Mund- und Handkommunion II

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Raphael

Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von Raphael »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:Der Wortschwall - darin, daß er nicht überzeugt, stimme ich zu - ist in einem ganz einfachen Sachverhalt begründet: Der umgekehrte Wechsel von der Mund- zur Handkommunion hatte nämlich keine praktischen, sondern sehr wohl hoch ideologische Gründe. Er verwarf die aus guter Tradition begründete Mundkommunion, um die Mündigkeit (no pun intended) und Erwachsenheit der Christen des 20. Jh. zu betonen, "Klerikalismus" zurückzudrängen und letztlich wohl auch einen "zeitgemäßeren" Blick auf das Wesen der Eucharistie zu ermöglichen und damit den "noch getrennten Brüdern und Schwestern im Glauben" entgegenzukommen.

Von daher plädiere ich bei aller Klarheit in der Sache für Milde gegenüber Pfarrer Milch.
Abgesehen vom letzten Satz stimme ich zu. Was Pfarrer Milch betrifft, hatten wir hier ja schon diverse Diskussionen, sogar einen eigenen Strang. Ich hatte mich dort zunächst selbst um solche Milde bemüht. Je mehr ich aber von ihm höre oder lese, desto schneller schmilzt meine Milde dahin.
Milde ist jedoch angebracht gegenüber Jemandem, der von den Modernisten wie ein Aussätziger behandelt worden ist! :hmm:

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Peti
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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von Peti »

Und vergessen sollte man nicht, daß ein würdevoller Kommunionempfang in beiden Formen möglich ist.

Ein würdeloser auch.- Ich kann mich noch gut an meine niederbayerische Jugendzeit Ende der fünfziger und Anfang
der sechziger Jahre erinnern. Wir haben oft in einer hinteren Ecke der Kirche den halben Gottesdienst verratscht und
gingen teileise trotzdem zur Kommunion.
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

kephas
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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von kephas »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Die Gründe für den Wechsel der Kommunionpraxis sind vielmehr ganz praktischer Art. Der Empfang mit dem Munde vermindert die Gefahr des Hostienfrevels, namentlich bei großer Anzahl kommunizierender Gläubiger.
Diese große Anzahl kommunizierender Gläubiger war allerdings damals schon lange nicht mehr gegeben. Schon der hl. Johannes Chrysostomus sagt: „Umsonst stehen wir am Altare, umsonst bringen wir das Opfer dar, niemand kommuni­ziert.“

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Juergen
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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von Juergen »

Sempre hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Das ganze ist eine unter pathetischem Wortschwall aus den Fingern gesogene Konstruktion, welche einen prinzipiellen Vorrang des Kommunionempfangs mit dem Munde vor jenem mit der Hand belegen soll – was ihr nicht gelingt.
Diese Deine Einschätzung hast Du m.E. in keiner Weise klarer gemacht als zuvor. Du gehst auch gar nicht auf die Tatsache ein, dass die Hände des Priesters bei der Weihe u.a. zu dem Zweck gesalbt werden, damit er die heiligen und ehrwürdigen Hände des Meisters vertreten und Gott das Opfer darbringen sowie die Früchte desselben austeilen kann.
Folglich darf also ein Diakon die Kommunion nicht austeilen. :hmm:
Gruß Jürgen

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Sempre
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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von Sempre »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Die Hand, besonders die Rechte, symbolisiert Macht. Die Hand segnet. Die Auflegung der Hände spendet das Sakrament und gibt die hohepriesterliche Vollmacht in der Kirche weiter.
Ja, aber nur die gesalbte Hand — nicht aber die profane Hand:
Moses hat geschrieben:Ex 19,12 Zieh um das Volk eine Grenze und sag: Hütet euch, auf den Berg zu steigen oder auch nur seinen Fuß zu berühren. Jeder, der den Berg berührt, wird mit dem Tod bestraft.
Ex 19,13 Keine Hand soll den Berg berühren. Wer es aber tut, soll gesteinigt oder mit Pfeilen erschossen werden; ob Tier oder Mensch, niemand darf am Leben bleiben. [...]
Welche Hand ist es, die das Sakrament spendet?
St. Johannes Chrysostomus hat geschrieben:Wenn du also siehst, wie der Priester dir [die hl. Kommunion] austeilt, so denke nicht, dass es der Priester sei, der dies tut, sondern dass es Christi Hand ist, die dir entgegengehalten wird, Wenn du getauft wirst, ist es ja auch nicht der Priester, der dich tauft, sondern Gott ist es, der mit unsichtbarer Macht dein Haupt hält; kein Engel und kein Erzengel noch sonst jemand wagt es, hinzuzutreten und dich zu berühren. Geradeso ist es auch hier.
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Das ganze ist eine [...] Konstruktion, welche einen prinzipiellen Vorrang des Kommunionempfangs mit dem Munde vor jenem mit der Hand belegen soll
Ja, so ist es. Es handelt sich um eine Begründung für den prinzipiellen Vorrang des Kommunionempfangs mit dem Munde vor jenem mit der Hand. Es gibt natürlich auch andere Gründe für diesen prinzipiellen Vorrang:
St. Thomas v. Aquin hat geschrieben:Dem Priester steht die Ausspendung des Leibes Christi aus drei Gründen zu. Erstens [...] Zweitens [...] Drittens, weil dieses Sakrament aus Ehrfurcht nur von geweihten Gegenständen berührt wird. Darum werden auch Hostienlinnen und Kelch geweiht, ebenso auch die Hände des Priesters, um dieses Sakrament zu berühren. Darum darf es kein anderer berühren, außer bei Notwendigkeit, z.B. wenn es auf die Erde fiele oder in irgendeinem anderen Notfalle.
(Summa Theologica III, 82, 3)

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Der Mund spielt in der Schrift weder als Organ noch als Symbol eine Rolle. Wenn von seiner Tätigkeit die Rede ist, dann wird er kaum je genannt, sondern seine Tätigkeit oder deren Ergebnis oder Ursache: Wort, Rede, Sprache.
Das stimmt nicht. Im alten Testament wird der Mund am laufenden Meter genannt, und zwar explizit als Behälter des Wortes des Herrn, als Behälter wahrer Worte sowie im Missbrauchsfall auch von Lügen. Der Herr bedient sich der Münder der Propheten. Er legt sein Wort in deren Münder, er verkündet sein Wort durch deren Münder.

