cantus planus hat geschrieben:Kilianus hat geschrieben:Die renovierte Kirche von Stift Neuburg wird wieder für Gottesdienste genutzt. Bilder habe ich auf Anhieb nicht finden können. Die Wände sind nun in etwas matterem Weiß gehalten als früher, das läßt den Raum ingesamt freundlicher wirken. Das Chorgestühl ist verschwunden, die Mönche sitzen in einfachen, längs gestellten Bänken. Die Chorschanken sind ebenfalls weg; stattdessen sind für die relativ vielen Mundkommunikanten zwei Kniebänke aufgestellt. Nachdem die Kommunion nun am Fuß der Altarstufen gespendet wird, müssen die Gläubigen warten, bis die Mönche die Kommunion in beiden Gestalten empfangen und sich wieder in ihre Bänke gesetzt haben.
Während früher ein Kreuz über dem Altar und damit zwischen Zelebrant und Gemeinde hing, steht nun ein Kreuz im Scheitelpunkt der Apsis und damit hinter dem Zelebranten. Anstelle von vier Leuchtern auf dem Altar stehen zwei Leuchter links und rechts neben diesem Kreuz. Der Altar selbst ist verkleinert, nun allerdings ein massiver Block. Er ist teilweise umkleidet von einer asymetrischen Struktur aus (rostigem?) Metall. Das Vorgänger-Modell war als Steintisch mit Platte und Füßen ausgeführt. Die neuen Bänke sind aus hellem, nur leicht beabeitetem Holz. Die Filz-Polster erinnern in Farbe und Muster an klassische Umzugsdecken. Der Boden ist komplett mir rohem hellen Holz belegt, das den Trittschall deutlich lauter werden läßt als der früher Steinboden.
Das als Sakramentskapelle dienende Steitenschifft ist nun nicht mehr durch ein Gitter vom Hauptschiff abgetrennt. Während es früher damit eher wie ein geschützter Raum für das persönliche Gebet wirkte, sitzen die Gläubigen dort - da der Boden etwas höher liegt als der des Hauptschiffs - auf dem Präsentierteller. Die früher über dem Tabernakel angebrachte Marienstatue habe ich zumindest auf Anhieb nicht wiederentdeckt.
So, frisch zurück aus den Osterferien habe ich es heute morgen auch mal wieder nach Neuburg geschafft. Ich muß sagen, daß ich von der renovierten Klosterkirche doch angenehm überrascht war. Sie ist tatsächlich sehr schlicht gehalten und wirkt zunächst einmal sehr leer. Sicher kann man sich darüber streiten, ob man den massiven Altar aus schönem, lokalem Gestein wirklich noch einfassen mußte. Aber insgesamt finde ich das Arrangement um den Altar herum ganz stimmig, auch das hinter dem Zelebranten stehende, aber aufgrund seiner Höhe doch stets für alle sichtbare schlichte, goldene Kreuz.
Man muß bedenken, daß hier eigentlich auch nichts geopfert wurde. Es gab in dieser Kirche auch vor der Renovierung keinen schönen Hochaltar und das Chorgestühl war ein Klotz aus den 1920er Jahren. Daß die Seitenkapelle jetzt offen ist, finde ich tatsächlich auch etwas störend. Man möchte sich beim stillen Gebet ja nicht unbedingt ständig von Leuten beobachtet fühlen, die sich unten die Kirche anschauen. Die Marienstatue wird wahrscheinlich noch an ihren alten Standort zurück finden, im Moment steht sie noch in der Aula.
Der Holzboden versprüht ein wenig den Charme eine Provisoriums und ich bin mir nicht ganz sicher, ob der nach dem endgültigen Abschluß der Renovierung nicht noch rauskommt. Ich möchte mir jedenfalls nicht vorstellen, wie er nach dem ersten nassen, matschigen Wintermonat aussehen wird. Das einzige wirkliche Problem scheint mir zu sein, daß sich die akustischen Verhältnisse etwas geändert haben. Der Chorgesang der Mönche verhallt jetzt sehr stark und klingt recht dünn.
Jedenfalls finde ich, daß die Renovierung visuell ganz gut gelungen ist – wenn man im Hinterkopf behält, wie die Situation zuvor war. Hätte man dafür einen Hochaltar herausgerissen oder sonstwie einen ansprechenderen status quo ante vermiest, dann wäre es natürlich etwas anderes.