taddeo hat geschrieben:Aber die längerfristigen Folgen könnten verheerend sein, wenn die Finanzmärkte das Ganze in den falschen Hals kriegen.
Die „Finanzmärkte“ sind ja gerade das Problem.
taddeo hat geschrieben:Aber die längerfristigen Folgen könnten verheerend sein, wenn die Finanzmärkte das Ganze in den falschen Hals kriegen.
Das ist ja klar. Die Politik hat schon längst nicht mehr das Heft in der Hand.Robert Ketelhohn hat geschrieben:taddeo hat geschrieben:Aber die längerfristigen Folgen könnten verheerend sein, wenn die Finanzmärkte das Ganze in den falschen Hals kriegen.
Die „Finanzmärkte“ sind ja gerade das Problem.
Zum Letzteren:Melody hat geschrieben: Sagt mal, warum möchte man Griechenland eigentlich zwingend im Euro drinbehalten?
Und möchten die Griechen das selbst auch???
Ich hatte bereits vor längerer Zeit die These vertreten, daß die Lösung nur in einem Austritt aus der Eurozone, verbunden mit einem deutlichen Schuldenschnitt liegen kann.Melody hat geschrieben: Irgendwo - vielleicht auch hier - hatte ich mal die These gehört, dass man es so machen müsste wie irgendwann mal in der Türkei, dass die eigene Währung (also Wiedereinführung des Drachmen) abgewertet werden müsse, und durch den dann stärkeren Tourismus könnte sich das Land von selbst retten (schließlich seien Landschaft und Strände in etwa dieselben). So oder ähnlich sei es bei der Türkei gewesen?!
Wäre das nicht besser für Griechenland?!
Nicht, dass ich selbst den Griechen nicht helfen möchte, aber ich frage mich, ob ein Austritt aus dem Euro nicht wirklich besser für sie wäre?!
http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php? ... tt#p51982Und auch eine Umschuldung führt nicht viel weiter, weil Griechenland dadurch nicht wettbewerbsfähiger wird. Es entlastet zwar den Staat von seinen Zinsaufwendungen, aber werden deswegen mehr griechische Produkte verkauft? Notwendig ist ein Austritt des Landes aus dem Euro und eine Abwertung der neuen Währung - anders geht es nicht oder wir haben in einigen Jahren die gleichen Probleme - nachdem vorher etliche Mrden verbrannt wurden.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... 266.htmlZur Krise kam es, weil Länder im Süden der Eurozone seit Jahrzehnten über ihre Verhältnisse leben. Der Euro brachte ihnen niedrige Zinsen wie in Deutschland, mit denen sie noch unbeschwerter auf Pump konsumieren konnten. Während Deutschland mit Lohn- und Kostendisziplin seine Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt wiederherstellte, kletterten im Süden Gehälter und Schulden kräftig. Heute wird zwar manchmal darüber geredet, dass auch ein Staat auf Dauer nicht mehr ausgeben kann, als er einnimmt. Doch passiert ist in Rom - und auch in Paris - wenig.
Das könnte wirklich ein Glück für das Deutsche Volk sein.Peregrin hat geschrieben:Mit ein bißchen Glück kriegen wir demnächst einen chinesischen Statthalter.Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Der ganze €uro samt dem kompletten ihn tragenden System muß weg.
oder Unterwerfung unter auswärtige Eroberer.
Ob "die Politik" das Heft nicht mehr in der Hand hat, daran sind mE durchaus Zweifel angebracht. "Die Politik" kann sich eben nicht daran gewöhnen, daß die Zeit billiger Kredite und williger Kreditgeber(!) für einige Länder vorbei ist. Falls aber glaubhaft Sparanstregungen unternommen werden besteht durchaus die Möglichkeit, "die Finanzmärkte" zu beruhigen, wie man am Beispiel Irlands sehen kann:taddeo hat geschrieben:Das ist ja klar. Die Politik hat schon längst nicht mehr das Heft in der Hand.