Bei Jesaja wird durch eine Berührung des Mundes mit einer glühende Kohle Schuld getilgt und Sünde gesühnt. Bei Jeremias spricht der Herr: "Redest du Edles und nicht Gemeines, dann darfst du mir wieder Mund sein."

Die Schrift bestätigt Hw. Milch, wenn er die besondere Rolle des Mundes betont.
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Sempre
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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von Sempre »

Juergen hat geschrieben:Folglich darf also ein Diakon die Kommunion nicht austeilen. :hmm:
Siehe http://www.newadvent.org/summa/4082.htm#article3: "The deacon, as being nigh to the priestly order, has a certain share in the latter's duties, so that he may dispense the blood; but not the body, except in case of necessity, at the bidding of a bishop or of a priest."
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Robert Ketelhohn
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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Sempre hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Die Hand, besonders die Rechte, symbolisiert Macht. Die Hand segnet. Die Auflegung der Hände spendet das Sakrament und gibt die hohepriesterliche Vollmacht in der Kirche weiter.
Ja, aber nur die gesalbte Hand — nicht aber die profane Hand:
Moses hat geschrieben:Ex 19,12 Zieh um das Volk eine Grenze und sag: Hütet euch, auf den Berg zu steigen oder auch nur seinen Fuß zu berühren. Jeder, der den Berg berührt, wird mit dem Tod bestraft.
Ex 19,13 Keine Hand soll den Berg berühren. Wer es aber tut, soll gesteinigt oder mit Pfeilen erschossen werden; ob Tier oder Mensch, niemand darf am Leben bleiben. [...]
Wie kannst du Alten und Neuen Bund verwechseln? – Die Gläubigen sind ein priesterliches Volk. Wer getauft ist, dessen Hand ist nicht profan.
Sempre hat geschrieben:Welche Hand ist es, die das Sakrament spendet?
St. Johannes Chrysostomus hat geschrieben:Wenn du also siehst, wie der Priester dir [die hl. Kommunion] austeilt, so denke nicht, dass es der Priester sei, der dies tut, sondern dass es Christi Hand ist, die dir entgegengehalten wird, Wenn du getauft wirst, ist es ja auch nicht der Priester, der dich tauft, sondern Gott ist es, der mit unsichtbarer Macht dein Haupt hält; kein Engel und kein Erzengel noch sonst jemand wagt es, hinzuzutreten und dich zu berühren. Geradeso ist es auch hier.
Johannes Chrysostomus aber hat den Gläubigen die Hostie nach apostolischem Brauch in die Hand gelegt.
Sempre hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Der Mund spielt in der Schrift weder als Organ noch als Symbol eine Rolle. Wenn von seiner Tätigkeit die Rede ist, dann wird er kaum je genannt, sondern seine Tätigkeit oder deren Ergebnis oder Ursache: Wort, Rede, Sprache.
Das stimmt nicht. Im alten Testament wird der Mund am laufenden Meter genannt, und zwar explizit als Behälter des Wortes des Herrn, als Behälter wahrer Worte sowie im Missbrauchsfall auch von Lügen. Der Herr bedient sich der Münder der Propheten. Er legt sein Wort in deren Münder, er verkündet sein Wort durch deren Münder.
Oder: »Da tat der Herr der Eselin den Mund auf.« – Ja, ich habe etwas übertrieben. Aber die Hand ist gegenüber dem Mund doch klar in der Vorhand. Samt der Rechten erst recht. Nimm dir mal eine Konkordanz und zähl durch. Das ist mehr als genug, um Milchs Behauptung ad absurdum zu führen.
Sempre hat geschrieben:Die Schrift bestätigt Hw. Milch, wenn er die besondere Rolle des Mundes betont.
Im Gegenteil. Für einen Vorrang vor der Hand gibt es keinerlei Anhalt.
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Robert Ketelhohn
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Deutungsversuch

Beitrag von Robert Ketelhohn »

kephas hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Die Gründe für den Wechsel der Kommunionpraxis sind vielmehr ganz praktischer Art. Der Empfang mit dem Munde vermindert die Gefahr des Hostienfrevels, namentlich bei großer Anzahl kommunizierender Gläubiger.
Diese große Anzahl kommunizierender Gläubiger war allerdings damals schon lange nicht mehr gegeben. Schon der hl. Johannes Chrysostomus sagt: „Umsonst stehen wir am Altare, umsonst bringen wir das Opfer dar, niemand kommuniziert.“
Es wäre wohl arg anachronistisch, dies Zitat so zu verstehen, daß in der Väterzeit die Zahl der Kommunikanten signifikant gesunken sei. Das stimmt sicher nicht.

Kannst du die Fundstelle angeben? – Ich finde das Zitat nur in einem Vortrag von Georg May, dort ohne genauere Quellenangabe und ohne Kontext. Allerdings kennt man von Johannes Chrysostomus Predigten, in denen er die Gläubigen tadelt, weil sie zuvor in den Zirkus, ins Theater, zum Wagenrennen oder dergleichen gerannt waren, statt in die Messe zu kommen. Ähnlich situationsbedingte Kritik vermute ich auch bei obigem Zitat.

