Stephen Dedalus hat geschrieben:
Aber dieser Aussage scheint ein fundamentales Mißverständnis zugrunde zu liegen. Die Eucharistie bzw. Kommunion wurde nicht von der Katholischen oder der lutherischen Kirche oder sonstwem eingesetzt und gestiftet.
Dann wäre es in der Tat so, daß die Feier nicht 'dasselbe' wäre. Denn eine katholische Eucharistie wäre dann etwas ganz anderes als eine lutherische Abendmahlsfeier.
Nun sprechen wir hier aber über das Mahl des Herrn, von ihm selbst eingesetzt und gestiftet. Die Unterschiede im Verständnis begründen daher nicht notwendigerweise Unterschiede in der Sache - denn sie bleibt zuerst und vornehmlich an den Stifter - Christus selbst! - gebunden. Wo immer Brot und Wein dargebracht, konsekriert, geteilt und genossen werden, geschieht also etwas, das über die jeweilige kirchliche Tradition, in der es geschieht, hinausreicht, das die jeweilige kirchliche Tradition empfangen hat und weitergibt, und zwar in der Ausprägung, wie sie theologisch und liturgisch bei ihr geworden ist. Dieses Mahl ist nicht zerteilbar, ebenso wie Christus nicht zerteilbar ist. Wer in einer lutherischen Kirche die Kommunion empfängt, stellt sich damit in die Gemeinschaft aller Heiligen ebenso wie die Teilnehmer einer katholischen Eucharistiefeier.
Das, was uns am Tisch des Herrn trennt, ist unser unterschiedliches Verständnis, unsere mangelnde Erkenntnis, auch unsere Sünde und Unversöhnlichkeit. Es ist nicht die Sache selbst, denn sie bleibt unveränderlich und ist durch ihre Stiftung vorgegeben.
Die Christen feiern also dieselbe Sache, auch wenn sie in ihrer Beschreibung und der Darstellung ihres Inhaltes uneins sind.
Auch unabhängig von der Frage nach der Vollmacht und ihren Trägern halte ich diese Aussage für problematisch. Und das zeigt sich schon in ihrer sprachlichen Unschärfe. Stephen spricht zunächst davon, daß Unterschiede im Verständnis "nicht notwendigerweise" zu einem Unterschied in der Sache führen. Das heißt im Umkehrschluß aber, daß sie unter bestimmten Umständen sehr wohl dazu führen können. Unter welchen? Ausführungen dazu würde man im Fortgang des Beitrags erwarten.
Sie kommen aber nicht. Stattdessen wird nun auf einmal argumentiert, daß Unterschiede im Verständnis keinesfalls zu einem Unterschied in der Sache führen können. Dabei allerdings wird mit einer scheinbar überkonfessionell-neutralen Definition der Eucharistie gearbeitet - "Wo immer Brot und Wein dargebracht, konsekriert, geteilt und genossen werden" - die mit Unmengen an theologischen Voraussetzungen aufgeladen ist und so die eigene These pulverisiert.
Nehmen wir den Begriff der "Darbringung". Vertreter einer reinen Freundschaftsmahl-Deutung (und die ist, zumindest diffus, bis weit in römische Kirche hinein verbreitet; man betrachte sich eine durchschnittliche Erstkommunion-Vorbereitung) können mit diesem Begriff sicher nichts anfangen. Ist eine Feier, die eindeutig von der Freundschaftsmahl-Deutung her konzipiert ist, tatsächlich "dasselbe" wie eine Messe?
Oder nehmen wir den Begriff der "Konsekration". Viele Orthodoxe würden an der Stelle argumentieren, daß eine Konsekration selbstverständlich nur innerhalb der wahren (also der orthodoxen) Kirche möglich sei, mithin weder bei Katholen, Protestanten, Anglikern oder sonst irgendjemanden eine Eucharistie nach Stephens Kriterien vorliege.