Solange die Finanzmärkte weiter tun und lassen können, was sie wollen, könnte ein Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone fatal werden. Mit einer strikteren Regulierung der Finanzmärkte könnte es vielleicht klappen.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... 1989.htmlIrland hat in den vergangenen Monaten am internationalen Anleihemarkt verlorenes Vertrauen zurückgewonnen. Die Risikoprämien auf irische Staatsanleihen sind seit dem Sommer deutlich gefallen, während sich die Krise in den südeuropäischen Mitgliedsländern der Währungsunion weiter zugespitzt hat. Irland hat zugesagt, sein in den vergangenen Jahren drastisch gestiegenes Haushaltsdefizit bis 215 unter die Marke von 3 Prozent der Wirtschaftsleistung zu drücken. In diesem Jahr beträgt das Defizit rund 1 Prozent. Damit ist das Haushaltsloch in Irland größer als in anderen Krisenländern wie Griechenland, Portugal, Spanien und Italien.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... 19476.htmlEin Staat, geführt von demokratisch gewählten Vertretern, hat über seine Verhältnisse gelebt. Eine Bürokratie ist an dem halbherzigen Versuch gescheitert, die Finanzierung des Staatswesens durch die Bürger zu sichern. Und die Staatsbürger waren zu erfolgreich beim Versuch, das Optimum aus ihrem Staatswesen herauszuholen - geringstmögliche Beiträge, größtmögliche Rendite und vielleicht noch einen Ouzo obendrauf (Rente für den lang verstorbenen Opa).
(...)
Wenn aber ein demokratischer Staat sich über alle Maßen verschuldet und den Bürgern brutalste Opfer abverlangt, wenn ein solcher Staat dann die Tilgung seiner Schulden oder die Bedingungen für ihren Erlass von der Laune ebendieser opfergeplagten Wutbürger abhängig macht - dann macht das die Gläubiger ("die Märkte") nervös. Diese Nervosität ist nicht undemokratisch, dafür aber vernünftig und erstaunlich rational. Denn Kredite müssen zurückgezahlt werden, weil jeder Vertrag erfüllt werden muss. Das nennen wir Rechtsstaatlichkeit. Ein Grundrecht auf zinslosen Kredit gibt es dagegen nicht, erst gar nicht für Staaten.
Sonntag, 6. November 2011 ARD Bericht aus Berlin
Deppendorf: Herr Ackermann, nach dem Gipfel in Cannes, wie sehen sie die Lage in Griechenland? Verliert Griechenland weiter an Vertrauen durch das Handeln der Regierung Papandreou, aber auch der Opposition?
Ackermann: Ja, ich finde schon. Denn wenn man an einem Gipfel etwas beschließt, mit allen europäischen Leaders, und dann zurückgeht und wenige Tage danach das wieder in Frage stellt, führt das natürlich zu einer unmöglichen Situation, die auch in der ganzen Welt eben große Verunsicherung auslöst. Ich gehe davon aus, dass es zu einer Übergangsregierung kommt, so eine Art große Koalition, vielleicht unter neuer Führung. Aber Griechenland muss jetzt alles tun, um wieder den eigenen Haushalt unter Kontrolle zu bringen.
Deppendorf: Reicht denn der Schuldenschnitt von fünfzig Prozent aus, oder befürchten sie da noch mehr, oder glauben sie es wird mehr?
Ackermann: Also erst einmal ist das schon ein erster, wichtiger großer Schritt. Jetzt muss aber auch Wachstum kommen. Und ich glaube, wir müssen viel mehr noch den Fokus auf Wachstum legen. Griechenland ist nicht wettbewerbsfähig. Griechenland hat auch nicht die Produkte, um im Weltmarkt bestehen zu können. Deshalb muss man da auch mit Hilfen, aber immer Hilfe zur Selbsthilfe, Griechenland jetzt unterstützen, damit Griechenland auch wieder nach vorne kommen kann.
Deppen: Eine Art Marshall-Plan?
Ackermann: Eine Art Marshall-Plan. Das zuerst einmal die griechische Wirtschaft selbst sich überlegt, wie können wir investieren, wie können wir nach vorne kommen. Das fehlt bis jetzt. Diese Gespräche finden nur am Rande statt. Und da muss auch Griechenland als Investitionsstandort wieder attraktiver gemacht werden, damit ausländische Unternehmen bereit sind, (in) Griechenland zu investieren.
Deppendorf: Eine andere Art der Lösung ist ja immer noch die Möglichkeit des Ausstiegs aus der Eurozone, also Rückkehr zum Drachmen. Wäre das für sie die letzte Lösung, oder auch eine richtige?
Ackermann: Nein, also das ist eine Lösung, die man gar nicht andenken sollte. Denn erstens einmal sind die Schäden, die dadurch entstehen auch Kollateralschäden. Es ist ja nicht so, dass nur der Staat verschuldet ist. Es sind auch die Banken verschuldet, Unternehmen verschuldet, Haushalte verschuldet. Die ganze griechische Wirtschaft würde mindestens zwischenzeitlich einbrechen, das ganze Sozialversicherungswesen in Griechenland würde einbrechen. Und so weiter. Das wäre ein ganz dramatisches Ergebnis. Und dazu kommt dann eben die Ansteckungsgefahr auf andere Länder. Wir müssen Griechenland im Euro behalten.