Aber es ist schon richtig, schon seit dem achten Jahrhundert wird ein Rückgang der Kommunionpraxis jedenfalls allmählich greifbar; eine Zunahme, die nun besondere liturgische Vorkehrungen erfordert hätte, gab es zu dieser Zeit kaum, außer wo die Kirche erst neu grundgelegt wurde.

Meine knappe Bemerkung reicht also, für sich genommen, nicht aus, einen Wechsel in der Kommunionpraxis zu begründen. Wollen wir tiefer schürfen, müssen wir versuchen, die kirchliche Gesamtsituation der Zeit in den Blick zu nehmen.

Jürgen hat, was die Theologie betrifft, bereits auf Amalar von Metz hingewiesen. Paschasius Radbertus wäre noch dazu zu nennen. Es ist aber festzuhalten, daß es hier nicht um „neue Entdeckungen“ geht, sondern um Versuche, das Bekannte und Geglaubte begrifflich neu zu fassen. Es gab da also neue Ideen, andere – wie Hrabanus Maurus – kritisierten, bis irgendwann die Diskussion lehramtlich durch eine Begriffsdefinition beendet wurde. Dieser Prozeß eucharistischer Begriffsversuche und Spekulationen zog sich seit dieser spätfränkischen Zeit bis zum Trienter Konzil hin.

Man darf aber nicht verkennen, daß daneben die traditionelle, von solchen Spekulationen weitgehend unberührte Eucharistieerklärung fortlebte, wofür etwa Rupert von Deutz, Honorius Augustodunensis oder Hugo von St. Victor stehen mögen. Daß Diskussionen à la Amalar oder Paschasius im neunten oder zehnten Jahrhundert bei Volk oder beim einfachen Leutpriester ankamen, darf schwerlich angenommen werden.

Interessanter scheint mir daher der Blick auf die liturgischen Neuerungen der Zeit. So sehen wir im neunten Jahrhundert in der Westkirche den Übergang zum ungesäuerten Brot, der „Oblate“ oder „Hostie“, wie wir sie im wesentlichen bis heute kennen.

Eine andere Neuerung wird aus im Laufe des neunten Jahrhunderts unternommenen Versuchen deutlich, sie einzudämmen: die Kommunion beider Gestalten durch die sogenannte intinctio panis – „Eintauchen des Brots“ in das Blut Christi – oder auch durch Kelchkommunion, der Partikeln des konsekrierten Brotes beigemengt sind.

Letztgenanntes ist die im byzantinischen Ritus bis heute übliche Kommunionpraxis, wobei sie sich dort aber frühestens im zehnten Jahrhundert herausgebildet zu haben scheint. Beide Formen schließen übrigens einen Empfang mit der Hand offensichtlich aus: Entweder wird die Hostie oder Partikel vom Leib Christi in den Kelch getaucht oder mit etwas vom Blut Christi beträufelt und vom Priester dem Kommunikanten direkt in den Mund gereicht, oder man kommuniziert vielleicht aus dem Kelch, eher aber wohl wie heute noch von einem Löffelchen, das beide Gestalten enthält.

Schließlich finden wir in dieser Zeit Änderungen der Kirchenbuße und damit zusammenhängend eine ausgedehnte Bußkasuistik – dies übrigens sicher ein Grund für den Rückgang der Kommunionpraxis des Volks.

Gibt es nun einen gemeinsamen Nenner all dieser Phänomene? – Ich meine einen zu erkennen: den Hang zur Rationalisierung, und zwar sowohl der Theorie als auch der Praxis. Also dieselbe Tendenz, die später in der Scholastik ihre volle Ausprägung fand.

Hinsichtlich der Begriffsspekulation und der Bußkasuistik liegt dies auf der Hand. Bei der Begründung des Übergangs zu den Azymen ist es ähnlich: Man meinte, bei den Synoptikern zu lesen, das Letzte Abendmahl sei ein Paschamahl gewesen, der Herr habe folglich ungesäuertes Brot verwendet, und ebenso wollte man es nun auch tun, ungeachtet des bisherigen Brauchs der Kirche. (Ein Fall von frühem Archäologismus übrigens, könnte man sagen.)

Dem hergebrachten Kuddelmuddel bei der Kelchkommunion des Volks – es sei nur an die Schwierigkeit erinnert, ausreichende Mengen Weines zu konsekrieren, man konsekrierte dann mitunter nur kleine Mengen und gab bloß einen Schluck davon in eine vorbereitete Amphore Weines für die Kelchkommunion des Volks, aber die rechte Menge ließ sich doch nicht hinreichend abschätzen, und wenn am Ende größte Mengen fehlten oder übrigblieben, hatte man ein Problem – solchem Kuddelmuddel also versuchte man zu wehren, indem man zum Beispiel durch den Intinktionsbrauch die benötigte Menge konsekrierten Weines radikal reduzierte.

Ähnlich verminderte man durch die neuartigen Hostien – in Form eines Denars, wie Honorius in spätsalischer Zeit schrieb – die Gefahr möglicher Mißgeschicke und ersparte sich überdies das aufwendige Brechen des Brotes. »Klein, rund, praktisch, gut.«

Der Übergang zur ausschließlichen Mundkommunion paßt in dieses Bild. Intinktion erfordert sie geradezu. Hostien in Münzenform laden förmlich dazu ein. Schließlich sind auch die Handwaschungen und Tuchwedeleien zum Kommunionempfang prädestiniert, Unruhe und Durcheinander in den Ablauf der Volkskommunion zu bringen. Warum nicht auch hierin rationellere Formen probieren?

Wie auch immer, das ganze war wohl ein eher längerer Prozeß, der zu einem Abschluß erst weit im staufischen Zeitalter kam. Dann freilich ging es weiter: sowohl durch die scholastisch-wissenschaftliche Durchdringung der Sakramententheologie als auch mit ganz neu aufkommenden Frömmigkeitsformen, wie etwa der eucharistischen Anbetung.
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Peregrin
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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von Peregrin »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Wie kannst du Alten und Neuen Bund verwechseln? – Die Gläubigen sind ein priesterliches Volk. Wer getauft ist, dessen Hand ist nicht profan.
Ex 19 hat geschrieben: In jenen Tagen

2 kamen die Israeliten in die Wüste Sinai. Sie schlugen in der Wüste das Lager auf. Dort lagerte Israel gegenüber dem Berg.

