Abu hat geschrieben:Eine "-istische" Theologie hat immer einen schalen Beigeschmack, genauso eine "Theologie der ...", eine Genitiv-Theologie. Warum? Weil sich mit dem spezifischen Standpunkt und seiner Betonung nicht nur Sichtweisen und Methoden, die man aufs erste für neutral halten könnte, ergeben, sondern weil sich Axiome einschleichen, die nicht theologischer Natur sind. Theologie muß man von Innen betreiben, an erster Stelle muß der Glaube der Kirche stehen. Dann kann man auch einmal herumexperimentieren.
Ein Beispiel: Man kann als Frau ruhig fragen, ob eine "männliche", d.h. rein wissenschaftliche Denkweise der einzige oder beste Zugang zu Glaubenswahrheiten ist. Aber wenn von vornherein feststeht, daß diese Glaubenslehre komplett "auf weiblich umgepolt" werden muß, dann ist das Ergebnis nur mit äußerster Vorsicht zu genießen.
Hallo Abu
Ich gehe mit dir im Grundsatz einig. Ob eine "männliche" Denkweise mit "rein wissenschaftlich" gleichzusetzen sei, da habe ich allerdings Zweifel. Weshalb soll die Denkweise einer Frau nicht auch "wissenschaftlich", diejenige eines Mannes "unwissenschaftlich" sein können? Es kommt auf die einzelne, Wissenschaft betreibende oder betreiben wollende Person an.
Ich habe vor einiger Zeit einen dreijährigen, berufsbegleitenden (evangelischen) Theologiekurs besucht. Im Rahmen dessen hatten wir auch eine Einführung in die "feministische Theologie". Ich war sehr skeptisch und dachte, weshalb müssen wir uns nun auch noch mit diesem Emanzen-Kampfgeschrei auseinandersetzen. Ich war überrascht, das Wochenende und die vier Abende, die wir der "feministischen Theologie" widmeten, gehörten zum interessantesten im Kurs. (Dies hing mit der guten Vermittlung des Stoffes zusammen, auch war die mehrheitlich mit dem Unterricht betraute Theologin recht gemässigt und äusserte sich gelegentlich kritisch zu gewissen Auswüchsen einer extremfeministischen Anschauung.) Wer sich mit einer "-istischen" Theologie gleich welcher Art auseinandersetzt, muss ja nicht den Verstand ausschalten und jede These ungeprüft übernehmen. Aber manchmal würde ich es schätzen, wenn gewisse Verlautbarungen der "Amtskirche" und der "traditionellen" Theologie (katholisch oder evangelisch) nicht einfach kritiklos geschluckt, sondern auch einmal hinterfragt werden. Dazu kann die "feministische Theologie" in ihrem Bestreben, Glaubensfragen, die Geschichte der Christenheit usw. auch einmal aus der weiblichen Perspektive - Frauen bilden immerhin die Hälfte der Menschheit - zu beleuchten. beitragen.