Deppendorf: Wird das spekulieren gegen Italien weitergehen, oder warten sie, bis Berlusconi nicht mehr da ist?
Ackermann: Ja, es ist wirklich eine tragische Angelegenheit, denn Italien ist ein reiches Land. Wenn sie die privaten Schulden zum Sozialprodukt anschauen sind die ungefähr bei fünfunddreißig Prozent. Aber der Staat ist mit hundertzwanzig Prozent im Verhältnis zum Sozialprodukt verschuldet. Also Italien kann mehr tun, muss jetzt endlich die Haushaltskonsolidierung weiterführen, aber muss natürlich auch wieder hier Impulse für mehr Wachstum geben. Also das ist für mich eine politische Führungsfrage in Italien.
Deppendorf: Eine Linie oder eine Diskussionsgrundlage auf dem Cannes-Gipfel war ja auch, an die Währungsreserven der Notenbanken heranzugehen, also auch an die Währungsreserven der Deutschen Bundesbank. Bundesbankpräsident Weitmann hat sich vehement dagegen gesträubt, hat er da recht oder sehen sie da eine Möglichkeit, an der man irgendwann gar nicht mehr vorbeigehen kann?
Ackermann: Darf ich vielleicht grundsätzlich, es gibt vier Punkte die man lösen muss. Erstens die Schuldentragfähigkeit Griechenlands muss man verbessern. Zweitens, man muss einen Rettungsschirm aufbauen, der wesentlich größer ist als der den man bis heute kennt. Drittens, man muss die schwachen Banken rekapitalisieren. Und Viertens, man muss die Refinanzierung des Finanzsystems sicherstellen.
Man hat vieles jetzt in die richtigen Wege geleitet. Was noch fehlt ist die Aufstockung des Rettungsschirms. Dass man da natürlich auch verschiedene kreative Optionen prüft, ist verständlich, würde ich aber verheerend finden. Wir dürfen nicht jetzt auf indirektem Wege an die Bundesbank oder andere Zentralbanken herangehen, sondern andere Möglichkeiten müssen gesucht werden, wir haben eine Versicherungslösung propagiert, die kann man umsetzen. Das würde den Rettungsschirm wesentlich erhöhen, und damit für die nächsten drei Jahre sowohl die italienischen wie die spanischen Anleihen absorbieren können, was doch viel mehr Vertrauen geben würde.
Deppendorf: Interessant ist ja auch, dass der Internationale Währungsfond jetzt mehr oder weniger so eine Art Aufpassergremium werden soll. Ist das ein Armutszeugnis?
Ackermann: Ich finde schon, also ich kann es natürlich nachvollziehen, dass man dort auch die Expertise findet, aber eigentlich müsste Europa sein Haus selbst in Ordnung bringen können. Und ich bedauere das, dass das soweit kommen muss, aber das zeigt eben, dass wir institutionelle Schwächen haben hier in Europa, die man jetzt anpacken muss.
Deppendorf: Die Banken sollen ja auch weiter unter Kontrolle gebracht werden. Viele sagen ja auch, das ist notwendig. Werden sie zum Beispiel bei den Eigenkapitalerhöhungen mitmachen, werden sie ihr Haus so bestellen, wie jetzt in Cannes gefordert worden ist?
Ackermann: Ja absolut, und zwar sehr schnell. Wir sind ja schon weitgehend dort ..
Deppendorf: Aber nicht alle Banken.
Ackermann: .. nein, nicht alle Banken, ich hab gemeint, sie wollen über die Deutsche Bank sprechen. (grinst) Nein, nicht alle Banken, aber die Banken sichern jetzt ihre Bilanzsummen, die Banken versuchen natürlich auch, Kosten einzusparen. Und man versucht dann auch, viele Banken über den Kapitalmarkt Kapital zu beschaffen. Aber Kapital ist nur eine Seite. Viel wichtiger ist auch die Refinanzierung. Die Refinanzierung ist für viele Banken heute sehr sehr schwierig geworden.
Deppendorf: Dann rufen sie dann doch wieder nach dem Steuerzahler?
Ackermann: Das hoffe ich nicht, also ich finde es einen Teil der Eigenverantwortung jedes Bankmanagers, dass er es eben selbst schafft. Und ich war eigentlich sehr sehr froh, als neunundsiebzig Prozent der deutschen Bevölkerung das auch für richtig erachtet haben.
Deppendorf: Dennoch gibt es ja den Vorwurf, die Banken hätten aus der ganzen Banken- und Finanzkrise zweitausendacht nichts gelernt. Es gibt weiter Hedge-Fonds, es gibt Schattenbanken, die ja jetzt auch unter Kontrolle gestellt werden sollen. Die haben weiter gemacht wie vorher auch. Warum haben sie einfach die Signale nicht verstanden, oder nicht verstehen wollen?