3 Mose stieg zu Gott hinauf. Da rief ihm der Herr vom Berg her zu: Das sollst du dem Haus Jakob sagen und den Israeliten verkünden:

4 Ihr habt gesehen, was ich den Ägyptern angetan habe, wie ich euch auf Adlerflügeln getragen und hierher zu mir gebracht habe.

5 Jetzt aber, wenn ihr auf meine Stimme hört und meinen Bund haltet, werdet ihr unter allen Völkern mein besonderes Eigentum sein. Mir gehört die ganze Erde,

6a ihr aber sollt mir als ein Reich von Priestern und als ein heiliges Volk gehören.
:hmm:
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Robert Ketelhohn
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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von Robert Ketelhohn »

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Sempre
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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von Sempre »

@Robert Ketelhohn

Hast Du oben versehentlich in den Beitrag von Kirchenjahr geschrieben? Reparier das mal.
Zuletzt geändert von Sempre am Dienstag 16. August 2011, 04:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Sempre
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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von Sempre »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Die Hand, besonders die Rechte, symbolisiert Macht. Die Hand segnet. Die Auflegung der Hände spendet das Sakrament und gibt die hohepriesterliche Vollmacht in der Kirche weiter.
Ja, aber nur die gesalbte Hand — nicht aber die profane Hand:
Moses hat geschrieben:Ex 19,12 Zieh um das Volk eine Grenze und sag: Hütet euch, auf den Berg zu steigen oder auch nur seinen Fuß zu berühren. Jeder, der den Berg berührt, wird mit dem Tod bestraft.
Ex 19,13 Keine Hand soll den Berg berühren. Wer es aber tut, soll gesteinigt oder mit Pfeilen erschossen werden; ob Tier oder Mensch, niemand darf am Leben bleiben. [...]
Wie kannst du Alten und Neuen Bund verwechseln? – Die Gläubigen sind ein priesterliches Volk. Wer getauft ist, dessen Hand ist nicht profan.
Warum durfte denn dann kein Laie in der gesamten Tradition der Kirche bis in die 1970er das Allerheiligste mit den Fingern berühren und sich selbst auf die Zunge legen?

Dass St. Thomas v. Aquin, den ich oben zitierte, Alten und Neuen Bund verwechselt, halte ich für eher unwahrscheinlich. Ebenso auch Mons. Athanasius Schneider, der hier erzählt, wie er Anfang der 1970er in Deutschland wegen der Handkommunion alle Messen in der Stadt mied. Er wurde in Patristik promoviert und argumentiert wie Hw. Milch. Profane Hände, die mit dreckigem Geld umgehen, in direktem Kontakt mit dem Allerheiligsten sind ihm ein Horror. Selbst Papst Johannes Paul II. weist in Dominicae cenae auf die Besonderheit der gesalbten Priesterhände hin, die direkte Werkzeuge Christi sind, und sagt: To touch the sacred species and to distribute them with their own hands is a privilege of the ordained ... .

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Welche Hand ist es, die das Sakrament spendet?
St. Johannes Chrysostomus hat geschrieben:Wenn du also siehst, wie der Priester dir [die hl. Kommunion] austeilt, so denke nicht, dass es der Priester sei, der dies tut, sondern dass es Christi Hand ist, die dir entgegengehalten wird, Wenn du getauft wirst, ist es ja auch nicht der Priester, der dich tauft, sondern Gott ist es, der mit unsichtbarer Macht dein Haupt hält; kein Engel und kein Erzengel noch sonst jemand wagt es, hinzuzutreten und dich zu berühren. Geradeso ist es auch hier.
Johannes Chrysostomus aber hat den Gläubigen die Hostie nach apostolischem Brauch in die Hand gelegt.
Auch St. Johannes Chrysostomus grenzt die Hände eines Priesters deutlichst von den Händen eines Laien ab. Dass der damalige Brauch ursprünglich apostolisch war, ist eine gewagte Hypothese. Jedenfalls haben die männlichen Laien das Allerheiligste nicht mit Fingern angefasst. Die Hände wurden unter Aufsicht zuvor gründlich gereinigt und nachher purifiziert. Davon, dass die Taufe hinreichende Voraussetzung zur Berührung des Allerheiligsten war, kann keine Rede sein.

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Der Mund spielt in der Schrift weder als Organ noch als Symbol eine Rolle. Wenn von seiner Tätigkeit die Rede ist, dann wird er kaum je genannt, sondern seine Tätigkeit oder deren Ergebnis oder Ursache: Wort, Rede, Sprache.
Das stimmt nicht. Im alten Testament wird der Mund am laufenden Meter genannt, und zwar explizit als Behälter des Wortes des Herrn, als Behälter wahrer Worte sowie im Missbrauchsfall auch von Lügen. Der Herr bedient sich der Münder der Propheten. Er legt sein Wort in deren Münder, er verkündet sein Wort durch deren Münder.
Oder: »Da tat der Herr der Eselin den Mund auf.« – Ja, ich habe etwas übertrieben. Aber die Hand ist gegenüber dem Mund doch klar in der Vorhand. Samt der Rechten erst recht. Nimm dir mal eine Konkordanz und zähl durch. Das ist mehr als genug, um Milchs Behauptung ad absurdum zu führen.
Hör Dir mal das oben verlinkte Interview mit Mons. Athanasius Schneider an. Hw. Milch steht mit seiner Einschätzung zur Hand eines Laien nicht alleine da.
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Robert Ketelhohn
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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Sempre hat geschrieben:@Robert Ketelhohn

