Libertas Ecclesiae hat schon angedeutet, was mir ebenfalls an Kardinal Meisners Aussagen mißfallen hat.
Mit dem Vorwurf mangelnder Kompetenz seitens Robert Ketelhohn kann ich leben. Aber ich weiß, wie eine saubere und klare Sprache auszusehen hat (beispielsweise wie bei Robert Ketelhohn, bei dem man aber andererseits auch genau weiß, woran man ist, wann er laviert oder gleich einfach schweigt
).
Wenn jemand bereitwillig Kardinal Meisner "sprachliche Kompetenz" zugute hält, dann ist dies meines Erachtens ein Fehlschluß. Der Ausdruck "Sprachliche Kompetenz" muss grundsätzlich auf die positive Bedeutung hin beurteilt werden, also auf Klarheit und Wahrheit. Sprachliche Kompetenz dahingehend zu würdigen, dass jemand imstande ist, sich zwei- oder mehrdeutig zu äußern, oder auch nur einen momentanen Wissens- oderErklärungsnot mit nichtssagenden Worten zu kaschieren, ist nicht korrekt. Hier ist einzig und allein die Feststellung möglich, dass ein solcher unehrlich, unkorrekt und womöglich sogar heuchlerisch ist und darüber hinaus die Fähigkeit zu sprachlichem Ausdruck mißbraucht. Insofern überhaupt von "Sprachkompetenz" zu sprechen, empfinde ich als fragwürdig.
Weiterhin gab Kardinal Meisner im fraglichen Interview an:
".... Und wer Papst und Bischof nicht nennt, der muss sich auf den Mond schießen lassen....."
Ist eine solche Aussage eines Kardinals würdig? Was hat eine solche Aussage im Wortschatz eines Geisltichen zu suchen? Vor allem in einem öffentlichen Interview? Wir haben ja noch eine Reihe bewundernswerter kultivierter, intellektueller Geistlicher, allen voran Papst Benedikt XVI. Würde man eine solche Aussage von ihnen erwarten?
Eine weitere Aussage Kardinal Meisners aus dem Interview:
"Die Rekognizierung geschieht durch Rom. Und die werden das sehr kritisch lesen und dann wird man entweder korrigieren oder es in Ordnung finden, was ich nicht glaube. Aber ich bin in guter Hoffnung."
Berolinensis ist dies ebenfalls aufgefallen. Er möge es mir nachsehen, wenn ich meine eigenen Gedanken hierzu äußere.
Da hat man also seit 2002 an der Übersetzung gearbeitet und ist jetzt, 2010, mit einem Teil fertig geworden. Kardinal Meisner weiß, wie die DBK insgesamt, welche Erwartungen von Rom in die jeweiligen Landesübersetzungen gesetzt sind. Trotzdem versucht man im klaren Bewußtsein der Ausserachtlassungen der Vorgaben Roms unter allen Umständen die eigene Ansicht durchzusetzen, von der man weiß, dass diese in Rom keinen Gefallen finden wird, und hofft wider die eigene Vernunft (
"...oder es in Ordnung finden, was ich nicht glaube"), dass dies trotzdem in Rom durchgehen wird ("..
.Aber ich bin in guter Hoffnung"), vielleicht weil man dort aufgibt oder die Schwachstellen übersieht etc.
Ich sehe dies einmal als Ungehorsam gegenüber päpstlichen Weisungen und zum anderen als schäbiges Vorgehen bei der Durchsetzung eigener Vorstellungen mit schäbigen Mitteln, und von denen man von vornherein weiß, dass nur reine Nachlässigkeit (die unerklärlicherweise auch noch vorauserhofft wird) bei der Überprüfung dazu führen kann, dass diese von Rom akzeptiert werden.
Aber man muss ja froh sein: Man muss Kardinal Meissner noch zu den guten Bischöfen und Kardinälen zählen, denn es gibt deutlich schlimmere. Das Schlimme an Kardinal Meisner ist, dass er sich Zwängen innerhalb der DBK und vermutlich auch des Kölner Klüngels ausgesetzt sieht, und somit versucht, auf mehreren Hochzeiten zu tanzen. Dies kann nicht gut ausgehen. Er scheint seine Standfestigkeit verloren zu haben.
Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)