Ackermann: Also man kann natürlich jetzt nicht Zentralbanken, Schattenbanken und Banken gleichsetzen. Also die Banken ..
Deppendorf: Ich rede jetzt von den Banken.
Ackermann: Ja, die Banken haben sehr viel gemacht. Die Banken haben ihr Kapital massiv erhöht, haben die Liquiditätsvorsorge massiv erhöht, haben ihr Geschäftsmodell angepasst, haben die Vergütungssysteme geändert. Die Schuldenkrise ist keine Bankenkrise, das möchte ich einmal ganz klar sagen. Und die Banken stehen heute viele sehr sehr gut da. Wir haben jetzt durch die Schuldenkrise, weil bis jetzt waren die Staatsschulden eine risikofreie Anlage.
Deppendorf: Aber Herr Ackermann, sind sie nicht auch sehenden Auges mit in diese Schuldenkrise reingegangen? Sie haben die Anleihen ja auch verkauft, sie haben auch Geld damit verdient.
Ackermann: Ja, aber das ist schon ein bisschen weitgehend, wenn man sagt, wir haben Anleihen plaziert. Wieso haben so viele Millionen von Anlegern in der ganzen Welt griechische Anleihen gekauft, und zwar bis zu dreihundertfünfzig Milliarden? Ich glaube, da gibt es drei oder vier Punkte. Das erste ist, Griechenland, wie alle anderen Länder, haben profitiert von einem tiefen Zinssatzniveau. Sie haben profitiert von einer tiefen Inflationsrate. Und dann gab es eine große Wachstums...illusion vielleicht, also Griechenland ist stark gewachsen. Man hat das Gefühl gehabt, innerhalb dieser Eurozone werden diese Länder aufblühen. Und das war ein Fehler.
Deppendorf: Ist Europa eigentlich gewappnet für die kommenden Jahre? Für solche Finanzkrisen, für den Wettbewerb mit anderen aufstrebenden Staaten?
Ackermann: Ja, ich glaube da sprechen sie etwas an, was mir persönlich sehr Sorge macht. Wir konzentrieren uns sehr stark jetzt auf die Stabilisierung Europas. Der Finanzmärkte, aber natürlich auch der Staatshaushalte. Das ist richtig, es gibt keinen Weg an dem vorbei. Aber wir leiten natürlich auch viele Schritte ein, die uns im globalen Wettbewerb in eine etwas schwierige Position bringen. Wenn ich jetzt denke, die amerikanischen Banken, die asiatischen Banken arbeiten noch mit wesentlich niedrigeren Kapitalquoten .. [unverständliche Rede] .. Minimum anbetrifft, als die Europäer jetzt mit neun Prozent. Wir haben Bankenabgaben, was die meisten nicht haben, wir sprechen über eine Finanztransaktionssteuer. Also irgendwann muss man langsam, glaube ich, sagen, genug ist genug. Die Banken können nicht mehr leisten, wenn man auch von den Banken erwartet, dass sie das dringend notwendige Wachstum finanzieren. Und das ist am Schluss die wichtigste Aufgabe der Banken.
Deppendorf: Aber wie erklären sie sich doch das immer noch vorhandene Misstrauen gegen die Banken nach der Schuldenkrise? Wir haben diese Occupy-Wall-Street-Bewegung, die ja auch vor ihren beiden Türmen in Frankfurt da ist. Haben die Banken nicht trotzdem noch vieles so weiterlaufen lassen? Wir erleben jetzt wieder eine Fond-Pleite in New-York, unvorstellbar eigentlich. Da ist doch noch vieles zu tun. Sie haben zwar jetzt gesagt, was sie alles angedacht haben, aber so richtig abnehmen tut das keiner.
Ackermann: Also die meisten Banken sind heute wesentlich stabiler geworden. Aber es gibt noch Fälle, die leider immer wieder scheitern, wie dieser Fall jetzt in New-York. Was haben die gemacht? Die haben im Vertrauen, dass europäische Staatsanleihen sicher ist (sind), haben die europäische Staatsanleihen gekauft. Das war bisher jetzt eigentlich auch etwas, was zementiert war für Jahrzehnt(e). Dass wir von dem Prinzip weggegangen sind wird uns noch viel viel Sorgen bereiten in der Zukunft. Denn plötzlich muss man davon ausgehen, dass nicht nur Griechenland, sondern vielleicht auch einmal andere Staatsanleihen irgendwie nach einer Lastenteilung rufen. Und das ist eine ganz gefährliche Entwicklung.