Hast Du oben versehentlich in den Beitrag von Kirchenjahr geschrieben? Reparier das mal.
O Schiet. Nicht gemerkt. Reparieren oder wiederherstellen kann ich das leider nicht, bloß
meinen Namen drüberschreiben. – Kirchenjahr, hast du deinen Beitrag abgespeichert und
kannst ihn noch mal einstellen? – Leider hab’ ich ihn gelöscht, unwiederbringlich. Bitte um
Vergebung.
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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von Peti »

In "Kleine Fibel für verunsichte Laien" zitiert Hans Urs von Balthasar Joseph Ratzinger:

"Wir sollten, sagt Ratzinger (in Eucharistie- Mitte der Kirche, 1978) nicht vergessen,
"daß nicht nur unsere Hände unrein sind, sondern unsere Zunge auch"
-Jakobus schildert sie als unser sündigstes Glied (Jak 3,2-12)-
"und unser Herz auch.....Das größte Wagnis und zugleich Ausdruck für die erbarmende Güte Gottes ist es,
daß nicht nur Hand und Zunge, sondern unser Herz ihn berühren darf".
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von Pelikan »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
kephas hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Die Gründe für den Wechsel der Kommunionpraxis sind vielmehr ganz praktischer Art. Der Empfang mit dem Munde vermindert die Gefahr des Hostienfrevels, namentlich bei großer Anzahl kommunizierender Gläubiger.
Diese große Anzahl kommunizierender Gläubiger war allerdings damals schon lange nicht mehr gegeben. Schon der hl. Johannes Chrysostomus sagt: „Umsonst stehen wir am Altare, umsonst bringen wir das Opfer dar, niemand kommuniziert.“
Es wäre wohl arg anachronistisch, dies Zitat so zu verstehen, daß in der Väterzeit die Zahl der Kommunikanten signifikant gesunken sei. Das stimmt sicher nicht.

Kannst du die Fundstelle angeben?
Dritte Homilie zum Epheserbrief

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Libertas Ecclesiae
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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

Die Diskussion um die symbolische Bedeutung von Mund oder Hand führt meines Erachtens an der eigentlichen Fragestellung vorbei. Es ist in diesem Zusammenhang auch wenig zielführend, sich darüber auszulassen, ob man mehr mit der Hand oder mehr mit dem Mund sündigen kann. Das ist doch kein Argument.

Entscheidend ist die Frage, ob man sich bei der heute üblichen (!) Form der Handkommunion tatsächlich auf die altkirchliche Praxis berufen kann, wie beispielsweise Kardinal Meisner das jüngst wieder getan hat. Der wesentiche Unterschied ist, wie von meldoy bereits beschrieben, dass man in der alten Kirche die konsekrierte Hostie eben nicht, wie heute üblich, mit den Fingern (!) ergriff, sondern sich herunterbeugte, um sie (aus der Hand) mit der Zunge aufzunehmen. Von daher wäre es treffender, die heute übliche Form des Kommunionempfangs nicht als Handkommunion, sondern als Fingerkommunion zu bezeichnen. Problematisch ist nicht die Einführung der Handkommunion an sich, sondern allein die Praxis der Fingerkommunion.
„Die letzte Messe ist noch nicht gelesen.“
(Jelena Tschudinowa)

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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Sempre hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Die Hand, besonders die Rechte, symbolisiert Macht. Die Hand segnet. Die Auflegung der Hände spendet das Sakrament und gibt die hohepriesterliche Vollmacht in der Kirche weiter.
Ja, aber nur die gesalbte Hand — nicht aber die profane Hand:
Moses hat geschrieben:Ex 19,12 Zieh um das Volk eine Grenze und sag: Hütet euch, auf den Berg zu steigen oder auch nur seinen Fuß zu berühren. Jeder, der den Berg berührt, wird mit dem Tod bestraft.
Ex 19,13 Keine Hand soll den Berg berühren. Wer es aber tut, soll gesteinigt oder mit Pfeilen erschossen werden; ob Tier oder Mensch, niemand darf am Leben bleiben. [...]
Wie kannst du Alten und Neuen Bund verwechseln? – Die Gläubigen sind ein priesterliches Volk. Wer getauft ist, dessen Hand ist nicht profan.
Warum durfte denn dann kein Laie in der gesamten Tradition der Kirche bis in die 1970er das Allerheiligste mit den Fingern berühren und sich selbst auf die Zunge legen?
Mit der Hand empfangen und zum sich herabneigenden Munde führen, von ihr mit den Lippen aufnehmen. Das galt seit apostolischer Zeit bis ins neunte Jahrhundert generell, und partiell gewiß über die erste Jahrtausendwende hinaus. Allein daraus ist schon ersichtlich, das jeder Gedanke an eine Minderwertigkeit der Hand absurd ist.

Es ist derartig absurd, daß ich nicht begreifen kann, welche psychologischen Mechanismen in hochintelligenten Menschen wirken müssen, sie zu veranlassen, tagelang darüber zu diskutieren.
Sempre hat geschrieben:Ebenso auch Mons. Athanasius Schneider, der hier erzählt, wie er Anfang der 1970er in Deutschland wegen der Handkommunion alle Messen in der Stadt mied. Er wurde in Patristik promoviert und argumentiert wie Hw. Milch. Profane Hände, die mit dreckigem Geld umgehen, in direktem Kontakt mit dem Allerheiligsten sind ihm ein Horror.
Habe habe jetzt die ersten sieben Minuten gehört. (Wenn hernach noch etwas Wichtiges kommt, weise mich bitte darauf hin.) Des Bischofs Athanasii Schneider persönliche Erinnerungen, abgesehen von der Beschreibung des bekannten Zustands in den siebziger Jahren, sind rein emotional und tun argumentativ nichts zur Sache. Seine historische Beschreibung des altkirchlichen Kommunionbrauchs ist völlig richtig und unterstützt, was ich sage, nicht was Herr Milch beschwor.

