Bernado hat geschrieben:Gamaliel hat geschrieben:Was die "neuen Theologen" machen ist völlig irrelevant für die thomistische Methode. Es geht um Erkenntnis der Wirklichkeit und um Wahrheit und nicht um Beifall einer möglichst großen Anzahl von Menschen. Wir haben diese Frage schon öfters angeschnitten. Wenn es um die Zustimmung, Akzeptanz,... zu gewissen Lehren ginge, dann müßten wir als erstes die 1 Gebote abschaffen.
Das ist eine ärgerliche Unterstellung.
Nö, das ist eine zurückhaltende Beschreibung der Wirklichkeit (vgl. dazu auch "Humani generis" und den verlinkten Text von Garrigou-Lagrange).
Bernado hat geschrieben:Natürlich kann es der Theologie nicht darum gehen, billig um Mehrheiten zu werben. Aber wenn sie weithin nicht mehr verstanden wird - auch innerhalb der eigenen Reihern - muß sie sich die Frage stellen, inwieweit ihre Verfahren und ihre Sprache noch geeignet sind, Menschen, die ja immer in einer konkreten Zeitund unter konkreten Umständen leben, an-zu-sprechen.
1. Sie wird verstanden, von denen die verstehen wollen. Als aktueller Beleg mögen die "Tradis" dienen, aber auch universitäre Institute, die sich dem Thomismus wieder zuwenden. Ein grundsätzliches Problem liegt also nicht vor.
2. Aufgabe des Lehrers ist es nicht sich dem Bildungsstand des Schülers anzugleichen, sondern diesen auf den Stand des Lehrers zu heben. Anknüpfungspunkt ist natürlich das Niveau des Schülers, aber dann geht's bergauf. Bei bildungsresistenten und -unwilligen Schülern, vermag natürlich auch der beste Lehrer nichts auszurichten. - Wer von der Scholastik nichts hören will, kann leicht die Schuld auf ihre angebliche Ungeeignetheit für die Gegenwart schieben.
3. Das wichtigste Zeugnis liefert aber das Lehramt. Dieses hält - in völliger Kenntnis der modernen Wissenschaft und der Auszubildenden - die Methode des hl. Thomas für hervorragend geeignet (explizit jedenfalls bis zum II. Vatikanum bzw. zum neuen Kodex des Kirchenrechts). Wer der Meinung ist, besser als das Lehramt selbst zu wissen nach welchen Grundsätzen die Ausbildung zu erfolgen hat und zwangsläufig einer Hermeneutik des Bruchs das Wort redet, der wird für sich freilich zu anderen Ergebnissen kommen. Das ist als Privatmeinung nicht weiter tragisch, sollte aber offen zugegeben werden (Msgr. Henrici u.a. tun dies dann ja auch offen).
Bernado hat geschrieben:Der von vielen (Neo)Scholastikern immer noch vorgetragene Alleindeutungsanspruch ist nicht nur ärgerlich, sondern auch völlig unbegründbar. Der Glaube wurde 12 Jahre lang ohne diese Methode gepredigt, begründet und geglaubt. Die Kirchenväter kamen gänzlich ohne aus, und im Osten konnte sie bis heute nicht Fuß fassen. Als sich in Europa unter dem Einfluss der beginnenden Technisierung (und Kapitalisierung) des Lebens neue Denkweisen ausbreiteten, kam die Wiedergewinung der antiken Meta-Physik gerade recht für die Bedürfnisse dieser Zeit - überzeitliche Allein-Gültigkeit läßt sich daraus nicht ableiten. (Womit ich nicht gesagt haben möchte, daß ich die seit Jahrzehnten herrschende Verweisung der Scholastik in den Rang des kaum noch geduldeten unterstütze). Aber wenn die Scholastik nicht imstande ist, die Menschen von heute in ihrer Sprache anzusprechen, sollte sie zumindest den Verstand aufbringen, anderen, nicht auf Häresie abzielenden Versuchen von vornherein die Legitimität abzusprechen oder sie - wie hier an manchen Ausführungen über die Theologie Ratzingers zu beobachten - von vornherein unter eine Art Generalverdacht zu stellen.
Die Kirchenväter waren dem gleichen Realismus verpflichtet, wie die Scholastiker. Dieser Realismus in der Metaphysik,... ist nunmehr einem primitiven Personalismus und Pragmatismus gewichen. Das ist zwar in gewissem Sinn auch ein "Realismus", nämlich einer der sich mit der gesellschaftlichen Situation gemein macht, er hat aber mit dem philosophischen Realismus nichts zu tun.
(Im übrigen sind die Kirchenväter auch ohne medizinisch Intensivstationen ausgekommen und in manchen Gegenden gibt es diese bis heute nicht und dennoch werden sie gegenwärtig und zukünftig als medizinischer Standard (evtl. weiterentwickelt) erhalten bleiben. Es gibt natürlich Anhänger der "Alternativmedizin", die sich von solchen technischen Dingen nicht "angesprochen" fühlen...

)
Bernado hat geschrieben:An dem von dir behaupteten Realismus habe ich, was die aktuellen Erben der Methode betrifft, erheblichen Zweifel. Die Ausführungen, die Du z.B. hier
http://kreuzgang.org/viewtopic.php?p=423821#p423821 zum Gehorsam gemacht hast, erscheinen mir zwar nicht unvernünftig, aber auch nicht nachvollziehbar realistisch: Es sind begriffliche Abstraktionen, die man in dem einen Kategoriensystem so und in einem anderen anders vornehmen könnte. Der "Realismus" des Christentums sieht anders aus und ist nicht nur für mich unter Formeln wie denen von der Substanz und den Akzidentien kaum noch auszumachen.
Bitte, dann präsentiere doch nachvollziehbar realistische Ausführungen zum Gehorsam (im entsprechenden Thread). Für gleich gute oder bessere Darlegungen bin ich immer offen.

Wir können dann die Leser befragen, was für sie klarer, nachvollziehbarer,... ist.
Wie gesagt, Generationen von Priestern und Theologen haben diesen Realismus bis auf den heutigen Tag gut verstanden, ein etwaiges Verständnisproblem liegt eindeutig aufseiten des Empfängers. Wenn dieser die richtige Frequenz einstellt, wird er auch etwas hören können. Das Signal ist da und zwar in bester Qualität, wie die Päpste lehren.