Deppendorf: Sie haben jetzt gerade mal wieder auf Amerika verwiesen. Vielleicht zum Schluss die Frage, Herr Ackermann, wir haben das strenge Neutralitätsprinzip der EZB, der Europäischen Zentralbank. Wir haben das andere System der FED, der amerikanischen Notenbank, die Geld gibt. Glauben sie, dass das strenge EZB-Modell auf Dauer tragfähig ist.
Ackermann: Ich glaube gerade in Deutschland, von der Tradition der Bundesbank herkommend, wenn wir beginnen, die Europäische Zentralbank zu einer Bank zu entwickeln, die auch ganz andere Aufgaben wahrnimmt, über die Preisstabilität hinaus, würden wir glaube ich das Vertrauen der Menschen verlieren. Wir müssen alles tun, dass die Zentralbanken ihre originäre Aufgabe wahrnehmen. Aber dazu brauchen wir eben in Europa gewisse Veränderungen. Wir brauchen wahrscheinlich eine neue Idee für Europa, die auch die jungen Menschen begeistert, damit alle wieder mitziehen. Und wir brauchen eine Stärkung der institutionellen Rahmenbedingungen, sonst werden wir dieses Europa der Zukunft nicht schaffen:
Deppendorf: Herr Ackermann, Herzlichen Dank für das Gespräch.
Am leichtesten könnte man die Herren „Märkte“ am Strick regulieren.taddeo hat geschrieben:Das ist ja klar. Die Politik hat schon längst nicht mehr das Heft in der Hand.Robert Ketelhohn hat geschrieben:taddeo hat geschrieben:Aber die längerfristigen Folgen könnten verheerend sein, wenn die Finanzmärkte das Ganze in den falschen Hals kriegen.
Die „Finanzmärkte“ sind ja gerade das Problem.
Solange die Finanzmärkte weiter tun und lassen können, was sie wollen, könnte ein Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone fatal werden. Mit einer strikteren Regulierung der Finanzmärkte könnte es vielleicht klappen.
Das ist eine lästige Phrase, die mehr verschleiert als erhellt. Obwohl streng genommen richtig, soll sie suggerieren, die Völker hätten eine Wahl gehabt, oder sie hätten heute eine. Sie ist als moralischer Vorwurf gemeint.seit Jahrzehnten über ihre Verhältnisse leben
Jeder (egal ob Privatmann oder Staat), der mehr ausgibt als er einnimmt, lebt über seinen Verhältnissen. Das mag zwar nicht schön zu hören sein und es ist lästig, immer deutlich darauf hingewiesen zu werden, aber es ändert nichts an der Tatsache. Deswegen ist die Aussage - nicht nur "strenggenommen" - sondern uneingeschränkt richtig und gilt selbstverständlich auch für Deutschland.Pelikan hat geschrieben:Das ist eine lästige Phrase, die mehr verschleiert als erhellt. Obwohl streng genommen richtig, soll sie suggerieren, die Völker hätten eine Wahl gehabt, oder sie hätten heute eine. Sie ist als moralischer Vorwurf gemeint.seit Jahrzehnten über ihre Verhältnisse leben
Und das ist natürlich Quatsch. Der Vorkriegskapitalismus, der nicht "über seine Verhältnisse lebte", war noch kaputter und krisengeplagter als der mit Staatsdefiziten gestützte. Keynes' Pflaster für die stotternde Maschine ist keine moralische Fehlleistung gewesen, sondern bittere Notwendigkeit. Ohne die ständige Stütze durch die Zentralgewalt fliegt das System nur noch schneller auseinander.
http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdie ... 2672.htmlDie Kreditinstitute trennen sich von den Papieren südeuropäischer Länder, da die Anleger Banken mit größeren Positionen abstrafen und die Aufsichtsbehörden höhere Reserven zur Abpufferung von möglichen Verlusten fordern. Damit erschweren sie die Bemühungen um die Euro-Rettung.
(...)
"Die europäischen Aufsichtsbehörden und Regierungschefs schießen sich selbst ins Knie, weil eine große Investorengruppe für Staatsanleihen aus dem Markt genommen wird", sagt Otto Dichtl, Kreditanalyst bei Knight Capital.
(...)
Europäische Banken außerhalb Griechenlands haben die Kreditvergabe an den öffentlichen Sektor des Landes zum 3. Juni auf 37 Mrd. Dollar reduziert, verglichen mit 52 Mrd. Dollar Ende 21. Das geht aus den jüngsten Daten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hervor. Die Darlehen europäischer Geldhäuser an den öffentlichen Sektor in Irland, Portugal und Spanien sind der BIZ zufolge ebenfalls zurückgegangen.
