lutherbeck hat geschrieben:... dieses Thema ( gehört bei mir zum Alltag... )
Ja, tut es bei mir auch.
Meine Frau ist auch im Bereich Palliativmedizin tätig, da gehört der Umgang mit dem Tod fast zum Täglichen.
Und da bin ich als Praxismitarbeiter und Ehemann natürlich auch nahe dran. es lässt sich definitiv nicht wegdrücken.
Zudem habe ich früher mal als Sanitäter gearbeitet, und da sind mir ein paar Menschen "unter den Händen" weggestorben.
Das kenne ich also auch, einschließlich der ungeheuren Hilflosigkeit in so einer Situation.
Und Drittens leben wir hier in einem weitgehend atheistischen Umfeld, so dass der christliche Glaube und die Perspektive auf ein ewiges Leben
bei den meisten Menschen - und eben auch Sterbenden - fehlt.
Wie kann man damit leben, ohne zu verzweifeln, oder zynisch zu werden (was hier wohl eine Art Verdrängen wäre) ?
Und: man kann ja nicht angesichts des Todes den Leuten einen Glauben aufdrängen, damit sie nicht in die Hölle kommen ...
Meine Frau beobachtet bei vielen Sterbenden, dass sie auch als Agnostiker doch oft eine Hoffnung auf ein Wiedersehen nach dem Tod haben.
Und, dass auch viele Agnostiker in Frieden sterben.
Kann man das jetzt in einer Art Allversöhnung deuten ? - Nein, ich glaube, das darf man nicht !
Genauso verfehlt wäre ein fatalistisches (und selbstgerechtes ?) - "tja, dann kommen sie eben in die Hölle".
Was ich glaube, ist das, was die Orthodoxen hier immer sagen: "Wir wissen, wo Gott ist, aber nicht, wo Gott nicht ist."
Das nicht als Alibi, sondern als eine starke Hoffnung und tiefe Überzeugung, dass der Ewige auch diese Menschen liebt, und ihnen
niemals,
niemals Unrecht täte.
Und deshalb bei jedem dieser Menschen sieht und beachtet, was sie an Kryptoglauben hatten oder haben.
Glauben zu können ist schließlich zu einem Teil auch Gnade. Und der Ewige sieht das Herz jedes Menschen.
Immer wieder bete ich für die Menschen, die es selber nicht können. Das ist eine ganz wichtige Sache, etwas das zum "Salz sein" unteilbar dazugehört !
Wir, die wir beten können, müssen mehr oder weniger die Welt mit durch-beten. (als eine Form des mit-tragens)
Das ist unsere Verantwortung !
Wie wichtig das Gebet für den anderen ist, habe ich auch für mich selber mehrfach erlebt, wo andere Mitchristen
mich im Gebet mit getragen haben, da wo
ich fest saß. (vielleicht erzähle ich später mal mehr dazu)
Es wird viel mehr im "unsichtbaren Kampf" entschieden als wir ahnen.
Und was machen wir dann mit dem Schmerz und der Trauer, wenn so viele Menschen um uns herum sterben ?
Verdrängen hilft ja nur als Kurzzeit-Maßnahme, und so gibt es eigentlich nur eines, das wirklich hilft: die ganze Not, den Schmerz, die Hilflosigkeit vor Gott werfen. Ja, manchmal wirklich vor Gott "auskotzen"
... das ist eigentlich der einzige Ausweg, wenn man das nicht alles wegdrücken will.
Als mein Vater relativ jung starb, sagte mir mein Vermieter, ein Mennonit, damals einen wichtigen Satz:
Nur Gott kann trösten !
Ganz ernst gemeint trifft das wohl den Punkt.
"Alle eure Sorgen werft auf IHN, denn ER sorgt für Euch", - ganz praktisch.
(über die "kleine Münze", wie das im Alltag aussieht, müssten wir anhand konkreter Fragen weiter reden)