Raimund Josef H. hat geschrieben:
Kürzlich war doch auch mal in einigen Berichten die Rede davon, daß auf den Altären wenigstens immer ein großes Kreuz stehen sollte, so daß auch bei einer Zelebration versus populum auch gleichzeitig ad Dominum zelebriert wird. In dem Fall fände ich auch besser wenn der Priester alle Gebete des Wortgottesdienstes am Altar stehend verrichtet.
Daß der Priestersitz ein genuiner liturgischer Ort sei, ist aus der Tradition des römischen Ritus heraus sicher nicht ganz so gut zu begründen wie die Rückkehr der Lesungen vom Altar an den Ambo. Der Gebrauch der Ambonen ist für den römischen Ritus gut bezeugt und auch nie völlig verschwunden. Teile der Liturgie vom Sitz aus zu zelebrieren war dagegen (zumindest die allermeiste Zeit) ein Vorrecht der Bischöfe (sowie der übrigen Träger der Pontifikalien).
Von daher mag man in diesem Fall tatsächlich darüber diskutieren, ob diese Veränderung legitim und sinnvoll war. Mir scheint sie es zu sein. Warum soll der Priester am Altar stehen, solange dort nichts dargebracht wird? In meinen Augen wird der Altar da zum Buchständer degradiert.
(Es liegt übrigens durchaus auf der allgemeinen Linie der Reform, den Altar noch stärker fürs wirklich Zentrale zu reserverieren und zum Beispiel keine Mitrenkollektionen mehr darauf abzuladen. Daß in der Realität das Bewußtsein für die Würde des Altars weitgehend verlorengegangen ist, sei damit aber nicht bestritten.)
Für die Planung des Kirchenraums bedeutet das allerdings auch, daß der Priestersitz so stehen sollte, daß er zugleich die Hinwendung zum Volk und zum Altar erlaubt. Steht der Sitz ganz traditionell zwischen Altar und Volk an der seitlichen Chorwand, erfüllt er dieses Desiderat übrigens aufs Allertrefflichste. Der Priester kann dort mit (angedeutete) Vierteldrehungen hervorragend deutlich machen, mit wem er gerade spricht - mit dem Volk oder mit dem Herrn.