Jede Bank, die Geld schöpft, gibt damit mehr aus als sie eingenommen hat. Das ist die Grundlage, dass es überhaupt möglich ist, über den Verhältnissen zu leben, ohne dass jemand anderes dafür sofort anfangen muss, bei sich zu sparen. Und nur so ist Wachstum möglich. Oder was glaubst du, wo das herkommt? Das Gerede vom "über den Verhältnissen gelebt", das als Beweis noch zum tausendsten Mal die griechische Oma zitiert, die zwar lange tot ist aber immer noch Rente kassiert, das soll doch nur etwas verschleiern. Ich verweise nochmal auf das Flugblatt Crashkurs und kann nur jeden bitten, ja sich das mal durchzulesen, aber vor allem auch Alternativen zu durchdenken. Das ist nämlich gar nicht so einfach.Caviteño hat geschrieben:Jeder (egal ob Privatmann oder Staat), der mehr ausgibt als er einnimmt, lebt über seinen Verhältnissen. Das mag zwar nicht schön zu hören sein und es ist lästig, immer deutlich darauf hingewiesen zu werden, aber es ändert nichts an der Tatsache. Deswegen ist die Aussage - nicht nur "strenggenommen" - sondern uneingeschränkt richtig und gilt selbstverständlich auch für Deutschland.
Lucas Zeise - Keine Angst vor der Notenpresse
Die Lizenz zum Gelddrucken haben in unserem Geldsystem die privaten Geschäftsbanken. Sie können alles Geld, das sie in Form von Einlagen oder sogar Eigenkapital zur Verfügung haben, in Staatsanleihen investieren. Diese Staatsanleihen reichen sie als Sicherheit bei der Zentralbank ein und holen sich zum Leitzins frisches Geld, mit dem sie sich wiederum frische Staatsanleihen besorgen - und immer so weiter.
Die Zentralbank finanziert also in unserem Geldsystem bereits ganz ordinär und regelmäßig den Staat. Sie tut es allerdings vermittelt durch Intermediäre, wie die Banker sich zuweilen nennen und bei denen denn auch der Gewinn vorwiegend hängen bleibt. Das bei uns geltende Verbot der Staatsfinanzierung durch die Zentralbank müsste eigentlich, um der gängigen Praxis Genüge zu tun, korrekt lauten: Die Zentralbank darf andere Staatsinstitutionen nur unter Gewinnbeteiligung von Privatkapital finanzieren. [...] ..., Ex-Bundesbankpräsident Axel Weber sowie sein Nachfolger Jens Weidmann pharisäerhaft als Stabilitätsverfechter auf. Issing und Weber haben mit Goldman Sachs und UBS private Großbanken als passende Arbeitgeber gefunden, deren Interessen sie jetzt offen vertreten können. Ihr Schlachtruf, niemals dürfe die Notenbank die Gelddruckmaschine anwerfen, um den Staat zu finanzieren, lautet in Wahrheit: Der Gewinn dabei muss wie bisher bei den Privaten anfallen.
[...]
Die Realwirtschaft stagniert. Ohne radikalen Schwenk in der Einkommensverteilung bleiben die Aussichten trübe.
Die Ergebnisse des "radikalen Schwenks in der Einkommensverteilung" sieht man ganz besonders gut in Griechenland. Ich hatte ja schon mehrfach die Zahlen zur Lohnentwicklung zwischen den einzelnen Euroländern gepostet. Hier nun weitere Einzelheiten:Torsten hat geschrieben:Lucas Zeise - Keine Angst vor der Notenpresse
Die Realwirtschaft stagniert. Ohne radikalen Schwenk in der Einkommensverteilung bleiben die Aussichten trübe.
http://www.handelsblatt.com/politik/int ... 28352.htmlOder dass die Griechen ihre Ausgaben für öffentliche Angestellte in nur zwölf Jahren verdoppelten. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass man in einem solchen Job dreimal so viel verdienen konnte wie durchschnittlich im privaten Sektor. Kein Wunder auch, dass Griechenland mit seiner maroden Bahn billiger davonkäme, würde es alle Passagiere Taxi fahren lassen und die Bahn dichtmachen. Michael Lewis kommt aus dem Staunen nicht heraus. In Härtejobs konnte ein griechischer Mann lange mit 55 in die üppige Rente gehen – nichts Besonderes. Besonders war, dass es mehr als 6 Berufe schafften, als so hart anerkannt zu werden, darunter Kellner und Radiosprecher.
(...)
Einzelne Daten und Begebenheiten hat man schon mal gehört. Hier sind sie gnadenlos miteinander verwoben und ergeben das Bild einer Gesellschaft, in der die meisten schummelten, so gut sie konnten, Angestellte, Unternehmer, Sparer, Religionsvertreter, der Staat vorneweg. Hätte man etwa alle steuersündigen Ärzte eingesperrt, das Land hätte gar keine Gesundheitsversorgung mehr gehabt.
