? Warum, ohne das Hymen der Mutter zu beschädigen?
Der Mensch, der da geboren wird, wird sterben, und zwar auf grausame Art. Bis dahin wird er ein Menschenleben leben, in dem ihm nichts erspart bleibt. Warum sollte seiner Mutter die Normalität der Geburt erspart geblieben sein?
Die Auferstehung ist, ebenso wie die jungfräuliche Empfängnis, ein Geschehen jenseits dessen, was rein menschlich ist. Beides gehört in eine völlig andere Kategorie als die Geburt. In beiden Fällen
muß die physiologische Realität
um unseres Heiles Willen außer Kraft gesetzt werden. Bei der Geburt Jesu hängt unser Heil wohl weder an der Schmerzlosigkeit Mariens noch an der Unverletztheit ihres Hymens.
Wenn man vom Moment nach der Empfängnis bis zum Tod Jesu irgendwelche "Vorrechte" für ihn reklamiert, oder solche Vorrechte für den Menschen Maria, wo ihnen irgendetwas Menschliches erspart geblieben sei - da frage ich mich, ob man die Menschwerdung ernstnimmt.
Insbesondere all diese Konstruktionen: "das und das ist Folge der Sünde, also ist es Maria erspart geblieben" - das ist für mich extrem fragwürdig. Wer sagt denn, daß "frei sein von Erbsünde" zugleich heißt, aus den Bedingungen, unter denen die gefallene Menschheit als ganze lebt, herausgenommen zu sein? Ist Jesus der Schmerz erspart worden? Der Tod? Nein. Warum dann seiner Mutter?
Und ich frage mich halt wirklich, warum sich die Bibel für all diese frommen Legenden so überhaupt nicht interessiert hat... Da ist wichtig, daß Maria, als sie Jesus empfing, Jungfrau war -
sonst nichts. Die Bibel erlaubt sich sogar die Rede von den Brüdern und Schwestern Jesu, die mit Maria zusammen auftauchenl, ohne klarzustellen, daß es sich selbstverständlich nicht um ihre leiblichen Kinder gehandelt hat, weil sie ja lebenslang Jungfrau war. So wichtig nimmt die Bibel das Thema. Und genauso wichtig ist es auch für mich. Da ändern auch das Protevangelium Jacobi und die Kirchenväter nichts dran.