Der Bischof weist zu Recht auf Maßnahmen wie die Handwaschung der Männer vor dem Kommunionempfang hin – ähnlich die Benutzung des Linnens der Frauen –, hernach die sorgfältige Purifikation.

Das zeigt doch aber gerade, daß nicht die „Hand an sich“ als unwürdig angesehen wurde. Vielmehr geht es – zumal eine solche Waschung ja primär ein symbolischer Akt ist – um die rechte Bereitung zum Kommunionempfang: Der Kommunikant wäscht zum Betreten des Allerheiligsten den Schmutz der Welt ab, die Profanität. Und zwar von den Händen, gewiß, denn sie symbolisieren sein Handeln, mit ihnen greift er in der Welt, sie ziehen real wie zeichenhaft den profanen Schmutz an, wie wir nach der Gartenarbeit auch ganz konkret betrachten können.

Darum also die Waschung. Dann ist der Schmutz weg, die Hand rein und bereit. – Aber der Mund? Bedarf er keiner Waschung? – Der Mund steht bereits für das Innere. Was wir in den Mund nehmen, ist bereits in uns, es haftet nicht mehr nur äußerlich an. Hier ist also keine Waschung erforderlich, kein Zähneputzen, Spülen oder Gurgeln. Das bedeutet jedoch nicht, daß der Mund – oder unser Inneres – keiner Bereitung bedürfte. Solche Bereitung ist im Gegenteil geboten. Leiblich durch die eucharistische Nüchternheit, geistig-seelisch durch entsprechende Vorbereitung, innerhalb der Messe im Bußakt zu Beginn zusammengefaßt.

Auch darin geht es ja um die Lösung vom Profanen, wie bei der Waschung der Hände. Was bleibt, ist aber nichts Profanes mehr, sondern der geheiligte und zum Empfang seines Herrn bereite Gläubige, bereit und rein mit Leib und Seele und allen Gliedern.

Richtig ist nun freilich, daß die heutige Handkommunionpraxis schon an sich all diese genannten Punkte, wie sie zum apostolischen Kommunionbrauch gehören, nicht kennt und darum mangelhaft ist. Darüber hinaus verkennt sie, daß die Kirche vor tausend Jahren (plus minus zweihundert) nicht ohne Grund – sondern, wie oben dargelegt, aus gewichtigen praktisch-disziplinarischen Gründen – zum Empfang der Kommunion direkt in den Mund übergegangen ist.

Kritik an der heutigen Praxis ist als durchaus berechtigt, ja geboten. Aber bitte sachlich, nicht mit ideologischem Pathos.
Sempre hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Welche Hand ist es, die das Sakrament spendet?
St. Johannes Chrysostomus hat geschrieben:Wenn du also siehst, wie der Priester dir [die hl. Kommunion] austeilt, so denke nicht, dass es der Priester sei, der dies tut, sondern dass es Christi Hand ist, die dir entgegengehalten wird, Wenn du getauft wirst, ist es ja auch nicht der Priester, der dich tauft, sondern Gott ist es, der mit unsichtbarer Macht dein Haupt hält; kein Engel und kein Erzengel noch sonst jemand wagt es, hinzuzutreten und dich zu berühren. Geradeso ist es auch hier.
Johannes Chrysostomus aber hat den Gläubigen die Hostie nach apostolischem Brauch in die Hand gelegt.
Auch St. Johannes Chrysostomus grenzt die Hände eines Priesters deutlichst von den Händen eines Laien ab.
Nein, sondern es geht um das Handeln des Priesters an Christi Statt. Das gilt auch von der Austeilung der Kommunion, und darum ist eine Austeilung der Kommunion durch Laien – die Laien überhaupt, nicht durch „Laienhände“, es sei denn pars pro toto verstanden; es geht um das Handeln der ganzen Person, nicht um Körperteile: legt endlich mal diesen Fetisch beiseite! – darum also ist eine Austeilung der Kommunion durch Laien, außer im Notfall, auch Mißbrauch und dürfte nicht zugelassen werden.
Sempre hat geschrieben:Daß der damalige Brauch ursprünglich apostolisch war, ist eine gewagte Hypothese.
Nein, das ist ein gesichertes historisches Faktum. Daran gibt es überhaupt keinen Zweifel.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
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Robert Ketelhohn
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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Libertas Ecclesiae hat geschrieben:Die Diskussion um die symbolische Bedeutung von Mund oder Hand führt meines Erachtens an der eigentlichen Fragestellung vorbei. Es ist in diesem Zusammenhang auch wenig zielführend, sich darüber auszulassen, ob man mehr mit der Hand oder mehr mit dem Mund sündigen kann. Das ist doch kein Argument.

Entscheidend ist die Frage, ob man sich bei der heute üblichen (!) Form der Handkommunion tatsächlich auf die altkirchliche Praxis berufen kann, wie beispielsweise Kardinal Meisner das jüngst wieder getan hat. Der wesentiche Unterschied ist, wie von meldoy bereits beschrieben, dass man in der alten Kirche die konsekrierte Hostie eben nicht, wie heute üblich, mit den Fingern (!) ergriff, sondern sich herunterbeugte, um sie (aus der Hand) mit der Zunge aufzunehmen.
Richtig.
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Raphael

Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von Raphael »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Ebenso auch Mons. Athanasius Schneider, der hier erzählt, wie er Anfang der 1970er in Deutschland wegen der Handkommunion alle Messen in der Stadt mied. Er wurde in Patristik promoviert und argumentiert wie Hw. Milch. Profane Hände, die mit dreckigem Geld umgehen, in direktem Kontakt mit dem Allerheiligsten sind ihm ein Horror.
Habe habe jetzt die ersten sieben Minuten gehört. (Wenn hernach noch etwas Wichtiges kommt, weise mich bitte darauf hin.) Des Bischofs Athanasii Schneider persönliche Erinnerungen, abgesehen von der Beschreibung des bekannten Zustands in den siebziger Jahren, sind rein emotional und tun argumentativ nichts zur Sache. Seine historische Beschreibung des altkirchlichen Kommunionbrauch ist völlig richtig und unterstützt, was ich sage, nicht was Herr Milch beschwor.
Diese Bewertung läßt außer acht, daß die Argumentation von Hochwürden Milch gegen die ebenfalls ideologisierten Maßnahmen, mit denen die Handkommunion speziell in Deutschland eingeführt worden ist, gerichtet war.
Auf diese hatte Bernado weiter oben völlig korrekt hingewiesen und diesen Notstand von Hochwürden Milch kann man gerechterweise nicht übersehen, ohne die Gesamtsituation aus dem Blick zu verlieren.

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Robert Ketelhohn
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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Pelikan hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
kephas hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Die Gründe für den Wechsel der Kommunionpraxis sind vielmehr ganz praktischer Art. Der Empfang mit dem Munde vermindert die Gefahr des Hostienfrevels, namentlich bei großer Anzahl kommunizierender Gläubiger.
Diese große Anzahl kommunizierender Gläubiger war allerdings damals schon lange nicht mehr gegeben. Schon der hl. Johannes Chrysostomus sagt: „Umsonst stehen wir am Altare, umsonst bringen wir das Opfer dar, niemand kommuniziert.“
Es wäre wohl arg anachronistisch, dies Zitat so zu verstehen, daß in der Väterzeit die Zahl der Kommunikanten signifikant gesunken sei. Das stimmt sicher nicht.

Kannst du die Fundstelle angeben?
Dritte Homilie zum Epheserbrief
Vielen Dank! Ein sehr interessantes Stück übrigens. Was obige Fragestellung betrifft, können wir entnehmen, daß es damals nicht üblich war, jedesmal in der Messe zu kommunizieren. Zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Festen war die Zahl der Kommunikanten weit größer. Johannes Chrysostomus tadelt, daß viele Gläubige sich dazu – zur Teilnahme an der Kommunion oder zur Nichtteilnahme – allein durch irgendwelche Bräuche bestimmen ließen, nicht durch ihre Disposition, um welche sich zu bemühen sie auch vielfach versäumten.

Kurz, da ist kein „Rückgang“, sondern „Normalzustand“.

Ein anderes Stück aus dieser Homilie will ich kurz wiedergeben:
Wie wirst du vor dem Richterstuhl Christi dastehen, wenn du dich erdreistest, mit sündenbefleckten Händen und Lippen seinen Leib zu berühren?
Kein Unterschied zwischen Mund und Händen. Lest einmal das ganze Stück.
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Melody
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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von Melody »

@Robert

Ich kann Deinem Beitrag von 09:56 Uhr nur zustimmen.

Und ich finde die Diskussionen über eine Unwürdigkeit der Hände erschreckend und wenig förderlich, um Menschen vom Sinn der Mundkommunion zu überzeugen... :/

Ich wünschte mir sehr, dass die Mundkommunion wieder die alleinige erlaubte Praxis würde, aber ganz bestimmt NICHT, weil ich der Überzeugung sei, meine Hände seien zu unrein, den Herrn zu berühren, das ist Humbug...
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Bernado
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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von Bernado »

Libertas Ecclesiae hat geschrieben:Die Diskussion um die symbolische Bedeutung von Mund oder Hand führt meines Erachtens an der eigentlichen Fragestellung vorbei. Es ist in diesem Zusammenhang auch wenig zielführend, sich darüber auszulassen, ob man mehr mit der Hand oder mehr mit dem Mund sündigen kann. Das ist doch kein Argument.

Entscheidend ist die Frage, ob man sich bei der heute üblichen (!) Form der Handkommunion tatsächlich auf die altkirchliche Praxis berufen kann, wie beispielsweise Kardinal Meisner das jüngst wieder getan hat. Der wesentiche Unterschied ist, wie von meldoy bereits beschrieben, dass man in der alten Kirche die konsekrierte Hostie eben nicht, wie heute üblich, mit den Fingern (!) ergriff, sondern sich herunterbeugte, um sie (aus der Hand) mit der Zunge aufzunehmen. Von daher wäre es treffender, die heute übliche Form des Kommunionempfangs nicht als Handkommunion, sondern als Fingerkommunion zu bezeichnen. Problematisch ist nicht die Einführung der Handkommunion an sich, sondern allein die Praxis der Fingerkommunion.
Das möchte ich ein wenig relativieren - und zwar unabhängig sowohl von der frühen historischen Entwicklung als auch von der Pfarrer-Milch-Debatte.

Im Zuge der Reformation wurde die Handkommunion (nicht von Luther!) vielerorts eingeführt, um sich damit vom Glauben an die Realpräsenz abzgrenzen. Nachdem ein vorher kaum zu beanstandendes (außer vielleicht aus praktischen Überlegungen) Verhalten auf diese Weise "kontaminiert" worden war, mußte seine Übernahme in die Liturgie der Kirche größte Bedenken hervorrufen.

Und das ist doch eines der Hauptprobleme dieser Reform: sie hat, und das nicht ohne Absicht, viele derartige "kontaminierte" (wissenschaftlich würde man vielleicht sagen: "eindeutig nicht-katholisch konnotierte") Zeichen in den Brauch aufgenommen und dabei die Tatsache ausgenutzt, daß diese Zeichen selbst keine eindeutige Aussage haben.

