Tomek M hat geschrieben:Ich mache eine Ausbildung zum examinierten Altenpfleger und soll dieses Gedicht interpretieren. Was sagt ihr zu diesem Gedicht?:
Die Gewalt fängt nicht an
Wenn einer einen erwürgt
Sie fängt an
Wenn einer sagt:
„Ich liebe dich:
Du gehörst mir!“
Die Gewalt fängt nicht an
Wenn Kranke getötet werden
Sie fängt an
Wenn einer sagt:
„Du bist krank:
Du mußt tun was ich sage“
Erich Fried (1921-1988)
Freue mich auf eure Kommentare.
Vor dem Hintergrund der Alten- (und Kranken-)Pflege ist doch klar, was die Ausbilderin erwartet: Du sollst schreiben, dass auch der alte Mensch, das Gegenüber, immer als Mensch mit eigener Würde gesehen werden muss, dem man seine Selb(st)ständigkeit soweit wie möglich erhalten bzw. teilweise auch erst ermöglichen muss, den man in seiner Eigenständigkeit und Persönlichkeit akzeptieren muss, &c. bla bla.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«
Die Gewalt fängt an,
wenn Leute,
die doch bloß Krankenpfleger werden wollten,
genötigt werden,
grausige Lyrik zu besprechen,
verfaßt von einem
Typen,
dessen Return-Taste kaputt
ist.
Pelikan hat geschrieben:Die Gewalt fängt an,
wenn Leute,
die doch bloß Krankenpfleger werden wollten,
genötigt werden,
grausige Lyrik zu besprechen,
verfaßt von einem
Typen,
dessen Return-Taste kaputt
ist.
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)
Pelikan hat geschrieben:Die Gewalt fängt an,
wenn Leute,
die doch bloß Krankenpfleger werden wollten,
genötigt werden,
grausige Lyrik zu besprechen,
verfaßt von einem
Typen,
dessen Return-Taste kaputt
ist.
Genau. Das Gedicht halte ich auch für oberflächlich und letztendlich blöde.
Aber abgesehen davon, ist es nicht verkehrt, auch von einem Altenpfleger in spe zu erwarten, dass er über etwas Sensibilität verspürt anstatt Gleichgültigkeit, und die ihn möglicherweise dazu veranlasst, nicht in einer wachsenden wesenlosen Routine zu verharren sondern er sollte, bei allem erforderlichen Abstand, im Anderen, dem älteren Mitmenschen bzw. dem Pflegefall, seinen Nächsten erkennen.
Das wollte man wohl über die Analyse des o. a. Gedichts herausfinden.
Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)
Robert es ging nicht darum ein "gewalttätiges Gegengedicht" zu schreiben....
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein
Dir schlägt Dein Bruder in Dein Gesicht.
Was tust Du dann?
Du weißt, was die Bibel sagt.
Halt die andere Wange hin!
Das sagt die Bibel.
Und wahrlich, wenn Du das tust, dann ist es gut.
Dann haut Dir dein Bruder eine zweite herunter,
von der anderen Seite,
und wenn Du benommen bist davon,
dann lachen die andern aus ganzem Herzen.
Dein Bruder aber, der führt ihr Gelächter wie ein Geiß.
Bis hierher ist alles gut.
Jetzt kannst Du zweierlei Wege gehn.
Einmal kannst Du erröten, wenn alle Augen
der anderen Dich verspotten, und wenn ihr Gelächter
zusammenschlägt über dir.
Wenn das geschieht, war alles um sonst.
Dann winde dich nur in deiner Verlegenheit.
Dann warst du noch nicht tapfer und klug genug
für dieses Bravourstück Christi.
Der andere Weg ist der:
Du hast gemerkt, ganz heimlich, dass der weite Schlag
schon schwächer war als der erste.
Und wenn er es nicht war, dann rede es Dir ein.
Jedenfalls halt ihm wieder die erste hin,
die erste Wange, und wenn du
nur richtig lächelst dabei,
ganz ohne Zorn,
ganz gütig,
dann wird der folgende Schlag,
der Schlag auf die erste Wange,
wieder ein wenig unsicherer sein.
Nur wenn das nicht ist,
wenn der dritte Schlag schon wieder
besser sitzt als der zweite und der erste,
uns wenn die Zuschauer herzhafter lachen als früher,
und wenn dein Bruder dich weiterschlagen wird
wie ein Hündlein,
dann leg ihn hin, deinen Bruder,
mit einem Schlag auf das Kinn.
Dann warst du nicht in der rechten Arena
für dieses Bravourstück Christi.
Und lächeln mußt du, wenn due den Kinnhaken gibst.
Ganz gütig lächeln mußt du dabei, ganz ohne Zorn.
Nachher kannst du ihm aufhelfen, deinem Bruder.
In mancher Arena muß
der Christ ein Stierkämpfer sein,
muß zeigen, dass er auch das kann.
Sonst wird er von keinem verstanden
bei seinem Bravourstück.
Damit es die andern verstehen, dazu tut ers aber.
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)