Seit Jahren und Jahrzehnten fährt die deutsche Exportindustrie Gewinnrekorde ein, und da sagt keiner, dass die Waren ja eigentlich noch billiger werden könnten, und damit noch wettbewerbsfähiger, wenn es neben Lohn- und Gehaltskürzungen auch zu Streichungen an der Gewinnbeteiligung bei den Kapitalgebern käme. Der Grundgedanke ist ein Schwenk in der Verteilung dessen, was eingenommen wird. Wenn du den Unternehmensgewinn geistig ausblendest, warum auch immer, und beim radikalen Schwenk in der Einkommensverteilung sofort an höhere Löhne und Gehälter denkst, warum auch immer .., dann bleibt eben nur eine Verteuerung der Waren. Aber das ist ja nicht gemeint. Es ist das Mantra, was Die Linke predigt: Unternehmens- und Gewinnbeteiligung durch die Arbeitnehmer und dadurch eine Erhöhung/Stärkung der Kaufkraft, was dem Binnenmarkt zugute kommt. Zum Beispiel dem kleinen Handwerksbetrieb mit 5 Angestellten, wo der Chef nicht hundert- oder tausendmal mehr verdient. Sondern wo er (der Chef) bei sich auch mal verzichtet, um seinen Leuten selbst dann ein kleines Weihnachtsgeld zukommen lassen zu können, wenn die Auftragslage besch... aussieht, weil keiner Geld hat.Caviteño hat geschrieben:Ach so - bei einem "radikalen Schwenk" in der Einkommensverteilung sind die Exporte natürlich nicht betroffen, weil die Waren nicht teurer werden.
Das leckgeschlagene Schifflein wird noch eine Weile schwimmen; schließlich kann jederzeit "Geld" generiert werden.
Daraus:
Bis heute gebieten die USA mit 8134 Tonnen über die größten Edelmetallreserven der Welt. Die zweitgrößten nationalen Goldbestände hat Deutschland mit 341 Tonnen.
Schau Dir einfach mal die Geschäftsberichte der exportorientierten Unternehmen an, vergleiche die Summe der Höhe der gezahlten Löhne, Gehälter und der Sozialaufwendungen und vergleiche sie mit der Summe der ausgeschütteten Dividenden.Torsten hat geschrieben:
ganzer Beitrag
Daß die EU-Kommission unter dem Alt-Kommunisten Barroso dem wohlwollend gegenübersteht, muß man nicht besonders erwähnen.Nach "Focus"-Informationen haben sich zudem mehrere Finanzminister darauf verständigt, von Deutschland eine Gegenleistung für dessen aktuelle Zinsvorteile zu verlangen.
Da hast Du natürlich Recht - nur:Raphael hat geschrieben:AFAIK ist bislang noch gar nicht geklärt, wie die offenen Salden aus dem zentralbankinternen Zahlungssystem Target 2 wieder zurückgeführt werden sollen.
Deutschland fährt da ein extrem hohes Risiko: 465 Milliarden Euro Risiken
Es besteht also überhaupt keine Veranlassung, Kompensationszahlungen wegen der niedrigen Zinsen, die Deutschland derzeit am Markt zahlt, zu verlangen!
Der meßbare Konsumeinfluss würde sich vielleicht irgendwo im niedrigen, einstelligen Prozentbereich bewegen. Desweiteren gehen die Konzepte der Linken ja darüber hinaus. Das, was die Belegschaft erarbeitet, und dazu gehören auch Investitionen in bspw. neue Hallen und Maschinen, das gehört ihnen. Und das hört sich auch erst einmal alles logisch und gerecht an. Nur ist es nicht wirklich viel besser, sich selber auszubeuten, als ausgebeutet zu werden. Denn egal wem der Betrieb, die Fabrik gehört, das was dort hergestellt wird, muss sich dem Wettbewerb stellen. Und Wettbewerb heißt nun einmal menschliche Arbeit wegrationalisieren und/oder "Lohnzurückhaltung" üben. Die Folge ist ein immer größerer Sockel der Massenarbeitslosigkeit, ein um sich greifender Niedriglohnsektor und ganz allgemein ein Mangel an Kaufkraft, der zu einer Überschussproduktion führt, die dann mit irgendwelchen Subventionen oder Prämien versucht wird, abzubauen. Es gibt für diesen Widerspruch keine Lösung im Rahmen der Verhältnisse, aus denen er erwächst.Caviteño hat geschrieben: Das dann zu erwartende Ergebnis ist ebenfalls bekannt und fand 1989 statt.