Wer da über den unterschiedlichen Rang von Hand und Mund diskutiert, ist schon auf ein Ablenkungsmanöverr hereingefallen.
Zuletzt geändert von Bernado am Dienstag 16. August 2011, 11:34, insgesamt 1-mal geändert.
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iustus
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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von iustus »

Melody hat geschrieben:@Robert

Ich kann Deinem Beitrag von 09:56 Uhr nur zustimmen.

Und ich finde die Diskussionen über eine Unwürdigkeit der Hände erschreckend und wenig förderlich, um Menschen vom Sinn der Mundkommunion zu überzeugen... :/

Ich wünschte mir sehr, dass die Mundkommunion wieder die alleinige erlaubte Praxis würde, aber ganz bestimmt NICHT, weil ich der Überzeugung sei, meine Hände seien zu unrein, den Herrn zu berühren, das ist Humbug...
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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von lifestylekatholik »

Bernado hat geschrieben:Wer da über den unterschiedlichen Rang von Hand und Mund diskutiert, ist schon auf ein Ablenkungsmanöverr hereingefallen.
Ja.

Wobei es dennoch ein Unterschied bleibt, ob mir der Leib Christi ausschließlich durch den Priester gereicht wird (wie ein kleines Kind, das gefüttert wird), oder ob ich ihn selber greife.
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Pit
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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von Pit »

iustus hat geschrieben:
Melody hat geschrieben:@Robert

Ich kann Deinem Beitrag von 09:56 Uhr nur zustimmen.

Und ich finde die Diskussionen über eine Unwürdigkeit der Hände erschreckend und wenig förderlich, um Menschen vom Sinn der Mundkommunion zu überzeugen... :/

Ich wünschte mir sehr, dass die Mundkommunion wieder die alleinige erlaubte Praxis würde, aber ganz bestimmt NICHT, weil ich der Überzeugung sei, meine Hände seien zu unrein, den Herrn zu berühren, das ist Humbug...
:daumen-rauf:
Zustimmung, ich finde beide Formen in Ordnung, wenn sie würdevoll und andächtig praktiziert wird- und genau darin liegt auch der Grund, warum Papst Benedikt XVI bei Messen mit einer grossen Menschenmenge nur noch die Munkommunion spendet--und nicht, weil er die Handkommunion ablehnt.
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anneke6
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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von anneke6 »

Als ich auf der Seligsprechung in Lübeck war, kamen mir ähnliche Gedanken. Bei solchen Veranstaltungen, wo die Menschen eng an einander und durcheinander stehen ist die Spendung der Mundkommunion wirklich das einzig Wahre.
???

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Pit
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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von Pit »

anneke6 hat geschrieben:Als ich auf der Seligsprechung in Lübeck war, kamen mir ähnliche Gedanken. Bei solchen Veranstaltungen, wo die Menschen eng an einander und durcheinander stehen ...
Besonders, weil dann vieleicht auch Menschen zur Kommunion gehen, die es nicht dürften- und ich meine jetzt nicht Lutheraner, sondern Nichtchristen.
Und genau deswegen- um Missbrauch zu vermeiden- spendet der Papst dann die Mundkommunion ohne aber die Handkommunion abzulehnen.
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iustus
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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von iustus »

Pit hat geschrieben:
iustus hat geschrieben:
Melody hat geschrieben:@Robert

Ich kann Deinem Beitrag von 09:56 Uhr nur zustimmen.

Und ich finde die Diskussionen über eine Unwürdigkeit der Hände erschreckend und wenig förderlich, um Menschen vom Sinn der Mundkommunion zu überzeugen... :/

Ich wünschte mir sehr, dass die Mundkommunion wieder die alleinige erlaubte Praxis würde, aber ganz bestimmt NICHT, weil ich der Überzeugung sei, meine Hände seien zu unrein, den Herrn zu berühren, das ist Humbug...
:daumen-rauf:
Zustimmung, ich finde beide Formen in Ordnung, wenn sie würdevoll und andächtig praktiziert wird.
Ne, dann stimmst Du uns doch gerade nicht zu: Melody und ich, wir wünschen uns, dass die Mundkommunion wieder alleinige erlaubte Praxis wird - weil die HK gerade nicht in Ordnung ist (das beruht aber nicht auf Reinheitsvorstellungen).

Würdevoll und andächtig wird die Handkommunion nur praktiziert, wenn anschließend die Hände auf Partikel untersucht und - falls sich welche finden - abgeleckt werden. Und man findet in 98 % der Fälle welche!
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)

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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von iustus »

Pit hat geschrieben: Und genau deswegen- um Missbrauch zu vermeiden- spendet der Papst dann die Mundkommunion ohne aber die Handkommunion abzulehnen.
Ich bin mir nicht sicher, ob er sie nicht ablehnt.

- - -
Editiert von Moderator: Tippfehler (sich --> sie) korrigiert
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)

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anneke6
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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von anneke6 »

Falls er es tut, müßte er es deutlich sagen…hat er bis jetzt aber nicht.
???

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Pit
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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von Pit »

@ iustus
anneke6 hat geschrieben:Als ich auf der Seligsprechung in Lübeck war, kamen mir ähnliche Gedanken. Bei solchen Veranstaltungen, ... ist die Spendung der Mundkommunion wirklich das einzig Wahre.
"Bei solchen Veranstaltungen...", also gibt es auch Veranstaltungen, bei denen Handkommunion in Ordnung ist, oder?
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anneke6
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Re: Mund- und Handkommunion II

Beitrag von anneke6 »

Pit hat geschrieben:@ iustus
anneke6 hat geschrieben:Als ich auf der Seligsprechung in Lübeck war, kamen mir ähnliche Gedanken. Bei solchen Veranstaltungen, ... ist die Spendung der Mundkommunion wirklich das einzig Wahre.
"Bei solchen Veranstaltungen...", also gibt es auch Veranstaltungen, bei denen Handkommunion in Ordnung ist, oder?
Wenn Du mich fragst: Ja. Aber ich habe darüber nicht zu entscheiden.
???

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