Am Ende der DDR waren die Betriebe verfallen und marode. Aber sie waren nutzlos nur in dem Sinne, dass sie nicht wettbewerbsfähig waren. Das, was da auf uns zukommt, sieht anders aus. Ich bin hin- und hergerissen zwischen starker Beunruhigung und Hoffnung. Und meine Hoffnung ist derart, dass Gott sich erbarmt. Um den erwartbaren Chaos und der Gewalt und dem Elend zu entgehen, müssten wir eine menschliche und kulturelle Revolution leisten, wo ich nicht einmal im Ansatz sehe, wie das möglich sein sollte.http://www.krisis.org/28/crashkurs-fl ... inanzkrise
Die Grenzen dieses Krisenaufschubs sind nun erreicht. Grund zur Freude ist das nicht. Die Folgen werden dramatisch sein. Denn nun entlädt sich das gesamte aufgestaute Krisen und Entwertungspotential der letzten dreißig Jahre mit voller Wucht. Die Politik hat allenfalls Einfluss auf das Tempo und den Verlauf dieses Prozesses. Grundsätzlich aufhalten kann sie ihn nicht. Entweder die billionenschweren „Rettungspakete“ verpuffen und die Krise schlägt mit katastrophalen Folgen auf die „Realwirtschaft“ durch. Oder sie „greifen“ noch einmal und exorbitant steigende Staatsverschuldung wäre das Ergebnis, gefolgt vom nächsten, noch größeren Krisenschub in naher Zukunft.
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Griechen- ... 19161.htmlDie EU fordert eine schriftliche Versicherung von der neuen Führung in Athen, dass das hochverschuldete Land den vereinbarten Sparkurs nicht verlässt.
Von der Verpflichtungserklärung hängt auch ab, ob Griechenland die nächste Rate der Hilfskredite in Höhe von acht Mrd. Euro erhält. Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker hat den Druck auf Griechenland bereits erhöht.
Der Mangel an Kaufkraft wird nicht dadurch behoben, daß Dividenden- bzw. Zinszahlungen eingestellt und diese Beträge den Löhnen zugeschlagen werden. In diesem Fall tritt lediglich eine Umverteilung vom Produktionsfaktor Kapital zum Produktionsfaktor Arbeit ein = Nullsummenspiel.Torsten hat geschrieben:
Die Folge ist ein immer größerer Sockel der Massenarbeitslosigkeit, ein um sich greifender Niedriglohnsektor und ganz allgemein ein Mangel an Kaufkraft, der zu einer Überschussproduktion führt, die dann mit irgendwelchen Subventionen oder Prämien versucht wird, abzubauen.
Wieso, war Maastricht nur per Handschlag?Caviteño hat geschrieben: Ein ziemlich ungewöhnlicher Schritt, eine schriftliche Bestätigung zu verlangen - aber selbst die EU scheint inzwischen aus Schaden klug geworden zu sein.
Wie die brutale Sparpolitik z.B. in Griechenland aussieht, das können wir von hier aus ja nur erahnen: Die großen KrisenopferGerangel auf der Titanic
Von Tomasz Konicz
[...] Bundesbankpräsident Jens Weidemann behauptete laut Financial Times sogar, daß die hohe Zinsbelastung der südeuropäischen Länder wünschenswert sei, um diese zu einer brutalen Sparpolitik zu nötigen: »Du wirst die Krise nicht lösen, wenn du die Anreize zum Handeln für die italienische Regierung reduzierst.« [...] Berlins europäische Partner hätten die »klaffende Lücke zwischen ihren Mühen und Deutschlands Stärke« wahrgenommen, schrieb die New York Times. Das US-Leitmedium ließ zugleich Berlins Bestrebungen kritisieren, »ganz Europa« nach dem deutschen »exportgetriebenen Wirtschaftsmodell« umzuformen, ohne »den Zusammenhang zwischen den eigenen Erfolgen und der ausländischen Verschuldung in Ländern wie Griechenland zu verstehen, die sich verschuldeten, um deutsche Waren zu kaufen«. Nicht jeder könne wie Deutschland sein, hieß es in der New York Times, die »Welt als Ganzes handelt ja nicht mit dem Mond«. [...] Während Berlin die Schuldenkrise zur Festigung der deutschen Dominanz in Europa nutzen will und damit international zunehmend in die Kritik gerät, droht die sich zuspitzende Krisendynamik in der Euro-Zone außer Kontrolle zu geraten. Neben Spanien kamen Mitte vergangener Woche auch Länder des Zentrums der Euro-Zone aufgrund steigender Zinsen unter Druck.